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Stadt und Individuum bei Emmanuel Bove und Erich Kästner: Eine komparatistische Analyse

©2010 Bachelorarbeit 37 Seiten

Zusammenfassung

Die menschliche Perspektive auf das Großstadtleben fand besonders in der Epoche des Expressionismus große Beachtung in der literarischen Verarbeitung. Auch die dieser Analyse zugrunde liegenden Romane „Mes amis“ und „Fabian“, beide in den 1920er Jahren entstanden, thematisieren die Situation des Individuums im sich neu gestaltenden Großstadtmilieu. Im Zentrum beider Werke stehen sozial isolierte Individuen, die im menschenüberfüllten Großstadtdschungel mit Einsamkeit und Unzugehörigkeitsgefühlen kämpfen. Die beiden Charaktere könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein: Der eine wird durch Armut und soziale Unverträglichkeit an den Rand der Gesellschaft getrieben, der andere ist sowohl beruflich als auch auf zwischenmenschlicher Ebene vermeintlich erfolgreich. So drängt sich die Frage auf, inwiefern der großstädtische Kontext zu ihren jeweiligen Situationen beiträgt. Schafft es allein die Situierung in einer anonymisierten Metropole, die beiden Figuren sozial zu isolieren?
Als theoretische Grundlage dieser Analyse dient Georg Simmels soziologischer Aufsatz „Die Großstadt und das Geistesleben“, eine bahnbrechende und noch immer gültige Untersuchung des Innenlebens von Großstädtern. Es erfolgt eine Aufschlüsselung der psychologischen Gestaltung beider Hauptfiguren: Inwiefern sind ihre Charaktere verantwortlich für ihre Position im sozialen Abseits? Auch wird die Interaktion zwischen Stadt und Individuum untersucht. Der abschließende, fundierte Vergleich der beiden Werke stellt schließlich heraus, ob und in wieweit die Metropole die unterschiedlichsten Charaktere isolieren kann.
Sowohl auf inhaltlicher als auch auf sprachlicher Ebene liefert dieses Buch einen neuen Ansatz zur Analyse des Großstadtromans.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Georg Simmels „Die Großstädte und das Geistesleben“

3. Emmanuel Boves „Mes amis“
3.1 Der Protagonist als isoliertes Individuum: Victor Bâton
3.2 Die Interaktion zwischen Protagonist und Großstadt: Victor Bâton – Paris

4. Erich Kästners „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“
4.1 Der Protagonist als isoliertes Individuum: Jakob Fabian
4.2 Die Interaktion zwischen Protagonist und Großstadt : Fabian – Berlin

5. Abschließender Vergleich

Bibliographie

1. Einleitung

Das Leben im Großstadtmilieu erfreute sich besonders in der Epoche des Expressionismus großer Beliebtheit in der literarischen Verarbeitung. Grund hierfür ist die enorme Ausdehnung urbaner Lebensräume Europas in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, in denen auch die dieser Arbeit zugrundeliegenden Romane entstanden. Die Großstadtdichtung „behandelt die Konflikte, Erlebnisse und Erfahrungen [...] des menschlichen Lebens im rastlosen Strömen der anonymen, unüberschaubaren Welt- und Millionenstädte und ihrem Massencharakter“[1] – Ausgangspunkt ist demnach stets die menschliche Perspektive auf das großstädtische Milieu. Das Individuum im Zentrum des „Großstadtdschungels“ soll auch in dieser Arbeit den Mittelpunkt der Untersuchung bilden, besondere Beachtung erhält hierbei das Attribut der sozialen Isolation, das beiden Protagonisten der hier zu untersuchenden Werke zugesprochen werden kann. Bei diesen Romanen handelt es sich um Emmanuel Boves „Mes amis“[2], der im Paris der 1920er Jahre situiert ist, und Erich Kästners „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“[3], der im Berlin der ausgehenden 1920er Jahre spielt. Während Boves Protagonist Victor Bâton sich im Romanverlauf auf der verzweifelten Suche nach einem Freund befindet und unter hoher Einsamkeit leidet, ist Jakob Fabian in Kästners Roman oberflächlich sehr wohl in sein gesellschaftliches Umfeld integriert, befindet sich schlussendlich jedoch ebenfalls in einem Zustand sozialer Isolation.

Thema dieser komparatistischen Arbeit ist der Vergleich zweier sehr unterschiedlicher literarischer Figuren, die in den Aspekten ihrer Situierung in Metropolen und ihrer sozialen Isolation Parallelen aufweisen. Die Untersuchung ist nach den Werken aufgeteilt, so wird zunächst Boves und im zweiten Schritt Kästners Roman analysiert. Wie es zu diesem sozialen Ausschluss kommt, wie dieser geartet ist und inwiefern die psychologische Gestaltung der Figuren ausschlaggebend für ihre Position außerhalb der gesellschaftlichen Gemeinschaft ist, soll im jeweils ersten Analyseschritt herausgefunden werden. Dieser steht an erster Stelle, da im zweiten Teil der Untersuchung hierauf – wenn nötig – Bezug genommen werden soll.

Der zweite Schritt der Analyse beschäftigt sich mit der städtischen Dimension der Romane, der Darstellung und besonders der Interaktion des jeweiligen Protagonisten mit der ihn umgebenden Großstadt. Hierbei wird Kästners Werk – im Gegensatz zu „Mes amis“ ausdrücklich als Großstadtroman gekennzeichneten – lediglich zu Vergleichszwecken mit Bove herangezogen werden, um Parallelen und Unterschiede zu ergründen.

Als theoretische Grundlage dieser Untersuchung fungiert Georg Simmels soziologischer Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben“[4], worin die psychischen Auswirkungen der großstädtischen Umgebung auf das menschliche Individuum untersucht werden. Seine Thesen sollen im zweiten Analyseteil auf die literarische Umsetzung der Interaktion zwischen Protagonist und Großstadt angewandt werden, um herauszufinden, inwiefern sich realistische und fiktionale Reaktionen auf das Großstadtleben decken. Die Bearbeitung von Simmels Auseinandersetzung wird sich auf den psychologischen Teil reduzieren, da eine Beschäftigung mit den Auswirkungen der Geldwirtschaft auf das großstädtische Individuum, welcher sich der Soziologe ebenfalls widmet, den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

Die gesamte Untersuchung soll sowohl auf inhaltlicher, als auch auf sprachlicher Ebene vonstatten gehen.

Um Redundanzen zu vermeiden, wird der Vergleich der Erkenntnisse mit einem abschließenden Fazit zusammengefasst werden.

Ziel dieser Arbeit ist zunächst ein sorgfältig durchgeführter Vergleich der Aspekte des Protagonisten als isoliertes Individuum und seiner Interaktion mit der jeweiligen Großstadt. Ferner können die Ergebnisse Aufschluss über die These geben, dass zwei derart unterschiedlich gestaltete Protagonisten mit gleichermaßen unterschiedlichen Ausgangssituationen ein gleich geartetes Schicksal des Alleinseins erleiden. Der stadtthematisch bezogene Analyseteil ist besonders durch die Bezugnahme auf den Soziologen Simmel in diesem Kontext von großem Wert.

2. Georg Simmels „Die Großstädte und das Geistesleben“

Der 1900 von dem Soziologen Georg Simmel veröffentlichte Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben“ ist eine „kulturtheoretische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Großstadt in Deutschland“[5] und seinen Auswirkungen auf den Gemütszustand des menschlichen Individuums inmitten seiner urbanen Umgebung[6]. Simmels Forschungsarbeit stellt eine „noch heute zutreffende urbane Wahrnehmungsästhetik“ (Becker 1993: 41) dar, deren nachfolgende Untersuchungen im soziologischen Forschungsbereich Simmels Feststellungen stets bestätigten[7]. Deshalb eignet sich seine Ausführung trotz ihres Entstehungsjahres als theoretische Grundlage für diese Arbeit

„Die Großstädte und das Geistesleben“ widmet sich dem modernen Leben, dessen Schauplatz, so Simmel, die Großstadt darstelle, da sie alle Reize und Gegebenheiten für die Umgestaltung des menschlichen Kampfes mit der Natur liefere: Für den modernen Menschen handle es sich nicht länger um den Erhalt seiner „ leibliche[n] Existenz“ (Simmel 2008: 319), sondern um die Gegenüberstellung von Individuum und Übermacht der Gesellschaft[8]. Grundmotiv des modernen Menschen sei nunmehr „der Widerstand des Subjekts, in einem gesellschaftlich-technischen Mechanismus nivelliert und verbraucht zu werden.“ (ebenda: 319)

Simmels Beobachtung der großstädtischen Mentalität fußt auf der Reizüberflutung, der sich das Individuum ausgesetzt sieht: „Die rasche Zusammendrängung wechselnder Bilder, der schroffe Abstand innerhalb dessen, was man mit einem Blick umfasst, die Unerwartetheit sich aufdrängender Impressionen“ (Simmel 2008: 319f.) forderten eine Anpassung von Geisteshaltung und sinnlicher Wahrnehmung, die sich in einer „ Steigerung des Nervenlebens “ äußere (ebenda: 319). Im Unterschied zum Kleinstädter reagiere der Großstädter mit dem Intellekt, anstatt dem Gemüt[9], auf die sich ihm aufdrängenden Reize. Damit sei „die Reaktion auf jene Erscheinungen in das am wenigsten empfindliche, von den Tiefen der Persönlichkeit am weitesten abstehende psychische Organ verlegt“ und somit eine „seelische Prärogative“ (ebenda: 320) erschaffen, die es dem Großstädter ermögliche, von den für ihn irrelevanten Reizen Abstand zu nehmen, sie nicht mit dem vollen Bewusstsein zu verarbeiten. Dieser sogenannte „intellektualistische“ Umgang mit den mannigfaltigen Nervenreizen, auf die nicht einzeln und adäquat eingegangen werden könne, münde in einer Form der „Blasiertheit“ (ebenda: 323), da die „Nerven so lange zu ihren stärksten Reaktionen“ aufgeregt werden, dass eine „Unfähigkeit, auf neue Reize mit der ihnen angemessenen Energie zu reagieren“, entstehe (ebenda: 323). Diese neue Form der Wahrnehmungsweise wird von Becker als eine „selektierte und deshalb fragmentierte und dissoziierte“ (Becker 1993: 42) bezeichnet. Wichtig ist hierbei die Berücksichtigung des Aspekts eines Schutzmechanismus’, den der Großstädter in Form dieser Blasiertheit entwickle, um sich der „Entwurzelung, mit der die Strömungen und Diskrepanzen seines äußeren Milieus ihn bedrohen,“ (Simmel 2008: 320) zu erwehren.

In ähnlicher Weise verhalte es sich in Hinblick auf den zwischenmenschlichen Umgang der großstädtischen Individuen. Da jeder Großstädter täglich auf eine unüberschaubare Anzahl von Menschen trifft, gewöhne er sich an, auf diese mit der geistigen Haltung der „Reserviertheit“ (ebenda: 325) zu reagieren. Diese dürfe allerdings nicht als eine grundlegende Einstellung der „Gleichgültigkeit“ missverstanden werden, da eine solche „uns ebenso unnatürlich, wie die Verschwommenheit wahlloser gegenseitiger Suggestion unerträglich sei“ (ebenda: 325). Eine „leise Aversion“ als Grundeinstellung fungiere vielmehr als Schutzorgan vor zu großer Anteilnahme an der „äußeren Berührung mit unzähligen Menschen“, die das Individuum „innerlich völlig atomisieren“ (ebenda: 325) würde. Diese innere Reserve gleiche den Faktor der „körperliche[n] Nähe und Enge“ (ebenda: 328) der menschlichen Individuen in Großstädten aus, indem sie eine Distanz herstelle, die wiederum als Grundlage für die persönliche Freiheit eines jeden diene:

Die Reserviertheit mit dem Oberton versteckter Aversion erscheint aber nun wieder als Form oder Gewand eines viel allgemeineren Geisteswesens der Großstadt. Sie gewährt nämlich dem Individuum eine Art und Maß persönlicher Freiheit [...]. In dem Maß, in dem die Gruppe wächst – numerisch, räumlich, an Bedeutung und Lebensinhalten – in eben dem lockert sich ihre unmittelbare Einheit, [...] zugleich gewinnt das Individuum Bewegungsfreiheit. (ebenda: 326)

Als Revers dieses hohen Grades an persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit sei nun das Phänomen der Einsamkeit aufzuführen, da man sich „unter Umständen nirgends so einsam und verlassen fühl[e], als eben in dem großstädtischen Gewühl“ (ebenda: 328). Es sei nun auch diesem höchsten Grad an Unabhängigkeit und der Quantität von Personen in der Großstadt zuzuschreiben, dass sich die Herausbildung und vor allem Offenbarung, Unter-Beweis-Stellung der eigenen Persönlichkeit und Individualität zu neuen Dimensionen aufschwinge:

Tendenziöse Wunderlichkeiten, [wie die] großstädtischen Extravaganzen des Apartseins, der Kaprice, des Pretiösentums, deren Sinn gar nicht mehr in den Inhalten solchen Benehmens, sondern nur in seiner Form des Andersseins, des Sich-Heraushebens und dadurch Bemerklichwerdens liegt – für viele Naturen schließlich noch das einzige Mittel, auf dem Umweg über das Bewusstsein der anderen irgendeine Selbstschätzung und das Bewusstsein, einen Platz auszufüllen, für sich zu retten. (ebenda: 330)

Die lediglich kurzen und seltenen Zusammentreffen von Menschen in der Großstadt forderten eine „pointierte“ (ebenda: 330) Selbstdarstellung, die in ländlichen Gegenden, wo ein „häufiges und langes Zusammenkommen schon für ein unzweideutiges Bild der Persönlichkeit im anderen sorgen“ (ebenda: 330), nicht nötig sei. Dieser Hang zur Exzentrik sei auch der Tatsache zuzuordnen, dass die Großstädte „Schauplätze [einer] über alles Persönliche hinauswachsenden Kultur“ (ebenda: 331) seien, die dem Individuum ein Übermaß an Zerstreuungsmöglichkeiten und organisatorischen, sowie institutionellen Prägungen des Lebens böten[10], in dem jedoch „das Persönlichste [...] ein Äußerstes an Eigenart und Besonderung aufbieten muss [...], um überhaupt noch hörbar, auch für sich selbst, zu werden.“ (ebenda: 331). Dieser Aspekt der „objektiven Kultur“ (ebenda: 331) erinnert an das anfangs beschriebene Phänomen des Nivelliertwerdens von Seiten der Gesellschaft, dem das Individuum zu entgehen sucht.

Georg Simmels Untersuchung bezüglich des Geisteslebens der Großstadtbewohner zeigt demnach, dass aufgrund der in Großstädten auf den Menschen eindringenden Überflutung von Reizen eine selektive Wahrnehmungsform entwickelt wird, die sich in Form einer ,Blasiertheit’ äußert und dafür sorgt, dass sich das Individuum im Großstadtchaos nicht verliert. Im Bezug auf das zwischenmenschliche Miteinander wird ein Pendant zu dieser Blasiertheit entwickelt, von Simmel als ,Reserviertheit’ bezeichnet, die einen von Oberflächlichkeit bis hin zu leichter Aversion geprägten Umgang der städtischen Individuen miteinander zur Folge hat. Diese innere Distanzierung ermöglicht den Individuen als Revers ein in der Kleinstadt unbekanntes Maß an persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit, die sich wiederum in Form von Einsamkeitszuständen auswirken kann, da die „körperliche Nähe und Enge die geistige Distanz erst recht anschaulich macht“ (ebenda: 328). Ferner ist aufgrund eines vornehmlich flüchtigen und kurzen Sozialkontakts eine pointierte Selbstdarstellung notwendig, um die eigene Unterscheidung zu garantieren, was wiederum zu Erscheinungen der Exzentrik führen kann, die viele Großstädter aufweisen. Die in Großstädten aufzufindenden Phänomene einer sogenannten objektiven Kultur sind in derart ausufernder Form vorhanden, dass der persönliche, individuelle Geist darin unterzugehen droht, was das Individuum wiederum antreibe, ein besonderes Maß an Unterscheidungsmerkmalen aufzubieten.

3. Emmanuel Boves „Mes amis“

3.1 Der Protagonist als isoliertes Individuum: Victor Bâton

Boves Romanerstling „Mes amis“ ist in Form der Ich-Erzählung verfasst worden, woraus eine fast ausnahmslose Eigencharakterisierung der Hauptfigur resultiert. Diese Selbstdarstellung ist in den wenigsten Fällen verlässlich, da Bove seinen Protagonisten mit einem Hang zum „Ich-Kult“, „einer narzisstischen Selbstbeobachtung“[11] ausgestattet hat. Dieser äußert sich unter anderem in vermehrt auftretenden selbstidealisierenden Äußerungen, die die eigene Großmut über jegliches Verhältnis hinaus erheben: „Ma bonté est infinie. Pourtant, les gens que j’ai connus n’ont pas su l’apprécier.“ (Bove 1998: 35)

Ferner kann Bâtons Neigung zur übermäßigen Selbstreflexion in einer Kokettierung mit dem eigenen „Schmerz an der Gefühlskälte seiner Umwelt“ (Laux 1989: 21) ausgemacht werden: Bâton ist kein einfach Leidender, er „stilisiert seine Melancholie“ (ebenda: 23) und findet Befriedigung darin, seinen Schmerz künstlich zu verlängern und zu inszenieren, wie die folgenden Textbeispiele deutlich beweisen:

Une minute après, je m’éloignai, complètement abattu. Au lieu de réagir, je tâchai à prolonger ma tristesse. Je m’enfermai en moi-même, me faisant plus petit, plus misérable que je ne le suis. Je trouvai ainsi une consolation à mes misères. (Bove 1998: 43)

Bâton reizt sein Elend aus und versucht explizit, ganz in ihm aufzugehen. Interessant ist der hier angesprochene Aspekt des Aktivwerdens, welches Bâton ausschließt, um stattdessen sein Leid zu verlängern. Der Protagonist fühlt sich zu Hause im Selbstmitleid, Handlungen gegen seinen Schmerz zu unternehmen, liegt seiner Persönlichkeit fern.

Je m’arrêtai, et, m’accoudant sur le parapet, je regardais tristement devant moi. [...] Je n’avais pas l’intention de mourir, mais inspirer de la pitié m’a souvent plu. Dès qu’un passant s’approchait, je me cachais la figure dans les mains et reniflais comme quelqu’un qui a pleuré. (ebenda: 71f.)

In dieser Szene findet die oben erwähnte Inszenierung des eigenen Leides statt, wodurch diesem „das emotionale Moment gleichsam entzogen wie künstlich wieder aufgesetzt“ werde: „das Leiden verliert seine Unmittelbarkeit, seine Ursprünglichkeit, kurz: es korrumpiert.“ (Laux 1989: 21) Signifikant ist besonders der Nebeneffekt, den Bâton seiner Melancholie zuspricht: das Erregen von Aufmerksamkeit.

In dieser Szene zeigen sich gleich zwei der wichtigsten Charakteristika Victor Bâtons: Zunächst der den Bove’schen Helden typische Drang, gerettet zu werden[12], der sich der Möglichkeit eines eigeninitiativen Verhaltens entgegenstellt. Demnach zieht Bâton in Erwägung, durch eine Darstellung des eigenen bemitleidenswerten Zustandes Kontakt zu seinen Mitmenschen herzustellen, anstatt diesen verbal einzuleiten.

Somit ist hier die mangelhafte Fähigkeit zur Kommunikation Bâtons zu erkennen, die Laux als „Autismus“ bezeichnet: „Defizitäre Wahrnehmung bei gleichzeitiger vermehrter Introspektion macht diese Helden zu autistischen Figuren“ (ebenda: 107).

Bâtons Wahrnehmung ist eine eigene, sehr spezielle, die ihm den Zugang zu übergreifenden Strukturen versperrt und ihn somit von seinem sozialen Umfeld abschottet. Mit einem besonders ausgeprägten Blick fürs Detail begegnet Bâton sich selbst und seiner Umwelt, verliert jedoch darüber hinaus den Sinn für das Wesentliche, was Östmann folgendermaßen kommentiert:

La focalisation sur les détails chez Bove peut être considérée comme appartenant à un jeu comique qui crée ses effets à l’aide de l’exagération. Il est également possible de la lire comme une caractéristique du héros et de sa place dans la société. Bâton discerne les petits details du monde qui l’entoure, mais il n’arrive pas à saisir les grandes forces qui dirigent son existence et qui le poussent vers l’échec.[13]

So schafft es Bâton nicht, einzusehen, dass er sich auch aufgrund seiner Arbeitslosigkeit, die er mit seinem vermeintlich schwerwiegenden Kriegsleiden begründet, zum Außenseiter macht. Zwar bemerkt er das hierauf begründete feindselige Verhalten seines Nachbarn: „Un jour, en passant près de moi, [M. Lecoin] a murmuré: ,Fainéant!’“, verkauft seine Arbeitslosigkeit jedoch als Freiheitswunsch: « S’il savait ce que ma petite indépendance me coûte de privations. » und erhebt sich im selben Moment über die arbeitende Bevölkerung: « Pourtant, si M. Lecoin savait comme j’aime les travailleurs, comme leur vie me fait pitié. » (Bove 1998: 19) So weist er sich selbst eine ganz individuelle Position im Gesamtgefüge der Gesellschaft zu und ist zugleich schmerzlich berührt ob seiner Ausgeschlossenheit.

Aufgrund seiner „ganz individuelle[n] Optik“ (Laux 1989: 22) bleibt es Bâton ferner verschlossen, seinen eigenen Platz in der Gesellschaft richtig einzuschätzen, sich in die geltenden sozialen Strukturen einzufügen. Dies gipfelt in einem Verstoß gegen gesellschaftliche Regeln des eigentlich doch so sehr auf Höflichkeit und Grundsätzen des Zusammenlebens bedachten Bâtons[14]. Er verliert sich in der eigenen Imagination und lässt sich von seinen Gefühlen mitreißen, was für ihn die Folgen dieses etwaigen Fehltrittes ausblendet. So gibt er dem spontanen Bedürfnis nach, der Tochter seines Wohltäters und von ihm irrtümlich als möglichen Freund angenommenen Monsieur Lacaze, unangemeldet aufzuwarten, was von ihr als verängstigende Belästigung aufgenommen wird und ein wütendes Auftreten des Vaters zur Konsequenz hat.[15] Die gerade erst gewonnene Verbindung Bâtons zu Lacaze scheitert daran, dass der Protagonist sich von einer unvernünftigen Eingebung übermannen lässt. Signifikant ist die Reaktion Bâtons auf eine erneute, in diesem Falle selbstverschuldete Ablehnung, die sich nicht wie anzunehmen in Reue, sondern in Selbstmitleid äußert:

Je songeais à ma vie triste, sans amis, sans argent. Je ne demandai qu’à aimer, qu’à être comme tout le monde. Ce n’était pourtant pas grand-chose.

Puis, subitement, j’éclatai en sanglots.

Bientôt, je m’apercus que je me forcais à pleurer. (Bove 1998: 114)

Zwar gelangt Bâton an dieser Stelle zu der elementaren Erkenntnis, dass er nicht „comme tout le monde“ ist, dass es sich hierbei jedoch hauptsächlich um pathetisches Lamentieren statt fundierte Selbstreflexion handelt, wird spätestens deutlich, als er nach seinem Tränenausbruch in sein bekanntes Verhaltensmuster der detaillierten, auf sinnliche Wahrnehmungen fokussierten Selbstbeobachtung zurückfällt: „J’eus la sensation désagréable qu’on éprouve quand on s’est lavé la figure et qu’on ne se l’est pas essuyée.“ (ebenda: 114)

Dadurch, dass Bâtons „Außenwahrnehmung gestört ist“ (Laux 1989: 107), scheitert er nicht nur an der Befolgung von Regeln, sondern ebenso an der richtigen Einschätzung seines Gegenübers. Handlungen und Aussagen des Anderen werden über- oder falsch interpretiert. Am Beispiel der Episode um den vermeintlichen Freund und sich später als Betrüger herausstellenden Henri Billard kann diese Schwäche des Protagonisten deutlich gemacht werden. Von dem innigen Wunsch geleitet, in Billard endlich einem Freund begegnet zu sein, interpretiert er dessen Verhalten zu subjektiv und ignoriert die Anzeichen für eine mögliche Unausgeglichenheit, wenn nicht gar Einseitigkeit seiner Zuneigung: „Lui aussi avait sans doute mille choses à me conter, mais, comme moi, il n’osait pas. Sous des apparences rudes, c’était un sensible.“ (Bove: 1998: 44) Diese von Bâton stets auftretende Verhaltensform, die Handlungen seines Gegenübers über zu bewerten wähnt naiv an, kann jedoch auch auf anderem Wege zu erklären sein: Bâtons aus der Einsamkeit entstandene Verzweiflung potenziert sich mit seiner hochgradigen Sensibilität für das Detail zu einem von zu großem Wohlwollen geprägten Umgang mit den Menschen, denen er begegnet. Auch hier bemerkt Bâton vermeintliche Feinheiten, die anderen verschlossen blieben und verliert den objektiven Überblick.

Im Kontrast zu diesem Wohlwollen steht eine strikte, das Verhalten auf mögliche Unaufmerksamkeiten hin untersuchende Beobachtung des Gegenübers. Diese steht in Verbindung zu Bâtons oben bereits beschriebenem Ich-Kult, der ihn selbst zum Maß aller Dinge macht und bei dem der Andere oftmals unterliegt. So zu sehen am Ende des Romans, als Bâton auf den Flussschiffer Neveu trifft, dem er sich aufgrund dessen Suizidwunsches, Armut und Verlassenheit verbunden und zur Ausnahme sogar überlegen fühlt und somit die Position einnehmen kann, die seine frühere Bekanntschaft Billard ihm gegenüber eingenommen hatte. Doch auch hier bleibt der stete Vergleich mit der eigenen Person gegeben, dem Neveu nicht gewachsen ist:

Maintenant il me tutoyait. J’ai remarqué qu’il ne faut pas être familier avec les personnes mal élevées. […] Tout de suite elles s’imaginent être votre égal. […] Pourtant, moi, je n’ai jamais été familier avec quelqu’un qui, m’étant supérieur, se montrait familier avec moi. (ebenda: 76f.)

An dieser Stelle wird jedoch gleichzeitig ein weiterer Aspekt von Bâtons Charakterisierung erleuchtet: der Protagonist widerspricht sich selbst. Wie bereits oben erwähnt, wird auch Bâton im weiteren Romanverlauf die Enge der emotionalen Bindung zu einer ihm sozial überlegenen Frau als zu hoch einschätzen und damit eine Unhöflichkeit begehen. Diese Widersprüchlichkeit stellt ein unterstützendes Argument für die oben angebrachten Thesen dar, nach der Bâtons Eigencharakterisierung nicht verlässlich und seine Wahrnehmung gestört seien.

Signifikant ist Bâtons Schlussfolgerung nach fünf gescheiterten Beziehungsversuchen: Der Protagonist zieht nicht einmal in Erwägung, den Grund für sein Scheitern im zwischenmenschlichen Diskurs in der eigenen Person, im eigenen Verhalten zu suchen: „In seiner phrasenhaften Sandkastenmoral ist das Ich gut, die Welt hingegen schlecht, einziges Resultat seiner gescheiterten Unternehmungen.“ (Laux 1989: 29) Diese Unreflektiertheit des Protagonisten gibt Aufschluss über seinen Intellekt[16], Laux geht sogar soweit, ihn als „vorkritisches, wo nicht reflexartig funktionierendes Subjekt“ zu bezeichnen, ihm eine „kindliche Reaktionsweise“ (ebenda: 116) zuzusprechen. Wie bereits oben angesprochen und durch Laux’ Darstellung unterstrichen, könnte Bâton tatsächlich ein naives Moment zugesprochen werden: seine Gutgläubigkeit ist, möglicherweise aufgrund seiner Naivität, derart ausgeprägt, dass die regelmäßigen Enttäuschungen für ihn besonders tiefgreifend und schmerzvoll, da in keiner Weise erwartet, sind.

Eine weitere Interpretationsweise für Bâtons Verhalten könnte jedoch darin bestehen, sein oftmals selbstverschuldetes Scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen als von ihm intendiert zu betrachten. Wie bereits anfangs dargelegt, gefällt sich der Protagonist in der Rolle des Leidenden, Missverstandenen und nimmt die eigene Person für das Maß aller Dinge. Sollte er nun jemandem begegnen, der es in seinen Augen verdient hätte, ebenfalls in den eigenen Rang aufgenommen zu werden, hätte er sowohl die Folie für sein Selbstmitleid, als auch seine selbsterschaffene Sonderstellung in der Gesellschaft verloren. Spricht man ihm die Attribute leidend und missverstanden ab, hätte Bâton somit seine Persönlichkeit eingebüßt. Seine Lebensstrategie des Selbstmitleids wäre hinfällig und Bâton vermutlich nicht fähig, mit der eigenen Zufriedenheit zu agieren. Demnach könnte geschlussfolgert werden, dass Bâtons Zustand der Isolation selbstgewählt ist. Aufgrund dieser Intention gelingt es dem Protagonisten immer wieder und auf unterschiedlichste Art, den Zustand der Isolation aufrecht zu erhalten.

Zusammenfassend kann demnach Bâtons psychologische Ausgestaltung als Grundlage seiner Isolation angesehen werden, die ihm aufgrund einer narzisstischen Selbstbeobachtung einen objektiven Blick auf seine Umwelt verwehrt. Bâton gefällt sich in der Rolle des Leidenden und genießt das Mitleid, welches ihm seine Situation von Zeit zu Zeit verschafft. Diese Haltung sorgt dafür, dass der Protagonist nicht aktiv gegen sein Elend angeht. Seine mangelhafte Kommunikationsfähigkeit und die fehlende Fähigkeit zur sinnvollen Selbstreflexion lassen ihn zu dem falschen Schluss kommen, dass nicht er, sondern der jeweils andere für das Scheitern seiner zwischenmenschlichen Beziehungen verantwortlich ist. Ob diese falsche Schlussfolgerung Bâtons mangelndem Intellekt, oder seinem Wunsch nach Aufrechterhaltung der eigenen Isolation zuzuschreiben ist, da er sich dem Selbstmitleid zugehörig fühlt, bleibt eine Frage der Interpretation.

3.2 Die Interaktion zwischen Protagonist und Großstadt: Victor Bâton – Paris

Der Alltag des Protagonisten Bâton spielt sich ausschließlich in dem privaten Bereich seines Zimmers und dem öffentlichen Bereich der Pariser Straßen und gastronomischen Einrichtungen ab, da Bâton keinerlei beruflichen Tätigkeit nachgeht und seine Tage damit verbringt, durch Paris zu promenieren.

Obwohl Teil der privaten Dimension ist auch Bâtons Pensionszimmer ein wichtiger Anhaltspunkt für die Analyse, da es den Zustand der Armut, in dem sich der Protagonist befindet, repräsentiert, welcher wiederum einen Teil der Pariser Nachkriegsrealität[17] darstellt: „Boves erster Roman spielt [...] im Elendsviertel des vom Krieg übriggebliebenen nahezu mittellosen Junggesellen.“[18]

Auf sehr detailgetreue Weise beschreibt die Figur ihre Umgebung, was sich bereits im ersten Kapitel in einer differenzierten und unverhüllten Darstellung seines ärmlich eingerichteten Pensionszimmers zeigt:

Le plafond est taché d’humidité: il est si près du toit. Par endroit, il y a de l’air sous le papier-tenture. Mes meubles ressemblent à ceux des brocanteurs, sur les trottoirs. Le tuyau de mon petit poêle est bandé avec un chiffon, comme un genou. En haut de la fenêtre, un store qui ne peut plus server pend de travers. (Bove 1998: 17)

Bâtons Einrichtung ist beschädigt, hat ihre Funktion eingebüßt und scheint vom Trödel zu stammen. Eine Erwähnung der Sonne als eigentliche Bedeutungsträgerin von Wärme und Wohlbefinden wirkt kontrastierend und somit als Verdeutlichung der unbehaglichen Atmosphäre des Raums, da sie lediglich das Vorhandensein von Fliegen und somit eines unhygienischen Zustands illuminiert: „Lorsque le soleil, tout seul dans le ciel, flamboie, il projette sa lumière dorée au milieu de la pièce. Alors, les mouches tracent sur le plancher mille lignes droites.“ (ebenda: 17) Laut Coenen-Mennemeier verdeutliche stets der “äußere Rahmen Situation und Stimmung der Figuren“ Boves. In diesem Fall deute Bâtons „ungastliches“ Zimmer „hin auf Resignation und Verfall. Die Freudlosigkeit eines einsamen Lebens spiegelt sich in der Tristesse der Behausung.“ (Coenen-Mennemeier 2006: 51).

„Mes amis“ beginnt und endet mit der Beschreibung eines gemieteten Zimmers. Bâtons Geschichte schließt ab in einem neu angemieteten, billigen Hotelzimmer[19], in das er hat ziehen müssen, da ihm seine Wohnung gekündigt worden ist. Dieses Zimmer – frei von jeglicher persönlichen Note, da Bâton gezwungen war, seine Möbel zu verkaufen – „[w]as die anfängliche Einsamkeit und Fremdheit womöglich noch potenziert“ (ebenda: 51), rundet die triste Romanhandlung ab. „Die Leere“ des Hotelzimmers „macht die Einsamkeit gleichsam mit Händen greifbar“ (ebenda: 52), Bâton befindet sich noch immer in demselben Zustand der solitude wie zu Beginn des Romans und hat sich lediglich in Hinblick auf seinen sozialen Stand – zum Negativen hin – entwickelt.

Nach dieser, eine Misere darstellenden, Einleitung verlässt Bâton sein Zimmer und widmet sich mit ebenso detailliertem Blick der Beschreibung des von ihm bewohnten quartier Montrouge. Auch hier dominieren Armut und Zerfall das Bild des Pariser Viertels:

J’habite à Montrouge.

Les immeubles neufs de ma rue sentent encore la pierre sciée.

Ma maison, elle, n’est pas neuve. Le plâtre de la facade tombe par morceaux. Des barres d’appui traversent les fenêtres. La toit sert de plafond au dernier étage. [...] L’architecte n’a pas gravé son nom au-dessus du numéro. (Bove 1998: 23)

Durch den Kontrast, den Bâton zwischen dem von ihm bewohnten und den neu errichteten Gebäuden seiner Straße herstellt, degradiert er die eigene Person. Das Fehlen von Dächern weist auf eine rein funktionale Gestaltung der Architektur hin und die Anmerkung, dass der Architekt des Hauses Bâtons sein Werk nicht als sein eigenes markiert habe, unterstreicht den Aspekt einer nicht auf Dekorativem bedachten Bauweise.

Angesichts dieser Grundlage eines verarmten und tristen Umfeldes erweist sich Bâtons Verhältnis zu den „beaux-quartiers“ als besonders signifikant. Die einleitende klare Formulierung „Quand le luxe me fait envie, je vais me promener autour de la Madeleine“ (Bove 1998: 27) verdeutlichen Bâtons Gewohnheit, die ihm vertraute Stadt in Form einer Angebotssituation seinen Neigungen nach zu Nutze zu machen. Die Verwendung der Zeitform des Präsens deutet auf eine Regelmäßigkeit dieser Handlung hin. Der „quartier riche“ bietet Bâton die Möglichkeit, den krassen Gegensatz zur eigenen Wohnsituation für einen begrenzten Zeitraum zu erleben:

Les rues sentent le pavé de bois et le tuyau d’échappement. Le tourbillon qui suit les autobus et les taxis me soufflette la face et les mains. Devant les cafés, les cris que je percois une seconde semblent sortir d’un porte-voix qui tourne. Je contemple les automobiles arrêtées. Les femmes parfument l’air derrière elles. Je ne traverse les boulevards que lorsqu’un agent interrompt la circulation. (ebenda: 27)

Die erneut detaillierte Beschreibung[20], die Bâtons Eindrücke in allen Einzelheiten und von einem subjektiven Standpunkt aus („ me soufflette la face et les mains“, „les cris que je percois“, „ Je contemple les automobiles“) schildert, lässt ein intensives Verhältnis Bâtons mit dem quartier rund um die Madeleine vermuten. Er kennt sich aus, hält sich an Regeln, um nicht aufzufallen („Je ne traverse les boulevards que lorsqu’un agent interrompt la circulation“) und scheint die passive Erfahrung des luxuriösen Lebens in vollen Zügen zu genießen, worauf die häufige Erwähnung sinnlicher Wahrnehmungen („Les rues sentent le pavé de bois“, „Le tourbillon [...] me soufflette la face et les mains “, „les cris que je percois “, „Les femmes parfument l’air“) schließen lässt. Die Passivität dieser Erfahrung ist an dieser Stelle hervorzuheben, da für Protagonist und Leser offensichtlich ist, dass Bâton aufgrund seiner „habits usés“ (ebenda: 27) in einem reichen Viertel Ausgrenzung zu spüren bekommt. Bâton reagiert hierauf mit der geistigen Prärogative der Einbildung: „Je m’imagine que, malgré mes habits usés, les gens [...] me remarquent.“ (Bove 1998: 27) An dieser Stelle wird bereits in das Motiv der Imagination eingeleitet, welches den Fortlauf des dritten Kapitels prägt:

Nur im Konditional der unerfüllbaren Sehnsucht [...] kann [Bâton] es sich im Bois de Boulogne, im Luxus eleganter Hotels, in geschmackvoll eingerichteten „garconnières“ mit schönen Geliebten [...] wohlergehen lassen. (Coenen-Mennemeier 2006: 60)

Dem Ausruf „Ah ! comme je voudrais être riche !“ (Bove 1998: 27) folgt eine ausführliche, ausschließlich im Konditional verfasste, Auflistung von Umständen und Handlungen, die Bâtons Leben prägen würden, wäre er reich. Auch die städtische Dimension ist in seinen Monolog einbezogen:

Le col de fourrure de mon pardessus provoquerait l’admiration, surtout dans les faubourgs. [...] J’aurais une maîtresse [...]. Nous irions [...] prendre l’apéritif à la terrasse du plus grand café de Paris. […] Nous dinerions dans un restaurant où il y a des nappes et des fleurs sur des tiges inégales. […] Le matin, nous irions au Bois, en taxi. [...]Je recevrais ma maîtresse dans une garconnière au rez-de-chaussée d’une maison neuve. (ebenda: 27)

Luxuserscheinungen, die an städtische Gegebenheiten gebunden sind, wie die erwähnte Taxifahrt in den Wald, das Frequentieren von edlen Restaurants und Cafés und das Bewohnen eines Neubaus stellen Indizien dar, anhand derer Bâton sich und seine Umwelt einzuordnen pflegt. Die Öffentlichkeit erscheint an dieser Stelle somit als Orientierungseinheit, das öffentliche Auftreten kann als Statussymbolik verwendet werden. Auffällig ist Bâtons Vorstellung davon, mit seinem „col de fourrure“ Eindruck, vor allem in den „faubourgs“, derer er selbst zugehörig ist, zu machen. In seiner Wunschvorstellung blickt er also auf sein reales Selbst herab. Coenen-Mennemeiers Hinweis, Paris würde lediglich von „seine[r] reiche[n] und glanzvolle[n] Seite präsentiert, [...] um die Irrealisierbarkeit der Protagonistenträume zu unterstreichen.“ (Coenen-Mennemeier 2006: 60) erweist sich hier als passend, muss jedoch an anderer Stelle des Romans widerlegt werden: Im Abschnitt „Monsieur Lacaze“ (Bove 1998: 83) befindet sich Bâton in einem Zustand der Euphorie, der aus seinem Vorhaben resultiert, die Tochter seines Wohltäters Lacaze im Konservatorium abzufangen. Sein Plan und seine Vorfreude auf ein Wiedersehen mit der jungen Frau erfüllen ihn mit Hochstimmung, welche sich in der darauffolgenden Beschreibung der Stadt wiederfinden lässt: „J’errais dans les rues, l’âme joyeuse et vivant seule, sans les yeux. Les parapluies fermés des passants étaient encore luisants. Les trottoirs blanchissaient, le long des murs.“ (ebenda: 111) Die mit Helligkeit und somit positiv konnotierten Lexeme „luisant“ und „blanchir“ unterstreichen die Begeisterung der Hauptfigur. Die Erscheinung der Stadt nach einem Regenschauer fungiert hier als Metaphorik für das Innenleben des Protagonisten, den die Hoffnung auf eine Zusammenkunft mit Mlle Lacaze von einem Zustand der Depression in einen des Enthusiasmus’ versetzt hat. Coenen-Mennemeier kann wiederum insofern zugestimmt werden, dass es sich bei Bâtons Vorhaben um einen kläglich scheiternden und dem Protagonisten erneut seine Grenzen aufweisenden Versuch handelt, einen zwischenmenschlichen Kontakt herzustellen. Dieser resultiert in einem verbalen Angriff des Vaters des Mädchens, nachdem dieses auf Bâtons Annäherungsversuch verschreckt reagiert[21].

Weiterer wichtiger Anhaltspunkt der Analyse ist das wiederholt auftretende Phänomen der Öffentlichkeit als Zufluchtsort für den Protagonisten Pierre Bâton. Wie bereits oben erwähnt, scheint Bâton mit der Stadt Paris eng vertraut und diese ihm wohlbekannt zu sein, was nicht zuletzt darauf zurückgeführt werden könnte, dass dieser seine Tage fast ausschließlich damit verbringt, durch die Straßen von Paris zu spazieren. Die sprachliche Herangehensweise an diese Gewohnheit ist besonders im Hinblick auf die verwendeten Verben aussagekräftig: Bove lässt seinen Protagonisten unter anderem „errer“ (Bove 1998: 71), „flâner“ (51), „se promener“ (41) – wobei letztere aufgrund einer Bâton fehlenden zweiten Option zum Zeitvertreib deutlich euphemistisch anmuten und Bâtons eigene, verschobene Wahrnehmung repräsentieren.

Ein einleuchtendes Beispiel für Bâtons Verhältnis eines Schutzsuchenden zu Paris findet sich in einer Episode, in der der Protagonist beschreibt, wie er der ihm unangenehmen Gegenwart eines ihm benachbarten Liebespaares entflieht:

L’année dernière, des jeunes mariés habitaient la chambre de la crémière. [...] Au bruit de leurs baisers, je devinais s’ils s’embrassaient sur la bouche ou sur la peau.

Pour ne pas les entendre, je traînais dans les rues jusqu’à minuit. (ebenda: 51)

Bâton treibt sich in den Straßen herum und sucht dort die Privatsphäre, die ein eigenes Zimmer in der Regel verkörpert und derer er in diesem Falle durch die Präsenz eines verliebten Paares, die ihm seine Einsamkeit vor Augen führt, beraubt wurde. An dieser Stelle sollte der Begriff der Kompensation eingebracht werden, der auch an weiteren Stellen des Romans eine Rolle spielt. So sind es nicht nur die Straßen, die Bâton einen vermeintlichen Ausweg aus der Einsamkeit verschaffen, ferner betritt er aus kompensatorischen Motiven gastronomische Betriebe, die für einen begrenzten Zeitraum Hort und Refugium darstellen können.[22] Ein treffendes Beispiel für diese Gewohnheit findet sich im Zusammenhang mit Bâtons scheinbarem Freund Henri Billard, auf dessen Wiedersehen Bâton hinfiebert:

Il était trop tôt pour aller chez Billard. [...] Quand on s’assoit, le soir, sur un banc, on fait pitié.

J’entrai donc dans un bar de la place Saint-Michel et, comme d’habitude[23], je commandai un café noir. (Bove 1998: 52)

Dieses Zitat beleuchtet durch die Erwähnung eines Eindrucks der „pitié“, den Bâton bei seinen Mitbürgern in diesem Fall[24] vermeiden möchte, ein zweigleisiges Verhältnis Bâtons zu den Straßen der Hauptstadt. Neben der Beschäftigungs- und Zerstreuungsmöglichkeit und sogar dem Refugium, können sie zugleich auch Schutzlosigkeit repräsentieren und dazu dienen, die „Verlorenheit des Protagonisten zu unterstreichen“ (Coenen-Mennemeier 2006: 59). Diese kann häufig mit der großstädtischen Anonymität in Verbindung gebracht werden, die trotz eines quantitativen Übermaßes an Personen aufgrund fehlender innerer Auseinandersetzung miteinander entsteht. Ein geistiger Vorgang, den Simmel in Form des Begriffs „Reserviertheit“ (Simmel 2008: 325) zusammenfasst. Im Falle Bâtons ist diese Erfahrung aufgrund ihrer Einseitigkeit besonders schmerzhaft für den Protagonisten. Dieser begegnet aufgrund seines dringenden Bedürfnisses nach einem freundschaftlichen Kontakt seiner Umwelt nicht distanziert, er versucht vielmehr, die Öffentlichkeit der Pariser Straßen als Kommunikationsmöglichkeit zu nutzen, wie in folgender Szene erkennbar ist:

Quoique je possédasse des allumettes, je préférais demander du feu à un passant. [...] [Un homme] me tendit sa cigarette. [...]

Longtemps, je songeai à cet inconnu. Je cherchais à deviner ce qu’il pensait de moi et si, lui aussi, faisait les memes reflexions. (Bove 1998: 53)

Ganz ungewöhnlich für einen Großstadtbewohner nach Simmels Auffassung beschäftigt sich Bâton eingehend mit dieser scheinbar flüchtigen, von ihm jedoch erstrebten Begegnung. Seine Intention, das Treiben auf den Straßen zur Behebung seiner – ebenfalls von Simmel als eine großstädtische Erscheinung bezeichnete – Einsamkeit zu verwenden, wird sogar explizit in folgendem Zitat geäußert: „Comme je ne connais personne, j’essaye d’attirer l’attention, dans la rue, car il n’y a que là qu’on puisse me remarquer.“ (ebenda: 75) Bâton entflieht also seinem Zimmer, um auf der anonymisierten Großstadtstraße Kontakte zu knüpfen. Hier begegnet er jedoch passiv dem urbanen Phänomen der „Reserviertheit“.

[...]


[1] Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Kröner Verlag Stuttgart, 2001: 320.

[2] Bove, Emmanuel: Romans. Flammarion, 1998.

[3] Kästner, Erich: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten. Deutscher Taschenbuch Verlag, München: 2009.

[4] Simmel, Georg: Individualismus der modernen Zeit. Und andere Abhandlungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 2008.

[5] Becker, Sabina: Urbanität und Moderne. Studien zur Großstadtwahrnehmung in der deutschen Literatur 1099 – 1930. Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft; Band 39. Werner J. Röhrig Verlag, Saarbrücken: 1993: 41.

[6] Simmels Forschungsarbeit beschäftigt sich außerdem mit den Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation auf das Individuum in Großstädten, die „von jeher die Sitze der Geldwirtschaft gewesen“ (Simmel 2008: 320) seien. Der Aspekt der wirtschaftlichen bzw. finanziellen Dimension wird jedoch in dieser Arbeit ausgeklammert, da an diesem Punkt historische und soziologische Aspekte in solchem Maße ineinanderfließen, dass die hier notwendige eingehende Analyse ersterer den Fokus, der auf der inneren Auseinandersetzung mit dem großstädtischen Leben liegen soll, verschieben würde.

[7] „Die neuere Forschung, so z.B. die Untersuchungen der Sozialpsychologen Willy Hellpach und Stanley Milgram, hat Simmels Reiztheorie bestätigt und inhaltlich nichts von seinem Konzept einer urbanen Wahrnehmungspsychologie zurückgenommen.“ (Becker 1993: 41).

[8] „Die tiefsten Probleme des modernen Lebens quellen aus dem Anspruch des Individuums, die Selbstständigkeit und Eigenart seines Daseins gegen die Übermächte der Gesellschaft [...] zu bewahren – die letzterreichte Umgestaltung des Kampfes mit der Natur, den der primitive Mensch um seine leibliche Existenz zu führen hat.“ (Simmel 2008: 319)

[9] „Daraus wird vor allem der intellektualistische Charakter des großstädtischen Seelenlebens begreiflich, gegenüber dem kleinstädtischen, das vielmehr auf das Gemüt und gefühlsmäßige Beziehungen gestellt ist.“ (Simmel 2008: 320)

[10] „Hier bietet sich in Bauten und Lehranstalten, in den Wundern und Komforts der raumüberwindenden Technik, in den Formungen des Gemeinschaftslebens und in den sichtbaren Institutionen des Staates eine so überwältigende Fülle krystallisierten, unpersönlich gewordenen Geistes, dass die Persönlichkeit sich sozusagen dagegen nicht halten kann.“ (Simmel 2008: 331).

[11] Laux, Thomas: Kompensation und Theatralik. Eine Studie zu Emmanuel Boves frühen Romanen (1924 – 1928). Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main: 1989: 21.

[12] „Boves Helden wollen allesamt, und zwar vom jeweils Anderen, gerettet werden.“ (Laux 1989: 27).

[13] Östmann, Ann-Charlotte: Identification et Distance. Etude de trois romans d’Emmanuel Bove racontés à la première personne. Akademitryck AB, Edsbruk, 2003: 73.

[14] „Pausenlos gibt Bâton ein Konglomerat von Verhaltensregeln, rudimentären Lebensweisheiten, kurz ,Knigge’ zum besten. Er ist ein Ordnungsfanatiker und schätzt ausdrücklich das Regelsystem gesellschaftlicher Ordnungen zur eigenen, problemlosen Orientierungsmöglichkeit [...].“ (Laux 1989: 23).

[15] „Je me dirigeais vers le Palais de Justice, lorsqu’une pensée qui me vint à l’esprit, je ne sais trop comment, me bouleversa. […] Je venais d’avoir eu l’idée d’attendre la fille de M. Lacaze à la sortie du Conservatoire. Je luttai mollement, pendant quelques minutes, contre cette lubie. Ce fut inutile. La perspective de parler à une jeune fille riche avait trop d’attrait. […] Une minute après la jeune fille sortait en courant comme une voyageuse […] Mlle Lacaze, en passant près de moi, me regarda dans les yeux. Sa bouche remua. Elle m’avait reconnu. Pourtant, elle ne me parla pas. […] Le lendemain matin, […] [q]uelqu’un avait frappé si violemment à ma porte que celle-ci avait craqué comme une caisse pleine qui tombe. […] M. Lacaze entra sans ôter son chapeau. […] – Vous êtes un sale individu, dit-il […].” (Bove 1998: 111-114).

[16] Vgl.: „Die Fähigkeit zur differenzierten und kritischen Analyse ihrer Umwelt fehlt ihnen [...]. Dies drückt freilich etwas aus über die intellektuellen Fähigkeiten dieser Helden.“ (Laux 1989: 116).

[17] „Wie in anderen Großstädten war auch in Paris eine rege Zuwanderung zu verzeichnen.“ (Münchhausen, Thankmar von: Paris. Geschichte einer Stadt. Von 1800 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, München: 2007: 384) „Bei der Volkszählung 1921 erreichte die Einwohnerzahl mit 2,9 Millionen den absoluten Höchststand.“ (ebenda: 383) „Die Statistiken wie der Augenschein bestätigten, dass die Metropole krank war. Es mangelte an menschenwürdigen Wohnungen, an Licht und Luft und Grün. Verfallene Viertel wurden zu Krankheitsherden. Der Verkehr verstopfte die Straßen. Für immer mehr Arbeitnehmer dauerte der Weg zum Arbeitsplatz immer länger. Die Versorgungssysteme erwiesen sich als unzureichend.“ (ebenda: 385).

[18] Coenen-Mennemeier, Brigitta : Emmanuel Bove. Peter Land Verlag, Frankfurt am Main, 2006: 61.

[19] Coennen-Mennemeier merkt ferner an, dass „[d]as signifikant häufige Vorkommen von Hotelzimmern [...] Heimatlosigkeit, Fluchtverhalten und Realitätsverlust“ in Boves Romanen symbolisiert (Coenen-Mennemeier 2006: 52).

[20] Die Detailtreue, mit der Bâton sich der Beschreibung des Viertels widmet, widerspricht der Theorie Simmels eines „intellektualistischen Umgangs“ (Simmel 2008: 323) mit den Erfahrungen in der Großstadt. Dass Bâtons Darstellung von zahlreichen sinnlichen Wahrnehmungen unterstrichen ist, zeugt von einem intensiven persönlichen Erleben der Situation – kein Eindruck wird „herausgefiltert“ oder von der Wahrnehmung ausgeschlossen, die eigenen Emotionen spielen bei der Betrachtung der Umwelt eine große Rolle. Bâton verhält sich somit gegenteilig zu der Großstadtsoziologie Simmels.

[21] Siehe S. 9.

[22] Es handelt sich hierbei, wie Coenen-Mennemeier treffend anmerkt um „ausnahmslos schäbige Kneipen, winzige Inseln trister Behaglichkeit und dubioser Kommunikation im Straßenmeer der Einsamkeit“ (2006: 61).

[23] Die hier beschriebene „habitude“ verweist auf Bâtons Armut, die es ihm nicht ermöglicht, etwas anderes als das billigste Getränk auf der Karte zu bestellen. Der „café noir“ dient lediglich zur Legitimation, sich in der „bar“ aufzuhalten, nicht der Bedürfnisbefriedigung. Eine weitere Szene, die diese Haltung präsentiert, findet sich im vorherigen Kapitel: „Bien que je n’eusse pas soif, l’envie de prendre quelque chose me harcelait. [...] Je commandai ce qu’il y a de moins cher: un café nature. – Un grand? me demanda le sommelier. – Non, un petit. (Bove 1998: 49).

[24] An dieser Stelle offenbart der Protagonist einen paradoxen Charakterzug. Wie in Punkt 3.1 festgestellt, genießt Bâton das Mitleid seiner Umgebung, hier möchte er es allerdings nicht erregen. Der Protagonist widerspricht sich also ein weiteres Mal selbst.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (PDF)
9783863416317
ISBN (Paperback)
9783863411312
Dateigröße
232 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg
Erscheinungsdatum
2012 (Februar)
Note
1
Schlagworte
Großstadtroman Stadt Individuum Emmanuel Bove Erich Kästner

Autor

Malena Brandl, 1987 in Osnabrück geboren, widmete sich nach ihrem Abitur dem Studium der Literaturwissenschaften in ihrer Wahlheimat Hamburg. Während des Studiums der Romanischen Philologie und der deutschen Literatur wandte sie sich früh der Komparatistik zu. Daneben zählen zu Brandls Arbeitsschwerpunkten die Narratologie und die innovative Form des Erzählens, Dichtens und Sprechgesangs/Rap.
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Titel: Stadt und Individuum bei Emmanuel Bove und Erich Kästner: Eine komparatistische Analyse
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