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Väterliche Autoritäten im Werk Thomas Bernhards und Franz Kafkas

©2009 Bachelorarbeit 48 Seiten

Zusammenfassung

Diese Studie betrachtet „Das Urteil“ von Franz Kafka und „Der Keller“ von Thomas Bernhard unter dem Gesichtspunkt der Verarbeitung individueller Erlebnisse durch die Literatur. Es wird die These aufgestellt, dass beide Autoren Literatur produziert haben, um über ihre väterlichen Bezugspersonen und ihr persönliches Verhältnis zu ihnen zu reflektieren. Bei der Untersuchung der Darstellung väterlicher Autorität in literarischen Werken werden drei Kriterien in den Fokus gerückt. Zunächst wird untersucht, wie die erlebte Autorität dargestellt wird. Danach wird sich der Frage zugewandt, wie das Erlebte verarbeitet wird, insbesondere inwiefern eine Zuweisung von Schuld an die Autoritäten erfolgt und ob diese Schuldzuweisungen berechtigt sind. Als letzter Punkt wird die Frage nach der Existenz von Nestwärme im autoritären System stehen und ob ihr Vorhandensein beziehungsweise ihre Abwesenheit einen signifikanten Einfluss auf den Emanzipationsprozess der Kinder hatte.
Bevor diese Fragen beantwortet werden, wird in einem theoretischen Teil geklärt, warum die Werke sich für eine autobiographische Deutung eignen und ihnen, unter Bezugnahme auf Lejeune, Authentizität zugesprochen werden darf.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.2 Thomas Bernhard: Der Keller

Thomas Bernhards autobiographisches Werk gilt als umstritten. An manchen Stellen ist Bernhards Hang zur Selbstinszenierung so stark, dass das Werk sehr viel stärker fiktional denn autobiographisch wirkt. Zieht man Biographien sowie Berichte von Zeitzeugen und Freunden zu unserer Betrachtung hinzu, lässt sich diese These sehr leicht erhärten. Da ich mich mit dem Verhältnis Kafkas und Bernhards zu ihren väterlichen Autoritäten beschäftige und Bernhards Großvater, Johannes Freumbichler, diese Rolle im Leben Bernhards inne hatte, gilt es für diese Arbeit diesen Inszenierungshang Bernhards bezüglich seines Großvaters zu erkennen und zu werten. Alexandra Ludewig hat in ihrer Auseinandersetzung mit Thomas Bernhard anschaulich erarbeitet, weshalb man zwischen der realen Person des Großvaters Johannes Freumbichler und seiner Darstellung in Bernhards Autobiographie sehr bewusst differenzieren muss. Beispielsweise hat Freumbichler „niemals ein Priesterseminar besucht“,[1] auch wenn dies im ersten Band des autobiographischen Zyklus Die Ursache. Eine Andeutung von Bernhard behauptet wird.[2] Ebenso ist der

vom Erzähler betonte Atheismus des literarischen Großvaters [ist] beim realen Großvater anhand seiner gottesfürchtigen Schriften zu revidieren, das heißt, die österreichisch-katholische Tradition, in welcher Freumbichler stand, hätte Bernhard gern negiert gesehen.[3]

An dieser Stelle wird besonders gut deutlich, dass Thomas Bernhard die Niederschrift seiner Autobiographie nutzt, um ganz gezielt und wohl kalkuliert sein Leben, das Leben seines Großvaters und die Beziehung beider Männer zueinander in das Licht zu rücken, in dem der Leser die drei Aspekte sehen soll. Von Wahrheit kann hier keine Rede mehr sein. Betrachtet man dies alles, steht man vor einem vernichtenden Urteil. Muss man aus diesem Grunde Bernhards Der Keller den Anspruch auf die Bezeichnung „Autobiographie“ entziehen? An dieser Stelle komme ich auf Lejeune zu sprechen. Dieser hält fest:

Name des Protagonisten = Name des Autors. Allein diese Tatsache schließt die Möglichkeit einer Fiktion aus. Selbst wenn die Erzählung historisch gesehen völlig falsch ist, gehört sie dem Bereich der Lüge an (einer „autobiographischen“ Kategorie), und nicht dem der Fiktion.[4]

Bernhard spielt hier sehr bewusst mit der Gattungsdefinition, denn er weiß: Auf dieser Definition basierend, kann man ihn der Lüge bezichtigen, doch man kann dem Werk un-möglich den Anspruch auf die Gattungszuordnung entziehen, denn der Name des Protagonisten in Der Keller ist der Name des Autors; es ist Thomas Bernhard. Er baut dieses Wissen sogar explizit in das Werk ein, indem er an einer Stelle die Reflexion auf sein Leben unterbricht und einschiebt: „Wir wollen die Wahrheit sagen, aber wir sagen nicht die Wahrheit. Ich habe zeitlebens immer die Wahrheit sagen wollen, auch wenn ich jetzt weiß, es war gelogen“ (Der Keller. S. 39). Indem Der Keller der Gattung „Autobiographie“ zuordnet wird, tritt auch der sogenannte autobiographische Pakt in Kraft und Bernard kann getrost über sich und sein Werk sagen, er habe gelogen. Nach Lejeune verbürgt sich der Autor für die berühmt gewordene Gleichung: Autor = Erzähler = Protagonist und der Leser erklärt sich beim Beginn der Lektüre einverstanden, dass diese „ Namensidentität“[5] zwischen den dreien besteht.

Nach Lejeune enthalten Autobiographien neben dem autobiographischen Pakt auch einen referentiellen Pakt, nämlich dadurch, dass sie auf eine „außerhalb des Textes liegende ,Realität'“[6] verweisen. Es ist nachprüfbar, inwiefern das literarische Abbild der Realität gut oder schlecht gezeichnet ist. Bernhards Beschreibungen, die nun nicht der Realität entsprechen, entschuldigt der referentielle Pakt, denn für die

Autobiographie ist es [nur] unerläßlich, daß der Referenzpakt geschlossen und eingehalten wird: Aber das Resultat muß nicht unbedingt eine strenge Ähnlichkeit aufweisen. Der Referenzpakt kann nach den Maßstäben des Lesers schlecht eingehalten werden, ohne daß der referentielle Wert des Textes verschwindet.[7]

Die Unwahrheiten, die Bernhards autobiographischen Schriften enthalten, werden ihm somit nicht nur nicht zum Verhängnis, sondern erfüllen vielmehr gerade die Existenzbedingung einer Autobiographie. Er verführt den Leser, wie Mephisto einst Faustus, mit ihm diesen Pakt einzugehen. Jetzt kann der Leser nur noch „die Ähnlichkeit bekritteln, aber niemals die Identität“.[8] Bernhard nutzt diese Grundlage für seine Schreibstrategie. Der Keller beschreibt kaum biographische Ereignisse, sondern ist eine einzige große Reflexion Bernhards auf sein Leben und Denken. Der Leser läuft Gefahr, Bernhards Meinung zu übernehmen, je länger er sich im Text und somit innerhalb Bernhards Wahrnehmungsperspektive bewegt. Natürlich ist sich Bernhard auch dessen vollkommen bewusst. Er spielt mit dem Rezipienten, um sowohl seine eigene Geschichte als auch die Person seines Großvaters umzuschreiben. Hat man die Unterschiede zwischen Fiktion und Wirklichkeit herausgefunden, kann man auf der Basis dieses Wissens dennoch werkimmanent arbeiten. Interessant ist für meine Arbeit, wie die erlebte Autorität im Werk verarbeitet wird, dabei können Diskrepanzen zwischen biographischen Fakten und Bernhards Darstellung gerade interessant sein. Es wirft folgende Fragen auf: An welchen Stellen schrieb Bernhard die Familiengeschichte um und was sagt dies über ihn beziehungsweise das Verhältnis zur väterlichen Autorität aus? An welcher Stelle er sie umschrieb, das kann ich bereits jetzt vor wegnehmend sagen: Wann immer ein Verhalten des Großvaters beschrieben wird, aufgrund dessen man ihn Erziehungsfehler unterstellen würde. Wenn ich also auf die Schuldfrage zu sprechen komme, werde ich differenzieren müssen, zwischen der tatsächlich existierenden Person Johannes Freumbichler und seiner Darstellung in Bernhards Autobiographie.

2.3 Franz Kafka: Das Urteil

Nun ist Das Urteil zweifelsohne eine Erzählung und keine Autobiographie. Die darin auftretenden Figuren sind Erzeugnisse eines literarischen Schaffensprozess, keine realen Personen. Die Figuren dürfen deshalb nicht mit dem Autor beziehungsweise Personen aus seiner eigenen Biographie gleichgesetzt werden, auch wenn in diesen Schöpfungsprozess die Bearbeitung persönlicher Erlebnisse eingeflossen ist.

Ich möchte jedoch behaupten, dass Das Urteil ein Gedankenspiel Kafkas ist, in dem er seine eigene Persönlichkeit verschlüsselt in der Figur des Georg Bendemann auftreten und ein Konfliktszenario mit seinem Vater (der dadurch als Verschlüsselung Hermann Kafkas entlarvt wird) durchspielen lässt. Hier begebe ich mich nicht auf Neuland. Es ist eine immer wiederkehrende Frage, ob die Werke Kafkas biographisch gelesen werden dürfen. Gegen eine biographische Deutung wird das Argument ins Feld geführt, die Mutter des Protagonisten sei bereits gestorben, was auf Franz Kafkas Mutter zum Zeitpunkt der Niederschrift der Erzählung nicht zutreffe und auch Georgs Vater habe sich aus geschäftlichen Belangen zum Großteil zurückgezogen, während Hermann Kafka seinerzeit noch ein aktiver Geschäftsmann gewesen sei.[9]

Dies sind Fakten, sie können aber als Argumente gegen eine biographische Deutung als hinfällig betrachtet werden. Es war nicht Kafkas Intention, ein literarisches Abbild der Familie und deren Verhältnisstrukturen untereinander zu illustrieren und in diesem Rahmen die Figuren miteinander agieren zu lassen. Ihm ging es um das Aufzeigen möglicher Handlungsoptionen, die er seinem Vater Hermann Kafka gegenüber hatte, sowie möglicher Ergebnisse dieser Verhaltensweisen. Diese Sichtweise wird in der Sekundärliteratur auch von Born vertreten, der bei der Betrachtung des Werkes zu dem Schluss kommt:

Vergleichsweise wenig beachtet wurde bisher in der Kafka-Literatur, wie nun, umgekehrt, die Dichtung auf das Leben des Autors zurückwirkte: d.h. Kafkas Versuche, seine Dichtung daraufhin zu überprüfen, was sie über die geistig-seelische Verfassung des Schreibers erkennen läßt. Es scheint nämlich, als habe er ihnen immer wieder Erkenntnisse über sich entnehmen wollen, Erkenntnisse, die ihm sonst nicht zuteil würden – eben weil, wie er meinte, bei seiner Arbeit des Schreibens, ähnlich wie im Traum, Unbewußtes oder Vorbewußtes in der Sprache der Symbole zum Ausdruck gelangte.[10]

Kafka exerziert also an der literarischen Geschichte den möglichen Verlauf seines realen Lebens durch, „indem er sein Verhältnis zu Vater und Ehe in zwei epische Handlungsträger, nämlich Georg und seinen Petersburger Freund, aufspaltet“[11] und testet, was passiert, wenn er sich für die eine oder die andere Existenzform entscheidet. An Georg spielt er das Leben in der rationalen Welt durch, nimmt also die Rolle ein, die sein Vater Hermann Kafka ihn zeitlebens spielen lassen wollte. Der Freund stellt das Dichter-Ich dar. Dieses Ich lebt fern der Heimat und versteht dadurch „die Verhältnisse in der Heimat nicht mehr“ (Das Urteil. S. 52). Dieses Nichtverstehen der alten Heimat, der rationalen Welt entspricht genau Kafkas Sicht als ein der Welt entrückter Schöngeist. Dieses Ich bleibt zwar ehelos und einsam, aber es überlebt (zumindest findet sich innerhalb der Geschichte keine Beendigung des Lebens des Freundes). Der Wahrnehmungsfokus liegt im Werk aber nicht auf dem Freund, sondern auf Georg Bendemann. Das wird im Besonderen auch daran deutlich, dass der Name des Protagonisten als „Chiffrierung von Franz Kafkas Namen“[12] auftritt, wie Kafka selbst in einem Tagebucheintrag festhält:

,Georg' hat soviele Buchstaben wie Franz. In Bendemann ist ,mann' nur eine (…) Verstärkung von ,Bende'. Bende aber hat ebenso viele Buchstaben wie Kafka und der Vokal e wiederholt sich an den gleichen Stellen wie der Vokal a in Kafka.'[13]

Daher ist anzunehmen, dass Kafka sich besonders für die Konsequenzen interessierte, die diese Daseinsform, als Arbeiter in der rationalen Welt, für ihn bringt.

Kann man nun beweisen, dass Kafka sich in diesen Figuren finden lässt? Was eine biographische Deutung der Figur des Georg Bendemann besonders legitimiert, ist ein weiterer Tagebucheintrag Kafkas vom 8. März 1912. Hier hält er nach einem Streit mit seinem Vater fest: „Vorgestern Vorwürfe wegen der Fabrik bekommen. Eine Stunde dann auf dem Kanapee über Aus-dem-Fenster-springen nachgedacht.“[14] Ich sehe diese Aufzeichnung mit der Idee des Sich-in-den-Tod-Stürzens als deutliches Indiz dafür, dass Kafka seine eigenen Gedanken und Emotionen in die sechs Monate später entstandene Erzählung Das Urteil eingearbeitet hat. Um meinen Standpunkt weiter zu festigen, möchte ich auch den Brief an den Vater an dieser Stelle kurz erwähnen. Der post-hum von Kafkas engem Freund Max Brod unter diesem Titel veröffentliche Brief wird in der Forschung immer wieder als Grundlage für psychoanalytische Deutungen Kafkas herangezogen. Ich nutze ihn hier, da er thematisch sehr eng mit der Erzählung verbunden ist. Der Gedanke der Verurteilung, das Leitthema der Kurzerzählung, hatte biographisch eine hohe Relevanz für Kafka. Der Begriff des Urteils taucht bereits am Anfang des Briefes in der Formulierung „Dein Urteil über mich“[15] auf und kehrt danach im Brief fortwährend wieder. Anscheinend verband er nichts so sehr mit seinem Vater wie den Akt der Anklage (beziehungsweise aus seiner Perspektive das Verklagtwerden durch den mächtigen Vater). Bei der Lektüre des Briefes fällt allerdings auf, dass Kafka darin gezielt literarische Schreibstrategien nutzt, die den Vater mittels Übertreibungen als ein Monster darstellen. Wie ich aber bereits im Unterkapitel 2.2 zu Johannes Freumbichler ausgeführt habe, ist Übertreibung und selbst Lüge nach Lejeune kein Kriterium, dem Schriftstück einen autobiographischen – das heißt referentiellen – Wert abzuerkennen. Der Brief ist klar biographisch. Es ist Kafkas Brief, er verbürgt sich mit seinem Namen für die Identität zwischen dem „Ich“ des Textes und seiner eigenen Person. Dies ist vermutlich auch der Grund, weshalb Hermann Kafka selbst jenen Brief nie zu lesen bekam und nur seine Schwester Ottillie beziehungsweise seine Mutter als Rezipientinnen von ihm ausgewählt wurden: Franz Kafka stellte ihnen kein fiktionales Werk vor, sondern wollte tatsächlich seine persönlichen Gedanken über seinen Vater mit den beiden Frauen teilen. Kafka hatte offenbar zu viel Angst davor, den Brief seinem Vater zu zeigen.

Wie sieht es nun aber mit der biographischen Deutung seiner Erzählung Das Urteil aus? Kann man zu einer abschließenden Bewertung dieses Sachverhalts kommen? Ich vertrete den Standpunkt, dass auch Kafka wie Thomas Bernhard mit den Gattungen spielt, doch dreht er das Spiel herum. Er nutzt gezielt eine fiktionale Erzählung, wo er eine Autobiographie hätte schreiben können. Weshalb beschreibt er nicht wie Bernhard einzelne wichtige, ihn individuell prägende Episoden seines Lebens und reflektiert darauf? Nun, eine eindeutige Lösung kann hier natürlich nicht gegeben werden. Wir befinden uns nicht in Kafkas Kopf. „Was Autoren gedacht, gefühlt, erlebt oder beabsichtigt haben, als sie ihre Texte schrieben, entzieht sich generell unserer Kenntnis. Das Bewusstsein anderer lässt sich nicht beobachten.“[16] Aber ich vertrete die Meinung, dass die Antwort auf diese Frage eine ähnliche sein muss, wie schon auf die Frage, weshalb Hermann Kafka den Brief an den Vater nicht zu Gesicht bekam: Angst. Franz Kafka kann seine Kindheits- und Jugenderlebnisse mit Hermann Kafka, die ohne Zweifel Elemente einer Traumatisierung in sich tragen, diesem übermächtigen Vater nur indirekt, in fiktionalen Schriften, aufzeigen: „Mein Schreiben handelte von Dir, ich klagte dort ja nur, was ich an Deiner Brust nicht klagen konnte“,[17] erklärt er im Brief an den Vater. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Angst vor seinem Vater aufgrund des Erlebten derart groß war, dass er sich für eine Schreibstrategie entschied, bei der er sich bewusst hinter einer fiktionalen Figur verstecken konnte, die, da sie nicht seinen Namen trug, eben „noch so sehr dem Autor ähnel[t]: Solange er [der Protagonist. Anmerkung C.S.] nicht dessen Namen trägt, ist nichts getan“,[18] es ist also keine Autobiographie. Dennoch verweist Das Urteil auf „eine außerhalb des Textes liegende ,Realität'“.[19] Aus diesem Grund möchte ich mich an dieser Stelle deutlich für die Bejahung der Frage nach einer biographischen Deutung des Kafka'schen Schaffens aussprechen. „Die Betonung des autobiographischen Charakters fiktionaler Dichtung findet sich bei Autoren seiner, der expressionistischen Generation, immer wieder“[20] und die literarischen Figuren in der Erzählung treten, wie ausgeführt wurde, deutlich als Spiegelung der Realität Kafkas auf.

Die Erzählung wird nicht zu einer Autobiographie, aber man muss dem Werk dennoch einen stark autobiographischen Charakter zugestehen.

3. Die väterlichen Autoritäten – Wie das Erlebte werkimmanent beschrieben wird

3.1 Hermann Kafka

In der Erzählung folgt der Leser Georg Bendemann nach dem Verfassen und Versiegeln des Briefes an den Petersburger Freund beim Gang in das Zimmer seines Vaters. Der Raum ist „dunkel“ (Das Urteil. S. 55), es wird betont, dass der Vater beim Zeitungslesen „irgendeine Augenschwäche auszugleichen suchte“ (Das Urteil. S. 56), wodurch beim Rezipienten des Textes sofort der Eindruck erweckt wird, als trete hier eine väterliche Figur auf, die in beziehungsweise durch ihre Schwäche als harmlos eingestuft werden könne. Georgs Eindruck unterscheidet sich jedoch wesentlich davon, denn sein erster Gedanke beim Anblick des Vater ist: „[...] 'mein Vater ist noch immer ein Riese […] Im Geschäft ist er doch ganz anders [...] wie er hier breit sitzt und die Arme über der Brust kreuzt“ (Das Urteil. S. 56). Diese Diskrepanz zwischen dem durch den Erzähler Beschriebenen und dem vom Protagonisten Gedachten wirft gleich zu Beginn ein verschobenes Doppelbild des Vaters auf. Vielleicht war es Kafkas Intention, damit zum Ausdruck zu bringen, dass das Bild, dass Hermann Kafka außerhalb seiner eigenen Familie in Gesellschaft abgab, ein friedlicheres und harmloseres war und dass nur der ins Familienleben Involvierte die wahre Macht des Vaters sehen konnte – und mithin das Riesenhafte, das Verängstigende. Das lässt sich zwar nicht mit Sicherheit sagen, da Kafkas Gedanken dazu nicht rekonstruierbar sind; was aber bei der interpretatorischen Annäherung an das Werk hilft, ist das Dokument, das bereits zur Klärung der biographischen Relevanz der Erzählung herangezogen wurde. Jürgen Born sieht im Brief an den Vater Kafkas Versuch, „sich Klarheit zu verschaffen, über die Relation zwischen sich, seinem Vater, der möglichen Ehe und seinem Schreiben“.[21] Nun soll der Brief im hiesigen Kontext helfen aufzuzeigen, weshalb Hermann Kafka eine väterliche Autorität war. Im Brief wird Hermann Kafka als Oberhaupt der Familie beschrieben, das Befehle gab und familieninterne Entscheidungen auch durch Zwang herbei führen konnte. Das ist an sich noch nicht negativ zu werte. Wie in Kapitel 1. beschrieben, gelten Familien soziologisch als Kleingruppen, in denen ein Individuum an der Spitze der Hierarchie agiert und auch mit entsprechenden Entscheidungsbefugnissen ausgestattet ist. Nur allein aufgrund der Tatsache, dass Hermann Kafka diese Position inne hatte, würde ich die Familie Kafka noch nicht als eine Kleingruppe bezeichnen, die unter negativem Einfluss einer Autorität besteht. Franz Kafka aber zeichnet den Charakter seines Vaters im Brief in erschreckend dunklen Farben. Er wirft ihm vor, er habe seine Machtstellung missbraucht, um sein cholerisches Temperament gegen seine Familie und im Speziellen gegen ihn, Franz Kafka, auszuleben: „Du aber schlugst mit Deinen Worten ohneweiters los, niemand tat Dir leid, nicht währenddessen, nicht nachher, man war gegen Dich vollständig wehrlos.“[22] Diese Alltagserlebnisse haben den Sohn eingeschüchtert und ihn nach seiner eigenen Meinung der Fähigkeit zur Kommunikation beraubt. In Franz Kafka manifestierte sich also durch diese Autoritätsperson das Gefühl einer eigenen Nichtigkeit. Er kämpfte nicht, trat nicht für seine Wünsche und Standpunkte ein, sondern fügte sich, weil er vor Hermann Kafka „weder denken noch reden konnte“.[23] Das Verhältnis der beiden Männer gründete demnach nicht auf Respekt, sondern auf der Angst des Sohnes vor seinem Vater, welcher in Franz Kafkas Augen weniger die Charakterzüge eines Vaters, als die eines „Tyrannen“[24] trug. Die Sekundärliteratur geht dabei soweit zu sagen, dass das „masochistische Weltbild Kafkas [...] seinen Ursprung am übermächtigen Vaterbild“[25] nimmt. „Nur eben als Vater warst Du zu stark für mich“,[26] führt Kafka seine Ausführungen fort und beschuldigt den Vater also summa summarum, falsche Erziehungsmethoden angewandt zu haben. Hermann Kafka habe den Sohn nicht in seinen Zielen unterstützt, sondern habe ihn vielmehr dazu bringen wollen, die Ziele, die er als Vater verwirklicht sehen wollte, umzusetzen. Nach diesen Ausführungen aus der realen Lebenswelt Kafkas kehre ich an dieser Stelle wieder zur Erzählung zurück. Werkimmant zeichnet Kafka hierzu bei der Szene, in der Georg den Vater zu Bett bringt, ein sehr metaphorisches Bild.

Ein schreckliches Gefühl hatte er, als er während der paar Schritte zum Bett hin merkte, daß an seiner Brust der Vater mit seiner Uhrkette spielte. Er konnte ihn nicht gleich ins Bett legen, so fest hielt er sich an diese Uhrkette. (Das Urteil. S. 59)

Der Vater wirkt hier erneut sehr schwach und hilfebedürftig auf den Leser. Im Kontext meiner Arbeit liegt aber die Interpretation nahe, dass das Festhalten an der Uhrkette vielmehr ein „Halten an der kurzen Leine“ ist. Die Tatsache, dass der Sohn den Vater trägt, ist keine Fürsorge, sondern eher ein „Tragen der Last“. Biographisch gelesen, ist dies das Übertragen des bürgerlichen Berufes von Hermann Kafka auf Franz Kafka; die Forderung des Vaters, Franz Kafka solle in der rationalen Arbeitswelt aktiv und erfolgreich werden. Die „kurze Leine“, die werkintern im Symbol der Uhrenkette auftaucht, stellt Hermann Kafka in der Realität psychologisch her, indem er Franz Kafka mittels der Doppelbindung an sich bindet. Wie sich dieser Vorgang genau vollzieht, werde ich im nächsten Kapitel ausführen. Faktum ist jedoch bereits hier, dass Kafka seine psychische Belastungssituation anhand der Figur des Georg Bendemann darstellt. Er kann seinen „Anspruch auf `Eigentümlichkeit` nicht behaupten“[27] und mehr noch: Der Wunsch nach dieser Selbstbestimmung wird ihm „zur `Schuld` umdefiniert“[28]. Summierend sagt das über Hermann Kafka Folgendes aus: Als Vater kann er dem jungen Kafka nicht als Leitbild erscheinen, vielmehr „tritt eine abschreckende und dämonische Züge annehmende Elternfigur [auf], die ihre Schreckhaftigkeit auf Welt und Leben überträgt und die kindliche Lebensbewegung selbst zum Erstarren bringt“.[29]

3.2 Johannes Freumbichler

Sieht man Freumbichler, wie ihn Thomas Bernhard in Der Keller beschrieben hat, kann man zu den Eingangsgedanken zu den Eingangsgedanken zum Begriff „Autorität“ zurückkommen und festhalten, dass er ihn als Erfüller der positiven Eigenschaften einer väterliche Autorität betrachtet: Die ältere und weisere Leitfigur begleitet den Jüngeren auf seinem Weg und ist dabei eine Schutzperson, die den Jungen „wo und wie er nur konnte, hundertprozentig unterstützt[e]“ (Der Keller. S. 125). Die Beziehung wird von Bernhard stets als harmonisch dargestellt. Das uneheliche Kind, sonst der Außenseiter der Familie, findet Trost in der Aufmerksamkeit und der Geborgenheit, die ihm der ältere Schriftsteller schenkt. Es ist eine von Bernhard häufig beschriebene „seelisch-geistige Verbundenheit“,[30] in der einer die stärkere Position, die väterliche Machtposition, inne hat, aber bei der dennoch ein Ausgleich erfolgt: Die Autoritätsperson gibt dem Schüler Liebe, Schutz und Weisheit und dieser wiederum gibt dem Lehrmeister ebenfalls Liebe und Bestätigung. Es ist ein faires Wechselspiel aus Geben und Nehmen.

Allerdings habe ich bereits ausgeführt, dass die Darstellung Freumbichlers in Der Keller an vielen Stellen von einer regelrechten Glorifizierung durch seinen Enkel verzerrt ist. Es entspricht den Tatsachen, dass Johannes Freumbichler den Enkel „in die `Schönen Künste` ein [führt] und [...] zu einem Großteil die Entwicklung seines Schützlings“ beeinflusst,[31] es ist aber wichtig festzuhalten, dass die Beziehung Bernhards zu seinem Großvater in der Realität wesentlich ambivalenter war. Zu der Vermittlung der „schönen Künste“ gesellte sich auch die Vermittlung eines Weltbildes, das von „vollkommene[r] Weltabkehr, Isolation und Einzelgängertum“[32] geprägt ist. Außerhalb des Traumbildes, das sich der junge Thomas Bernhard von seinem Großvater konstruiert hat, ist dieser vielmehr die Verkörperung negativer Lebensstrategien. Er lebt seinem Enkel „pessimistische Negativität, Weltflucht, Menschenhass und peinigende, selbstzerstörerische Zwanghaftigkeit“[33] vor. Dies äußert sich besonders deutlich, im ersten Teil des Autobiographiezyklus' Die Ursache. Eine Andeutung, wo Bernhard erklärt, wie er aufgrund von Freumbichlers Erziehungseinfluss „die ganze Kindheit vorher durch die Schule der Spekulation mit dem Selbstmord gegangen“[34] sei. Bernhard stellt dies im ersten Band des Zyklus nur fest, ohne eine Wertung auszusprechen. Im hier behandelten zweiten Band greift er diesen Gedanken noch einmal auf und führt ihn nun präziser aus. Freumbichler lehrte ihn demnach nicht nur Suizidgedanken, sondern er nutzte das Motiv des Suizides als Drohmittel gegen seine eigene Familie.

Tagelang, weiß ich, hatte er sich eingesperrt, und seine Frau, meine Großmutter, wartete auf den Schuß aus der Pistole, die er auf seinem Schreibtisch liegen hatte, am Tage auf dem Schreibtisch, in der Nacht unter seinem Kopfpolster, sie fürchtete sich vor diesem Schuß, er hatte ihr und uns allen immer wieder mit Selbstmord gedroht [...]. (Der Keller. S. 80)

Freumbichler nutzt den Selbstmord, den auszuführen ihm jedoch immer der Mut gefehlt hat, als Druckmittel. Hier offenbart sich seine „zwanghafte[r] Rücksichtslosigkeit gegen sich und seine Umgebung“,[35] die jedoch von der Familie akzeptiert wird. Außerhalb der werkinternen Wahrnehmungsperspektive Bernhards betrachtet, ist sein Großvater dadurch ebenso wie Hermann Kafka eine negative väterliche Autorität, die gegen sich selbst und die ihnen im jeweiligen sozialen Familiennetz untergeordneten Personen als destruktive Kraft wirkt. Thomas Bernhard impliziert in der zitierten Textstelle zwar keine eigene Wertung hinsichtlich des Verhaltens Freumbichlers, aber er muss sich bewusst gewesen sein, dass der Ältere durch diese Beschreibung nicht nur als ein liebender Großvater gezeigt wird, sondern auch als ein „Familiendiktator, der nur seine Meinung gelten läßt und egoistisch allen Familienmitgliedern seine Pläne aufzwingt“.[36] War Die Ursache. Eine Andeutung noch ein Antientwicklungstext, der sich nur mit Bernhards Leiden im Gymnasium und der Glorifizierung des Großvaters beschäftigte, aber nicht die so offensichtliche Verbindung von Leid und falscher Erziehung aufzeigte, ist Der Keller kein solcher Antientwicklungstext mehr. Der zweite Teil der Autobiographie beschreibt die Erkenntnis der Ambivalenz seiner Beziehung zu Freumbichler. Bernhard lässt diese Erkenntnis, die er in sich selbst gefunden hat, in seiner Werkreflexion aber bewusst sehr langsam geschehen. Er gibt sein Spiel mit der Gattung Autobiographie nicht auf. Er bemüht sich weiterhin um eine Verschönerung des Familiengedächtnisses, indem die „in Der Keller beschriebene Emanzipationsphase des Enkels“[37] dem Großvater auf keinen Fall etwas von seinem Schein als Leitperson nehmen soll. Bernhard beginnt daher das Werk damit, dass er seine Handlungsentscheidung, „in die entgegengesetzte Richtung“ (Der Keller. S. 7) zu gehen beschreibt und die Begründung dafür – nämlich dass er den Menschen verlässt, der als Erzieher versagt hat – nur stückweise und auch dann nur in Nebenbemerkungen einschiebt. Er bearbeitet also die erlebte Autorität in Form einer „Spagathandlung“: die Erkenntnis auszusprechen, ohne aber den Großvater negativ beschreiben zu wollen. Dies ist, wie bereits erwähnt, die von Bernhard gewählte Schreibstrategie, autobiographische Fakten mit Fiktionen zu überdecken oder wichtige Ereignisse in der Beschreibung auszusparen. Dennoch verarbeitet er die Beziehung zu Freumbichler nicht ausschließlich positiv, sondern nutzt seine sprachliche Kompetenz, um seine Sicht auf Freumbichlers Schuld darzustellen. Inwiefern dies in Der Keller geschieht, werde ich im nächsten Kapitel zur Schuldfrage darstellen.

[...]


[1] Ludewig, Alexandra: Grossvaterland. Thomas Bernhards Schriftstellergenese dargestellt anhand seiner (Auto-)Biographie. Peter Lang AG. Bern 1999. S. 174.

[2] Vgl. Bernhard, Thomas: Die Ursache. Eine Andeutung. Residenz-Verlag. Salzburg 1998. S. 86 f.

[3] Ludewig, Alexandra: Grossvaterland. S. 174 f.

[4] Lejeune, Philippe: Der autobiographische Pakt. S. 32.

[5] Ebd., S. 27.

[6] Ebd., S. 39.

[7] Ebd., S. 40.

[8] Ebd., S. 27.

[9] Vgl. dazu Anz, Thomas: Franz Kafka. Verlag C.H.Beck. München 1989. S. 94.

[10] Born, Jürgen: „Daß zwei in mir kämpfen ...“ und andere Aufsätze zu Kafka. Vitalis Verlag. Furth im Wald 2000. S. 58.

[11] Binder, Hartmut: Kafka in neuer Sicht. Mimik, Gestik und Personengefüge als Darstellungsformen des Autobiographischen. Metzler Verlag. Stuttgart 1976. S. 329.

[12] Neuhaus, Stefan: Im Namen des Lesers. Kafkas Das Urteil aus rezeptionsästhetischer Sicht. In: Oliver Jahraus, Stefan Neuhaus (Hrsg.): Kafkas „Urteil“ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen. Reclam. Stuttgart 2002. S. 85.

[13] Tagebucheintrag vom 11. Februar 1913. Abgedruckt in Anz, Thomas: Franz Kafka. S. 23.

[14] Abgedruckt in Müller, Michael: Franz Kafka. Das Urteil. Reclam Verlag. Stuttgart 1995. S. 30.

[15] Kafka, Franz: Brief an den Vater. Mit einem Kommentar von Peter Höfle. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2008. S. 9.

[16] Anz, Thomas: Praktiken und Probleme psychoanalytischer Literaturinterpretation – am Beispiel von Kafkas Erzählung Das Urteil. In: Oliver Jahraus, Stefan Neuhaus (Hrsg.): Kafkas „Urteil“ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen. Reclam. Stuttgart 2002. S. 127.

[17] Kafka, Franz: Brief an den Vater. S. 45.

[18] Lejeune, Philippe: Der autobiographische Pakt. S. 27.

[19] Ebd., S. 39.

[20] Anz, Thomas: Franz Kafka. S. 23.

[21] Born, Jürgen: „Daß zwei in mir kämpfen ...“ und andere Aufsätze zu Kafka. S. 59.

[22] Kafka, Franz: Brief an den Vater. S. 17.

[23] Ebd., S. 21.

[24] Ebd., S. 155.

[25] Rattner, Josef: Kafka und das Vater-Problem. Reinhardt Verlag. München 1964. S. 18.

[26] Kafka, Franz: Brief an den Vater. S. 11.

[27] Abraham, Ulf: Der verhörte Held. Fink Verlag. München 1985. S. 237.

[28] Ebd., S. 237.

[29] Rattner, Josef: Kafka und das Vater-Problem. S. 29.

[30] Judex, Bernhard: Schreiben in der >>Denkkammer<<: Thomas Bernhard und das literarische Erbe seines Großvaters Johannes Freumbichler; Überlegungen zur poetischen Genese. In: Thomas-Bernhard-Jahrbuch 2006. S. 23.

[31] Ludewig, Alexandra: Grossvaterland. S. 81.

[32] Ebd., S. 99.

[33] Judex, Bernhard: Schreiben in der "Denkkammer". S. 18.

[34] Bernhard, Thomas: Die Ursache. S. 13.

[35] Judex, Bernhard: Schreiben in der >>Denkkammer<<. S. 14.

[36] Ludewig, Alexandra: Grossvaterland. S. 93.

[37] Ebd.,S. 82.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2009
ISBN (PDF)
9783955496562
ISBN (Paperback)
9783955491567
Dateigröße
228 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Der Keller Das Urteil textimmante Werkanalyse Double bind theory Lejeune

Autor

Cornelia Scherpe wurde 1987 in Sachsen geboren und arbeitete nach ihrem Abitur 2005 im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres an einer Integrationskindertagesstätte. Dann verließ sie ihre Geburtsstadt, um in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität das Studium der Germanistik und der Soziologie aufzunehmen. Sie absolvierte 2009 den Bachelor und studierte direkt im Anschluss weiter im Masterstudiengang Germanistik. Im September 2011 bekam sie den zweiten akademischen Grad "Master of Arts" mit der Durchschnittsnote "sehr gut" verliehen. Noch zu Zeiten ihres Bachelor-Studiums ging sie als Jungunternehmerin im Bereich der Online-Medien an den Markt. Nach ihrem Master-Abschluss wurde sie Online-Texterin in Vollzeit.
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