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Die Interdependenz der Ordnungen: Entwicklungszusammenarbeit als interkulturelles Diskursfeld

©2011 Masterarbeit 82 Seiten

Zusammenfassung

Welche Bedeutung hat Kultur im Entwicklungsdiskurs und in welcher Weise prägen die Begriffe Kultur und Entwicklung die Ziele, Methoden und Maßgaben einer einerseits auf Veränderung zielenden und andererseits dem Anspruch einer der Kultursensibilität verpflichteten Entwicklungszusammenarbeit? Kultur ist das, was der Mensch gestaltend hervorbringt und der Natur in Eigenleistung abringt. Daraus ergibt sich eine unmittelbare Relation zu dem, was unter Entwicklung grundsätzlich zu verstehen ist. Die UNESCO erkennt die kulturelle Dimension des Entwicklungsprozesses auch hinsichtlich ihres Problemlösungspotentials an. Wie nun diese Relation von Kultur und Entwicklung operationalisiert werden kann, steht im Zentrum entwicklungspolitischer Strategien und zielgruppenorientierter, partizipatorischer Entwicklungsvorhaben. Kultur in der Entwicklungszusammenarbeit umfasst die soziokulturellen Rahmenfaktoren von Entwicklungsprozessen, sowie die interkulturelle Zusammenarbeit mit den Partnerländern. In der Asymmetrie von Gebern und Nehmern und dem Spannungsverhältnis zwischen fremd-kulturellen Orientierungen und westlichen Werten, ist Entwicklungszusammenarbeit selbst durch Relation definiert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.1.2. Modernisierungs- versus Dependenztheorien

Modernisierungs- und Dependenztheorien bilden die Basis für eine problemorientierte Theoriediskussion nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie gelten als die „großen Theorien“ in der Entwicklungsdiskussion und erheben jeweils den Anspruch globaler Gültigkeit. Richteten sich die Kolonialtheorien auf Strategien zur Effizienz der Verwaltung und des „mise en valeur“ der Kolonialgebiete und legitimierten einen Status Quo aus klimatischen Gegebenheiten, archaischen Verhaltensmustern und traditionellen Institutionen, so korrelierten im Kalten Krieg politische Interessen und Theorieentwicklung: Der Ost-West-Konflikt teilte die Welt in ein „linkes“ und ein „bürgerliches Lager“, die jeweils gegensätzliche Erklärungen von Entwicklung und der zu ergreifenden Maßnahmen formulierten. Im Wettkampf der Systeme und im Zuge der Entlassung der Kolonien in die Unabhängigkeit wurde Entwicklung zu einer strategischen Vision, Entwicklungshilfe zu einem Politikum und Instrument der jeweiligen Blockinteressen.[1]

Als Alternative zu marxistischen Entwicklungstheorien („Imperialismustheorien“), die die Ursache für Unterentwicklung in der Kolonialzeit suchten und sie auf exogene Faktoren zurückführten, schrieben Modernisierungstheoretiker Entwicklungshemmnisse endogenen Faktoren zu und formulierten wirtschaftliches Wachstum und Demokratie als zentrale Horizonte entwicklungspolitischer Reflexion. So entwarf etwa Walt Whitman Rostow, amerikanischer Ökonom und einer der führenden Köpfe der Grundlegung der amerikanischen Entwicklungspolitik seine Theorie von universell gültigen „Stadien des wirtschaftlichen Wachstums“ als antimarxistischen Gegenentwurf zur klassenlosen Gesellschaft. Entwicklung wurde rein ökonomisch nach den Indikatoren von Bruttosozialprodukt und Pro-Kopf-Einkommen definiert und das Problem der Armutsüberwindung zu einer abhängigen Variable des wirtschaftlichen Wachstums.[2] Auf der Grundlage des Modells der nachholenden Entwicklung sollten die traditionellen Agrargesellschaften des Südens mittels Technologisierung und Industrialisierung modernisiert werden.[3] Nachholende Entwicklung „als eine lineare, evolutionäre und teleologische Abfolge von Entwicklungsprozessen mit dem Ziel der Überwindung von Trans­formationsdefiziten in den traditionellen Gesellschaften im Hinblick auf eine Angleichung an die Struktureigenschaften, Einstellungen und das Kapazitätenniveau moderner Industriegesellschaften“[4] wurde zum Paradigma der Modernisierungstheorien. Formuliert wurde es aus einer ethnozentrischen Binnensicht mit einem im heliozentrischen Weltbild begründeten universalistischen Anspruch: Das zur Norm erklärte westliche Entwicklungsmodell diente als Imitationsmuster, das auf die Entwicklungsländer ohne Berücksichtigung ihres jeweiligen Eigenwerts übertragen wurde.[5] Entwicklungshemmnisse wurden der Tradition, Archaik und Religion der Entwicklungsländer zugeschrieben und Rückständigkeit als Mangel an Modernität (= Säkularisierung, Rationalisierung, Differenzierung) interpretiert. Kultur galt nicht etwa als Quelle autonomer Entwicklungsprozesse, sondern als Entwicklungshemmnis, dem mit exogen induziertem Kulturwandel zu begegnen war. Sie wurde zu einem relevanten Faktor, die eigenen Entwicklungsabsichten besser verfolgen zu können.[6] Modernisierung ging zum einen von der Machbarkeit von Entwicklung aus. Zum zweiten zielte sie auf Homogenisierung der sich dualistisch gegenüberstehenden modernen und traditionalen Strukturen durch eine dauerhafte „Änderung aller Systeme, durch die Leben organisiert wird“[7] und damit auf die „Reduktion des Fremden durch Angleichung an das Eigene“[8]. Denn im Gegensatz zu den entwicklungsökonomisch argumentierenden Modernisierungstheoretikern „werden die eigentlichen Entwicklungshemmnisse nicht mehr nur in ökonomischen Defiziten wie Kapitalmangel und fehlender Industrialisierung verortet, sondern in den Einstellungen und Verhaltensweisen der einzelnen Menschen sowie in gesellschaftlichen Sozialstrukturen und kollektiven Wertesystemen“[9]. Die Annahme der Entwicklungsökonomen bezüglich eines sich durch einen „big push“ zwangläufig einstellenden trickle-down-Effektes, wonach die Entwicklungsgesellschaft als Ganzes und nicht nur deren Eliten als Kollaborateure der Moderne vom Wachstum profitieren würde, scheiterte in vielen Fällen aufgrund der in den Entwicklungsländern fehlenden politischen Rahmenbedingungen für eine soziale Umverteilung wirtschaftlicher Gewinne.[10] In der Folge gewannen soziologisch argumentierende Modernisierungstheorien an Bedeutung, gemäß derer soziokulturelle Faktoren entscheidende Determinanten für Entwicklungsprozesse darstellten[11]. So richteten Theorien wie etwa Talcott Parsons‘ „Pattern Variables“[12] den Blick auf die soziale und kulturelle Lebensweltrealität und dienten als Instrumentarium für eine differenziertere Wahrnehmung kultureller Differenz und des Zusammenhangs zwischen wirtschaftlichem Wachstum und kulturellem Wandel, zielten jedoch gleichermaßen auf Akkulturation und die Angleichung der Welt an westeuropäische Maßstäbe. Die Analyse von Kultur blieb ideologischen Vorgaben verhaftet und schrieb den Entwicklungsländern den Status der „Im-Werden-Begriffenen ohne Sein“[13] zu. Die kategoriale Gegenüberstellung von Moderne und Tradition nach dem „Vorreiter-Nachzügler-Modell“ - einhergehend mit einer Bewertung von Gut und Böse, richtig und falsch - schließt eine Interdependenz zwischen den Sektoren aus und definiert Tradition als eine Abweichung vom Modernisierungsleitbild. Entwicklung und Unterentwicklung werden demzufolge nicht auf der Grundlage einer konkreten Zustands- und Situationsanalyse und im Hinblick auf die Ausgangsbedingungen der jeweiligen Gesellschaften definiert, sondern im Vergleich mit einem idealisierten Endzustand der Modernität.[14] Festzuhalten bleibt: Der Entwicklungsdiskurs vollzog sich innerhalb gesellschaftspolitischer Machtverhältnisse. Als eine defizitäre Abweichung von der Norm ist Entwicklung ein eurozentrisches Konstrukt der Abgrenzung zu einem rückständigen Anderen, demnach der „Süden“ ein Problem hat, das der „Norden“ lösen kann. Indem die Armutsfrage zu einem technisch zu lösenden Problem wird, werden gesellschaftspolitische Machtverhältnisse ignoriert und soziale Ungleichheit als Entwicklungsproblem dargestellt, Entwicklung mithin entpolitisiert. Die unter dem Absolutheitsanspruch der Moderne eingeleiteten Maßnahmen der „Verbesserung“ erscheinen aus der Perspektive des Südens als kulturimperialistische Interventionen.[15]

So zielen Dependenztheorien auf eine Kontextualisierung des Entwicklungsgeschehens aus der Sicht des Südens und auf eine Dekonstruktion des modernisierungstheoretischen Tradition-Moderne-Dualismus. In Reaktion auf die bürgerlichen „Überwindungstheorien“ formulierten Dependenztheoretiker Unterentwicklung nicht als Folge mangelnder Integration in den Weltmarkt, sondern als ein durch deformierte wirtschaftliche Abhängigkeiten „gemachtes“ Phänomen[16], das sich als „Entwicklung der Unterentwicklung“ perpetuiere, auf der wiederum die Entwicklung der Metropolen basiere. In der Gleichzeitigkeit von industriekapitalistischer Entwicklung und der Unterentwicklung im Süden besteht nach der Dependenztheorie ein Systemzusammenhang. Zu Grunde liegt - der außenhandelstheoretischen wie der klassenanalytischen Debatte - die Annahme einer hierarchisch strukturierten Weltgesellschaft, die sich in Zentrum („Metropolen“ = Industrieländer) und Peripherie („Satelliten“ = Entwicklungsländer) unterteilen lässt und ein Netz einseitiger Abhängigkeiten zu Ungunsten der Entwicklungsländer bildet.[17] Die eine Richtung innerhalb der Dependenztheorie führte Unterentwicklung auf die Ausbeutung der Dritten Welt durch Handel und Dekapitalisierung, also auf die Verschlechterung der „terms of trade“[18] zurück. Für die andere Richtung lag sie in der strukturellen Verflechtung zwischen Zentrum und Peripherie als Folge forcierter Modernisierungsprozesse begründet, die zu einer Marginalisierung der Massen auf Kosten einer Privilegierung auch peripherer Eliten und deren Verwertungsbedürfnisse führten.[19] So richtet sich die Kritik der Dependenztheoretiker zum einen an der Modernisierung als einer ökonomischen Exploitationsmaximierung von Ressourcen aus. Zum Zweiten wendet sie sich gegen die modernisierungstheoretische Verabsolutierung des westlichen Entwicklungsmodells mit seinem Kulturbegriff als „Konsummuster“. Auf der Grundlage dessen sollte nicht nur die Weltordnung einer Überflussgesellschaft durchgesetzt werden, die den Mangel durch die Schaffung künstlich erzeugter Bedürfnisse erst entstehen lasse. Vielmehr werde auch eine Verhaltens- und Lebensweise oktroyiert, die mit den traditionell vorherrschenden Institutionen konfligiere und zu Fremdbestimmung und Verlust der Identität führe.[20] Verfolgte die eine Richtung der Dependenztheorie die Veränderung der Rahmenbedingungen des Weltmarktes und die Etablierung einer neuen Weltwirtschaftsordnung, sah die andere Richtung in der Abkoppelung vom Weltmarkt („Dissoziation“) die Möglichkeit für eine autozentrische Entwicklung jenseits imperialer Zwänge. Im Kontext dieses sogenannten „Self-Reliance-Ansatzes“ hat Kultur zwar eine identitätsstiftende Funktion, ist Antriebsfaktor und Ziel der Entwicklung, dies aber zum Preis der Negierung interner Differenzen und Minderheiten.[21]

2.2. Entwicklungsdiskussion im Wandel

Bei aller Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit erwiesen sich die hier skizzierten Ent- wicklungstheorien bereits in den 1980er Jahren angesichts entwicklungspolitischer Fehlschläge als defizitär.[22] Sowohl endogene als auch exogene Theorien argumentierten in ihrer einseitigen Modellierung bezüglich des Entwicklungsziels monokausal. Sie wurden demzufolge weder der Komplexität und wachsenden Ausdifferenzierung der Entwicklungsgesellschaften gerecht, die jeweils unterschiedlich auf die Herausforderungen des Weltmarktes und die Veränderungen ihrer Umwelt reagierten, noch wiesen sie konsistente, an gesellschaftliche Entwicklungen anschließende Strategien zur Armutsbekämpfung auf.[23] Kultur und Entwicklung hatten als Konstrukte theoretischen Lagerdenkens eine rein programmatisch-ideologische Funktion. Entwicklung zielte in beiden Paradigmen auf Modernisierung basierend auf Industrialisierung und Wachstum. Ebenso wenig führten kulturmechanische Überlegungen weiter, die stets nur mit den Termini und aus der Perspektive der eigenen Kultur statt aus der der Betroffenen formuliert wurden.[24]

2.2.1. Die Krise der Theorie und postmoderne Neubewertungen

Angesichts des ökonomischen Auseinanderdriftens der Entwicklungsländer - des rasanten Aufstiegs der asiatischen Tigerstaaten einerseits sowie parallel fortschreitender Verarmungs- und Verelendungstypologien innerhalb der Entwicklungsgesellschaften andererseits - gerieten herkömmliche Entwicklungstheorien in Erklärungsnot.[25] Zum einen war hinsichtlich verschiedener Entwicklungspfade nicht weiter von einer „einheitlichen“ Dritten Welt und der Linearität von Entwicklungsprozessen auszugehen. Zum anderen wurde die Entwicklungsidee, wenn nicht per se in Zweifel gezogen so doch hinsichtlich ihrer Ziele und der Grenzen der Wachstumsideologie bezüglich der Folgeprobleme für die Umwelt sowie des Wertewandels durch zunehmende Kommerzialisierung kritisch hinterfragt und nicht zuletzt ihre globale Übertragbarkeit in Frage gestellt.[26] Als problematisch hatte sich zudem erwiesen, dass die Konstruktion des Anderen maßgeblich von den Interessen und Bedürfnissen okzidentaler Akteure bestimmt wurde und sich die nationalen Eliten in den Entwicklungsländern den westlichen Entwicklungsdiskurs angeeignet hatten, um ihn für ihren Machterhalt zu instrumentalisieren. Die Nichtbeachtung der Verfasstheit der Entwicklungsländer und ihrer autoritären und kleptokratischen Regime war ebenso Teil, wie Folge gescheiterter Entwicklungsstrategien und trug zur Diskreditierung westlicher Handlungsmaximen im Bereich der Entwicklungsarbeit bei.[27] Zu einer Revidierung des Entwicklungsverständnisses führten u.a. die Ereignisse 1979 im Iran[28], die deutlich machten, dass Entwicklung kein sich der Intentionalität und dem Planungswillen unterwerfender Prozess ist, dessen Auswirkungen vorhersehbar oder planbar wären. Vielmehr verlaufen Entwicklung und sozialer Wandel nicht losgelöst von gesellschaftlichen Prozessen und sind nur möglich, wenn sie kulturell verarbeitet werden. Demzufolge wurde die Relevanz soziokultureller Faktoren zu einem Kernproblem der „neuen“ Entwicklungsdiskussion. Der „postmoderne“ Blick richtete sich nicht zuletzt im Zuge der Auflösung der Lagergrenzen und des Scheiterns der sozialistischen Gesellschaftstheorie in den 1980er Jahren auf die historischen, politischen und kulturellen Besonderheiten einzelner Länder und Regionen und auf die Analyse von spezifischen regionalen, lokalen und sektoralen Entwicklungschancen und -blockaden, was veränderte Argumentationsstrukturen für Umformungsprozesse zur Folge hatte.[29]

2.2.2. Die Revision der Bedeutungshorizonte: Was ist Entwicklung, was Kultur?

Entwicklung ist ein normativer Begriff, der gemeinhin mit einer positiven Veränderung konnotiert wird. Als Beschreibung und Erklärung ungleicher Lebensverhältnisse ist Entwicklung weder wertneutral noch allgemeingültig zu definieren. Vielmehr ist das, was darunter verstanden wird, Teil der Entwicklungsproblematik selbst.[30] Insofern ist der Begriff ein Interpretationsraster, das wenig aussagt über Ursachen und Kontexte von Unterentwicklung, wohl aber etwas über die Perspektive, aus der heraus er formuliert wurde. War Entwicklung zunächst mit der Problemannahme „Unterentwicklung“ verbunden, der mit der Strategie der nachholenden Entwicklung von außen zu begegnen war, so erscheint nun mehr „ein an westlicher Zielsetzung und Methodik orientierter Entwicklungsbegriff (….) als ein oktroyiertes Paradoxon. Entwicklung ist weder als eine Entsprechung einer vorgegebenen Norm noch als ein linearer, evolutionärer Prozess von einfachen zu komplexen Formen zu verstehen, sondern als ein dynamisch-dialogischer Prozess“[31]. Kultur ist dabei als eigenständige Ressource neben wirtschaftlichen, sozialen, politischen und ökologischen Rahmenbedingungen zu betrachten und stellt selbst einen Entwicklungsfaktor dar.[32]

Kultur beeinflusst menschliches Handeln und die Fähigkeit einer Gesellschaft zur Entwicklung. Kulturauffassungen stehen demzufolge in Zusammenhang mit dem Entwicklungsbegriff und bedingen sich gegenseitig: Entwicklung ist von Raum, Zeit, individuellen und kollektiven Wertvorstellungen abhängig, die kulturell geprägt sind und deren Allgemeingültigkeit nicht vorausgesetzt werden kann.[33] So hat etwa der amerikanische Anthropologe Edward T. Hall die Einstellung zum Raum („Proxemik“) und das Verständnis von Zeit als Schlüsselelemente für kulturell differente Verhaltensweisen im Hinblick auf kulturelle Faktoren in der Interaktion analysiert.[34] In Raumvorstellungen und -verhalten, die etwa auf ein spezifisches Konzept von Privatheit verweisen oder mit sozialer Ordnung und Hierarchiedenken verbunden sind, sowie in Zeitdefinitionen - etwa unterschiedliche Zeitorientierungen und Zeitmaße, in denen sich ein grundlegendes Verständnis vom Sinn des Lebens widerspiegelt - findet Kultur ihre Konkretisierung.[35]

Differenzierungen von Kulturen hinsichtlich ihrer Wertestrukturen hat der niederländische Kulturwissenschaftler Geert Hofstede auf der Ebene sogenannter Kulturdimensionen verhandelt, auf die im Kontext der Frage nach der kulturellen Disposition für Entwicklung und den Zusammenhängen zwischen kultureller Identität und politisch-ökonomischem Handeln noch einzugehen sein wird. Hofstede definiert Werte als Kernelemente kultureller Bestimmtheit, die innerhalb eines sozialen Systems Orientierung schaffen und gesellschaftstypische Präferenzen darstellen, was als wünschens- und erstrebenswert anerkannt oder als sinnvoll und kostbar betrachtet wird. Auf der Grundlage solcher kulturspezifischer Werte entwickeln sich kulturspezifische Praktiken, die sich in bestimmten Ritualen, Symbolen oder Heldenfiguren äußern und die Verhaltensweisen der Mitglieder einer Kultur prägen. Hofstede spricht von mentaler Programmierung und definiert Kultur als „software of mind“.[36]

Verläuft also Entwicklung kulturrelativ, so impliziert dies zunächst, dass Kultur herkömmlichen Entwicklungstheorien bezüglich der Übertragbarkeit von Konzepten Grenzen setzt.[37] Kultur bestimmt als Ordnungs- und Orientierungsprinzip Entwicklungsprozesse, die sich wiederum an kulturellen Gesetzmäßigkeiten ausrichten. Gleichzeitig ist Kultur Ausdrucksfeld der politisch-ökonomischen Realitäten und ein Ort, an dem Macht geschaffen und im Dienste von Herrschaftsinteressen funktionalisiert und operationalisiert wird. Kultur vertritt Interessen oder dient denselben.[38] Die Funktion des Kulturellen im Entwicklungsprozess lässt sich mithin nur an jeweils einzelnen Phänomenen und den dahinterstehenden Organisationsprinzipien aufzeigen. Rückschlüsse auf Entwicklungsgesetzmäßigkeiten und eine Ursache-Wirkungs-Kette sind nicht haltbar, da Kulturen keine holistischen, statischen Archipele sondern situative, standortgebundene und perspektivische Interpretationskonstrukte darstellen.[39] Kulturen sind gesellschaftliche Erzeugnisse und Ausdruck und Ergebnis vorheriger Lernprozesse.[40] Sie sind Transformationsprozessen der Variation und Selektion unterworfen, innerhalb derer sie Wandel und Kontinuität gleichermaßen zu organisieren haben, um in der Auseinandersetzung mit einer sich verändernden Umwelt zu bestehen, ihre Existenzchancen zu erhöhen und ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Kulturen sind solchermaßen nicht essentialistisch, sondern „als Umschreibung für ein gelebtes, unabgeschlossenes soziales Orientierungssystem, das permanent im Fluss ist, neue Erfahrungen alten hinzufügt und sich in der ständigen Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt selbst verändert“[41] zu verstehen. Kultur bietet ihren Mitgliedern standardisierte Orientierungen angesichts wiederkehrender Probleme. Zugleich sind kulturelle Werte flexible Muster, die nicht nur Instrumente der Anpassung sondern auch Impulsgeber und nützliche Filter in einer fragmentierten Welt darstellen. Dieter Weiss spricht in diesem Zusammenhang von einem „Wettbewerb der Kulturen“[42]. Kulturen unterscheiden sich folglich in ihren Bewältigungsstrategien und ihrem Problemlösungsverhalten. Einerseits steuert Entwicklung den Prozess des kulturellen Wandels auf eine - aus Sicht der Geber - Verbesserung der Situation in den Entwicklungsländern.[43] D.h., dass aus der Perspektive der eigenen Kultur über die Entwicklungsaussichten anderer Kulturen befunden wird und spezifische kulturelle Bedingungen anderer Länder als hinreichend gestaltbar angenommen werden. Damit wäre die Funktionsfähigkeit des westlichen Modells gewährleistet und Kultur nicht eine Dimension der Entwicklung, sondern Entwicklung eine Dimension der westlichen Kultur.[44] Andererseits steckt Kultur als ein System aus Wertefeldern Handlungsspielräume ab, in dem sie gesellschaftlich akzeptable Handlungsoptionen definiert und in diesem Sinne Steuerungsarbeit im Entwicklungsprozess leistet. Mithin stellt sich die Frage, in welcher Weise sich kulturelle Vorgaben auf den Entwicklungsprozess auswirken, wie relevant sie sind und ob es Attribute kultureller Disposition gibt, die geeignet sind, Entwicklung zu fördern oder zu hemmen.[45]

Wenn davon auszugehen ist, dass es grundlegende Probleme gibt, die in allen Gesellschaften gelöst werden müssen - nämlich das Verhältnis der Menschen zu den Autoritäten, das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft sowie die Art und Weise wie eine Gesellschaft auf Herausforderungen reagiert - , dabei aber die Antworten auf diese Probleme jeweils kulturell unterschiedlich ausfallen, sind Kulturerfassungstechniken zur Kategorisierung und Operationalisierung kultureller Wertefelder hilfreich. So leitet Geert Hofstede aus gemeinsamen Grundproblemen spezifische Dimensionen der Kulturen ab, die wiederum kulturspezifisches Verhalten prägen.[46] Die Dimension der Machtdistanz betrifft die Organisation und Verteilung von Befugnissen und Ressourcen. Sie bezieht sich auf Macht- und Reichtumsverteilung und damit auf den Umgang mit Ungleichheit sowie die Verteilung intellektueller Kapazitäten, die Hofstede nach einem Power-Distance-Index ermittelt. Danach weisen Industrieländer einen geringen Machtdistanz-Wert aus, Entwicklungsländer dagegen einen hohen: Je größer der Abstand der Regierenden zum Volk desto größer auch die Kluft zwischen Arm und Reich. Untersuchungskriterium der zweiten das Verhältnis von Individualismus und Kollektivismus beschreibenden Dimension ist die Relation des Individuums zur Gesellschaft im Hinblick darauf, ob das Interesse des Einzelnen über dem Interesse der Gruppe steht oder umgekehrt. Die dritte Dimension -Maskulinität und Feminität- beschreibt Verhaltensweisen im Umgang mit Herausforderungen und Konflikten, die als typisch weiblich (= kompromissbereit, kooperativ, ausgleichend) oder männlich (= offensiv, aggressiv, fordernd) angesehen werden sowie deren Ausprägungen in traditionellen und modernen Gesellschaften. Die vierte Dimension charakterisiert den Grad der Unsicherheiten, durch die sich eine Gesellschaft bedroht fühlt und die Normen, Gesetze, Regeln und Instrumente, die sie einsetzt, um Unsicherheiten zu reduzieren.[47] Im Kontext von Kultur und Entwicklung ist die Dimension der Machtdistanz als eine Frage der Machtverteilung die relevanteste, insofern sich darin die typischen strukturellen Veränderungen im Entwicklungsprozess widerspiegeln, auf die Hofstede explizit verweist[48]: Wenn Reichtum die Abhängigkeit zur Macht verringert und geringe Machtabhängigkeit bessere Entwicklungschancen eröffnet, dann ist Kultur eine endogene Variable, die Entwicklungsfähigkeit determiniert und gleichzeitig durch Entwicklung verändert wird.[49]

Entwicklung bedeutet Veränderung. Diese bezieht sich auf die ökonomischen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen wie auf die kulturell geprägten Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen. Letztere fanden in den herkömmlichen Entwicklungstheorien wenig oder keine Berücksichtigung. Diese „Lücke“ schließen kulturanalytische Ansätze, die etwa die Bedeutung von Religion und Tradition als wichtige Komponenten kulturbestimmten Verhaltens im Hinblick auf Beharrungs- bzw. Veränderungsvermögen im Entwicklungskontext untersuchen. Sie können hier im Einzelnen nicht diskutiert werden. Wesentlich erscheint jedoch, dass Faktoren wie Religion und Tradition weniger als Ursache der Entwicklungsresistenz von Kulturen zu betrachten sind, sondern vielmehr der Stabilisierung von Machtstrukturen dienen und zur Durchsetzung und Absicherung von Machtansprüchen - unter dem Deckmantel des Erhalts kultureller Identität - instrumentalisiert werden.[50] Demnach erschwert nicht die traditionelle Kultur die (wirtschaftliche) Entwicklung, „sondern der Glaube, sie sei zu vereinheitlichen, ideologisch aufzuwerten und politisch zu verwerten“[51]. Es gibt also keine Elemente von Kultur, die per se deterministisch wirken, vielmehr lassen sich soziokulturelle und soziostrukturelle Faktoren nicht voneinander abstrahieren.[52] Kulturelle Fragen kommen im Zusammenhang mit institutionellen Regelungen ins Spiel: Entwicklung erfordert Institutionen, um Handlungssicherheit zu gewährleisten und damit Innovationen zu ermöglichen. Da kulturelle Eigenheiten spezifische Antworten auf grundlegende Probleme hervorbringen, führen diese Antworten zu kulturell differierenden institutionellen Regelungen der ökonomischen und gesellschaftlichen Systeme, die wiederum Entwicklung beeinflussen, behindern oder fördern. Entwicklung setzt dort ein, wo ihr durch ökonomische und politische Eliten, die in ihrem Handeln an gesellschaftlich akzeptierte Regeln gebunden sind, höchste Priorität eingeräumt wird und Verfahrensroutinen und Ordnungselemente etabliert werden, die Verlässlichkeit durch Institutionalisierung garantieren.[53]

3. Die Paradigmen der Entwicklungszusammenarbeit

Als Entwicklungszusammenarbeit (EZ) wird das gemeinsame Bemühen von Industrie- und Entwicklungsländern definiert, weltweite Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig zu verringern. Im Gegensatz zur Hunger-, Katastrophen-, Flüchtlings- und humanitären Hilfe, die kurzfristig auf aktuelle Krisen reagiert, zielt Entwicklungszusammenarbeit auf strukturelle Änderungen in den Partnerländern. Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung richtet sich an Strategien einer gesellschaftlichen Neuorientierung hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit im globalen Kontext aus. Es geht um Grundbedürfnisse, Gerechtigkeit und Ausgleich in einer Gesellschaft, um den Abbau von sozialen und regionalen Disparitäten, um Zugang zu Ressourcen, um Gleichberechtigung und Partizipation.[54]

Die seit den 1990er Jahren partnerschaftlich orientierte Entwicklungszusammenarbeit löst die Entwicklungshilfe ab. Auch wenn die Ziele weitgehend dieselben geblieben sind, so sind doch die Herausforderungen angesichts globaler Probleme - wie Bevölkerungswachstum, Umwelt und Klimawandel, Migration, Friedenssicherung und internationaler Terrorismus[55] - erheblich komplexer geworden. Hilfsangebote haben sich auch hinsichtlich einer politischen Konditionierung - etwa nach den Kriterien einer guten Regierungsführung („good governance“) - differenzierten Realitäten anzupassen. Demzufolge sind auch die Prioritäten der Entwicklungszusammenarbeit im Hinblick auf einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz neu zu definieren und kulturelle Einflussgrößen in den Entwicklungsprozess zu integrieren. Entwicklungspolitik umfasst dabei die Gesamtheit der politischen Aktivitäten von Industrie- und Entwicklungsländern sowie von internationalen Organisationen zur wirtschaftlichen, technischen und sozialen Förderung und Weiterentwicklung der Entwicklungsländer. Zwar lassen sich nach Phasen, Kontinenten und Ländern unterschiedliche Entwicklungsdynamiken feststellen. Dennoch wird idealtypisch ein einheitliches Handlungs- und Deutungsmuster erkennbar, welches Entwicklung als globales Organisationsfeld kennzeichnet. Zu seinen Determinanten gehören eine Gesellschaft, die sich als „unterentwickelt“ bezeichnet, eine Elite, die die Modernisierung ihres Herkunftslandes vorantreibt, ein Modell, das die Beseitigung der Unterentwicklung verspricht, internationale Experten, die auf lokaler Ebene die Umsetzung des Modells unterstützen, sowie ein weltumspannendes Netzwerk formaler Organisationen, in dem Entwicklung betrieben und finanziert wird. Diese unterscheiden sich nach nationalen und multinationalen Geber- und Nehmerorganisationen. Auf der Geberseite treten neben Weltbank, IWF und WHO die UN und deren Sonderorganisationen als zentrale Geldgeber und Lieferanten entwicklungspolitischer Leitbilder und Konzepte auf.[56] So hat das Thema Kultur und Entwicklung auf internationaler Ebene durch zahlreiche UN-Konventionen zunehmend an Bedeutung gewonnen. „Culture matters“ entspricht dabei dem Selbstverständnis einer Entwicklungspolitik, die unter veränderten Rahmenbedingungen weltweit innerhalb wechselseitiger, asymmetrischer Abhängigkeiten von Staaten agiert und damit in ihrer Vermittlungstätigkeit eine Querschnittfunktion innerhalb vielfältiger Politiken zu erfüllen hat.[57]

3.1. Kultur als notwendiger Faktor der Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit

Definiert sich Kultur, abgeleitet aus dem lateinischen cultura (= Ackerbau) als das, was der Mensch gestaltend hervorbringt und der Natur in Eigenleistung abringt, so ergibt sich daraus eine unmittelbare Relation zu dem, was unter Entwicklung grundsätzlich zu verstehen ist. Dies wurde bereits in Kapitel 2 ausgeführt. Wie nun diese Relation von Kultur und Entwicklung operationalisiert werden kann, ist wiederum Teil entwicklungspolitischer Strategien im Hinblick auf das was, mit welchen Mitteln, in welcher Richtung, mit welcher Absicht und auf der Grundlage welcher Kriterien bezogen auf bestimmte Zielgruppen entwickelt werden soll.[58] Wird in der Entwicklungsforschung gemeinhin davon ausgegangen, dass sämtliche Aspekte von Kultur einen bedeutenden Faktor bei der Wirkungsanalyse und Erreichung entwicklungspolitischer Ziele darstellen, und Kultur und Entwicklung in der Praxis der internationalen Zusammenarbeit durch wechselseitige Implikationen beeinflusst sind, so erscheint es umso fragwürdiger, dass die im Jahr 2000 vor dem Hintergrund weltweit wachsender Armut verabschiedeten Millennium-Developement-Goals der UN die kulturelle Dimension von Entwicklung nicht erwähnen und demzufolge diese auch nicht als Ziel definieren.[59] Das mag im Wesentlichen darin begründet sein, dass sich im Bereich Kultur „nur sehr schwer mit empirischen Analysen Strukturen in den komplexen Zusammenhängen mit globaler Entwicklung finden“[60] lassen. Begreift man jedoch Kultur als ein Querschnittthema, das als fünfte Dimension neben den vier klassischen – den politischem, ökonomischen, sozialen und ökologischen – Zielen der Entwicklungspolitik fungiert, so ist sie als ein institutionalisierter Faktor zu begreifen. Damit wird die Erklärung kulturspezifischer Rahmenbedingungen, wenn nicht zu einer hinreichenden, so doch zu einer notwendigen Voraussetzung für die Analyse erfolgreicher Entwicklungsprozesse.[61] Entsprechend lassen sich nach Jürgen Wilhelm folgende drei Leitlinien für Kultur im Entwicklungskontext aufstellen: Kultur als Einflussgröße spielt 1) eine Rolle als Rahmenbedingung für die politische, soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung. Als zweckgerichtetes Mittel zur Förderung von Entwicklung im Hinblick etwa auf Friedenssicherung, Konfliktprävention und die Durchsetzung von Menschenrechten und demokratischen Strukturen ist Kultur 2) ein Entwicklungsmotor und stellt demzufolge 3) eine eigene Zieldimension der Entwicklung als Interventionsfeld der Entwicklungspolitik dar.[62]

Kultur als Faktor von Entwicklung steht mithin im Kontext eines dialektischen Angewiesenseins von „choices“ = Akteuren und „circumstances“ = rechtlichen, politischen und ökonomischen Institutionen. In ihrer sozioökonomischen Einbindung, in ihrer Kontextbezogenheit macht Kultur dabei den entscheidenden Unterschied aus, worauf in Kapitel 4 nochmals Bezug genommen wird. Innerhalb eines Entwicklungsprozesses kommen ihr je nach den Präferenzen, mit denen sie auf fremdkulturelle Herausforderungen reagiert unterschiedliche Funktionen zu: als Beschleuniger oder als Hemmnis, als Transformationsriemen oder als politisch manipulierte Täuschung, die, wie in Kapitel 2 gezeigt wurde zu Missbrauch und einer Zementierung undemokratischer Verhältnisse führen kann. Erst eine angemessene politische Instrumentalisierung kultureller Traditionsbestände in Richtung auf eine systematische Wettbewerbsfähigkeit für globale Märkte kann nachhaltige Entwicklung bewirken.[63]

[...]


[1] Ebenda, S. 47ff, vgl. Sachs, Wolfgang (1993): „Wie im Westen so auf Erden“, S. 89-153; Köhler, S. (2000), S. 4ff; Andersen, U. (2005), S. 4-5; Das Jahr 1949 gilt mit der Gründung des IWF, der Weltbank, und der UN gemeinhin als die Geburtsstunde der Entwicklungspolitik, Harry S. Trumans „Vier-Punkte-Programm“ als Beginn des Entwicklungsdiskurses. Innerhalb der sog. „Truman-Doktrin“ wurde den vormaligen Kolonien ihre Rolle im internationalen System als „unterentwickelte Gebiete“ zugewiesen, deren „zivilisatorischer Fortschritt“ durch „wirtschaftliche Mobilisierung“ und dem Versprechen von einem besseren Leben erreicht werden sollte. Sie zielte darauf, die Einflusssphäre der Sowjetunion in den Ländern des Südens einzudämmen und diese in das Wirtschaftssystem des Westens zu integrieren. Ausrichtung und Gewährung von Entwicklungshilfe war fortan ideologisch geprägt und orientierte sich an den politischen und ökonomischen Interessen der Geberländer.

[2] Sachs, W. (1993), S. 123

[3] Faschingeder, G. (2001), S. 103; Köhler, S. (2000), S. 5ff; Das Rostowsche Stufenmodell unterteilt den Entwicklungsprozess in fünf Wachstumsstadien und sollte auf alle Gesellschaften übertragen werden. Auf das Stadium der traditionellen Agrargesellschaften folgt das „Pre-Take-Off“- Stadium von Gesellschaften im Übergang, darauf folgen das „Take-0ff“ - Stadium (wirtschaftlicher Aufstieg im Zuge von Nationalstaatenbildung, Agrarproduktionssteigerung, Aufbau der Infrastruktursysteme, Bildung einer neuen Mentalität), die Entwicklung zur Reife und schließlich das Zeitalter des Massenkonsums und des Wohlfahrtsstaates: Vgl. Gieler, W. (2006), S. 22; Wikipedia: „Entwicklungstheorie“

[4] Gieler, W.(2006), S. 21

[5] Ebenda, S. 21

[6] Faschingeder, G. (2001), S. 72 -73; Faschingeder, G.; Kolland, F.; Wimmer, F.(2003), S. 91; Sachs, W. (1993), S. 23

[7] Gieler, W. (2006), S. 23; vgl. Sachs, W. (1993), S. 126

[8] Ebenda, S. 23; Faschingeder, G. (2001), S. 74

[9] Sachs, W. (1993), S. 125; vgl. Holley, H. (1998): Die Folge war eine Polarisierung der Entwicklungsbevölkerungen, die zu einem Ausschluss der Armen und zum Verlust kultureller Identität durch westliche Massenkultur führte. Als Resultat der Negation kulturspezifischer Eigenschaften diagnostiziert Heinz Holley „anomische Zustände“, die sich „in einer Diskrepanz zwischen Verfügungswissen und dem Bedarf an Orientierungswissen äußerten“. S. 59-60

[10] Sachs, W. (1993), S.124; der „trickle-down-Effekt“ machte sich nach dem schwedischen Ökonomen und einem der Vorreiter der Entwicklungspolitik Gunnar Myrdal (1957) als „back-wash-Effekt“ bemerkbar: Die Erfolglosigkeit des Finanz- und Know-How-Transfers im Verteilungseffekt ließ Reiche reicher und Arme ärmer werden.

[11] Sachs, W. (1993), S. 124

[12] Basierend auf der kulturellen Dichotomie zwischen modernen und traditionalen Gesellschaften ordnete Talcott Parsons in seiner strukturfunktionalistischen Gesellschaftsanalyse (1976) idealtypische Muster individuellen Rollenhandelns und gesellschaftlicher Strukturen traditionaler und moderner Gesellschaften einem binären Handlungsschema zu: Unterschieden wird dabei nach folgenden Typen: den Maßstäben der Wert- und Weltorientierung (-welchen Charakter und Reichweite besitzen gesellschaftliches Wissen und Normen? Partikularismus vs. Universalismus -), der Modalität des soziales Objekts (-worauf gründet sich die soziale Stellung des Einzelnen? Zuschreibung und geburtsmäßiger Status vs. Leistung-), der Definition des Umfangs des Interesses an einem Objekt (-wie sind die gesellschaftlichen Rollenprofile ausgestaltet? Diffusität vs. Spezifität-) sowie den beherrschenden Faktoren sozialer und ökonomischer Beziehungen der Gesellschaftsmitglieder (-Affektivität vs. Affektive Neutralität) und nach der Ausrichtung des Handelns (-Kollektivorientierung vs. Selbst-Orientierung-). Quelle: Peter Schallberger, Charakterisierung von Rollen, zit. nach: Faschingeder, G. (2001), S. 66-67; vgl. Wikipedia: „Pattern variables“ http://de.wikipedia.org/wiki/Pattern_Variables

[13] Faschingeder, G. (2001), S. 67, S. 74; Faschingeder, G.; Kolland, F.; Wimmer, F. (2003) , S. 24

[14] Sachs, W. (1993), S. 129; vgl. Eckert, A. (2008), S. 60: Zur Problematisierung des Begriffsduos von Moderne und Tradition als „Repräsentationen von der globalen Gleichzeitigkeit von Ungleichheit“.

[15] ZIai, Aram (2010): „Zur Kritik des Entwicklungsdiskurses“, in: APuZ.; S. 11; S. 23-24

[16] Faschingeder, G. (2001), S.78; dabei bezieht sich der Autor auf die Dependenztheoretiker Dieter Senghaas und Ulrich Menzel, die den entwicklungstheoretischen Diskurs bis in die 1980-er Jahre in Deutschland wesentlich beeinflussten.

[17] Sachs, W. (1993), S. 102-103; vgl. Wikipedia: „Dependenztheorie“ http://de.wikipedia.org/wki/Dependenztheorie

[18] Sachs, W. (1993), S. 104; der Begriff „Terms of trade“ bezieht sich auf das „in gleichen Währungs-einheiten ausgedrückte Austauschverhältnis von Exporten und Importen eines Landes. Eine Verschlechterung der terms of trade bedeutet, dass ein Land für die gleiche Menge seiner Exportgüter( z.B. Rohstoffe) nur eine geringere Menge seiner Importgüter (z.B. Fertigwaren) beziehen kann. Dadurch ist es den peripheren Ökonomien weder möglich, eine an den Bedürfnissen der eigenen Bevölkerungen orientierte Entwicklung in Gang zu setzen, noch zu einer Kapitalakkumulation und einer Entwicklung der Produktivkräfte zu gelangen“. Vgl. Andersen, U., S. 10; Faschingeder, G. (2001), S. 82ff

[19] Sachs, W. (1993), S. 104-105

[20] Ebenda, S. 106-107; vgl. Faschingeder, G. (2001), S. 86-87; Holley, H. (1998), S. 45-65

[21] Sachs, W. (1993), S. 106-108 in Bezugnahme auf Senghaas‘ Binnenmarktorientierung und seiner Formel von den drei entwicklungspolitischen Imperativen der Dissoziation, der internen Rekonstruierung und der regionalen Kooperation. Vgl. Faschingeder, G. (2001), S. 95-96: Der das Selbstbewusstsein und die gemeinsame Identität betonende, auf dem Glauben der eigenen Werte und Autonomie basierende und auf eigene, materielle und kulturelle Ressourcen zurückgreifende Self-Reliance-Ansatz wird kritisch hinterfragt, als sich damit Vorstellungen von Autochthonität verbinden, die als Konstrukt eines ontologischen Echtheitsverständnis von Kultur(en) ebenso streitbar ist, wie die Identitätsentwicklung von Nationen. Vgl. Witte, Bertold. C. (1995): Der Dialog der Kulturen“, in: Zapotoczky, K.; Griebl, H. (Hg.), S. 11ff

[22] Sowohl die auf dem Wachstumsparadigma der 1950er Jahre basierende Entwicklungspolitik, als auch eine auf Wandel und Veränderung der Werte- und Verhaltensweisen und eine gerechtere Verteilung zielende Entwicklungspolitik der 1960er Jahre waren gescheitert. Ebenso wenig hatte der Paradigmenwechsel vom Transfersdenken zur Armutsbekämpfung auf der Grundlage des Grundbedürfnisparadigmas in den 1970er Jahren, der eine Perspektivverschiebung bezüglich der Leitmotive von Entwicklung und der Zielgruppen beinhaltete noch die Strukturanpassungspolitik der 1980er Jahre zu einer Lösung der Entwicklungsproblematik geführt. Vgl. Gieler, W. (2006), S. 19-20; Sachs, W. (1993), S. 144-147; zum UN-Dekadenmodell bis zur Rio Konferenz und Agenda 21 vgl. Ihne, H; Wilhelm, J. (2006), S. 10-12

[23] Sachs, W. (1993), S. 111-112; vgl. Köhler, S.(2000), S. 7-9

[24] Faschingeder, G. (2001), S. 141ff

[25] Menzel, Ulrich (1991) zur Krise der Theorien in: „Das Ende der Dritten Welt“, S. 4-33; Menzel sieht das Projekt Entwicklung nach drei Entwicklungsdekaden als gescheitert an und spricht bezogen auf die postkolonialen Staaten in Afrika von der „Entwicklung des Zusammenbruchs“, da sich Entwicklungsprojekte als Alimentierung von Staatsklassen auf das soziale Gefüge destabilisierend ausgewirkt haben. Er führt aus, dass 50% der afrikanischen Staatshaushalte aus Entwicklungshilfe stammt und dies die Herausbildung einer unternehmerischen Mittelschicht blockiert, dafür aber die Renteneinkommen der Herrschenden maximiert habe. Bevor Entwicklungstheorie wieder entwicklungspolitisch fruchtbar gemacht werden könne, bedürfe es einer Wiederherstellung staatlicher Ordnungen und die Bindung der Entwicklungshilfe an „good governance“. Vgl. Menzel, U. „Das Verschwinden der Dritten Welt“, in : FR, 31.5. 2000, Nr.126, S. 9-14

[26] Köhler, S. (2000), S. 9

[27] Ziai, Aram (2011): „Postkoloniale Perspektiven auf Entwicklung“, in: „ Peripherie“, Nr.121, S. 400; Gieler, Wolfgang (2009): „Entwicklungspolitisches Verständnis und die Bedeutung von Kultur im globalen Kontext“, in: Gieler, Wolfgang; Bellers, Jürgen: „Fremdes Verstehen“, S. 41-42

[28] Das Säkularisierungskonzept des Schahs war mit einem forcierten Industrialisierungsprogramm nach westlichem Vorbild verbunden und stieß bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Widerstand. Dies führte zur Ablösung des Regimes durch die islamische Revolution. Vgl. Faschingeder, G. (2001), S. 144-146; Barthold C. Witte nennt weitere Beispiele verfehlter, die soziokulturellen Faktoren vernachlässigenden Modernisierungskonzepte, etwa die des indischen Kastensystems, was zu fatalen Folgen etwa in Rourkela im Bundesstaat Orissa führte, wo in den 1950er Jahren in einem indisch-deutschen Entwicklungsprojekt eine Stadt samt Stahlwerk auf dem Reißbrett entworfen und in den Urwald gepflanzt wurde. Bis heute wurde die durch die Zwangsumsiedelung betroffene indigene Bevölkerung nicht entschädigt. Ebenso ist Maos „Großer Sprung nach vorne“ als die „Versuchung der bloßen Zahlen“ und als große Propagandalüge zu bewerten. Der Quantifizierungswahn hatte in China einen Kulturwandel zu Folge, der mit der Zerstörung der Tradition zugunsten der Modernität betrieben wurde. Vgl. Witte, B.C. (1995), S. 5 ff

[29] Faschingeder, G. (2001), S. 200; vgl. Sachs, W. (1993), S. 144-146

[30] Gieler, W. (2006), S. 18

[31] Ebenda, S. 28

[32] Gad, Daniel (2004), S .4ff; vgl. Benecke, D.W.(1995), S. 19

[33] Köhler, S. (2000), S. 2; Gieler, W. (2006), S. 44

[34] Broszinsky-Schwabe, Edith (2010): „Grundlagen und Perspektiven der interkulturellen Kommunikation“, Studienbrief, MKN 0910, S. 79

[35] Ebenda, S. 81; S. 101-107 : Unterschiede zwischen Ereigniskulturen und der europäischen Uhrzeitkultur bestehen neben einem linearem (monochron) und einem zyklischen (polychron) Zeitverständnis auch in den Bedeutungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie im Zeitmaß: so haben individuelle Gesellschaften ein quantitatives Zeitverständnis, das sich an Leistung und Erfolg, also der maximalen Nutzung zur Erreichung der Ziele des Einzelnen bemisst. In kollektiven Gesellschaften ist Zeit ein quantitatives Maß für Erlebnisse in der Gruppe. Zeit als Lebenszeit ist nach dem polychronen Verständnis Teil einer kosmischen Zeit, die über den Tod hinaus sich fortsetzt, während nach dem monochonem Zeitverständnis diese strukturiert und als knappe Ressource kontrolliert wird. Übersichtlichkeit, Chronologie, Planung und Pünktlichkeit sind wichtig. Auf den Raum beziehen sich zwei Konzepte: Der Sedentarismus als Gegenteil zum Nomadentum betont die Verwurzelung und Sesshaftigkeit als ein höhere Stufe der menschlichen Evolution, während Mobilität mit einer Vorstellung der Erschließung, Eroberung und Vermessung von Raum korreliert. Mit dem ersten Konzept verbindet sich die Vorstellung des Lebens als Kreis, mit dem zweiten die des Lebens als Vektor. Vgl. Zimmermann, A. (2008), S.30; Faschingeder, G; Kolland, F.; Wimmer, F. (2003), S. 260-262

[36] Leifeld, Ulrich (2010): „Kommunikation in interkulturellen Handlungsfeldern“, Studienbrief, MKN 0920, S. 12ff; Broszinsky-Schwabe, E., S. 40ff; vgl. Blom, Herman; Meier, Harald (2002): „Interkulturelles Management“, S. 50ff. Die Stilisierung von Kultur als eine alle Aspekte der menschlichen Existenz integrierenden Software („mentales Programm“) bei Hofstede kritisiert Hüsken als kulturessentialistische Betrachtungsweise, die Beherrschbarkeit suggeriere, den Schlüssel zur Dekodierung dieser Software in der Hand zu halten: Vgl. Hüsken, Thomas (2001): „ Überlegungen zur interkulturellen Kommunikation“, in: Wippel, S.; Cornelssen, I. (Hg.), S. 388

[37] Pohl, Manfred (1997): „Kultur und Entwicklung“, in: Opitz, Peter J.: „Grundprobleme der Entwicklungsregionen“, S. 172-173

[38] Faschingeder, G.; Kolland, F.; Wimmer, F. (2003), S. 258; Faschingeder, G. (2010): „Auf widersprüchlichem Terrain“, in: Wilhelm, J. (Hg.), S. 27

[39] Straub, J.: „Grundbegriffe“, in: Straub, J.; Weidemann, A.; Weidemann, D., S. 16

[40] Machetzki, Rüdiger (2001): „Modernisierungsprozesse in Ostasien. Von der Bedeutung des Kulturellen für das Wirtschaften“, in: Engels, Benno (Hg.): „Interkulturelle Aspekte wirtschaftlicher Globalisierung“, S. 59

[41] Tetzlaff, R. (2007a): „Ohne kulturelle Evolution wird Afrika nicht überleben“, in: Boeckh, A.; Sevilla, R. (Hg.), S. 199

[42] Weiss, Dieter (2001): „Entwicklung als Wettbewerb der Kulturen“, in: Engels, Bruno (Hg.): „Interkulturelle Aspekte wirtschaftlicher Globalisierung“, S. 9-22; vgl. Tetzlaff, R.(2007a), S. 199

[43] Gad, D. (2004), S. 9; Claus, Burkhard (2001): „Kultur und Entwicklung in den Partnerländern“ in: Wippel, St.; Cornelssen, I.: „Entwicklungspolitische Perspektiven im Kontext wachsender Komplexität“, S. 301

[44] Faschingeder, G. (2001), S. 110

[45] Preusse, Heinz Gert (2007): „Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung“, in: Boeckh, A.; Sevilla, R. (Hg.) „Kultur und Entwicklung“, S. 59

[46] Ebenda, S. 60ff; vgl. Broszinsky-Schwabe, E., S. 40-45ff; Hüsken, Th. (2001), S. 388-392

[47] Hofstede, Geert (1997/2005): „Lokales Denken, globales Handeln“, S. 51-285; Broszinsky-Schwabe, E., S. 40-45

[48] Hofstede verweist auf strukturelle Eigenheiten, etwa dass reiche Staaten weniger auf eine traditionelle landwirtschaftliche Lebensweise fixiert sind und folglich das städtische Leben eine größere Rolle spielt. Aufgrund besserer Infrastrukturen ist für Industrieländer ferner eine höhere soziale Mobilität und die Gewährleistung des Zugangs zu Bildungs- und Erziehungssystemen kennzeichnend; schließlich spielen in den „reichen“ Ländern Mittelklassen eine tragende gesellschaftliche und politische Rolle. Ebenda, S. 44ff

[49] Preusse, H.G. (2007), S. 62

[50] Am Beispiel der Entwicklung des Vorderen Orients hat Peter Pawelka ein Raster idealtypischer Verhaltensweisen aufgestellt, mit denen soziale Systeme strategisch auf Herausforderungen überlegener Umweltstrukturen reagieren. Diese sind Resignation, Assimilierung, Traditionalisierung, Antagonismus und Transformation. Auf dieser theoretischen Grundlage analysiert er unter Einbeziehung historischer Entwicklungen, dass die Ursachen der entwicklungspolitischen Stagnation in dieser Region nicht durch religionsgebundene Ideologien determiniert werden, sondern die Folge struktureller Komplexitäten sind, die in einem neo-patrimonialen System der Herrschereliten begründet liegen. Transformatorische Strategien der Selbstbehauptung kommen nur unter bestimmten Rahmenbedingungen- nämlich der Interaktion von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur- zustande. Das bedeutet wiederum, dass sich Eliten nur über gesellschaftlichen Rückhalt legitimieren können. Vgl. Pawelka, Peter (2007): „Zur politischen Ökonomie der Kultur in der Entwicklung des Vorderen Orients“, in: Boeckh, A.; Sevilla, R.(Hg.), S. 117- 137. Die „afrikanische Misere“ lässt sich nach Rainer Tetzlaff weder aus der kolonialgeschichtlichen Abhängigkeit noch aus einem determinierenden Kulturverständnis heraus erklären. Vielmehr stellt sich die Frage, wie eine Gesellschaft ihre Ressourcen erbringt, wie nationale Produktivitäten zum Wohle der Gesellschaft gefördert werden und wie Kultur als kontextabhängiges, veränderbares „Material“ zur Orientierung sozialen Handelns Werte prägt. „Kultur ist das, was man wissen muss, um in einem Umfeld effektiv handeln zu können“. Kulturelle Einflüsse sind eine Dimension der sozialen Entwicklung: Innovation kann sich nur im Kontext struktureller Ermöglichungsbedingungen ereignen. Die Entwicklungsprobleme Afrikas führt Tetzlaff auf ein Ursachenbündel aus endogenen (Selbstausplünderung durch machthungrige Potentaten, „Warlordism“ und ethnische Konflikte, endemische Korruption, Nepotismus, neo-patrimonale Pfründenwirtschaft und Funktionalisierung von Okkultismus und Magie zur Kaschierung von Eigen- und Fremdversagen; Rohstoffexporte sind nicht Quelle der Akkumulation von Kapital und Grundlage von Entwicklung, sondern dienen der parasitären Rentenmentalität der Machteliten) sowie exogenen Faktoren (Globalisiserung und externe Märkte, fehlende strukturelle Rahmenbedingungen für sozialen Wandel) zurück. Gerade da, wo der Staat als allgemein nützliches Zivilisationsprodukt versagt zählt Kultur als wichtiger Faktor der Orientierung. Tetzlaff fordert demzufolge eine radikale Neujustierung der sog. „immateriellen Determinanten“ von Entwicklung. Tetzlaff, R. (2077a), S.200-214

[51] Faschingder, G. (2001), S. 108

[52] Ebenda, S. 139-140; vgl. Bögemann-Hagedorn, Christiane (2010): „Entwicklungspolitische Praxis und Kultur“, in: Wilhelm, J.(Hg.) (2010) , S. 218; Tetzlaff, R. (2007a), S. 197-199

[53] Preusse, H.G. (2007), S. 67-68; vgl. Weiss, D. (2001), S. 10

[54] Schoop, Wolfgang (2001): „Kultur und Entwicklung“, in: Hammerich, Kurt; Franke, Bettina (Hg.): „Nord-Süd/Süd-Nord-Beziehungen“, S. 242; vgl. Harborth, Hans-Jürgen (2001): „Zur Genese der Nachhaltigkeitsforderung“, in: Hammerich, K.; Franke, B. (Hg.), S. 85-102

[55] So führten die Ereignisse des 11.September 2001 zu einer entwicklungspolitischen Trendwende in Richtung auf eine sicherheitspoltische Prävention, die innerhalb einer globalen Struktur- und Sicherheitspolitik formuliert wurde. Vgl. Gocht, Werner (2001): „Von der Entwicklungshilfe zur Internationalen Zusammenarbeit“, in: Hammerich, K; Franke, B. (Hg.), S. 75-82

[56] Rosin, M.(2009), S. 8

[57] Andersen, U. (2005), S. 4-7; vgl. Wikipedia: „Entwicklungszusammenarbeit“ http://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungszusammenarbeit

[58] Wilhelm, Jürgen (2010): „Kultur als notwendiger Faktor der Entwicklungsarbeit, in: Wilhelm, J. (Hg.) (2010), S. 17

[59] Ebenda, S. 9; vgl. Holtz, Uwe (2010): „ Die Millenniumsentwicklungsziele. Eine gemischte Bilanz“, in: APuZ 10/2010, S. 3-8; darin kritisiert der Entwicklungsforscher die Millenniumsziele als defizitär, da sie aufgrund der Vernachlässigung kultureller Einflussfaktoren auf Entwicklungsprozesse keine komplette Entwicklungsagenda darstellten und daher eine „defekte Vision“ seien. Der Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft gehört zu den MDG’s, die als „acht Gebote für die Internationale Zusammenarbeit“ gelten. Vgl. BMZ: „Die Millenniums-Entwicklungsziele“, Informationsbroschüre 4/2010 http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/hintergrund/ziele/millenniumsziele/inde

[60] Wilhelm, J. (2010), S. 16

[61] Pohl, M. (1997), S. 171

[62] Wilhelm, J.(2010), S. 20- 25; vgl. Schönhuth, M.(2006), SID

[63] Tetzlaff, Rainer (2007b) : „Kulturelle Globalisierung oder Does Culture matter?“, in: Ferdowsi, Mir A.(Hg.): „Weltprobleme“, S. 73-75; S. 88; Jahn, Walter ( 2011): „Kultur und Entwicklung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“, S. 6 http://w3mediapool.hm.edu/mediapool/media/fk13/fk13_lokal/pdfaw/9internationalertag/abstracts.pdf

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2011
ISBN (PDF)
9783956845055
ISBN (Paperback)
9783956840050
Dateigröße
810 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1
Schlagworte
Dependenztheorie Kolonialzeit Partizipation Entwicklungsarbeit Interkulturalität Ethnoszentrismus Kulturrelativismus

Autor

Susanne Kampmann wurde 1962 geboren. Nach Abschluss des Studiums der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Freiburg arbeitete sie für Hörfunk und Fernsehen in Baden-Baden und Mainz. Seit 1999 ist sie Fernsehredakteurin im Bereich Kultur beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Im Rahmen des Masterstudiengangs Kulturmanagement an der TU Kaiserlautern beschäftigte sie sich u.a. mit Selbst- und Fremdbildern im interkulturellen Kontext von Integration und Migration und legte 2011 ihre Masterarbeit zur „Interkulturalität in der Entwicklungszusammenarbeit“ vor, die jetzt als Buchpublikation erscheint.
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Titel: Die Interdependenz der Ordnungen: Entwicklungszusammenarbeit als interkulturelles Diskursfeld
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