Eine Untersuchung zur Attraktivität des Mithraskultes
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2.2. Die Anhängerschaft
Soziologisch gesehen waren die Mithrasmysterien eine ausschließlich für Männer bestimmte Gruppenreligion, die besonders attraktiv für Militärangehörige und für die kaiserliche Verwaltung war.[1] Um die vorhandenen Informationen richtig auswerten zu können, muss am Anfang noch vermerkt werden, dass epigraphische Zeugnisse immer eine bestimmte Gruppe im Vordergrund auf Kosten von anderen stellen. Einfluss darauf hatten verschiedene Traditionen von Anbetung, das individuelle Vermögen sowie die Vertrautheit mit der epigraphischen „Gewohnheit“.[2] Das Aufstellen von religiösen Inschriften war fremd für viele provinziale Gesellschaften im Westen und es wurde- wenn überhaupt- einige Zeit nachdem diese Gruppen unter römische Kontrolle gerieten bekannt.[3] Reichtum war keine Voraussetzung für die Einweihung im Mithraskult, doch kamen in den Inschriften nur diejenigen Personen vor, die über genügend Mittel verfügten, um sich sichtbar machen zu können. Wohlstand und Repräsentation standen in enger Verbindung miteinander.[4] Aus epigraphischen Belegen sind nach Clauss 962 Personen bekannt, die etwas mit dem Mithraskult zu tun hatten. Da auch ein geringer Prozentansatz dieser Leute mehr als eine Inschrift hinterließ, kommt der Autor auf insgesamt 1058 Weiheinschriften für die Mysterien.[5] Von diesen Personen teilen nur etwa 35% ihren gesellschaftlichen Status mit.[6] Es muss also berücksichtigt werden, dass der Forschung ein relativ eingeschränktes Bild zur Verfügung steht, um die Anhängerschaft der Mithrasmysterien rekonstruieren zu können.
Im römischen Imperium war die Religions- bzw. Kultzugehörigkeit zu einem großen Teil private Angelegenheit. Diese Freiheit wurde durch die ganz selten vorkommenden Beschränkungen des Senats im Bezug auf bestimmte Praktiken sanktioniert.[7] Die sporadische Opposition des Senats gegen orientalische Kulte in der späten Republik und im frühen Imperium hatte eher etwas mit den nicht-römischen Charaktereigenschaften dieser Kulte zu tun, statt mit deren Doktrinen. Die Geheimhaltung, der der Mithraskult unterlag, wurde nicht wegen Missbilligung der Massen verursacht. Er schloss andere Götter nicht aus, er versuchte nicht im totalitären Sinne das Leben seiner Anhänger in möglichst viele Aspekte zu beeinflussen.[8]
Mithrasanhänger waren vorwiegend Soldaten, kaiserliche Freigelassene und Sklaven. Bei jeder von diesen Gruppen waren die Anerkennung der Autorität und die Akzeptanz einer bestimmten Rolle innerhalb der Gruppe[9] eine Angelegenheit vom ersten Rang. Die symbolischen und sozialen Strukturen des Mithraskultes widerspiegelten die symbolischen und sozialen Grundstrukturen von all diesen Gruppen. Dadurch leisteten die Mithrasmysterien ihren wesentlichen Beitrag im Bezug auf soziale Kontrolle.[10] Das Mithräum S. Stefano Rotondo in Rom wurde innerhalb des sogenannten „Lager der Kuriere“ aufgebaut, das eine Aufsichts- und Spionageeinheit war.[11] Unter Septimius Severus war der Mithraskult auch unter den Prätorianern verbreitet. Wenn solche Männer in einem Kult versetzt wurden, der enorme moralische Ansprüche an seinen Anhänger erhob, konnte das nur vom Vorteil für die soziale Ordnung sein.[12] Der Dura Mithräum- der einzige bis jetzt Mithräum, der in Syrien 1934 ausgegraben wurde, bezeugt eine religiösbedingte Freundschaft zwischen verschiedenen Rängen der militärischen Hierarchie.[13] Dies spricht dafür, dass der soziale Rang – zumindest der Theorie nach- keine Bedeutung innerhalb der Kultgemeinschaft hatte. Der Sozialstatus wurde allerdings durch die Initiationsgrade ersetzt. Wichtig war der Aufstieg und der Rang innerhalb der Kultorganisation. Es ist aber denkbar, dass diejenigen, die über mehr finanzielle Mitteln verfügten und beispielsweise ein ganzes Mithräum oder dessen Ausstattung stifteten, schneller innerhalb der Kultgemeinschaft aufsteigen konnten. 1992 wurde eine Bronzetafel aus Virunum (Kärnten, Österreich) gefunden, die insgesamt 98 Personen- als örtliche Kultanhänger zu identifizieren- um die Zeit 200 n. Chr. Auflistet (Abb. 2).[14] Die Namen von den ersten 34 Anhängern (bis zum Jahr 183 n.Chr.), die das Mithräum auf eigenen Kosten restauriert hatten, füllen 1⅓ von den insgesamt vier Spalten. Es wurde also mehr als den doppelt so viel Platz, der ausgefüllt war, für zukünftige Eingeweihte übrig gelassen. Die Tafel wurde tatsächlich als Mitgliedschaftsliste des Mithräums beabsichtigt.[15] Die meisten der Mitglieder waren römische Bürger, wobei es nicht auseinander gehalten werden kann, welche Freigeborene und welche Freigelassene waren. Gleiche nomina können auch auf Patronatsbeziehung hindeuten.[16] Die Virunum Tafel ist die einzige von ihrer Art und sie illustriert vor allem wie der Mithraskult unter gleichgesinnten Männern von bestimmten sozialen Umfeldern verbreitet wurde, wobei Verwandschaft und Schirmherr-Freigelassener-Beziehungen eine sehr wichtige Rolle spielten.[17]
Es sind keine Senatoren als Eingeweihte für den Mithraskult vor der Mitte des 3. Jahrhunderts bezeugt. Eine wichtige Frage ist hier allerdings, was als Anhängerschaft zu einem Kult zählte. Es gab offensichtlich Möglichkeiten, einen Kult bzw. eine Religion zu unterstützen, ohne dabei in diesem/ dieser eingeweiht zu sein. Es war politisch klug, einen solchen Kult zu favorisieren, zu dem so viele der eigenen Untergeordneten gehörten.[18] Insgesamt elf Senatoren sind mit 13 Weihungen im Mithraskult bezeugt, die als Statthalter oder Legionstribun auftreten.[19] Vom Ritterstand sind 37 Personen bekannt, die ihre Weihungen als staatliche Funktionäre- und davon die Mehrheit als Truppenkommandeure- gestiftet haben.[20] Für die Militärkreise ist es wichtig zu vermerken, dass es vermutlich eine Art Gruppenzwang gab, der zusätzlich dazu beihalf, dass sich die Mithrasmysterien unter den Soldaten verbreiteten. Zusätzlich fühlten sich die Militärangehörigen durch die dem Gott zugeschriebene Eigenschaft invictus besonders angesprochen.[21]
Bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. traten beträchtliche Stationierungen von Militärpersonal auf. Diese Aktivitäten konnten unter vier Typen kategorisiert werden. Erstens wurden die Einheimischen verschiedener Provinzen nicht in der Garnison vor Ort beschäftigt, sondern wurden irgendwo anders hingeschickt. An zweiter Stelle wurden in Krisiszeiten oder während einem Krieg ganze Einheiten und Legionen im Laufe der Kampagne neu stationiert. Der dritte Grund war, dass die Offiziere meistens nur einige Jahre Dienst leisteten, und dann wurden sie auf eine andere, häufig Verwaltungsstelle verortet. An vierter Stelle lösten Aufstiegsmöglichkeiten immer wieder neue Verortungen auf. Diese Aktivitäten innerhalb des Imperiums trugen immens zur Verbreitung und zur Akzeptanz des Mithraskultes bei.[22]
Eines der auffälligsten Merkmale des Kultes bezüglich seiner Anhäger ist der Frauenausschluss. Die Geburt Mithras von einem Fels und die typisch männlichen Namen der sieben Grade sind Merkmale des Kultes, die ihn absichtlich von möglichen weiblichen Kategorien distanzieren wollten.[23] Manche Mysterien setzten Geschlechtertrennung voraus, es ist aber kein Mysterienkult bekannt, der so eindeutig Frauen ausschloss. In dieser Hinsicht muss erwähnt werden, dass eine der häufigsten sakralen Regeln, was die Aufnahme in einem Kult betrifft, die sexuelle Zurückhaltung für eine bestimmte Zeit war. Der Ausschluss von einem der beiden Geschlechter kann also als das Bemühen auf höchster Stufe gedeutet werden, die rituelle Reinheit zu sichern.[24]
In den antiken Quellen gibt es kein Wort für „Mithrasanhänger“.[25] Da der Mithraskult keine repräsentative Ausstrahlung nach außen besaß, war eine bestimmte Selektivität der Anhängerschaft offensichtlich wichtig.[26] Ein gemeinschaftsstiftender Faktor war der gemeinsame soziale Hintergrund der Anhänger.[27] Zudem ließen religiöse Strukturen wie die Mithrasmysterien die herrschende Patronatsverhältnisse natürlich erscheinen.[28]
2.3. Die Organisation
Die Namen der einzelnen Grade in den Mithrasmysterien waren Corax, Nymphus, Miles, Leo, Perses, Heliodromus und Pater.[29] Diese Namen sind vom 107. Brief von hl. Hieronimus, verfasst im Jahr 401, literarisch bekannt.[30] Die Archäologie hat diese Organisationsschema bestätigt. Das wichtigste Zeugnis für die Kenntnisnahme der Weihegrade im Mithraskult ist das Fußbodenmosaik in Ostia, die sogenannte „Leiter mit den sieben Türen“ (Abb. 3).[31] Der Fund wird in der Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. datiert. Das Mosaik illustriert einmal die Reihenfolge der Weihegrade, wobei Rabe der erste und Vater der höchste Grad war, dazu auch die Symbole, mit denen jeder Grad assoziiert wurde und die entsprechende Schutzgottheit. Ein Schema der Weihegrade[32] mit dem dazugehörigen Planetengott, Element, den Symbolen und der Repräsentation auf den Kultbildern befindet sich im Anhang 1. Die Kultorganisation widerspiegelte die Geographie des Kosmos- jedes von den sieben Grade markierte nicht nur die religiöse Erfahrung, sondern auch den Fortschritt der Seele auf die planetare Leiter. Andere Mysterien hatten ebenfalls verschiedene Grade, sie erhoben aber nicht den Anspruch Abbildungen der Struktur des Alls zu sein.[33]
Unübersehbar ist der Einfluss der platonischen Lehren auf den Mithraskult.[34] Die sieben Grade wurden in Verbindung mit den sieben Planeten gebracht und der astrologische Charakter des Kultes wurde ausschließlich betont.[35] Das Ziel war die Erlösung der Seele vom materiellen Körper und von der materiellen Welt.[36] Das zentrale Kultgeschehen wurde durch wenige, einfache und leicht erfassbare Bilder vorgestellt.[37] Diese einfache Art der Kommunikation mit den Kultanhängern, die praktisch eine schriftliche Auslegung des Mythos überflüssig machte, widerspricht der These, den Mithraskult völlig in einer astrologischen Richtung zu deuten, die schwer zu begreifen ist. Wiederum ist es denkbar, dass man gerade schwere Inhalte auf einfache Weise zu vermitteln versuchte, allerdings passt aber die Stiertötungsszene in dem Sternenkarte-Konzept nicht . Auf dieser Szene sind nämlich neben Mithras und dem Stier eine Reihe von anderen Gestalten zu finden: ein Rabe, ein Hund, der die wunde leckt, eine Schlange, die das Blut ebenfalls zu trinken versucht, ein Skorpion an den Genitalien, Löwe und Krater unter dem Bauch des Stiers (Abb. 4). All diese Tiere werden heutzutage meistens als astronomische Symbole angesehen. Dabei wird ganz außer Acht die Tatsache gelassen, dass die Position der Zeichen auf dem Hauptbildmotiv ihrer Stelle am Himmel nicht entspricht.[38]
Die sieben Grade legten die soziale und religiöse Identität von jedem Mitglied innerhalb des Kultes fest. Sie bestimmten das rituelle Verhalten und setzten Grenzen im Bezug auf das ultimative Wissen und die Reinheit.[39] Es sind keine schriftlichen Zeugnisse vorhanden, die den Wechsel aus dem einen in anderen Grad dokumentieren.[40] Ebenso wenig bekannt ist, ob jeder der Mithrasanhänger in einen der sieben Grade eingeweiht war. Nur 16% der bekannten Personen, die Weihungen gestiftet haben- also insgesamt 170 Männer- haben einen Weihegrad genannt.[41] In Italien vermerkte jeder 2. auch seinen Initiationsgrad, in den Donauprovinzen entsprach das allerdings jedem Zwanzigsten.[42] Die Initiation beeinflusste die gesellschaftliche Stellung des Eingeweihten nicht. Was sich aber änderte, war sein Status gegenüber der Gottheit.[43] Es gab keine organisierte Priesterschaft im Mithraskult.[44] Indem die Anhänger mit bestimmten Aufgaben beauftragt wurden, wurde auch das Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe verstärkt.
Einiges Sicheres lässt sich also über die Organisation der Kultgemeinschaft des Mithras sagen. Es gab zumindest ein Mann, der die leitenden bzw. liturgischen Aufgaben ausführen musste.[45] Es bestand ein kompliziertes System von mehreren Weihegraden, wobei nicht klar steht, wie der Aufstieg erfolgte oder ob die höheren Grade für alle Anhänger erreichbar waren. Im Mithraskult gab es keine Priester und es existierte keine allgemeine Organisation wie eine Mithras-„Kirche“.[46] Allerdings folgte die Organisation in jeder Mithrasgemeinde dem gleichen Muster. Autoritätsunterwerfung und Aufgabenverteilung waren wichtige Bestandteile dieses Systems. Dieser Aspekt widerspiegelte die sozialen Verhältnisse der Realität, was dem Kult zusätzliche Attraktivität verlieh.
2.4. Besonderheiten der Kulträume
Nach Porphyrios bildete Zoroaster als erster ein Tempel zu Ehren Mithras. Im Bergland Persiens richtete er eine natürliche Höhle so ein, dass sie eine Abbildung des Kosmos wurde.[47] Nach diesem vorgegebenen Schema wurden später alle Mithrasheiligtümer im Imperium gebaut.[48] Die Archäologie hat bestätigt, dass das Mithräum als ein Model des Universums gedacht wurde.[49] Was zeichnete also die Kultstätten Mithras und das Bild dieses Gottes, die dort vermittelt wurde, von denen anderer Götter aus? Was ergab sich daraus für die Kultteilnehmer?
Von den bis jetzt ausgegrabenen ca. 135 Kultstätten liegen die Schwerpunkte in Italien und an Rhein und Donau (Abb. 5). Vom östlichen Mittelmeerraum sind im Gegensatz dazu nur wenige Funde bekannt. Diese Tatsache ist etwas verwirrend angesichts der These, dass Mithras aus dem Osten kommt. Inwiefern der römische Mithraskult auf persische Ursprünge zurückzuführen ist, wird weiterhin in der Forschung diskutiert.[50]
Die Kultstätte spiegelt den Charakter der entsprechenden Kultgemeinschaft. Die Ausstattung wird durch das Ritual geformt und wirkt wiederum auf dieses zurück.[51] Das Mithräum wurde oft mit Höhle (spelaeum) verglichen. Die Mehrheit der Mithräen wurden allerdings in künstlich geschaffenen Räumen – fensterlos und zum Teil unterirdisch- angelegt. Angespielt wurde auf die zentrale Tat in der Legende, nämlich die Tötung des Stiers, die in einer Grotte stattfand und durch die Mithras zum „Schöpfer des Alls“ wurde.[52]
Die meisten Mithräen hatten einen Ausmaß 8 bis 10 m Breite und 15 bis 20 m Länge. Solche Räume waren für etwa 20 bis 50 Personen geeignet. Diese war offensichtlich die gezielte Größe, da bei mehreren Anhängern die Gemeinden nicht erweitert, sondern vermehrt wurden. Die Decke war gewölbt, weil sie nach den Vorgaben den Himmel symbolisieren sollte. Meistens wurden keine speziellen Gebäude für die Mithräen errichtet, sondern wurden freie vorhandene Räume benutzt- in Thermen, Wohngebäuden, öffentliche Komplexen. Im Gegensatz zu den Tempeln besaßen die Mithräen keine repräsentative Ausstrahlung – im besten Fall sollte bei den Tempeln das Götterbild von außen erkennbar sein, und die Mithräen waren von der Straße gar nicht als solche zu bestimmen.[53] Der Eingang war an der Seite des Gebäudes- auf diese Weise konnte derjenige, der das Mithräum betrat, nicht sofort das zentrale Kultbild erblicken.[54] In den Kultstätten wurde ausschließlich künstliches Licht verwendet. Die Ältere und Kultbilder wurden illuminiert, zum Beispiel wurden bei Sol die Lichtstrahlen um sein Haupt erspart oder bei Luna den Mondsichel und der Altar wurde von hinten beleuchtet, was einen ausgesprochen starken psychologischen Effekt auf die Kultteilnehmer haben musste (Abb. 7, 8).[55] Ein weiterer Unterschied bestand darin, dass die wichtigsten Rituale einschließlich das Kultmahl nach innen verlagert wurden. Aktivitäten außerhalb des Mithräums, in der Öffentlichkeit, fanden gar nicht statt.[56] Ein Beispiel für den typischen Aufbau eines Mithräums ist die Kultstätte delle Pareti Dipinte in Ostia (Abb. 10). Auffällig sind die beiden an den Seitenwänden entlang positionierten Podien, wo die Anhänger bei den gemeinsamen Mahlzeiten einander gegenüber lagen. Das Mithrasbild stand ebenfalls im besonderen Verhältnis zu der Gruppe und zum Raum, nämlich an der hinteren Seite des Mithräums und gleichzeitig genau in der Mitte zwischen den beiden Liegepodien. Mithras und seine Anhänger bildeten also eine Mahlsgemeinschaft, bei der der Gott den Platz des Ehrengastes oder aber den des Gastgebers einnahm. Ein solches Verhältnis war in Tempelanlagen anderer Gottheiten nicht die Regel.[57] Die Struktur des Mithräums ist so eigenartig, dass es überall im Imperium als solches identifiziert werden kann.[58]
Durch den Raum und die Ausstattung kamen die zentralen Botschaften der Mysterien zum Ausdruck.[59] Unübersehbar ist die Tatsache, dass die Ausstattung der Mithräen und die Reliefsdarstellungen überall das gleiche Muster haben, abgesehen von einigen Besonderheiten im Einzelnen. Dies deutet darauf hin, dass es sich um „eine verregelte Legende und um ein römisch verregeltes Ritual“[60] handelt. Die Auswahl von so einem limitierten Raum für die Kultpraktiken der Mithrasanhänger war nicht zufällig. Alison Griffith führt diese Wahl auf drei verschieden Strände des römischen Privatlebens zurück. Der erste von ihnen war der Gebrauch des privaten Hauses für religiöse Praktiken, die die Familie betrafen. Zum zweiten deutet die Autorin auf die Tatsache hin, dass die Römer sich zu einem gewissen Maße Diskretion für ihre privaten Kultpraktiken wünschten. Als dritter Grund kam der Gebrauch des privaten Raumes für Gastmähler von religiösem oder sozialem Charakter.[61] Der Mithraskult scheint absichtlich auf alle Möglichkeiten verzichtet zu haben, die ihm Ruhm und größeren Anhängerschaftskreis verschaffen konnten. Was die Aufmerksamkeit zog und bewahrte, war die Aufführung, der Spektakel- je exotischer, desto besser.[62] Die Mithräen waren nur für Eingeweihte bestimmt und hatten öffentliche Propaganda nicht zum Zweck.[63]
Die Anfänge des Mithraskultes in Germanien liegen gegen das Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. Die ersten Mithräen wurden von Soldaten[64] in Gelduba (Krefeld-Gellep), Nida (Frankfurt-Heddernheim) und Mogontiacum (Mainz) errichtet.[65] In Germania Inferior sind insgesamt nur 12 Heiligtümern orientalischer Gottheiten bezeugt, in Germania Superior sind dagegen allein 37 Mithräen ausgegraben.[66] Ein Weihaltar in Carnuntum mit der Inschrift Invicto Mithre wurde in der Zeit zwischen 71 und 114 n.Chr. datiert.[67] In Böckingen wurden 148 n.Chr. zwei Altäre gestiftet- ein für Mithras und ein für Apollo.[68] Einige der neulich ausgegrabenen[69] Mithräen in den beiden germanischen Provinzen sind Riegel am Kaiserstuhl (1974), wo ein einmaliges Fund- der s.g. Kultschwert (Abb. 15)- aufgetaucht ist, Biesheim (1977), Krefeld-Gellep (1981), Wiesloch (1987), Mundelsheim (1989), Groß-Gerau (1989).[70] Auffallend ist hier das Fehlen vieler Stiertötungsdarstellungen bei den Ausgrabungen. Es liegt daran, dass es viele nicht haltbare und somit archäologisch nicht mehr fassbare Materialien für das Kultbild in Frage kommen, wie zum Beispiel Holz und Holzmalerei, Bronze und opus sectile. [71] Zwei einmalige Neufunde sind nennenswert: das Kultgefäß aus Mainz (Publikation 1994), das zwischen den Henkeln die Figuren von sieben Mithrasanhängern in einer Dreier- und einer Vierergruppe abbildet, und – auch wenn nicht aus Germanien- die schon erwähnte Bronzetafel aus Virunum (publiziert auch 1994), die 98 Anhänger namentlich aufzählt.[72] Die meisten Mithräen in Rom, Ostia, in den gallischen und germanischen Provinzen waren in öffentlichen Gebäuden eingerichtet.[73]
Das Mithräum beinhaltete das Kultbild, das Altar und das gemeinsame Kultmahl. Die griechisch-römische Tradition trennte diese Sachverhalte, sie fanden nie an einem Ort statt.[74] Das zentrale Kultbild, von dem ungefähr 650 Exemplare vorhanden sind[75], stellt nur eine Erscheinungsform von Mithras dar – die des Stiertöters, und zwar auf einheitlicher Weise im ganzen Imperium. Dass Götterbilder so eng sich einander ähneln ist untypisch für das religiöse Leben des römischen Reiches.[76] Das Kultrelief unterteilt sich in zwei Typen: der donauländische und der rheinische. Der erste Typ ist die übliche Darstellung von Mithras als Stiertöter, mit Sol und Luna in den beiden oberen Ecken (in Deutschland sind das die Reliefs aus Fellbach, Stockstadt, Groß-Krotzenburg und Schwarzerden). Der zweite Typ beinhaltet in einzelnen Bildern die Mithraslegende, die torbogenartig um das zentrale Motiv dargestellt sind (dazu zählen Osterburken, Dieburg, Heidelberg-Neuenheim und Heddernheim).[77] Der zweite Typ unterteilt sich wiederum in zwei Gruppen. Bei der einen ist das Kultbild mit der Legende als eine gesamte Komposition dargestellt (Relief aus Osterburken). Die zweite Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass das zentrale Bild in der Mitte drehbar ist: auf der einen Seite ist die Stiertötung, auf der anderen das sakrale Mahl zu sehen (Relief aus Konjika).[78] Die Tötung des Stiers war die Voraussetzung des sakralen Kultmahls, dass von den Mithrasanhängern rituell nachvollzogen wurde.[79]
Der Mithraskult äußerte sich in und durch das Medium der visuellen Kunst. Ein Vorteil dabei ist, dass Ikonographie- im Gegensatz zu schriftlichen Zeugnissen- keine falsche Information enthält. Der Nachteil dabei ist, dass man sie falsch interpretieren kann.[80] Dieses Problem beruht darauf, dass die Symbole in der Ikonographie mehrere Bedeutungen haben können weil es eine Vielzahl von Adressanten geben kann.[81] Auch im Mithraskult ist die Frage nach den Adressaten nicht eindeutig zu beantworten.
Ein weiterer struktureller Unterschied bestand im Bezug auf das Medium der Kultbilder.[82] Anstelle von der dreidimensionalen Skulptur, die der reguläre Fall ist, wurde im Mithraskult das zweidimensionale Relief bevorzugt. Von den wenigen aufgefundenen Skulpturen[83] sind die meisten deutlich klein, sodass sie eine repräsentative Rolle haben können. Dieses unübliche Medium ist von großer Bedeutung für den Umgang der Kultgemeinschaft mit dem Götterbild. Die Flächenkunst – Reliefs inklusiv – hat den Charakter einer Abbildung des Gottes, sie verkörpert ihn aber nicht. Die Männer sitzen zwar mit Mithras zusammen beim sakralen Mahl, die Grenze zwischen Menschen und Gott wird aber bewahrt. Mithras stand dem Einzelnen nah, verlor (oder verminderte) er dabei aber seine Göttlichkeit nicht.[84]
Das Mithräum war also wie die Stiertötungsszene eine notwendige Struktur: wenn es kein Mithräum gab, gab es auch keine Mithrasmysterien.[85] Das Heiligtum war nicht das Haus des Gottes, wie es bei den griechisch-römischen Tempeln üblich war, sondern es war der Ort, wo Mithras das ursprüngliche Opfer darbrachte. Die Vereinigung von Göttern und Menschen durch die gemeinsame Teilnahme am Kultmahl stand auch im Gegensatz zur römischen Tradition.[86] Durch die innere Ausstattung der Mithräen bildete sich eine einzigartige, geschlossene Gemeinschaft nicht nur unter den Kultanhängern, sondern auch zwischen den Menschen und dem Gott. Die Betonung vom Zugehörigkeitsgefühl auf diese Weise durfte eine ausgesprochen starke Anziehungskraft für die Teilnehmer gehabt haben.
2.5. Das Kultmahl
Die Grundstruktur des Mithräums – wie sie bereits im vorherigen Kapitel besprochen wurde – deutet darauf hin, dass das gemeinsame Kultmahl eine, wenn auch nicht die zentrale Rolle in den Kultpraktiken spielte. Ein großes Problem bei der Untersuchung der Rolle des Kultmahls ist die Tatsache, dass es keine Zeugnisse von den Teilnehmern selbst vorhanden sind. Die einzigen Quellen bleiben dann- auch wenn nicht ausreichend- die Inschriften, die Flächenkunst und sonstige materielle Hinterlassenschaften. In vier verschiedenen Szenen sind Mithras und Sol beim direkten Umgang miteinander dargestellt[87], wobei das sakrale gemeinsame Mahl die abschließende bzw. die wichtigste Szene zu sein scheint.[88] In Osterburken und Klagenfurt ist beispielsweise auf den Reliefsdarstellungen zu sehen, wie Mithras den Sonnengott besiegt, mit ihm sich wieder versöhnt und diese Freundschaft mit einem gemeinsamen Mahl besiegelt.[89] Die Darstellungen des Kultmahls können in drei Gruppen unterteilt werden. Zum ersten findet das Mahl nur zwischen Sol und Mithras statt (Relief aus Ladenburg). Beim zweiten Typ bedienen Menschen die beiden Göttern beim Essen (Rückingen; Konjika). Zum dritten erfolgt das Kultmahl nur unter den Anhängern, die das mythische Ereignis nachstellen (Santa Prisca, Rom).[90] Es ist auch nicht immer auseinanderzuhalten, ob bei den Mahlszenen Kultteilnehmer mit den Attributen von Pater und Heliodromus abgebildet sind, oder ob es sich um Mithras und Sol handelt, die von Anhängern mit Masken[91] bedient werden (S. Maria Capua Vetere).[92]
Eine Trennung von Opfer und Kultmahl in der Antike ist nicht möglich.[93] Die reguläre Form des Opfers bestand bei den Griechen und Römern aus dem Schlachtopfer und dem darauf folgenden Opfermahl.[94] Dabei wurden essbare, Haustiere benutzt und das Tier musste nicht gezwungen werden, sondern freiwillig mitgehen. Beim Verspeisen gehörte der Fleisch den Menschen, und die Götter kriegten eigentlich nur Knochen und Fett. Zu dieser Normalform kamen auch einige besondere Formen des Opfers hinzu, nämlich Gabenopfer, Vernichtungsopfer, Opfer beim Bündnisritual und die Theoxenie oder sogenannte „Götterbewirtung“.[95] Es existiert in der Forschung ein Erklärungsmuster für das Opfern als Communio zwischen Menschen und Göttern.[96] Der Gott wird als der Gastgeber begriffen, der die Opfergaben unter den Menschen verteilt. Bei der Theoxenie ist der Gott dann der Ehrengast. Die Idee von einer Tischgemeinschaft mit dem Gott ist allerdings eher ein Wunschkonzept, keine allgemein verbreitete und in der Gesellschaft fest verankerte Praxis.[97]
Die Tötung des Tieres und das dazugehörige Mahl galten bereits in frühen Jagdgemeinschaften als ein gemeinschaftstiftendes Opfer.[98] Die kleinen Gemeinden der Mithrasanhänger verliehen dem Kultmahl einen besonders intimen Charakter[99] und unterstrichen zusätzlich seine zentrale Bedeutung im Mithraskult. Wie wichtig dieses gemeinsame Mahl war, erkennt man nicht nur an den Tierknochenfunden[100] in zahlreichen Abfallgruben in den Mithräen, sondern auch an der innere Ausstattung der letzteren.[101] Bemerkenswert ist, dass es bis jetzt in allen vorhandenen Zeugnissen keine Darstellung erhalten ist, wo alle Eingeweihte an dem Kultmahl teilnehmen.[102] Wie es bereits erwähnt wurde, zeigen die erhaltenen Fresken nur Corax- und Leo- Eingeweihte, die Mithras und Sol (oder Pater und Heliodromus) beim Mahl bedienen. Wahrscheinlich ist es darauf zurückzuführen, dass es im Ritualleben bestimmte Aufgabenverteilung gab und die Abbildungen eher zeremonielle Handlungen aufzeigen. Dies wird beispielsweise dadurch bestätigt, dass die Eingeweihte ihre Masken dem Grad entsprechend tragen, was bei einem gemeinsamen Mahl unpraktisch wäre.[103] Das Fehlen von direkten Quellen lässt allerdings viele Lücken in unserem Verständnis von den Mithrasmysterien, über die die Forschung nur spekulieren kann.
Das Kultmahl wurde von den Kirchenvätern- wie Justin und Tertullian- kommentiert, weil sie darin eine Nachahmung des christlichen Abendmahls sahen.[104] Viel Auskunft über das Kultmahl wird in keiner Quelle gegeben- die wenigen Zeugnisse stammen letztendlich nicht von den Mithrasanhängern. Laut den christlichen Autoren waren die Mysterien ein Teufelswerk, dass den wahren Glauben verfälschte, indem verschiedene „christliche“ Ritualen[105] nachgeahmt wurden. Bezogen auf das Kultmahl wurde dieses mit dem Einreichen von Brot und Wasser (Leib und Blut Christi) verglichen. Ob es ein solches Ritual im Mithraskult tatsächlich gab oder nicht, kann von den Berichten nicht entnommen werden, da es sich schließlich bei diesen um Antipropaganda handelt. Die Kirchenväter waren Verfechter für ihren eigenen Glauben und verteidigten diesen mit allen möglichen Mitteln. Von den christlichen Quellen wird deutlich, dass die Autoren bzw. die Außenstehenden eher keine gesicherten Kenntnissen über den Kult besaßen. Die wichtigste Regel in den Mysterien- die Geheimhaltung- veranlasste eben so viele Spekulationen nicht nur damals, sondern tut das auch heute.
Es ist keine Darstellung im Mithraskult vermittelt, die den Pater oder irgendjemanden anderen zeigt, der das Opferritual vollzieht, da das ursprüngliche Opfer von Mithras allein dargebracht wurde.[106] Von den Tierknochenfunden wird es deutlich, dass es keine Opfernachahmung, wie das von Mithras vollbrachte, gab. Es wurden eher kleine Tiere geopfert, was auch logisch erscheint, wenn man den Ausmaß und die nach innen gerichtete Repräsentation des Mithräums berücksichtigt. Das Kultmahl hatte also die zentrale Rolle im Ritualleben und stiftete das Gemeinschaftsgefühl, und die „Stiertötung“ war lediglich der Narrativ.
2.6. Zwischenfazit
Der Mithras Mythos stellte den Gott zugleich als Jäger, Krieger und Schöpfer dar, und somit verkörperte er die am meisten geschätzten männlichen Tugenden. Der Kult war vorwiegend für Angehörige der kaiserlichen Verwaltung und der Militär attraktiv, da sie in den Mithrasmysterien eine Bestätigung der sozialen Ordnung auf religiöser Ebene wiederfanden. Diese wurde auch durch die Kultorganisation noch stärker betont. Die intime Atmosphäre der Kulträume und die Abwesenheit des Kultes von der öffentlichen religiösen Szene verstärkten zusätzlich die Gruppe nach innen. Ein besonderes Merkmal des Mithraskultes im Bezug auf seine Attraktivität war, dass für die Vermittlung seiner Botschaft[107] fassbare Bilder benutzt werden.[108] Kompliziertes Gedankengut wurde auf die einfachste Weise erklärt und dadurch für jeden zugänglich gemacht. Das Kultmahl weichte von den Regeln der griechisch-römischen Welt ab, indem es die communio zwischen den Menschen und dem Gott stiftete.
3. Besonderheiten des Mithraskultes im Vergleich zu den anderen Mysterienkulte
Einige Besonderheiten drängen sich sofort im Vordergrund, wenn der Mithraskult mit anderen Kulten verglichen wird. Als erstes wurden drei verschieden Funktionen an einem Platz ausgeführt, die im Normalfall getrennt voneinander gehalten wurden: im Mithräum befand sich das Kultbild, dort wurde die Opfer vollbracht und es war auch der Treffpunkt für die Tischgemeinschaft. Zweitens fällt es auf, dass eine nicht-klassische Form der Ikonographie benutzt wurde, und zwar das Relief an Stelle der Statue[109]. Ein weiteres und ganz besonderes Merkmal war die bewusste Ausschließung von Frauen im Kult.[110]
Die römische Religion war vom Anfang an durch eine Bewahrungstendenz gekennzeichnet, was das Aufrechterhalten von uralten Göttern und Ritualen sicherte.[111] Diese römischen Gottheiten waren ihrem Wesen nach mit spezifischen Funktionen verbunden, die sich stark im Vordergrund drangen anstelle einer Persönlichkeit. Sie kannten ebenfalls keine Beziehungen- weder mythologisch, noch genealogisch. Die echten römischen Götter zeichneten sich also durch ihre Wirkungsmacht, und nicht durch eine Persönlichkeitsentwicklung. Dieses Charaktermerkmal hatte automatisch Einfluss auf die Beziehung zwischen dem Römer und seinen Göttern- es war ein gefühlarmes, wenig persönliches Verhältnis.[112] Der religiöse Konservatismus richtete sich auf das Bewahren vom Alten, es stand aber nicht im Weg, Neues aufzunehmen unter der Bedingung, dass dieses vom Senat gebilligt wurde. Was die neuen Mysterienkulte im Gegensatz zu der altrömischen Religion anzubieten hatten, war vor allem communio nicht nur unter den Menschen, sondern auch zwischen dem Menschen und dem Gott.[113] Der Anhänger konnte sich mit der Gottheit identifizieren- ihre menschliche Züge positionierten sie näher an dem Menschen und dadurch erschien dieser Gott viel größer als die alten Götter. Was besonders im Mithraskult zum Ausdruck kam, war die Steigerung einer persönlichen moralischen Verantwortung, die „in Zusammenhang mit der kultischen Verehrung der Gottheit“[114] stand.[115]
Die Mysterienkulte kamen dem Verlangen des Menschen nach einer persönlichen Beziehung zu seinem Gott entgegen, die einen sicheren Halt in einem riesigen Weltreich bot. Die Mysteriengötter hatten im Vergleich zu den olympischen ein Schicksal, das von dem Eingeweihten miterlebt wurde.[116] Das brachte die neuen Gottheiten im zweifachen Sinn dem Menschen näher: erstens durch den Begriff „Schicksal“ an sich, und zweitens durch die Initiationsriten, bei denen dieses göttliche Schicksal zum Leben gebracht wurde. Der Mysterienkult wurde außerdem aufgrund freier Entscheidung gewählt. Der Anhänger engagierte sich somit viel intensiver mit seinen Verpflichtungen und den Regeln innerhalb des Kultes und das beste Beispiel hierfür ist die Geheimhaltung. Dieses verpflichtende Schweigen verstärkte zusätzlich die Gruppe nach innen.[117]
Die wesentlichen Merkmale, die die Mysterienkulte von der römischen Tradition unterscheiden und die diese Kulte besonders attraktiv machen, sind laut Dorit Engster die mit der Einweihung verbundene Hoffnung, die Rituale und die eigene Stellung innerhalb der Kultgemeinde.[118] Die Hoffnung auf die Unsterblichkeit der Seele war ein zentraler Punkt wenigstens für einige der Mithrasanhänger, was durch das Mosaik des Felicissimus in Ostia bezeugt wird. Fraglich ist es natürlich inwieweit diese Hoffnung in der Vorstellungswelt aller Anhänger eine Rolle spielte. Da es eben kein „heiliges Buch“ des Mithraskultes gibt, lässt sich die Frage nicht beantworten.[119]
3.1. Die gegenseitige Verpflichtung: Mithraskult als Männerbund
Mithras war der Gott der gegenseitigen Beziehungen, sowohl zwischen Gleichberechtigten als auch zwischen dem Stärkeren und dem Schwächeren bzw. zwischen Anführer und seinen Gefolgsleuten. Wichtiges Merkmal solcher Art von Beziehungen war die gegenseitige Verpflichtung: der Schwächere spielte zwar eine untergeordnete Rolle, der Stärkere sollte aber im Zustand sein, Schutz und Hilfe für seinen Gefolgsmann anzubieten. Wenn diese Vorstellung in Betracht gezogen wird, wird es auch verständlich warum die Mithrasmysterien den größten Erfolg unter den römischen Soldaten und in der kaiserliche Verwaltung hatten.[120]
Patronatsbeziehungen bildeten bereits in der Zeit der Republik die Grundlage des Lebens im römischen Reich. Als die Republik dann zu Monarchie wurde, erweiterte sich lediglich die Klientel des Kaiserhauses, während die der Adelshäuser kleiner wurde.[121] Ähnliche gegenseitige Verpflichtungsbeziehungen waren zwischen den Feldherrn und den Soldaten zu beobachten, während der Monarchie wiederum zwischen dem Kaiser und der Armee. Im Folgenden wird kurz die Gesellschaftsorganisation im römischen Reich besprochen, da es notwendig für das Verständnis ist, warum die meisten Mithrasanhänger aus zwei bestimmten Gesellschaftsgruppen stammten, nämlich Offiziere und Beamte aus dem Ritterstand und kaiserliche Sklaven und Freigelassene.[122]
Im römischen Reich waren rechtlich drei Gruppen vorhanden: die römischen Bürger (Freigeborene und Freigelassene), die Bürger in den Städten der Provinzen, die den rechtlichen Status eines römischen Bürgers nicht hatten, und die Sklaven. Die römischen Bürger selbst waren weiter in verschiedenen Schichten unterteilt- die Senatoren, die Ritter, die Bürger ohne einen speziellen Rang und an letzter Stelle die Freigelassenen.[123] Diese rechtliche Aufteilung war allerdings nicht maßgebend für den sozialen Status. So konnten beispielsweise Freigelassene, die in der Reichsverwaltung tätig waren, viel höheren sozialen Rang genießen, als man ihnen zunächst zumuten würde. Das Heer und die kaiserliche Verwaltung waren die Grundlage des Kaisertums, und es darf nicht dem Zufall überlassen werden, dass genau bei diesen Institutionen die Mehrzahl der Anhänger zu finden war.[124] Die Mysterien waren in erster Linie eine Gruppenreligion, und diese konstituierte Gruppe sollte in ihrem sozialen und religiösen Leben an erster Stelle Loyalität gegenüber ihrem Patron bzw. dem Pater erweisen. Zum zweiten war es ein reiner Männerkult, was zusätzlich die vermittelten Werte und deren Übereinstimmung mit den sozialen Verhältnissen verstärkte.[125] Die Geheimhaltung, der die rituellen Handlungen und die religiöse Botschaft unterlagen, die strikte Grenzlinie zwischen Innerhalb und Außerhalb des Kultes verstärkten zusätzlich das „Wir-Gefühl“.[126]
Aus dem germanischen Raum sind mehrere Reliefs übermittelt, die Mithras als Jäger darstellen, wie das Relief von Rückingen, Dieburg und Neuenheim (Heidelberg). Die Jäger waren der älteste Männerbund. Die Gruppe wurde zum Zweck der Jagd und des gemeinsamen Essens nach dem Erlegen des Tiers konstituiert. Wer das Opfer vollzog, galt als der Stifter des Bundes bzw. als der Anführer der Gruppe.[127] Die Mithras-Gruppe konstituierte sich ebenfalls, indem sie das Ritual vollzog, und nicht durch Glaubensbekenntnis.[128] Die Darstellungen vom Mithräum in Santa Maria Capua Vetere (Italien) zeigen deutlich, dass zur Einweihung in Mithrasmysterien Reinigungszeremonien, Mutproben und ein symbolischer Tod gehörten (Abb. 21-23).[129] Unter solchen Voraussetzungen wäre es durchaus vorstellbar, warum der Mithraskult als reiner Männer bund konstituiert war.
Die Vorstellung von der gegenseitigen Verpflichtung und Treue im Mithraskult passte also problemlos in das römische Gesellschaftssystem ein, da dieses auf der Grundlage persönlicher Beziehungen aufgebaut war bzw. die letzteren eine sehr wichtige Rolle spielten.[130] Allein das Hauptziel der Mysterien entwickelte eines besonderes Verantwortungsbewusstsein, zusammen mit einem Solidaritäts- und Gemeinschaftsgefühl unter den Anhängern. Es ging nämlich nicht um Verbreitung eines Glaubens, sondern um die Bewahrung des Kultgeheimnisses.[131]
[...]
[1] Rüpke, J.: Integrationsgeschichten: Gruppenreligionen in Rom, in: Rüpke, J. (Hg.): Gruppenreligionen im römischen Reich (Studien und Texte zu Antike und Christentum; 43), Tübingen 2007, S. 113.
[2] Haynes, I.: Religion in the Roman Army: Unifying aspects and regional trends, in: Cancik, H., Rüpke, J. (Hg.): Römische Reichsreligion und Provinzialreligion, Tübingen 1997, S. 113-125, S. 114.
[3] Ebd.
[4] Schwertheim: Mithras: seine Denkmäler und sein Kult, S. 69.
[5] Clauss, M.: Die sieben Grade des Mithras-Kultes, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 82 (1990), S. 183-194, online in: www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zpe/downloads/1990/082pdf/082183.pdf (Stand: 22.02.2012), S. 185.
[6] Ebd., S. 188.
[7] Griffith: Amicitia in the Cult of Mithras, S. 65.
[8] Gordon: Image and Value in the Graeco-Roman World, S. 102.
[9] Hier sind die Armee, die kaiserliche Verwaltung und der private Haushalt gemeint.
[10] Gordon: Image and Value in the Graeco-Roman World, S. 103-104.
[11] Merkelbach: Mithras, S. 177.
[12] Ebd., S. 179.
[13] Ein umfassender Aufsatz über die Inschriften vom Dura Mithräum und Hintergrundinformationen über die geschichtliche Entwicklung in Francis, E.D.: Mithraic graffiti from Dura-Europos, in: Hinnells, J. R. (ed.): Mithraic studies. Proceedings of the First International Congress of Mithraic Studies, Vol. II, Manchester University Press 1975, S. 424-445; hier S. 436.
[14] Kloft: Mysterienkulte der Antike, S. 96.
[15] Beck: On Becoming a Mithraist, S. 184.
[16] Ebd., S. 192.
[17] Ebd., S. 193.
[18] Beard u.a.: Religions of Rome. Volume 1, S. 291-292.
[19] Clauss, M.: Cultores Mithrae: Die Anhängerschaft des Mithras-Kultes (Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien; Bd. 10), Stuttgart 1992, S. 264.
[20] Ebd., S. 265.
[21] Ebd., S. 268-269.
[22] Daniels, C.M.: The role of the Roman army in the spread and practice of Mithraism, in: Hinnells, J. R. (ed.): Mithraic studies. Proceedings of the First International Congress of Mithraic Studies, Vol. II, Manchester University Press 1975, S. 249-274; hier: S. 249-250. In diesem Beitrag werden auch mehrere Beispiele über Verortungen von Militäreinheiten angegeben, die die Mithrasmysterien auf ihren Routen verbreiteten.
[23] Gordon: Image and Value in the Graeco-Roman World, S. 70.
[24] Ebd., S. 98.
[25] Burkert: Antike Mysterien, S. 49.
[26] Gordon: Institutionalized Religious Options, S. 400.
[27] Alvar: Romanising oriental Gods, S. 359.
[28] Gordon: Institutionalized Religious Options, S. 403.
[29] Merkelbach: Mithras, S. 81.
[30] Des heiligen Kirchenvaters Eusebius Hieronymus ausgewählte Briefe, I Briefband, übers. v. L. Schade (Bibliothek der Kirchenväter), München 1936, S. 386-387; siehe Anhang 2.
[31] Merkelbach: Mithras, S. 78.
[32] Die Zahl sieben ist kein Zufall. Nach dem Verständnis der Mithrasanhänger ist der Himmel in sieben Sphären gegliedert, und jede Sphäre ist einem der sieben bekannten Planeten zugeordnet (Schwertheim: Mithras: seine Denkmäler und sein Kult, S.68).
[33] Gordon: Image and Value in the Graeco-Roman World, S. 97.
[34] Die enge Beziehung, in der Mysterienkulte und antike Philosophie standen, wird gründlich erläutert im Aufsatz von Dörrie, H.: Mysterien (in Kult und Religion) und Philosophie, in: Vermaseren, M.J. (Hg.): Die orientalischen Religionen im Römerreich (EPRO), Leiden 1981, S. 341-362.
[35] Siehe Kapitel 2.3. „Besonderheiten der Kulträume“.
[36] Bilde: The Meaning of Roman Mithraism, S. 35-36.
[37] Mehr dazu im Kapitel 2.3. „Besonderheiten der Kulträume“.
[38] Vermaseren, M. J.: Mithras in der Römerzeit, in: Vermaseren, M.J. (Hg.): Die orientalischen Religionen im Römerreich (EPRO), Leiden 1981, S. 96-114, hier: S. 104.
[39] Gordon: Image and Value in the Graeco-Roman World, S. 101.
[40] Clauss: Die sieben Grade des Mithras-Kultes, S. 183.
[41] Engster:Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 423-424.
[42] Clauss: Die sieben Grade des Mithras-Kultes, S. 189.
[43] Burkert: Antike Mysterien, S. 15.
[44] Beard u.a.: Religions of Rome. Volume 1, S. 303.
[45] Mitthof unterscheidet ein sacerdos (kultische Handlung), ein antistes (Aufsicht über den Kultraum) und prosidens/praesidens (Vorsitz in der Gemeinde), in: Mitthof, F.: Der Vortand der Kultgemeinden des Mithras. Eine Sammlung und Untersuchung der inschriftlichen Zeugnisse, KLIO 74 (1992), S. 275-290, hier: S. 284.
[46] Ebd., S. 275-276.
[47] Porphyry: On the Cave of the Nymphs in the Thirteenth Book of the Odyssey (übers. aus dem griech. v. T. Taylor), London 1917, online in http://archive.org/details/onthecaveoftheny00porpuoft (Stand: 11.06.2012); siehe Anhang.
[48] Merkelbach: Mithras, S. 133.
[49] Beck: On Becoming a Mithraist, S. 179.
[50] Klöckner: Mithras und das Mahl der Männer, S. 202-203.
[51] Ebd., S. 204.
[52] Ebd., S. 204-205.
[53] Ebd., S. 206-207.
[54] Merkelbach: Mithras, S.134.
[55] Ebd., S. 135-136.
[56] Klöckner: Mithras und das Mahl der Männer, S. 208.
[57] Ebd., S. 209-210.
[58] Ebd., S. 207.
[59] Kloft: Mysterienkulte der Antike, S. 75.
[60] Wili: Die römischen Sonnengottheiten und Mithras, S. 151.
[61] Griffith: Amicitia in the Cult of Mithras, S. 64.
[62] Beck: On Becoming a Mithraist, S. 176.
[63] Beard u.a.: Religions of Rome. Volume 1, S. 266.
[64] Mithräen findet man vorwiegend an Kastellorten und an den limites, woraus man den Schluss schließen kann, dass der Kult vom Heer in Germanien verbreitet wurde. Dazu Spickermann, W.: Mysteriengemeinde und Öffentlichkeit: Integration von Mysterienkulten in die lokalen Panthea in Gallien und Germanien, in: Rüpke, J. (Hg.): Gruppenreligionen im römischen Reich (Studien und Texte zu Antike und Christentum; 43), Tübingen 2007, S. 152.
[65] Ebd., S. 128.
[66] Ebd., S. 141.
[67] Jacobs: Die Herkunft und Entstehung der römischen Mithrasmysterien, S. 33.
[68] Daniels: The role of the Roman army in the spread and practice of Mithraism, S. 263.
[69] Seit 1974.
[70] Huld-Zetsche, I.: Der Mithraskult im römischen Germanien, in: Spickermann, Wolfgang (Hg.): Religion in den germanischen Provinzen Roms, Tübingen 2001, S. 339-355, hier: S. 339-343.
[71] Ebd., S. 343.
[72] Ebd., S. 344-346.
[73] Spickermann: Mysteriengemeinde und Öffentlichkeit, S. 127.
[74] Alvar: Romanising oriental Gods, S. 351.
[75] Gordon,R.: Mithras, in: DNP, Bd. 8, Stuttgart 2000, Sp. 287-291; hier: Sp. 289.
[76] Klöckner: Mithras und das Mahl der Männer, S. 212.
[77] Schwertheim, E.: Die Denkmäler orientalischer Gottheiten im römischen Deutschland, Leiden 1974,
S. 281-282.
[78] Ebd., S. 284.
[79] Das Relief aus Konjica zeigt z.B. auf der Mahlszene kein mythologisches Ereignis: es sind Menschen, die Mithras und Sol spielen; Klöckner: Mithras und das Mahl der Männer, S. 213.
[80] Beck: The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire, S. 20-22.
[81] Ebd., S. 27.
[82] Klöckner: Mithras und das Mahl der Männer, S. 214.
[83] Bekannt sind ca. 40 Skulpturen (Ebd., S. 214).
[84] Ebd., S. 216.
[85] Beck: The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire, S. 105.
[86] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 378.
[87] 1. Sol kniet vor Mithras; 2. Handschlag-szene; 3. gemeinsames Mahl; 4. Mithras und Sol zusammen im Sonnenwagen steigen zum Himmel empor (siehe Anhang, Abb. 24-29).
[88] Griffith: Amicitia in the Cult of Mithras, S. 71.
[89] Wili: Die römischen Sonnengottheiten und Mithras, S. 153.
[90] Schwertheim: Mithras: seine Denkmäler und sein Kult, S. 46.
[91] Bei den erhaltenen Fresken sind ausschließlich Eingeweihte im Corax - und Leo -Grad abgebildet, die entsprechend Raben- (Dura-Mithräum) und Löwenmasken (Santa Prisca) tragen und Heliodromus/Sol und Pater/Mithras beim Essen bedienen.
[92] Kane, J.P.: The Mithraic cult meal in its Greek and Roman enviroment, in: Hinnells, J. R. (ed.): Mithraic studies. Proceedings of the First International Congress of Mithraic Studies, Vol. II, Manchester University Press 1975, S. 313-351, hier: S. 320.
[93] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 373.
[94] Klauck: Die religiöse Umwelt des Urchristentums I, S. 28.
[95] Ebd., S. 33-35.
[96] Ebd., S.46.
[97] Andere Erklärungsmuster wie Opfer als Sündenbockmechanismus oder eine stammesgeschichtliche Erklärung werden hier nicht berücksichtigt. Dazu mehr in Klauck, S. 46-49
[98] Kloft: Mysterienkulte der Antike, S. 72.
[99] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 373.
[100] Meistens von Schweinchen und Hühner (s. Alvar: Romanising oriental Gods, S. 351). Neben den Knochenfunden wurden auch Opfermesser, Trinkgefäße und Tongeschirr ausgegraben (s. Klauck: Die religiöse Umwelt des Urchristentums I, S. 123).
[101] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 377-378.
[102] Kane: The Mithraic cult meal in its Greek and Roman environment, S. 348.
[103] Ebd., S. 350.
[104] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 375; siehe Anhang 2.
[105] Ein besonders aktuelles Thema an dieser Stelle, das weitere Erforschung benötigt, sind die Parallelen zwischen dem Mithraskult und dem (frühen) Christentum.
[106] Alvar: Romanising oriental Gods, S. 352-353.
[107] Hier geht es besonders um die Einflüsse des Platonismus auf den römischen Mysterienkult.
[108] Kloft: Mysterienkulte der Antike, S. 80.
[109] s. S. 19.
[110] Gordon: Institutionalized Religious Options: Mithraism, S. 393.
[111] Versnel, H.S.: Römische Religion und religiöser Umbruch, in: Vermaseren, M.J. (Hg.): Die orientalischen Religionen im Römerreich (EPRO), Leiden 1981, S. 41-67, hier: S. 43.
[112] Ebd., S. 44.
[113] Ebd., S. 62.
[114] Ebd., S. 63.
[115] Näheres dazu im Kapitel 3.2. „Die moralischen Werte“.
[116] Giebel, M.: Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten (Neuausg.), Düsseldorf; Zürich 2000, S. 12-13.
[117] Ebd., S. 14-15.
[118] Engster: Konkurrenz oder Nebeneinander, S. 254.
[119] Ebd., S. 255.
[120] Merkelbach: Mithras, S. 153.
[121] Ebd., S. 154.
[122] Ebd., S. 155.
[123] Ebd., S. 155.
[124] Ebd., S. 159.
[125] Ebd., S. 160.
[126] Kloft: Mysterienkulte der Antike, S. 86.
[127] Merkelbach: Mithras, S. 4-5.
[128] Burkert: Antike Mysterien, S. 47.
[129] Vermaseren: Mithras in der Römerzeit, S. 107.
[130] Merkelbach: Mithras, S. 75.
[131] Burkert: Antike Mysterien, S. 48.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2012
- ISBN (PDF)
- 9783956847004
- ISBN (Paperback)
- 9783956842009
- Dateigröße
- 16 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Bremen
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 3
- Schlagworte
- Mysterienkult Gottheit Kultmahl Männerbund Initiation Gott
- Produktsicherheit
- BACHELOR + MASTER Publishing