Moderne Theorien des Multiversums: Eine Betrachtung ausgehend von David Lewis` Theorie der möglichen Welten
Zusammenfassung
Mit diesen Worten leitet David Lewis eines seiner wichtigsten Werke zu seiner These des modalen Realismus ein, „On the Plurality of worlds“. Der modale Realismus, den David Lewis durch die Annahme existierender möglicher Welten vertritt, soll im modalen Diskurs als Wahrmacher dienen und stellt somit eine semantische Interpretation der modalen Logik dar, die viele Vorteile mit sich bringt. Durch die zentrale These, dass die möglichen Welten, die er annimmt, auch existieren, stößt David Lewis jedoch vor allem auf ein sogenanntes „ungläubiges Staunen“. Denn nach dem modalen Realismus gibt es für jede Weise, wie ein Universum oder eine Welt sein könnte, ein Universum, das genau so ist.
Ausgehend davon sollen nun die genaueren Hintergründe verschiedener Alternativen zu David Lewis` Theorie aufgezeigt werden. Hierzu werden zwei verschiedene Richtungen der Betrachtungsweise eingeschlagen. Als erstes wird eine analytische Betrachtung vorgenommen. Grob kann man hier von zwei verschiedenen Alternativen ausgehen, dem modalen Ersatzismus, in dem die Welten durch „harmlosere“ Entitäten ersetzt werden und dem Fiktionalismus, in dem es gar keine konkreten Entitäten gibt. Auf der anderen Seite wird die physikalische Grundlage von David Lewis` Theorie zu anderen Welten (Multiversen) besprochen. Hier gilt es grob wieder zwei verschiedene Interpretationswege aufzuzeigen, die sogenannte „mögliche Welten - Interpretation der Quantentheorie“ und die mögliche Welten - Theorie der Stringtheorie.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
II.2.) David Lewis` Kritik an der traditionellen Modallogik
Für David Lewis ist jedoch „the friend of boxes and diamonds […] in for a disappointment.“[1] Warum dies so ist führt David Lewis in „On the Plurality of Worlds“ in einigen Beispielen aus, von denen hier nun einige kurz besprochen werden, um besser nachvollziehen zu können, wieso David Lewis` Theorie anders aufgebaut ist.
David Lewis beginnt hier mit der Annahme, dass die angesprochenen modallogischen Formeln Quantoren über Welten darstellen, aus oben genannten semantischen Gründen. Dabei geht er als Beispiel von einer Person H. aus, die vielleicht die Wahl zum Präsidenten hätte gewinnen können, jedoch nicht gewonnen hat. Deshalb gilt die modale Form „möglich x gewinnt“, aber nicht die Form „x gewinnt“. Nun schlägt David Lewis weiter vor einen Diamanten der Standard Modallogik als Quantor über mögliche Welten zu verwenden. Dies bedeutet dann, dass es eine Welt w gibt, in der für H. gilt „x gewinnt“. Wie soll dies nun gehen, wenn H. nicht mal Teil von w ist? Man kann hier annehmen, dass H. nicht Teil der Welt w sein muss, um die modale Form dort zu erfüllen. Es könnte zum einen eine Welt geben in der er den Ausdruck irgendwie in Absentia erfüllt oder annehmen, dass das „möglich“ nicht nur eine Quantifikation über Welten ist, sondern auch über andere-Welten Individuen. Hierbei wird von Counterparts oder Ebenbildern[2] ausgegangen, die den diese-Welten Individuen ähneln, sie jedoch nicht selbst verkörpern. Im zweiten Fall erfüllt also ein Counterpart von H. auf der Welt w „x gewinnt“ und so wird keine Erfüllung des Ausdruckes in Absentia mehr benötigt. Die beiden Varianten stehen hier in keiner Konkurrenz. Das gleiche gilt, wenn man sagt, dass H. den Ausdruck „notwendig ist x ein Mensch“ erfüllt, wenn er keinen nicht-menschlichen Counterpart in irgendeiner Welt hat, wenn man davon ausgeht, dass im Fall der Diamanten und Boxen gilt, dass dasjenige notwendig der Fall ist, was nicht möglicherweise nicht der Fall ist.[3] Diese Beispiele funktionieren jedoch nur, weil sie richtig gewählt wurden. Ein bekanntes Problem für die Diamanten und Schachteln ergibt sich jedoch, wenn man annimmt, dass die Erfüllung H.`s in den modalen Formen etwas mit seiner Existenz zu tun hat. H. erfüllt „notwendig existiert x“ und scheitert daran „möglich x existiert nicht“ zu erfüllen, wenn er keinen Counterpart in irgendeiner Welt w hat, der nicht existiert. Es macht den Anschein, als würde H. „notwendig x existiert“ erfüllen und „möglich x existiert nicht“ nicht erfüllen. Dies ist aber falsch. Das Problem der Annahme der Diamanten und Boxen ist hier, diese mit den generellen Annahmen der modalen Formen in Übereinstimmung zu bekommen.[4]
Für David Lewis hat die alltägliche Sprache modale Ausdrucksweisen, die die Mittel der modalen Standardlogik überschreiten, und deshalb gilt für ihn: „[...] modality is not all diamonds and boxes.“[5] Dabei führt er ein weiteres Beispiel an, das der numerischen Quantifikation. Es könnte hier drei verschiedene Wege geben, wie z.B. ein sprechender Affe spricht, dargestellt anhand von Affen, die sehr verschieden voneinander sind und alle sprechende Affen sind. Hier benötigt man Entitäten über die man quantifiziert. Der modale Vergleich zeigt an dieser Stelle, dass die traditionelle Modallogik überschritten wird. Will man z.B. ausdrücken, dass ein rotes Ding einem orangenen Ding ähnlicher sein kann, als ein rotes Ding einem blauen Ding sein kann, hat man eine Analyse mit farbigen Dingen über mögliche Welten. Dies kann nicht mit der Standard Modallogik ausgedrückt werden, weil die Formeln hier relativ zu einer Welt bewertet werden und dies keinen Raum für Vergleiche über Welten zulässt.[6] Es gibt noch weitere Punkte, die von der Standard Modallogik eher schlecht gelöst werden, wie z.B. die Supervenience.[7] „We have supervenience when there could be no difference of one sort without differences of another sort.“[8] Das Problem hier ist, dass Modalität gebraucht wird, aber nicht der modale Operator. Dies wird dann problematisch, wenn das „könnte“ als Diamant gelesen wird. Der reale Effekt von „könnte“ scheint hier ein unbegrenzter Quantor zu sein, der sich normalerweise an diese-Welt Dingen ausrichtet. Aber entlang aller Welten oder aller Dinge in allen Welten, gibt es keinen Unterschied zwischen einer Sorte ohne einen Unterschied der anderen Sorte (egal ob die Dinge die sich unterscheiden Teil der gleichen Welt sind oder nicht).
Im Folgenden soll nun auf die eigene Theorie von David Lewis`, den modale Realismus und seine möglichen Welten-Theorie eingegangen werden. Um dessen Annahmen und Vorteile genauer zu analysieren, bevor diese mit den alternativen Theorien zu vergleichen ist.
II.3.) David Lewis` Theorie der mögliche Welten und des modalen Realismus
David Lewis sieht die möglichen Welten, wie bereits angedeutet, nun als existierend an. David Lewis` Theorie hierbei, um seine modale Realismus - Ontologie in eine mögliche Welten Semantik umzusetzen, ist die Counterpart - Theorie, wobei er die Zugänglichkeit durch eine Relation über Individuen interpretiert, durch die Counterpart - Relation.[9] Eine Relation an Ähnlichkeitsbeziehungen von Individuen dieser Welt mit anderen Welten-Individuen. Die Counterpart - Analyse hängt nun im genaueren damit zusammen, dass wir in David Lewis` Theorie nur eine Welt in der Menge von raumzeitlich isolierten Welten bewohnen. Nach der Counterpart Analyse von de re - Modalität[10] heißt das Beispiel: „Dass H. die Wahl hätte gewinnen können“, dass es Welten gibt, in denen jemand der H. nun hinreichend ähnelt, die Wahl gewinnt. H. selbst existiert jedoch nur ausnahmslos in unserer aktualen Welt, denn die H.`s in den anderen möglichen Welten sind nur H.`s Counterparts oder auch Stellvertreter. Counterparts oder Stellvertreter bedeutet für David Lewis, bezogen auf das Beispiel Individuen: Dass diese Individuen sind, die H. in der relevanten Sicht hinreichend ähneln. Nach der Counterpart-Theorie von David Lewis ist z.B. H. selbst (in der aktualen Welt) nun identisch zu der mereologischen Summe all seiner Vorgänger und Nachfolger, zeitlich betrachtet, und nicht identisch zu der merologischen Summe all seiner Counterparts.[11]
Die Beziehung zwischen dem Vorderglied und dem Hinterglied eines Konditionals ist in David Lewis` Theorie Kontingent. Durch die Frage danach, was nun unter den-und-den Bedingungen der Fall gewesen wäre oder der Fall wäre, wird das Interesse für alle möglichen Welten, in denen die Bedingungen erfüllt sind, ausgedrückt. Das Interesse besteht nur für die Welten, die unserer sehr ähneln. Die Verallgemeinerung einer kontrafaktischen Aussage „A → B“ heißt demnach (nach einer Analyse von David Lewis), dass in der nächsten möglichen Welt in der A der Fall ist, auch B der Fall ist. Der Ausdruck „nächst mögliche Welt“ oder auch „nächste Welt“ bezeichnet hierbei die Welt unter den A-Welten, die unserer am ähnlichsten ist bzw. am meisten ähnelt. Wenn es nun keine A-Welten gibt, dann ist A→ B immer wahr.[12] Nach David Lewis ist A → B genau dann wahr, wenn entweder A unmöglich ist oder mindestens eine Welt in der A und B beide der Fall sind, unserer aktualen Welt ähnlicher ist als eine Welt in der A, aber nicht B der Fall ist, denn „if some (A-and-C)-world is closer to our world than any (A-and-not-C)-world is, that`s makes the counterfactual true at our world.“[13] Somit ist das Konditional bei mehreren möglichen A-Welten nur wahr, wenn B in ihnen allen wahr ist. Hierbei muss es generell Ähnlichkeitslevel geben, innerhalb dessen es in allen A-Welten auch B gibt. Die Analyse ist hier eher vage, da es von der Gewichtung von Merkmalen, Unterschieden und Gemeinsamkeiten abhängt, wie sehr sich zwei Dinge ähneln.[14] David Lewis sieht an dieser Stelle jedoch keinen Nachteil für seine Theorie oder Analyse.
Hier liegt nun eine Ontologie an real-existierenden alternativen Welten zu Grunde, die gleichzeitig alles darstellen, was in jeweils anderen Welten möglich ist. Dabei existieren die Individuen auch als real und so existiert jedes Individuum nur in einer einzigen Welt. David Lewis sieht es nun als wünschenswert an, die semantische Interpretation nicht von der formalen Notation zu trennen, um die oben genannten Probleme zu vermeiden. Hierzu entwickelt er eine Erweiterung der Standard Prädikatenlogik, die aus vier Prädikaten und acht Postulaten besteht. Dies sind grob aufgeführt das Welten - Prädikat (Wx), das Enhaltensein - Prädikat (Ixy), das Aktualitäts - Prädikat (Ax) und das Counterpart - Pädikat (Cxy).[15] Hiermit können Ausdrücke von der Standard Logik nun in seine eigene mögliche Welten Sprache übersetzt werden.[16] Dabei entsprechen die Axiome der Modallogik nun in David Lewis` Theorie bestimmten Thesen über mögliche Welten. Durch sein Vorgehen kann David Lewis mögliche Welten im Weiteren völlig ohne modales Vokabular bestimmen. Der notwendige Operator wird ein universeller Quantor über mögliche Welten. Weiter sind Quantoren begrenzt durch das Gebiet der Welt (durch Bewertung): Alle Schwäne sind Vögel ist dann wahr, in dem Fall, dass alle Schwäne die eine Welt bewohnen, Vögel sind. Das modale Statement „möglich, dass es blaue Schwäne gibt“ wird dann analysiert als „auf einer möglichen Welt gibt es blaue Schwäne“. Der Möglichkeitsoperator wird hier ein Exitenzquantor über mögliche Welten.[17]
„Notwendig“ und „möglich“ können entweder de dicto auf ganze Sätze angewendet werden oder de re auf die Gegenstände selbst (welche die Wörter bezeichnen).[18] David Lewis Lösung ist es Modalität de re in Termen der Eigenschaften von Counterparts auf anderen möglichen Welten zu untersuchen. Die de dicto Untersuchung hängt bei David Lewis davon ab, welche möglichen Welten es gibt und die de re Untersuchung ist abhängig von der Counterpart – Beziehung. Das der modale Realismus es damit erlaubt Modalität de dicto und de re zu analysieren ist ein wichtiger Bestandteil von David Lewis` Theorie.
„If there are many worlds, and every way that a world could possibly be is a way that some world is, then whenever such-and such is the case, there is some world where such-and-such is the case.“[19]
Die Modalität wird bei David Lewis zur Quantifikation, denn es gibt z.B. möglicherweise blaue Schwäne, wenn in einer Welt w blaue Schwäne sind. Jedoch geht es Lewis nicht nur um die Quantifikation, denn es gilt auch den Satzteil „in w“ näher zu betrachten, der eine Gebietseinschränkung der Quantifikation darstellt. Diese Einschränkung ist Vergleichbar mit der Aussage „in Australien...“ und lässt erst den Umfang der Quantifikation erkennbar werden.[20] Neben der Restriktion (expliziter und impliziter) Quantifikationen schließt der Modifizierer[21] auch noch geeignete Namen ein, wobei die Art wie die Namen hier verliehen werden, nicht nur diese-Welt Dinge betrifft, sondern auch andere - Welt Counterparts dieser. Das Prinzip sagt hier nach David Lewis immer das Gleiche:
„Watever they do, they do it by instructing us, within limits, to take account only of things that are part of a limited domain – the domain of things in australia, or the domain of parts of a certain world.“[22]
Für David Lewis erweisen sich nun die Möglichkeiten als existenzielle Quantifikationen über die Welten, mit Beschränkung der Quantifikationen, und Notwendigkeiten als universelle Quantifikationen. Hierbei ist der Fall „in keiner Welt“ unmöglich und der Fall „in einigen, aber nicht in anderen Welten“ ist kontingent. Nach David Lewis funktionieren Modaloperatoren, wie Orts- und Zeitoperatoren, denn sie verschieben den Bereich von Quantoren. Wenn man nun z.B. sagt, dass (tatsächlich) „nicht E“, dann quantifiziert man nur über Dinge in unserer Welt. Wenn man dagegen z.B. sagt, dass es E geben könnte, dann quantifiziert man über Dinge in anderen Welten und mit Aussagen wie z.B. „in den-und-den Welten gibt es sprechende Esel oder blaue Schwäne“ quantifiziert man über die Bewohner dieser fraglichen Welt.[23]
Zudem gerät der modale Realismus hierdurch in keine primitive Modalität, die die Welten und Individuen in zwei Klassen teilt – in möglich und unmöglich.[24] Für David Lewis ist „möglich“ redundant, weshalb es in seiner Theorie keine unmöglichen Welten und Individuen gibt. Um das bisher erwähnte von David Lewis` Theorie besser verstehen zu können, werden nun die wichtigsten Bestandteile und Definitionen seiner Theorie im Weiteren näher besprochen. Er teilt diese selbst in Kapitel eins in „On the Plurality of Worlds“ wie folgt ein: Isolation, Aktualität, Konkretheit und Fülle.
Isolation
Nach David Lewis gibt es keine raumzeitliche Verbindung zwischen den Welten und/oder den Dingen in den verschiedenen Welten.[25] Zwei Entitäten werden so zum einem Teil ein und derselben Welt, wenn sie (im Gegensatz zu den möglichen Welten untereinander) raumzeitlich miteinander verbunden sind. Somit sind die möglichen Welten in keiner bestimmten Entfernung oder ähnlichem voneinander und zu unserer Welt zu sehen. Da die Welten untereinander aber raumzeitlich isoliert sind, gibt es keinen Weg von einer Welt in eine andere zu gelangen. Nach David Lewis Theorie der möglichen Welten können die Welten somit keine Individuen oder Dinge miteinander gemeinsam haben und es kann zum Beispiel kein Ding auf zwei möglichen Welten sein. Somit ist auch keine Kausalverbindung zwischen den Welten möglich oder zwischen Dingen in verschiedenen Welten[26] und die Welten können sich auch nicht überlappen.
Beim sogenannten „Überlappen“ wird davon ausgegangen, dass es der einfachste Weg ist, es durch Identität zu beschreiben, dass z.B. H. auch Teil einer anderen Welt ist. Vielleicht führt H. also ein Doppelleben in beiden Welten. Die andere mögliche Welt beschreibt ihn hierbei genauso als existierend, wie die aktuale Welt. Nach David Lewis „this leading of double lives is what best deserves to be called `trans - world identity`.“[27] Das Kontroverse hierbei ist der Umgang mit H.`s modalen Eigenschaften. Die Antwort wäre nämlich hier, dass H. diese Eigenschaften hat, indem er einen gemeinsamen Teil zu vielen Welten hat. Hierbei hat er verschiedene Eigenschaften relativ zu verschiedenen Welten, von denen er ein Teil ist.[28] David Lewis Problem hierbei ist es, wie H. nun in einem gemeinsamen Teil verschiedene Eigenschaften in der einen und in der anderen Welt haben kann. H. hat eine gewisse Größe, Form und Zusammensetzung und diese sind intrinsisch zu ihm. Dies ist dann eine Frage der Weise, wie er ist und keine Frage seiner Eigenschaften zu anderen Dingen, die ihn in einer Welt umgeben. Deshalb „netherless trans-world identity, in the sense of overlap of worlds, is to be rejected or rather, is to be rejected as a general theory of representation de re.“[29] Allgemein kann anhand der bisherigen Annahmen auch davon ausgegangen werden, dass andere Welten auch nicht von uns geschaffen werden können, noch von uns gesehen oder gemessen werden können. Nach David Lewis sind „the worlds [...] not our own making“[30], denn da die Welten kausal voneinander isoliert sind, macht nichts außerhalb einer Welt eine Welt und nichts in der Welt macht das Ganze einer Welt. Dies wäre ein unmöglicher Fall von Selbstkausalität. Zwar beschreiben, konzipieren und besprechen wir die möglichen Welten, aber nichts von allem dem, sind die möglichen Welten selber.
Die Verbindung der Konzepte der Aktualität und der Isolation führt grob zu folgender Graphik, die das Schema von David Lewis verdeutlichen soll:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Aktualität
Der Theorie von David Lewis zufolge gibt es nun viele mögliche Welten, jedoch ist nur die Welt auf der sich ein Individuum befindet, für dieses Individuum aktual und die anderen Welten sind für es unaktual. Jede Welt ist zu ihren Teilen aktual. Somit gibt es Aktualität hierbei relativ zu jeder einzelnen der möglichen Welten und dies bedeutet, dass die Aktualität von Lewis indexikalisch[31] zu verstehen ist, denn die Aktualität zeigt hier nur an, auf welcher Welt wir uns befinden bzw. das wir z.B. auf der Welt w sind. Die anderen Welten sind für eine Person auf unserer Welt w unaktual, da sie völlig von uns und auch untereinander völlig isoliert sind. Jede Welt ist also aus der Sicht ihrer Bewohner die wirkliche, aktuale Welt. Die aktuale Welt beschreibt aus der Sicht dieser Welt die Art und Weise, wie die Dinge wirklich passieren.
Konkretheit
“It is natural to characterize modal realism – as Lewis himself sometimes does – as the acceptance of a plurality of concrete world.”[32]
David Lewis sieht allgemein die Definition von konkret und abstrakt als unklar an. Im näheren erwähnt er jedoch vier Wege der Unterscheidung zwischen konkret und abstrakt und prüft diese auf seine Konstruktion der möglichen Welten, wobei sich herausstellt, dass David Lewis` Welten in allen vier Wegen als konkret anzusehen sind. Der erste Weg ist der Weg des Beispiels, nachdem die Welten von David Lewis Teile haben, die pragmatisch konkret sind, wie ein Affe oder ein Proton usw.. Der zweite Weg ist der, der Verschmelzung. Hier sind die Welten partiell, nicht universal und somit sind diese Individuen und keine Sätze. Der dritte Weg ist der Weg der Abstraktion, indem die Welten völlig determiniert sind, in allen qualitativen Aspekten und keine Abstraktion irgendetwas anderen darstellen.[33]
„If one takes the unboundedly many in the most extreme senses involving all possibilities, then indeed we do get a view that all possible worlds exist. This view have been merely historians were it not for […] Davis Lewis.“[34]
Wie Alexander R. Pruss hier beschreibt, sind die möglichen Welten, in David Lewis` Theorie alle als existierend anzusehen (was sich u.a. aus ihrer Konkretheit ableitet). Deshalb stehen auch alle möglichen Welten ontologisch gesehen gleich. Die materielle Realität ist für David Lewis viel reicher als der „commen sense“ dies annimmt, denn alle möglichen Dinge existieren, wenn auch nicht alle in unserer Welt und „Lewis does concede that his theory is not common sense, and he even admits that it contradicts common sense.“[35]
„[...] Lewis`s extreme modal realism then claims that possible worlds are existing physical universes ontologically on par with the universe we in fact inhabit and every possible way for a universe to be is a way, that some universe is.“[36]
Nach dieser Beschreibung sind die möglichen Welten für David Lewis genauso real, wie diese Welt und sind deshalb mit dieser (unserer) Welt auch gleich zu behandeln. So passt jede mögliche Beschreibung einer Welt auf ein reales, konkretes Universum. Ein Unterschied von einer und einer anderen Welt ist deshalb kein kategorischer Unterschied und die Welten unterscheiden sich nicht in ihrer Art und Weise der Existenz.[37] Dies macht den modalen Realismus zu einem Realismus über mögliche Welten. Nach David Lewis Argumentation ist die Aussage, dass nur Dinge dieser Welt w (also der für uns aktualen Welt) existieren, eine eingeschränkte Sichtweise und ein eingegrenztes Sprechen darüber.[38] Dies ist vergleichbar mit der Aussage, dass es kein Bier gibt, bei dem Blick in den Kühlschrank. Dies dient David Lewis als Vergleich, da es zwar natürlich kein Bier mehr im Kühlschrank gibt, jedoch gibt es nicht gar kein Bier mehr auf der ganzen Welt. Wir lassen also Dinge aus, wenn wir über weniger quantifizieren, als da ist. Denn „[...] other-worldly things exist simpliciter, though often it is very sensible to ignore them and quantify restrictedly over our worldmates.“[39]
Fülle
Nach David Lewis Theorie gibt es für jede mögliche Weise, wie eine Welt sein könnte, entsprechend auch eine Welt.[40] Dies stellt David Lewis mit seinem Rekombinationsprinzip sicher. Nach diesem Prinzip kann alles mit allem anderen zusammen existieren und alles mit nichts anderem, soweit es Größe und Form zulassen. Je mehr Individuen und Eigenschaften es also gibt, die man mit dem Rekombinationsprinzip kombinieren kann, desto mehr mögliche Welten kann es auch geben.[41] Beliebige Teile beliebiger Welten können so stets zu einer neuen Welt rekombiniert werden.[42] Hierbei ist im genaueren zwischen dem Rekombinationsprinzip für Eigenschaften und dem für Individuen zu unterscheiden. Nach dem Rekombinationsprinzip gibt es nun für beliebige Dinge aus beliebigen Welten stets eine Welt, die eine Kopie all dieser Dinge enthält und zudem sind Mehrfach-Kopien erlaubt. Somit gibt es eine Welt mit einer Kopie von H. und eine mit zwei und drei usw. Kopien von H. Dabei sollte die Anzahl an H.`s mit jeder Anzahl von z.B. Affen kombinierbar sein. Das Rekombinationsprinzip für Individuen ist hierbei nun wie folgt definiert: Für beliebige Dinge aus beliebigen Welten gibt es eine Welt, die beliebig viele Kopien jener Dinge enthält. Dies ist jedoch noch nicht ganz korrekt, denn es gibt z.B. keine drei Kopien von Stuttgart, aber nur zwei des Stuttgarter-Schlossplatzes in einer Welt, denn jede Kopie von Stuttgart, hat eine Kopie des Schlossgartens als Teil. Weiter wird ein Rekombinationsprinzip für Eigenschaften und Relationen benötigt, da sich sonst über viele Möglichkeiten an Kombinationen nichts aussagen lassen würde. Eigenschaften werden hier auf intrinsische beschränkt, denn ob jemand Vater ist, ist auch abhängig davon, was sonst in einer Welt der Fall ist. Zudem muss die betrachtete Art Eigenschaften insoweit nicht-redundant sein, dass die „Verteilung in einer Welt nicht schon durch die Verteilung einer Teilklasse von ihr bestimmt ist.“[43] Mit fundamentalen Eigenschaften[44] könnte man nach David Lewis` Metaphysik nun sagen, dass ein Rekombinationsprinzip für Eigenschaften, wie folgt aussieht: Für jedes Verteilungsmuster fundamentaler Eigenschaften und Relationen gibt es eine Welt, die dieses Muster instanziiert und eine Welt erfüllt ein Muster, wenn sie den Satz (des Musters) instanziiert.[45] Verteilungsmuster können hierbei als so etwas wie Sätze verstanden werden und diese beschreiben dann, wie fundamentale Eigenschaften und Relationen verteilt sind.[46]
Wenn nun das Rekombinationsprinzip uneingeschränkt gelten soll, dann bilden die Mengen der Welten rein theoretisch gesprochen eine äußere Klasse ohne Kardinalität. Also wann auch immer man es nicht ausschließen kann, dass eine Welt/ ein Universum so-und-so ist, dann muss es auch ein Universum geben, dass so - und - so ist.[47]
In David Lewis` System spricht nun nichts dagegen, dass es Welten geben kann, die raumzeitlich zwar voneinander getrennt sind, die jedoch völlig gleich aussehen. Nach dem Rekombinationsprinzip gibt es sogar für beliebige Dinge aus beliebigen Welten stets eine Welt, die eine Kopie all dieser Dinge enthält.[48] David Lewis spricht an dieser Stelle auch von Kopien und perfekten Kopien oder auch Abbildern. Hierbei ist eine perfekte Kopie ein Gegenstand der dem Original in allen qualitativen und intrinsischen Eigenschaften genau gleich ist. Jedoch gibt es auch andere Eigenschaften, die nicht intrinsisch sind, sondern erst durch die Beziehungen zwischen Dingen zu Stande kommen, wie zum Beispiel ein Preis oder ein bestimmter Ort usw. Somit werden weitere Prinzipien der Rekombination benötigt, wie das oben angesprochene Rekombinationsprinzip für Individuen, welches verrät, was für Dinge mit welchen anderen ko-existieren können, in welcher Anordnung auch immer. Weiter wird zudem ein Rekombinationsprinzip für Eigenschaften und Relationen benötigt, denn auch hier ist eine Beschränkung auf intrinsische Eigenschaften anzutreffen und diese ist nicht redundant.[49]
Man kann konkret über die Möglichkeiten (Possibiles) in den anderen möglichen Welten nichts selbst erfahren, auf Grund der raumzeitlichen Trennung. Nur selbe Eigenschaften können hierbei z.B. in zwei Welten gleichzeitig auftreten. Über fremde Eigenschaften wiederum kann jedoch nichts ausgesagt werden, sie sind uns völlig unbegreiflich. Man kann hier nur etwas über die möglichen Welten erfahren, indem man aus der Sicht des logischen Raumes heraus über sie spricht.[50] Fremde Eigenschaften sind dann definiert als Eigenschaften, die in keinster Weise und in keinem Teil der für uns aktualen Welt realisiert sind. Es sind nun aus dieser Grundlage heraus ganze Welten möglich, die nur Teile beinhalten, die alle nicht mit denen aus der für uns aktualen Welt w vergleichbar sind. So eine Welt wäre dann nach David Lewis nicht nur unaktual, sondern auch als fremd anzusehen.[51] Der Unterschied zwischen der „Fremdheit“ und der „Aktualität“ lässt sich dann folgendermaßen verdeutlichen: H. könnte einen völlig identischen Counterpart H.` auf einer möglichen Welt w` haben, die unserer aktualen Welt w bis in Detail gleicht. Dieser H.` wäre dann zu unseren Welt unaktual, aber er wäre uns (bzw. unserer Welt) nicht fremd, da er z.B. die gleichen Eigenschaften hat, wie der H. auf unserer aktualen Welt w. Wenn H.` jedoch nun zusätzlich eine uns völlig unbekannte Eigenschaft A hätte, dann wäre diese zu unseren aktualen Welt w nicht nur unakutal, sondern auch fremd.
II. 4.) Vorteile des modalen Realismus von David Lewis
Die Vorteile der Theorie von David Lewis ergeben sich nun im Detail daraus, dass mit seiner Theorie Probleme gelöst werden, die mit herkömmlicheren oder anderen Theorien nicht oder nur schlechter gelöst werden können. Hierbei werden im Folgenden nur die wichtigsten Thematiken angesprochen – Das Umgehen des Problems der intrinsischen Eigenschaften, die bessere Bestimmung von wesentlichen Eigenschaften, Der Vorteil der Variabilität und das Lösen des Chrisholm Paradoxes.
Mit der Counterpart – Analyse von David Lewis können nun verschiedenste Probleme im Detail gelöst werden. Eines davon ist das Problem der (ekzidentiellen) intrinsischen Eigenschaften, wobei es zum Beispiel den Ausdruck gibt: „H. hätte drei Beine haben können.“ Ohne die Counterpart – Analyse bedeutet dies (wieder in Kombination mit H.`s Existenz), dass es in einer anderen Welt jemanden gibt, der erstens H. ist und zweitens drei Beine hat. Jedoch erfüllt nur H. selbst die erste Bedingung, aber er erfüllt wiederum die zweite nicht. Nach der Theorie von David Lewis hat jedoch der Counterpart von H. drei Beine und nicht H. selbst.[52] Genauer aufgegriffen wird dieser Vorteil nun von David Lewis in „On the Plurality of Worlds“ in dem Kapitel „Against Overlap“, indem er gegen eine Trans - Welten - Identität argumentiert. Hierbei geht David Lewis von dem Standpunkt aus, dass H. am einfachsten als Teil einer anderen Welt durch Identität repräsentiert wird und „this leading of double lives is what best deserves to be called `trans-world identity`.“[53] Das genannte Beispiel betrifft also das Problem des Überlappens, das bereits angesprochen wurde. Genau, wie im dabei angeführten Beispiel liegt das Hauptproblem nicht im Überlappen selbst, sondern darin, wie Dinge in unterschiedlichen Welten unvereinbare Eigenschaften haben können.[54] Dieses Problem kann David Lewis mit seiner Counterpart – Theorie umgehen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Counterpart-Analyse erklären kann, warum es so schwer ist wesentliche Eigenschaften von den Gegenständen oder Dingen zu bestimmen und warum manche Fragen nach wesentlichen Eigenschaften keine Antwort haben. Dies liegt daran, dass die relevanten Ähnlichkeitsbestimmungen nicht vollständig bestimmt sind. Sprachkonventionen lassen hier des öfteren Fälle offen. Aber wenn der Gegenstand strikt identisch auch in einer anderen Welt existiert, muss dieser jede Eigenschaft eindeutig wesentlich oder eben nicht-wesentlich sein.[55] An dieser Stelle wird kein Platz mehr für Grenzfälle gelassen, jedoch ändern sich die Eigenschaft oder die Eigenschaften, die man als wesentlich betrachtet, abhängig vom Betrachtungskontext. Mit der Counterpart-Theorie kann an dieser Stelle gesagt werden, dass die relevanten Ähnlichkeitsstandards von Kontext zu Kontext eben schwanken, denn „given some contextual guidance, these questions should have sensible answers.“[56] Wenn die essentiellen Eigenschaften dagegen für ein und alle mal feststehen würden, macht man in ein oder dem anderen Kontext jedoch einen Fehler.[57] Somit kann H. in verschiedenen Welten, verschieden repräsentiert sein, denn „there are ways of representing whereby some worlds represent him as an angel. There are ways of representing whereby none do. Your problem is that the right way of representing is determined, or perhaps under-determined, by context – and I supplied no context.“[58]
Zudem bietet die sogenannte Variabilität der Counterpart-Beziehung einen großen Vorteil in David Lewis` Theorie, denn sie erklärt wieso unsere Urteile oft davon abhängen, wie der fragliche Gegenstand herausgegriffen / beschrieben wird. Somit liefert David Lewis` Theorie hier eine Antwort auf die Paradoxien der Koinzidenz.[59] Ein bekanntes Beispiel an dieser Stelle ist, dass aus einem Stück Lehm eine Statue geformt wird. Es wäre nun weiter vorteilhaft, dass die Statue und das Stück Lehm nicht als zwei verschiedene Dinge begriffen werden müssen, denn die Statue wurde ja aus dem Stück Lehm geformt. Wenn man jedoch einfach sagt, dass das Stück Lehm identisch zur Statue ist, dann führt dies zu einem Problem mit den modalen Eigenschaften. Dies liegt daran, dass das Stück Lehm auch völlig anders hätte geformt werden können und das auch die Statue aus einem anderen Material gebaut hätte werden können. Die Counterpart-Beziehung löst das Problem hier wie folgt: Die relative Ähnlichkeitsbeziehung hängt davon ab, wie wir auf das jeweilige Ding Bezug nehmen, ob als die Statue oder das Stück Lehm.[60] Und „thus [is] a significant advantage of EMR […] that it does explicate modality, as long as we are satisfied with counterpart theory or can make identity theory work.“[61]
Weiter kann die Counterpart-Beziehung nicht nur, wie bereits erwähnt, vage und variabel sein, sondern auch asymmetrisch und intransitiv, was das Chrisholmes Paradox löst. Dieses Paradox beschreibt David Lewis, wie folgt:
„Surely the qualitative essence of things allow at least a little bit of leeway – something which is a certain way could have been at least a little bit different – and yet chains of little differences can add up to big differences, so qualitative essence must allow not just a little leeway but a lot.“[62]
Zur Verdeutlichung kann auf das bisherige Beispiel von H. zurückgegriffen werden, der nun als Mensch und nicht als ein Rührei angesehen oder definiert wurde, denn H. kann so gesehen unmöglicher Weise ein Rührei sein. Aber H. könnte rühreiartiger sein, indem er ein kleines bisschen runder und gelber usw. wäre. Und wenn H. rühreiartiger sein könnte, dann könnte er bestimmt noch ein kleines bisschen mehr rühreiartig sein, denn es wäre nicht absurd, dass H. in einer anderen Welt ein kleines bisschen runder und gelber sein könnte. So entsteht immer weiter gesponnen eine Kette die von H. zu einem Rührei führt. Hier kommt die Counterpart-Beziehung wieder ins Spiel, denn dadurch, dass diese intransitiv ist, folgt nicht das H. am Ende doch ein Rührei hätte sein können. Dies liegt daran, dass ein Counterpart oder auch Abbild eines Counterparts von H. nicht direkt selbst auch ein Counterpart von H. sein muss.[63] Denn David Lewis schreibt: „But a Counterpart of a counterpart is not necessarily a counterpart. The counterpart relation works by similarity. Litte differences add up to big differences.“[64]
Im Weiteren werden nun anhand David Lewis` Theorie und dem damit verbundenen Kritikpunkt, des ungläubigen Staunens, Alternativen vorgestellt und mit dem bisherigen verglichen. Diese Alternativen werden in zwei verschiedenen Betrachtungsweisen vorgestellt – der analytischen und der physikalischen. Die analytischen Alternativen werden hierbei eine wichtigere Rolle spielen, weil sie die Ziele verfolgen, welche auch David Lewis mit seiner Theorie bezwecken will. Deshalb wird diese Betrachtungsweise in der Arbeit auch im Folgenden zuerst besprochen. Die Fragestellung im weiteren Abschnitt ist, ob David Lewis` mögliche Welten auch als nicht existierend dargestellt werden können bzw. bezüglich dieses Kontextes anders dargestellt werden können, um das ungläubige Staunen zu vermeiden, ohne dass dabei größere Nachteile entstehen.
[...]
[1] Lewis, 1986, S. 12, Zeile: 20 – 21.
[2] Die Counterpart-Theorie ist, wie später deutlicher gezeigt wird, hierbei die Theorie von David Lewis selbst.
[3] Vgl. Lewis, 1986, S. 9 – 10.
[4] Es gibt an dieser Stelle verschiedene Lösungsvorschläge der traditionellen Modallogik, jedoch scheitern diese nach David Lewis alle. (Vgl. Lewis, 1986, S.10ff.).
[5] Lewis, 12986, S. 13, Zeile 4.
[6] Eine mögliche Lösung des Problems wäre es an dieser Stelle die ursprüngliche vergleichende Relation durch eine ausgefallenere Analyse z.B. in Termen von numerischen Messungen von Graden von Ähnlichkeit und Ungleichheit von diesen Graden zu ersetzten. Jedoch kritisiert David Lewis hier weiter, dass dies nicht die Art und Weise ist, wie es in der alltäglichen Sprache ausgedrückt wird, denn hier werden keine Ähnlichkeitsgrade eingeführt. (Vgl. Lewis, 1986, S. 13 – 14).
[7] David Lewis sieht allgemein die Supervenience (humsche Supervenience) wie folgt: „All there is to the world is a vast mosaic of local matters of particular fast, just one little thing and then another. […] We have a geometry: a system of external relations of spatiotemporal distance between points. Maybe points of spactime itself, maybe point sized bits of matter or ether fields, maybe both. And the points have local qualities: perfectly natural intrinsic properties, which need nothing bigger than a point at which to be instantiated. For short: we have an arrangement of qualities. And that is all. […] All else supervenes on that.” (Lewis, 1999, ix, Zeile: 19 – x, Zeile: 17).
[8] Lewis, 1986, S. 14, 4 – 6.
[9] Im Näheren ist David Lewis Theorie von der von Kripke stark zu unterscheiden, denn Kripke trennt den Quantifiktionsbereich, die Individuen, von seiner semantischen Interpretation, den Welten, während David Lewis der Ansicht ist, dass Kripke eigentlich über Welten quantifiziert und versucht dies zu zeigen und in seiner eigenen Theorie weiter mit den angesprochenen Counterpart-Relationen verfährt. (Vgl. Pokahr, 1998, S.2 – 3).
[10] Modalität kann de dicto und de re untersucht werden, wobei „notwendig“ und „möglich“ entweder de dicto auf ganze Sätze oder de re auf die Gegenstände selbst, welche die Wörter bezeichnen, angewendet werden. (Vgl. Heißler, 2010, S. 30 f.).
[11] Hier wird deutlich, dass die Beziehung von H.`s zeitlichen Teilen viel geordneter ist, als die Beziehung zu seinen Counterparts. Hier geht David Lewis von keinem „Vierdimensionalismus“ aus, indem H.`s gestriger Teil nicht mit seinem heutigen identisch ist und die Counterparts in anderen Welten entsprechen somit auch nicht direkt Vorgängern oder Nachfolgern von H. in anderen Zeiten.
[12] Die Analyse sagt an dieser Stelle jedoch nichts darüber aus was genau ist, wenn der Fall eintritt, dass es die nächste A-Welt nicht gibt, wenn z.B. mehrere A-Welten unserer aktualen Welt genau gleichermaßen ähneln.
[13] Lewis, 1986, S. 22, Zeile: 23 – 25.
[14] Vgl. Schwarz, 2009, S. 53 – 54.
[15] Vgl. Pokahr, 1998, S.3.
[16] So erhält man z.B. bezüglich der Existenz, die durch den Existenzquantor [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]formuliert ist: „[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]und [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]“ dies bedeutet so viel wie „x existiert nicht und es ist möglich, dass x existiert“. Nach David Lewis erhält man daraus folgende Übersetzung nach seiner möglichen Welten – Theorie: „ [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]und Cxx2 und [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]“ die Counterpart-Theorie fordert hier, damit die Existenz von x möglich ist, dass es eine Welt gibt, in der ein Counterpart von x existiert. (Vgl. Pokahr, 1998, S.7).
[17] Vgl. Bricker, David Lewis, S. 3 – 4.
[18] Vgl. Heißler, 2010, S. 29.
[19] Lewis, 1986, S.5, Zeile 20 – 23.
[20] Diese Modifikationen haben noch verschiedene andere Effekte, denn sie beeinflussen auch die Interpretation von Ausdrücken, die nicht auf den ersten Blick als Quantoren auszumachen sind, aber in der Analyse als solche ausgemacht werden können. Bestimmte Beschreibungen und singuläre Terme, wie abstrakte Klassen, plurale Superlative usw. sind hierdurch definierbar.
[21] Modifizierer, die David Lewis als „modifier“ bezeichnet, sind Ausdrücke wie „auf w“ („at w“).
[22] Lewis, 1986, S.6, Zeile 23 – 25.
[23] Vgl. Schwarz, 2009, S. 50.
[24] Primitive Modalität ist nach David Lewis als Nachteil anzusehen. Er sieht zum einen die Wirtschaftlichkeit von der Bewertung von metaphysischen Theorien ontologisch und ideologisch als wichtigen Faktor an und wenn man primitive Modalität akzeptiert, bedeutet dies, dass man eine schwere ideologische Verpflichtung eingeht, die gegen die Annahme der Wirtschaftlichkeit verstößt. Zum anderen sind primitive Notationen (auch unanalysiert) nicht zu verstehen, weshalb eine Theorie mit solchen Notationen sehr mysteriös wirkt. (Vgl. Bricker, D.Lewis, S.6).
[25] Vgl. Lewis, 1986, S.: 1 – 2.
[26] Die einzigen Dinge, die wir kausal beeinflussen können oder die kausalen Einfluss auf uns haben können, sind Dinge in unserer eigenen möglichen Welt. Dasselbe gilt für den Rahmen jeder möglichen Welt, das einzige, dass also ein Ding in der Welt w` kausal beeinflussen kann ist ein anderes Ding in der Welt w`, aber kann kein Ding z.B. aus der Welt w`` oder w``` sein. Somit verursachen Ereignisse in einer Welt nie Ereignisse einer anderen Welt.
[27] Lewis, 1986, S.198, Zeile 30 – 31.
[28] Vgl. Lewis, 1986, S.198 – 199.
[29] Lewis, 1986, S.199, Zeile 8 – 9.
[30] Lewis, 1986, S.3, Zeile: 15.
[31] Diese indexikalische Betrachtung des Aktualitätsbegriff, die uns angibt in welcher Welt wir uns befinden, ist also Vergleichbar mit der Frage, welche Zeit es „jetzt“ ist, denn der Begriff gibt uns grob ausgedrückt an „wo“ wir uns befinden. (Vgl. Nolan, 2005, S.56 – 57).
[32] Bricker, D.Lewis, S.9, Zeile: 1 – 2.
[33] Vgl. Lewis, S.82 – 84 & Bricker, D.Lewis, S.9.
[34] Pruss, 2011, S.24, Zeile: 3 – 7.
[35] Nolan, 2005, S.57, Zeile: 20 – 21.
[36] Pruss, 2011, S.63, Zeile: 6 – 9.
[37] Vgl. Lewis, 1986, S. 92ff.
[38] An dieser Stelle gilt es noch zu erwähnen, dass David Lewis zwischen Exitenz und Aktualität unterscheidet und daraus sehr viele Vorteile ziehen kann, denn „Lewis distinguishes between actuality and existence, and can say that although it is intelligible that two completely disconnected space-times exist, it is unintelligible that they be both actual.“ (Pruss, 2011, s.89, Zeile: 13 – 15).
[39] Lewis, 1986, S.3, Zeile: 8 – 10.
[40] Hierbei wird auch sichergestellt, dass Lücken im logischen Raum vermieden werden. Der logische Raum lässt sich dabei vereinfacht wie folgt betrachten: Der logische Raum bildet alle möglichen Welten ab, jedoch sind diese hier nicht aus einer Welt w zu betrachten, sondern von „außerhalb“ und somit wären hier alle möglichen Welten als gleich aktual zu betrachten. Hier findet also die Betrachtung nicht aus einer spezifischen Welt heraus statt, sondern aus logischer Sicht. Die Welten können also im logischen Raum in Verbindung gebracht werden, im Gegensatz zum raumzeitlichen Raum. (Vgl. Heißler, 2010, S.23).
[41] Im genaueren arbeitet David Lewis hier mit dem Prinzip der axiomatischen Mengenlehre. In der Mengenlehre wird allgemein über Objekte und ihre Zusammensetzung gesprochen. Hierbei sind Mengen und Klassen von besonderer Bedeutung und bestimmte Axiome regeln, dass eine bestimmte Klasse auch eine Menge ist. Alle Mengen sind hierbei Klassen, jedoch gilt dies nicht immer andersherum. Hierbei ist eine Menge ursprünglich nach Cantor (1895) definiert als eine Zusammenfassung M von bestimmten unterscheidbaren Objekten in unserem Denken zu einem Ganzen. (Vgl. Meyling, 2011, S.9 – 10).
[42] Hierbei sind notwendige Beziehungen zwischen distinkten Eigenschaften verboten.
[43] Schwarz, 2009, S.47, Zeile: 15 – 17.
[44] Fundamentale Eigenschaften sind bei David Lewis als völlig natürliche Eigenschaften zu definieren.
[45] Vgl. Schwarz, 2009, S.47.
[46] Ein Beispiel für ein solches Muster könnte[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gelten, das von einer Welt instanziiert wird, wenn die diesen Satz erfüllt. (Vgl. Schwarz, 2009, S.47).
[47] Es ist hierbei noch zu erwähnen, dass David Lewis selbst insgesamt gegenüber dem Rekombinationsprinzip von Eigenschaften weniger zuversichtig war, als bei dem von Individuen.
[48] Hier sind nach dem System von David Lewis auch Mehrfachkopien von Welten oder Dingen in Welten erlaubt sind und somit auch nicht auszuschließen sind.
[49] Vgl. Schwarz, 2009, S. 48 – 49.
[50] Hierbei kann zwar grundlegend über die Unbegreiflichkeit der anderen Welten oder Eigenschaften gesprochen werden, doch auch dies macht sie nie in einem erfahrbaren Wege für uns zugänglich.
[51] Vgl. Heißler, 2010, S. 23 – 24.
[52] Vgl. Lewis, 1986, S. 26 -27 & Vgl. Schwarz, 2009, S. 57 – 58.
[53] Lewis, 1986, S. 198, Zeile: 30 – 31.
[54] Vgl. Lewis, 1986, S. 199 ff.
[55] Als Beispiel sind hier entweder alle Gegenstände in der gleichen Fabrik gefertigt oder haben die gleiche Farbe oder sind dies nicht bzw. haben nicht die gleiche Farbe.
[56] Lewis, 1986, S. 251, Zeile: 24 – 25.
[57] Hieraus folgt aber nicht, dass die modalen Eigenschaften nicht objektiv sind, wie dies zum Beispiel Uxe Meixner annimmt, denn David Lewis ist gegenüber den Schwankungen der Counterpartbeziehungen selbst liberal eingestellt. (Vgl. Schwarz, 2009, S. 58).
[58] Lewis, 1986, S. 251, Zeile: 26 – 29.
[59] Vgl. Schwarz, 2009, S. 59 f. & Lewis, 1986, S. 248 f.
[60] Alesander Pruss leitet dieses Ergebnis sogar indirekt aus der Leibniz – Argumentation her, da der Grundgedanke dahintersteht, dass jedes Individuum nur in einer Welt existiert und hieraus lässt sich schlussfolgern, dass Eigenschaften essentiell sind. (Vgl. Pruss, 2011, S. 66 f.).
[61] Pruss, 2011, S. 82, Zeile: 4 – 6.
[62] Lewis, 1986, S. 243, Zeile: 25 – 28.
[63] David Lewis verwendet diesen Vorteil der Counterpart – Theorie im eigentlichen Sinne in einer Argumentation gegen den Haeccitismus, denn „someone does need it: the extreme heacceitist. Not that he needs it as a defence against the argument of Chrisholm`s paradox – on the contrary, he accepts the argument!“ (Lewis, 1986, S. 247, Zeile: 19 – 21).
[64] Lewis, 1986, S. 246, Zeile: 4 – 6.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2012
- ISBN (PDF)
- 9783955496050
- ISBN (Paperback)
- 9783955491055
- Dateigröße
- 855 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Modallogik Modaler Ersatzismus Fiktionalismus Quantenmechanik Stringtheorie