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RFID-Technologie: Einsatzmöglichkeiten und Grenzen in der Unternehmenslogistik

©2007 Diplomarbeit 68 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, das umfangreiche Spektrum der Einsatzmöglichkeiten der innovativen RFID-Technologie innerhalb der Logistik strukturiert darzustellen. Hierbei wird keineswegs der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Vielmehr soll dem Leser ein Überblick über Einsatzgebiete, Potentiale und Grenzen verschafft werden. Entlang des Weges, den ein Produkt durch ein Unternehmen beim Wertschöpfungsprozess nimmt, werden ganz im Sinne des Flussgedankens der Logistik Anwendungsszenarien entwickelt sowie hemmende Faktoren aufgezeigt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis



1. Einleitung
1
1.
Einleitung
Angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks, dem sich Unternehmen durch
Globalisierung und zunehmende Austauschbarkeit von Produkten weltweit ausgesetzt
sehen, wachsen die Rationalisierungsbemühungen über alle Bereiche hinweg.
Geschäftsprozesse sollen effizienter, schneller, flexibler und vor allem kostengünstiger
gestaltet werden, um langfristig erfolgreich am Markt bestehen zu können.
1
Dies führt
nicht zuletzt zu erhöhten Anforderungen an die logistische Leistungsfähigkeit eines
Unternehmens.
Um der Forderung nach hoher Lieferbereitschaft bei entsprechender Flexibilität, kurzen
Lieferzeiten, ausgeprägter Termintreue und geringen Beständen, einhergehend mit dem
stetigen Bestreben zur Kostensenkung, gerecht werden zu können, ist der Einsatz
innovativer Technologien unerlässlich. Hier hat sich im Bereich der Logistik in den
letzten Jahren vor allem die Radio Frequency Identification, kurz RFID, hervorgetan.
Denn in Anbetracht der enormen Komplexität, die logistische Netzwerke heutzutage
infolge verstärkter Arbeitsteilung aufweisen, gewinnt gerade die echtzeitnahe Erfassung
relevanter Informationen an Bedeutung.
2
Nach einem anfänglichen Hype um diese
Technologie, der mittlerweile abgeflaut ist, beginnt sie sich nun allmählich in Form
ausgereifter logistischer Lösungen in Unternehmen zu etablieren.
3
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, das umfangreiche Spektrum der
Einsatzmöglichkeiten dieser innovativen Technologie innerhalb der Logistik strukturiert
darzustellen. Hierbei wird keineswegs der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
Vielmehr soll dem Leser ein Überblick über Einsatzgebiete, Potentiale und Grenzen
verschafft werden. Entlang des Weges, den ein Produkt durch ein Unternehmen beim
Wertschöpfungsprozess nimmt, werden ganz im Sinne des Flussgedankens der Logistik
Anwendungsszenarien entwickelt sowie hemmende Faktoren aufgezeigt.
4
Auf eine
Bewertung der angeführten Punkte wird verzichtet.
1
Vgl. Jansen, R. (2004), S. 0.
2
Vgl. Kortmann, M. (2006), S. 11.
3
Vgl. Engelhardt-Nowitzki, C. / Lackner, E. (2006), S. VI.
4
Für die Belange dieser Ausarbeitung ist insbesondere die industrielle Produktion von materiellen
Gütern von Relevanz.

1. Einleitung
2
Einführend werden in Kapitel 2. die Grundlagenkenntnisse der beiden Teilgebiete RFID
und Logistik vermittelt, die für eine weitere übergreifende Betrachtung unerlässlich
sind.
5
Die darauf folgende gemeinsame Betrachtung in Kapitel 3., welche den Schwerpunkt
der Arbeit bildet, geht auf den Einsatz der Technologie in den Teilbereichen der
Unternehmenslogistik ein. Zu Beginn wird hier innerhalb der Beschaffungslogistik die
Unterstützung des Wareneingangs und des Lagermanagements thematisiert. In dem die
Produktionslogistik betreffenden Teil der Ausarbeitung liegt der Fokus auf der RFID-
gestützten Materialflussplanung und -steuerung, die das erste Teilkapitel des Abschnitts
zum Inhalt hat. Im zweiten Teilkapitel wird das RFID-Kanabn als Beispiel für ein
dezentrales Steuerungssystem auf RFID-Basis zur Vertiefung herangezogen. Im
Anschluss wird auf die Rationalisierungsmöglichkeiten und Grenzen der Technologie in
der Distributionslogistik eingegangen. Im Speziellen werden die Kommissionierung mit
Funketiketten gekennzeichneter Objekte, der RFID-gestützte Warenausgang, die als
Tracking und Tracing bezeichnete Verfolgung und Dokumentation des Objektflusses
und die Nutzung von RFID im Behältermanagement behandelt. Als stetig an Bedeutung
hinzugewinnendes Fragment der Logistik wird danach die Entsorgungslogistik als
Einsatzgebiet der Transpondertechnologie untersucht.
Da diese Arbeit unter anderem das Ziel verfolgt, die Grenzen der RFID-Technologie
aufzuzeigen, ist es unumgänglich auch auf evtl. Risiken des Einsatzes einzugehen. Dies
soll in Kapitel 4 geschehen. Hierbei wird zum einen die Sicherheit eines RFID-Systems
gegenüber Angriffen und zum anderen die evtl. Bedrohung der Privatsphäre derer, die
mit dem System in Berührung kommen, beleuchtet.
Im fünften und letzten Kapitel werden die Ausführen noch einmal abschließend
zusammengefasst und ein kurzer Ausblick zur zukünftigen Entwicklung der RFID-
Technologie gemacht.
5
Ein gewisses betriebswirtschaftliches Vokabular, vor allem in Bezug auf die Logistik, wird als
bekannt vorausgesetzt. Daher wird sich hier auf die Definition der wesentlichen Begrifflichkeiten
beschränkt.

2.1. Unternehmenslogistik: Definition, Teilbereiche, Aufgaben und Ziele
3
2.
Grundlagen der Unternehmenslogistik und der
RFID-Technologie
2.1. Unternehmenslogistik: Definition, Teilbereiche, Aufgaben und
Ziele
Da diese Arbeit die Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der RFID-Technologie in der
Unternehmenslogistik behandelt, ist es im Vorfeld notwendig eine einheitliche
Begriffsgrundlage zu schaffen. Dazu sollen in diesem Kapitel die erforderlichen
Definitionen erbracht werden. Im Folgenden werden der Begriff der
Unternehmenslogistik sowie ihre Teilbereiche definiert und auf ihre Aufgaben und Ziele
eingegangen.
Unter Unternehmenslogistik wird die marktorientierte Planung, Steuerung, Realisierung
und Kontrolle des gesamten Material- und des dazugehörigen Informationsflusses
zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten, innerhalb des Unternehmens
sowie zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden verstanden.
6
Die generelle Aufgabe der Logistik besteht dabei darin,
das richtige Objekt
zum richtigen Zeitpunkt
in der richtigen Qualität und
der richtigen Menge
am richtigen Ort,
auf wirtschaftliche Art und Weise
bereitzustellen.
7
Bei den Aufgaben der Unternehmenslogistik ist zwischen strategischen, taktischen und
operativen Aufgaben zu unterscheiden. Der Fokus dieser Arbeit soll bei den operativen
Aufgaben liegen, da vor allem in diesem Feld eine Unterstützung durch RFID-
6
Franke, W. / Dangelmeier, W. (2006) , S. 62; Schulte, C. (1999), S. 1.
7
Vgl. Pawellek, G. (2007), S. 25; Ehrmann, H. (2003), S. 25; Krampe, H. Lucke, H.-J. (2006), S. 21.

2.1. Unternehmenslogistik: Definition, Teilbereiche, Aufgaben und Ziele
4
Technologie sinnvoll ist. Das Hauptaugenmerk wird also auf den physischen
Kernleistungen, Transport, Umschlag/Kommissionierung und Lagerung ruhen.
Das Ziel der Logistik besteht in der ganzheitlichen Optimierung der Logistikleistung bei
gleichzeitiger Kostenreduzierung. Die Logistikleistung setzt sich aus den wesentlichen
Komponenten
8
Lieferzeit,
Lieferbereitschaft,
Liefertreue,
Lieferqualität,
Lieferflexibilität und
Informationsbereitschaft
zusammen.
9
Unter den Logistikkosten versteht man hierbei die Steuerungs- und Systemkosten, die
Bestandskosten, die Lagerkosten, die Transportkosten und die Handlingkosten.
10
Auf
deren genaue Bedeutung wird hier allerdings nicht weiter eingegangen, da im Rahmen
dieser Arbeit keine detaillierte Kostenbetrachtung angestellt werden soll.
Um das umfangreiche Feld der Unternehmenslogistik besser überschauen zu können, ist
es hilfreich, es noch einmal zu strukturieren. Dies soll hier anhand der betrieblichen
Basisfunktionen Beschaffung, Produktion und Distribution geschehen. Hinzu kommt
die immer stärker an Bedeutung gewinnende Entsorgungsfunktion. So lässt sich das
logistische Gesamtsystem funktionell in Beschaffungs-, Produktions-, Distributions-
und Entsorgungslogistik gliedern.
11
Die Beschaffungslogistik ist für die Planung, Koordination und Kontrolle der Material-
und Informationsflüsse zwischen Beschaffungsmarkt und Bedarfsträgern innerhalb des
Unternehmens, z.B. der Produktion, zuständig.
12
Sie erfüllt im Wesentlichen die
8
Die genannten Komponenten der Logistikleistung sind mit Ausnahme der Lieferzeit, welche
möglichst gering gehalten werden sollte, alle zu maximieren.
9
Vgl. hierzu Schulte, C. (1999), S. 6 ff. ; Stich, V. / Bruckner, A. (2002), S. 11 f.
10
Vgl. Schulte, C. (1999), S. 8 f.
11
Vgl. hierzu Becker, J. / Rosemann, M. (1993), S. 2 ff.
12
Vgl Sommerer, G. (1994), S. 158.

2.1. Unternehmenslogistik: Definition, Teilbereiche, Aufgaben und Ziele
5
Aufgaben der Warenannahme, Wareneingangskontrolle, Wareneinlagerung und
Lagerverwaltung.
13
Die Produktionslogistik hat den Bereich der Planung, Ausführung und Überwachung
der Material- und Informationsflüsse innerhalb des Produktionssystems zum Inhalt. Sie
ist für die jederzeitige und ausreichende Versorgung der einzelnen Produktionsstufen
mit den benötigten Materialien verantwortlich. Durch die Optimierung der Transport-
wege zwischen den Fertigungsstufen und den jeweiligen Lagern sowie der
dazugehörigen Transportmittel hat sie somit für einen bedarfsgerechten Materialfluss zu
sorgen.
14
,,Die Distributionslogistik stellt das Bindeglied zwischen der Produktion und der
Absatzseite des Unternehmens dar. Sie umfasst alle Lager- und Transportvorgänge von
Waren zum Abnehmer sowie die damit verbundenen Informations-, Steuerungs- und
Kontrolltätigkeiten."
15
Die wichtigsten Problemstellungen der Distributionslogistik
betreffen die Lagerhaltung, Auftragsabwicklung, Kommissionierung und Verpackung,
den Warenausgang und den Transport.
16
Die Entsorgungslogistik ist in die gesamte Unternehmenslogistik eingebettet und sorgt
für den logistisch optimierten Fluss der Reststoffe aus Beschaffung, Produktion und
Distribution sowie der dazugehörigen Informationen.
17
Durch die Rückführung der
angefallenen Abfälle zur Verwertung oder Beseitigung, aber auch durch die
Reduzierung der Entsorgungsgüter ergänzt sie die bisherige versorgungsorientierte
Logistik zu einer Kreislauflogistik.
18
Abbildung 1 gibt einen Überblick über die Teilbereiche der Unternehmenslogistik mit
den sie verbindenden Material-, Reststoff- und Informationsflüssen.
13
Vgl. hierzu Schulte, C. (1999), S.215 f.
14
Vgl. Stich, V. / Bruckner, A. (2002), S. 5.
15
Schulte, C. (1999), S. 371.
16
Vgl. Schulte, C. (1999), 371.
17
Vgl. Beckmann, K. (2007), S. 273.
18
Vgl. Heiserich, O.-E. ( 2002), S. 301 ff.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
6
Abbildung 1: Teilbereiche der Unternehmenslogistik
19
Da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll nicht auf alle
Einsatzmöglichkeiten von RFID-Systemen innerhalb der Logistik eingegangen werden.
Stattdessen werden einzelne RFID-Anwendungen herausgegriffen, die aufgrund ihres
hohen Nutzenpotentials oder ihrer großen Verbreitung von besonderem Interesse sind.
Zunächst soll jedoch mit Kapitel 2.2. ein grundlegendes Verständnis für die
Funktionsweise der RFID-Technologie geschaffen werden.
2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
2.2.1. Bestandteile und Funktionsweise eines RFID-Systems
Der Begriff RFID steht für Radio Frequency Idendification, also die kontaktlose
Identifikation von Objekten per Funk. Anders als bei anderen Auto-ID-Technologien
20
,
wie beispielsweise dem Barcode, ist hier unter anderem eine Identifikation mehrerer
Objekte gleichzeitig (Pulkerfassung), ohne Sichtkontakt und auch auf größere
Entfernungen möglich. Im Folgenden soll kurz erläutert werden, welche Bestandteile
ein System zur automatischen Identifikation mittels RFID benötigt und wie der
Datenaustausch in seinen Grundzügen funktioniert.
19
In Anlehnung an Becker, J. / Rosemann, M. (1993), S. 5 und Stich, V. / Bruckner, A. (2002), S. 28.
20
Zu den Auto-ID-Technologien werden Barcode-Systeme, biometrische Verfahren, Optical Character
Recognition, Chipkarten und RFID gezählt. Vgl. exemplarisch Finkenzeller, K. (2006), S. 2 ff.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
7
Grundsätzlich besteht ein RFID-System aus drei Komponenten: einem Transponder,
einem Lese- bzw. Schreiblesegerät und einem IT-System. Der Transponder, auch Tag
genannt, wird üblicherweise an dem zu identifizierendem Objekt, dem Trägerobjekt,
angebracht. Er besteht aus einem elektronischem Speicherchip und einer Antenne.
21
Auf
dem Chip werden eine eindeutige Identifikationsnummer sowie weitere auf das
Trägerobjekt bezogene Daten gespeichert. Zudem besteht die Möglichkeit, den Tag mit
Sensorik zu koppeln, sodass er beispielsweise seine Umgebungstemperatur misst und
aufzeichnet. Das Lesegerät
22
, welches je nach technischer Ausführung auch in der Lage
ist, Daten auf den Transponder zu schreiben, aktiviert diesen, sobald er in den
Empfangsbereich gelangt. Dazu verfügt es ebenfalls über eine oder mehrere Antennen.
Sowohl die Empfangseinheit als auch der Transponder authentifizieren sich zunächst,
um dann Informationen auszutauschen. Die Datenübertragung geschieht hierbei per
Funk. Um die Daten für die betriebliche Anwendung nutzbar zu machen, auswerten und
archivieren zu können, ist das Lesegerät mit einem IT-System gekoppelt. Dieses verfügt
über eine Software, die auf die spezifischen Anforderungen, die das RFID-System
erfüllen soll, abgestimmt ist. In unten stehender Abbildung sind die einzelnen
Komponenten eines RFID-Systems abgebildet.
Abbildung 2: Komponenten eines RFID-Systems
23
21
Gillert, F. / Hansen, W.-R., (2007), S.145.
22
Die Begriffe Lesegerät oder Reader sollen im Folgenden für die Sende- und Empfangseinheit des
Systems verwendet werden, ungeachtet dessen, ob diese in der Lage ist, einen Transponder auch zu
beschreiben.
23
In Anlehnung an Kleist, R. A. / Chapman, T. A. / Sakai, D. A. / Jarvis, B. S. (2004), S. 26.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
8
2.2.2. Technische Unterscheidungsmerkmale und Klassifizierung von
RFID-Systemen
Um einen Überblick über die möglichen technischen Ausführungen von RFID-
Systemen zu erhalten, sollen diese nun anhand ihrer Unterscheidungsmerkmale
klassifiziert werden.
Als Unterscheidungskriterien kommen die Energieversorgung der Tags, die verwendete
(Sende-)Frequenz, die erzielbaren Kommunikationsreichweiten, die verwendeten
Speicher und die unterschiedlichen Bauformen der Transponder und Lesegeräte in
Frage.
In Bezug auf die Energieversorgung wird zwischen passiven und aktiven Transpondern
differenziert. Passive Transponder beziehen die benötigte Energie aus dem
elektromagnetischen Feld des Lesegeräts. Die Datenübertragung ist somit
energieaufwendiger
24
und die Tags können nur Signale senden, wenn sie sich im
Empfangsbereich eines Readers befinden. Aktive Transponder hingegen verfügen über
eine Batterie zur Spannungsversorgung des Chips. Der entscheidende Nachteil aktiver
Transponder liegt neben den höheren Anschaffungskosten in der begrenzten
Lebensdauer ihrer Batterie.
25
Sie zeichnen sich jedoch vor allem durch eine höhere
Kommunikationsreichweite aus.
26
Man unterscheidet im Hinblick auf die erzielbare Kommunikationsreichweite so
genannte Close-Coupling-Systeme mit einer Reichweite von Null bis einem Zentimeter,
Remote-Coupling-Systeme, die über Entfernungen von mehr als einem Zentimeter bis zu
einem Meter ausgelesen und beschrieben werden können, und Long-Range-Systeme mit
Reichweiten über einem Meter.
27
Die Kommunikationsreichweite hängt vor allem von
der Betriebsfrequenz ab und davon, ob es sich um aktive oder passive Transponder
handelt.
24
Vgl. Fischer, H. (2007), S.83 f.
25
Vgl. Glasmacher, A. (2005), S.26 f.
26
Vgl. Finkenzeller, K. (2006), S.23 f.
27
Vgl. Finkenzeller, K. (2006), S.22 f.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
9
Die verwendeten Betriebsfrequenzen der Lesegeräte und Transponder variieren vom
Niederfrequenzbereich bis hin zu Mikrowellen. Die Frequenzbänder haben einen
Einfluss auf die oben angesprochene Kommunikationsreichweite und die
Lesegeschwindigkeit. Generell kann man sagen: je höher die Frequenz, desto höher die
erreichbare Leseabstand und die Lesegeschwindigkeit.
28
Um Daten auf dem Transponder hinterlegen zu können, verfügt dieser über einen
integrierten Speicher. Hierbei kann es sich um ein einmal oder mehrmals beschreibbares
Medium handeln. Die Größe des Speichers bewegt sich in einer Bandbreite von 1 Bit
bis 512 kBit.
29
Transponder können in unterschiedlichen Bauformen hergestellt werden. An dieser
Stelle seien der Vollständigkeit halber nur einige erwähnt, auf die aber nicht weiter
eingegangen werden soll: Chipkarten, Disks und Münzen, Glasgehäuse, Plastikgehäuse,
Smart Label. Für diese Arbeit sind vor allem die zuletzt genannten Smart Label
relevant. Es handelt sich hierbei um eine Papier- oder Plastikfolie, auf die ein Chip mit
einer Spule, der Antenne, aufgebracht ist. So können diese Transponder z.B. als
Selbstklebeetiketten verwendet werden.
30
Die Bauform der Lesegeräte ist hauptsächlich von der Form und Größe der Antennen
abhängig. Hier ist die Unterscheidung zwischen stationären und mobilen Systemen
sinnvoll. Mobile Reader in Form sog. Handhelds sind kleine, tragbare Geräte mit
eigener Stromversorgung. Antenne und Rechner sind in einem gemeinsamen Gehäuse
integriert. Bei stationären Systemen sind Antenne und Rechner für gewöhnlich räumlich
voneinander getrennt. Die Antennen können dann beispielsweise an Decken oder
Wänden in Form sog. Flachantennen angebracht sein. Eine vor allem für logistische
Anwendungen weit verbreitete Installationsform sind sog. Gates. Um große
Kommunikationsreichweiten und hohe Leseraten bei der Pulkerfassung zu
gewährleisten, werden mehrere Antennen gegenüberliegend, z.B. an den Seiten eines
Tores installiert.
31
28
Vgl. Glasmacher, A. (2005), S. 30.
29
Vgl. Finkenzeller, K. (2006) S. 30.
30
Vgl. hierzu Finkenzeller, K. (2006), S. 20 f.
31
Vgl. hierzu Lampe, M. / Flörkemeier, C. / Haller, S. (2005), S. 72.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
10
Abbildung 3 nimmt eine Klassifizierung von RFID-Systemen anhand der gennanten
Unterscheidungsmerkmale vor.
32
Da mittlerweile alle Systeme pulkfähig sind, wurde
diese Eigenschaft hier nicht aufgegriffen.
Parameter
Niederfrequenz
Hochfrequenz
Ultrahochfrequenz
Mikrowelle
Frequenzbereich
125 ­ 134 kHz
13,56 MHz
868 bzw. 915 MHz 2,45 bzw. 5,8 GHz
Energieversorgung
Passiv
passiv
aktiv/passiv
aktiv/passiv
Speicherkapazität
bis 2 kBit
bis 2 kBit
bis 512 kBit
(aktiv)
bis 512 kBit
(aktiv)
Reichweite
bis 2 m
bis 2 m
bis 100 m
(aktiv)
Bis 300 m
(aktiv)
Typische
Bauformen
Chipkarten, Disks
und Münzen,
Glasgehäuse,
Plastikgehäuse,
Smart Label
Smart Label,
Plastikgehäuse
Smart Label,
Plastikgehäuse
Großformatige
Transponder
Abbildung 3: Klassifizierung von RFID-Systemen
33
Je nach Einsatzgebiet ist auf der Grundlage der unterschiedlichen Anforderungen eine
Entscheidung für eine Technologievariante zu treffen. Bevor jedoch die
Einsatzmöglichkeiten im Detail thematisiert werden, soll zunächst auf die möglichen
Kennzeichnungstiefen bei logistischen Anwendungen eingegangen werden.
2.2.3. Ebenen der Kennzeichnung
In der vorliegenden Arbeit wird anhand ausgewählter Szenarien aufgezeigt, welche
Potentiale die Kennzeichnung logistischer Objekte durch Transponder für die
Unternehmenslogistik birgt und welche Grenzen diesen entgegenstehen. Im Rahmen
dieses Kapitels soll zunächst in aller Kürze der Begriff des logistischen Objekts geklärt
32
Die unterschiedlichen Bauformen von Lesegeräten sollen hier nicht berücksichtigt werden.
33
In enger Anlehnung an o.V. (2007c) und Glasmacher, A. (2005), S. 30.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
11
werden. Im Anschluss wird darauf eingegangen, auf welchen unterschiedlichen Ebenen
eine Kennzeichnung logistischer Objekte per RFID stattfinden kann.
Unter logistischen Objekten werden Sachgüter, insbesondere die Materialien und
Produkte im Industriebetrieb verstanden.
34
Der den Objektfluss begleitende
Informationsfluss soll gesondert betrachtet werden.
35
Im Hinblick auf die Kennzeichnung logistischer Objekte ergeben sich mehrere
Möglichkeiten. Im Rahmen dieser Arbeit soll zwischen Artikel-, Packstück- und
Ladungsträgerebene unterschieden werden.
36
Im Falle der zuerst genannten Kennzeichnung auf Artikelebene, dem sog. Item-Level
37
,
wird der zu identifizierende Artikel selbst mit einem Transponder bestückt. Das heißt
auf der einen Seite, dass jedes einzelne Gut eindeutig identifizierbar ist, zum anderen
allerdings auch, dass sich eine sehr große Menge an Transpondern im Einsatz befindet.
Eine Kennzeichnung auf Item-Level bedeutet somit exakte Daten einhergehend mit
hohen Kosten und einer Flut an zu verarbeitenden Daten aufgrund der Fülle der Tags.
Die Kennzeichnung auf Ladungsträgerebene bildet das Gegenstück hierzu. Hierbei wird
beispielsweise die Palette, die zum Transport der Artikel dient, mit einem Tag
ausgerüstet. Die darauf gespeicherten Informationen mögen zwar auch Auskunft über
ihre Ladung geben, sobald diese jedoch von ihr getrennt wird, ist sie auch nicht mehr
per RFID identifizierbar. Diese Form der Kennzeichnung ist folglich mit niedrigeren
Kosten und einer geringeren zu verarbeitenden Datenmenge verbunden; sie ist jedoch
gleichsam auch in ihren Möglichkeiten, wie die nachfolgenden Kapitel zeigen werden,
weniger vielfältig.
Bei der Kennzeichnung auf Packstückebene wird z.B. auf den Karton, der eine gewisse
Menge von Artikeln beinhaltet, ein Tag aufgebracht. Dies stellt einen Kompromiss der
zwei zuvor genannten Alternativen dar. Etwa in Fällen, wo die Prozesse kein Item-
34
Vgl. Fleischmann, B. (2002), S. A 1-3.
35
Im Folgenden wird der Begriff des (logistischen) Objekts vereinfachend immer dann verwendet,
wenn an der entsprechenden Stelle keine Spezifizierung der Ebene vorgenommen werden soll.
36
Selbstverständlich wären noch andere Kennzeichnungsebenen möglich, z.B. eine noch grobere, die
Ladungsebene. Hier soll sich allerdings auf drei oben genannten beschränkt werden. Vgl. hierzu
exemplarisch Krämer, K. (2002), S. 78.
37
Analog gilt der Begriff Produktebene.

2.2. Grundlagen der RFID-Technologie
12
Tagging erfordern, die Packstücke allerdings bei der Einlagerung von einander getrennt
und ohne die Palette ansonsten nicht mehr ohne weiters identifizierbar sind, ist diese
Variante durchaus zweckmäßig
Abbildung 4 zeigt die erläuterten Ebenen der Kennzeichnung im Vergleich.
Abbildung 4: Kennzeichnungsebenen logistischer Objekte
Welcher Detaillierungsgrad zur Identifikation am sinnvollsten ist, muss von Fall zu Fall
entschieden werden.

3.1. Der Einsatz von RFID in der Beschaffungslogistik
13
3.
Vorstellung ausgewählter Anwendungsgebiete der
RFID-Technologie in den Teilbereichen der
Unternehmenslogistik
3.1. Der Einsatz von RFID in der Beschaffungslogistik
3.1.1. RFID-gestützter Wareneingang
Im nachstehenden Abschnitt sollen ausgewählte Einsatzmöglichkeiten der RFID-
Technologie innerhalb der Beschaffungslogistik vorgestellt werden.
Der Wareneingang bildet die Schnittstelle zwischen den Zulieferern eines
Unternehmens und dem Unternehmen selbst. Er stellt somit den Beginn der
betrieblichen Prozesskette dar. Aus diesem Grunde soll als Erstes auf diesen Sektor der
Beschaffungslogistik eingegangen werden. Zunächst werden die Prozesse, die innerhalb
des Wareneingangs abzuwickeln sind, kurz umrissen, um dann aufzuzeigen, wie RFID-
Technologien bei der Bewältigung der den Wareneingang betreffenden Aufgaben
unterstützend eingesetzt werden können. Im Anschluss werden die Grenzen der
dargelegten Anwendungsszenarien erläutert.
Aufgabe des Wareneingangs ist es, extern beschaffte Güter und Materialien
entgegenzunehmen und für die Versorgung der Produktion bzw. die Einlagerung in ein
Beschaffungslager vorzubereiten.
38
Zudem hat er für die notwendige Dokumentation
und die Weiterleitung der Eingangsdaten zu sorgen.
Trifft eine Lieferung ein, werden Lieferschein und Bestelldaten verglichen. Fällt der
Abgleich positiv aus, wird dem LKW
39
die Entladestelle zugewiesen, an der er seine
Fracht abzuliefern hat. Bereits beim Entladen wird die Sendung auf Fehlmengen oder
Beschädigungen kontrolliert. Außerdem werden Menge und Identität der Waren
38
Vgl. Stichwort ,,Wareneingang" (2004).
39
Alternativ kommen natürlich auch andere Transportmittel in Frage.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2007
ISBN (PDF)
9783958209749
ISBN (Paperback)
9783958204744
Dateigröße
3.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Siegen – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2015 (Dezember)
Note
1,7
Schlagworte
Beschaffungslogistik Lagermanagement Produktionslogistik RFID-Kanban Tracking
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