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Ästhetik des Verschwindens bei Christian Kracht: Zur Regression in "Faserland", "1979", "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" und "Metan"

©2013 Masterarbeit 68 Seiten

Zusammenfassung

Wie wird das Verschwinden in den Büchern Christian Krachts behandelt, welche Funktion und Bedeutung es hat und welche Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Entwicklungen lassen sich in Bezug auf das Verschwinden feststellen? Diese Fragen werden beantwortet und anschließend eine Ästhetik des Verschwindens in den Romanen Christian Krachts formuliert.
Den Untersuchungsgegenstand bilden die drei ersten Romane von Christian Kracht, die in der Fachliteratur als eine Trilogie bezeichnet werden: Faserland (1995), 1979 (2001) und Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten (2008). Obwohl diese drei Bücher weder vom Autor noch vom Verlag als Trilogie deklariert worden sind, wird sich zeigen, dass zwischen ihnen zahlreiche Gemeinsamkeiten, insbesondere mit Blick auf den Verschwindens-Diskurs, bestehen. Des Weiteren wird das Werk Metan analysiert, das Kracht 2007 zusammen mit Ingo Niermann veröffentlicht hat. Metan, ein literarisches Experiment, stellt eine scheinbar wissenschaftliche Behandlung des Verschwindens dar, obwohl es sich bei diesem Buch eigentlich um Prosa handelt. Obgleich in einem ganz anderen Stil geschrieben, ist dieser Roman (?) eng mit der Trilogie Krachts verknüpft.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


3.1 Jemand verschwindet

Zuerst werden die beiden Romane Faserland und 1979 untersucht, denen gemein ist, dass sie von einem Protagonisten handeln, der verschwindet. Es wird aufgezeigt, auf welche Weise sie verschwinden und welche Funktion das Verschwinden für die Romane besitzt.

3.1.1 Faserland

Im Jahr 1995 erschien Christian Krachts erster Roman Faserland, der gemeinhin dem Genre der Popliteratur zugesprochen wird. Er handelt von der Reise eines namenlosen Protagonisten, auf Sylt beginnend, längs durch Deutschland und schließt im schweizerischen Zürich.

Der Ich-Erzähler, der Privatier zu sein scheint, macht Urlaub auf Sylt und lernt Karin kennen, mit der er Gespräche über Mode und Marken führt – insbesondere über Barbourjacken, die immer wieder im Roman Erwähnung finden – und mit welcher er in Begleitung eines anderen Paars den Abend verbringt, wobei sich alle betrinken und der Protagonist plötzlich feststellt, dass er keine Urlaube mehr auf Sylt verbringen möchte.

Fluchtartig reist er am nächsten Morgen mit dem Zug nach Hamburg, wo er kurzentschlossen seinen Schulfreund Nigel besucht. Mit diesem sucht er abends eine Party auf, auf der allerhand Drogen kursieren. Auch der Ich-Erzähler berauscht sich und begibt sich während seines Drogen-Trips zurück zu Nigels Wohnung. Dort spielt sich eine sexuelle Orgie in Nigels Bett ab, nach deren Anblick der Protagonist kurzerhand beschließt, nach Frankfurt zu fliegen.

In Frankfurt lebt sein Schulfreund Alexander, den er zwar nicht besucht, aber der ihm in einer Bar begegnet, den Erzähler jedoch nicht erkennt. Dieser stiehlt daraufhin Alexanders in der Bar liegende Barbourjacke und reist mit dem Zug weiter.

Eigentlich will er nach Karlsruhe fahren, doch um einem unangenehmen Gespräch im Zug aus dem Wege zu gehen, steigt er in Heidelberg aus und gerät dort in eine Gruppe Studenten, die ihn auf eine weitere Party mitnehmen, auf welcher exzessiv gekokst und Heroin gespritzt wird. Er wird von dieser Feier von Rollo, einem Freund aus der Kindheit, weggebracht.

Zusammen begeben sich die beiden nach München auf einen Rave, von dem sie allerdings schnell wieder flüchten, als dort eine Schlägerei ausbricht. Von München aus fahren sie mit Rollos Porsche an den Bodensee, an dem seine Eltern eine Villa besitzen.

Der psychisch labile, tablettensüchtige Rollo veranstaltet abends eine ausladende Geburtstagsfeier. Nachdem seine wahre Gemütslage bis zu diesem Zeitpunkt lediglich vom Ich-Erzähler prophezeit worden ist, verfällt jener in einem Moment, als die beiden von der Festgesellschaft separiert auf dem Bootssteg stehen, in einen Weinkrampf. Der Protagonist entflieht dieser Situation, überlässt Rollo der Umsetzung seines Suizids – er wird am kommenden Morgen im Wasser ertrunken aufgefunden werden – und fährt mit dem Porsche, den er spontan entwendet, nach Zürich.

In diesem „anderen Deutschland“ angekommen, fühlt er sich zum ersten Mal wohl; er isst und trinkt ausgewogen, anstatt sich zu betrinken. Nach einer Beschreibung der Vorzüge der Schweiz macht sich der Protagonist auf die Suche nach dem Grab Thomas Manns, kann es jedoch aufgrund der einsetzenden Dunkelheit nicht finden. Schließlich begibt er sich zurück nach Zürich und lässt sich von einem Bootführer auf die Mitte des nächtlichen Zürcher Sees bringen.

Das Verschwinden in Faserland kann in vier verschiedene Aspekte unterteilt werden: das Verschwinden von Sylt, dass die Handlung in Gang setzt, das stationäre Verschwinden von den Aufenthaltsorten, die der Protagonist besucht, das Verschwinden als Flucht vor der Gesellschaft und ihrer Geschichte sowie das finale Verschwinden aus dem Leben.

Am letzten Abend erklärt der Protagonist, „daß das [s]ein letzter Tag auf Sylt“[1] sei und dass er am darauffolgenden Tag abfahren werde. Wohin er reisen wird, sagt er nicht. Es kann angenommen werden, dass dem Protagonisten zu dem Zeitpunkt noch gar kein Ziel vorschwebt. Nun könnte der Leser vermuten, dass es sich bei Faserland um einen Entwicklungsroman handelt, wenn im ersten Kapitel Aufbruchsstimmung erzeugt wird. Doch der Protagonist durchläuft während des Romans keine Entwicklung. Das Verschwinden von Sylt ist bloß die erste Station einer „Verschwindens-Tour“ durch Deutschland.

3.1.1.1 Örtliches Verschwinden

Die Enden der Kapitel beziehungsweise die Übergänge zwischen den Kapiteln fallen mit dem jeweiligen Verschwinden des Protagonisten an und von einem Handlungsort zusammen. So endet das erste Kapitel mit dem Satz „Ich glaube, ich werde nicht mehr nach Sylt fahren.“[2] und das zweite beginnt damit, dass der Protagonist im Zug nach Hamburg sitzt. Das zweite Kapitel schließt mit einer Taxifahrt weg von einer Party, bei welcher der Protagonist, wie so häufig, spontane Referenzen auf den Nationalsozialismus aufzeigt:

Das Taxi fährt los, und ich beobachte, wie der Rauch sich aus dem Fenster schlängelt, das ich einen Spalt weit geöffnet habe. Hamburg wacht auf, denke ich, und dann muß ich plötzluch an die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg denken und an den Hamburger Feuersturm und wie das wohl war, als alles ausgelöscht wurde […].[3]

Das Besondere bei diesem Verschwinden ist, dass der Protagonist bewusst zu Nigels Wohnung zurückkehrt, obwohl er sich sonst treiben lässt. Er verschwindet also einerseits – fluchtartig – von der Party, kehrt aber an einen bereits bekannten Handlungsort zurück. Aufgrund der Orgie in Nigels Bett[4] verlässt er die Wohnung sofort wieder und fliegt mit dem Flugzeug nach Frankfurt. Dem Leser erklärt der Ich-Erzähler die Wahl des Reiseziels nicht. Es darf angenommen werden, dass er es selbst nicht weiß. Auf jeden Fall genießt er beim Fliegen den Gang zwischen Flughafen und Maschine:

Dieser Moment ist fast das Beste am Fliegen, wenn man aus dem Bus steigt und der Wind den Mantel hochweht und man den Koffer fester mit der Hand umschließt, […]. Das ist so eine Art Übergang von einem Leben ins andere oder eine Mutprobe. Irgend etwas ändert sich im Leben, alles wird für einen kurzen Moment erhabener.[5]

Das Gefühl von Glück, das durch einen „Übergang“ ausgelöst ist, wird der Protagonist im Verlauf des Romans noch zweimal wahrnehmen: einmal beim Übergang von Deutschland in die Schweiz, wo er dieses Glücksgefühl auch explizit äußert und nochmals beim von ihm selbst angekündigten „Übergang von einem Leben ins andere“, beim Übergang von seinem jetzigen Leben in den Tod durch den Suizid am Ende des Romans.

Am Ende des dritten Kapitels wird die Ankunft in Frankfurt geschildert.[6] Der Wechsel des Handlungsortes vom Flughafen zur Innenstadt könnte als ein Verschwinden verstanden werden. Eine andere Lesart wäre, dass der Flug und der Flughafenbetrieb den Protagonisten so sehr ablenken und beschäftigen, dass an dieser Stelle keine Flucht erforderlich ist. Zum Schluss seines Frankfurt-Aufenthalts hingegen ereignet sich wieder ein rasantes Verschwinden. Nach dem Diebstahl der Barbourjacke von Alexander ist der Protagonist „dann ziemlich schnell weg aus Frankfurt.“[7] Noch betrunkener als in dieser Situation ist er danach auf dem Weg von Heidelberg nach München:

Wie ich genau aus Heidelberg rausgekommen bin und schließlich in München gelandet bin, das ist mir immer noch ein Rätsel. Einen Zug werde ich wohl genommen haben, aber die Reise ist ausgelöscht in meinem Gehirn, einfach nicht mehr da.[8]

Die ansteigende Verzweiflung des Protagonisten wird darin sichtbar, dass er immer exzessiver trinkt und gar nicht mehr isst. Dass er im Anschluss an die Zugreise einen Rave aufsucht, was er lapidar damit begründet, dass er Raver im Zug getroffen hat („Im Zug muß ich wohl mit jungen Leuten gesessen haben, die zu einem Rave wollten, auf einer Wiese außerhalb von München. Ich schätze, ich habe ihnen ein Taxi ausgegeben, vom Bahnhof zur Wiese.“[9] ), erscheint unglaubwürdig. Vielmehr hat es den Anschein, dass der Protagonist der Ablenkung wegen verzweifelt Kontakt zu anderen Menschen sucht – nicht zu seinen Freunden, wie später noch erklärt wird – und solch ein Rave Drogen und die Möglichkeit zur Realitätsflucht verspricht.

Ein scheinbarer Wendepunkt in der Entwicklung stellt sich in der Handlung ein, wie sie im sechsten Kapitel beschrieben wird: Der Protagonist logiert bei Rollo und die beiden scheinen sich gut zu verstehen. Das Verschwinden zwischen dem sechsten und siebten Kapitel erfolgt gemeinsam: Rollo und der Protagonist fahren mit dem Porsche 912 zum Ferienhaus nach Lindau.[10] Dieses Verschwinden erfolgt nicht fluchtartig, nicht allein und weder betrunken noch verkatert. Stattdessen scheint die Fahrt einem „Übergang“ wie dem zum Flugzeug zu gleichen.

Tatsächlich ist die Fahrt nach Lindau nur ein letzter nicht fataler Ortswechsel. Das Verschwinden von Rollos Geburtstagsfeier mit dem gestohlenen Porsche wird vom Protagonisten auffallend nüchtern und detailliert beschrieben:

Ich schließe Rollos Porsche auf, setze mich hinein und starte den Motor. Langsam, im Rückwärtsgang, fahre ich über den knirschenden Kies. Ich kurbele beide Fenster herunter, lege den ersten Gang ein und fahre los, durch das große Tor, auf die Hauptstraße, durch Meersburg hindurch, durch die Nacht, am See entlang. Irgendwo an einer Tankstelle fülle ich für vierzig Mark Benzin nach, und um halb zwei Uhr nachts überquere ich in der Nähe von Singen die Schweizer Grenze. Langsam werde ich wieder nüchtern. Nach meinem Paß fragt mich niemand.[11]

Diesmal ist dem Erzähler das Ziel seiner Reise ungewohnt bewusst, denn er legt Argumente dar, was an der Schweiz gegenüber Deutschland besser sei, weswegen er dorthin fährt. In diesem Moment wird ihm die Flucht aus Deutschland in die Schweiz – in das bessere Deutschland[12] – als letzte Handlungsoption erscheinen. Abschätzige, oberflächliche Untersuchungen von Dingen und Menschen, Kontakt zu alten Freunden und Sich-treiben-lassen durch Deutschland haben nicht funktioniert. Das anonyme („Nach meinem Paß fragt mich niemand.“) Verschwinden in die Schweiz erscheint dem Protagonisten deshalb als logische Konsequenz. Schon an dieser Stelle ist dem Leser klar, dass am Ende dieses Kapitels wiederum eine Art von Verschwinden stehen muss.

3.1.1.2 Flucht vor Gesellschaft und Geschichte

Die Wahrnehmung des Protagonisten ist dadurch geprägt, dass er seine gesamte Umwelt nur oberflächlich wahrnimmt, weil sie für ihn tatsächlich nur aus Oberflächen zu bestehen scheint. Diese totale Oberflächlichkeit deutet er als das Ergebnis geschichtlicher bzw. gesellschaftlicher Entwicklungen, die er ablehnt:

Heute ist alles so transparent, ich weiß nicht, ob ich mich da richtig ausdrücke, jedenfalls ist alles aus Glas und aus so durchsichtigem türkisen Plastik, und es ist irgendwie körperlich unerträglich geworden.[13]

Wenn der Erzähler die Inneneinrichtung eines Deutsche-Bahn-Zugabteils kritisiert, so beschreibt er in diesem Falle eine räumliche Situation, die ihn komplett einnimmt. Doch diese oberflächliche Wahrnehmung behält er auch dort bei, wo er seine Umwelt anders wahrnehmen könnte. So thematisiert er „designer labels, high-society friends, and fashionable bars, clubs and parties“[14], um die ihm eigene innere Leere mit etwas zu füllen und so „a coherent whole person“[15] zu sein. Er nimmt also eine Perspektive ein, die er selbst eigentlich ablehnt, aber gleichsam die einzige ist, die es ermöglicht, von den eigenen tief verwurzelten Problemen abzulenken – immer wieder unterstützt durch allerlei Drogen. Dazu kommt, dass Geld stets verfügbar zu sein scheint und zuweilen „schon wieder als beengend empfunden“[16] wird.

Genauso wie die eigenen Gefühle vom Protagonisten verdrängt werden, entwickelt er auch zu anderen keine: „Ich habe plötzlich keine Lust mehr, irgend etwas mit dem Mädchen anzufangen oder mit ihr zu reden oder ihr irgendwie zu helfen.“[17]

Durch diesen Mangel an Gefühl und Moral verliert die Figur, wie im Übrigen auch die Protagonisten der anderen Romane Christian Krachts, an Tiefe. Diese Tendenz wird zudem durch die „naive Sprache“ des Erzählers verstärkt.[18] Sebastian Domsch geht sogar so weit zu sagen, dass es in Krachts Werken anscheinend gar keine Moral gäbe.[19]

Die Oberflächlichkeit wird aber nicht nur dadurch begründet, dass der Protagonist sich von Gefühlen und moralischen Fragen fernhalten will. Eher schuldlos befindet er sich in einer Gesellschaft, in der die „Konzentration auf die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit“ mit einer „erhöhte[n] Aufmerksamkeit für die Oberfläche“ korrespondiert.[20] Während bis in die Moderne hinein eine Oberfläche beschrieben wird, um anschließend einen tieferen Sinn unter ihr zu entdecken, bleibt in der schnelllebigen postmodernen Welt gar keine Zeit mehr dazu – die Betrachtung der Welt muss zwangsläufig eine oberflächliche sein, die von Flüchtigkeit und Vergänglichkeit geprägt ist. Für Gefühle oder Moral gibt es dort keinen Platz mehr und eine Sinnsuche muss unabwendbar scheitern. Was das Subjekt ausmacht, nämlich die Fähigkeit, in die Tiefe blicken zu können, ist nicht mehr möglich. Somit ist die Oberflächlichkeit des Protagonisten ein Indiz dafür, dass er als Individuum verschwindet oder schon verschwunden ist. Für individuelle Interessen bleibt schon gar kein Raum: „[O]bwohl ich sonst eigentlich allen zuhöre, weil ja alles irgendwie interessant ist.“[21]

Einerseits versucht der Erzähler, Gefühlen keinen Raum zu geben, andererseits sucht er dennoch danach, denn auf seiner Reise besucht er immer wieder alte „Schulfreunde“ – die allerdings treffender als Bekannte denn als wahre Freunde bezeichnet werden sollten. Was den Protagonisten und seine Freunde verbindet, sind die Zugehörigkeit zur oberen Gesellschaftsschicht, offensichtlich keine Geldsorgen, viel Zeit und eine gemeinsame Vergangenheit – beispielsweise sind die meisten Schüler an demselben Internat in der Schweiz gewesen. Darüber hinaus scheinen die Freunde des Protagonisten ebenfalls oberflächliche Ansichten zu besitzen.

Wir sehen uns an, dabei muß ich ganz kurz, wirklich nur Bruchteile einer Sekunde lang daran denken, warum Nigel und ich uns eigentlich mögen, und daß ich eigentlich gar nicht weiß warum, und dann geht schon der Summer, und Nigel stößt die Haustür auf.[22]

Der Gedanke, dass die Freundschaft überhaupt keine Tiefe besitzt, ist dem Protagonisten unangenehm. Deshalb verdrängt er ihn schnell wieder, um kein Gefühl der Leere entstehen zu lassen und um nicht zu realisieren, dass die Freundschaft vor allem darin begründet ist, dass sie sich so gut verstehen, weil sie sich so ähnlich sind.[23] Denn der Protagonist ist ebenso wie Nigel „im Grunde ein asozialer Mensch“, der „nicht kommunikationsfähig“ ist und Partys nur aufsucht, weil man dort nicht kommunizieren muss.[24] Die Unfähigkeit zu kommunizieren ist die Konsequenz aus der Oberflächlichkeit: Nichts Wahrgenommenes ist von Belang, nichts beinhaltet eine tiefere Bedeutung; Relevantes und Gefühle werden nicht thematisiert. Daher heuchelt und simuliert der Protagonist sein Leben ebenso wie seine angeblichen Freunde, die er besucht, welche ihr Leben „gänzlich auf Simulation, Ironie und Kommunikationsverweigerung eingestellt haben.“[25] Dass Nigel, Alexander etc. keine Freunde sind, wird dem Protagonisten klar, ohne dass es jemals ausgesprochen wird.

Eine besondere Rolle kommt Rollo zu, der wie die zuvor genannten Freunde charakterisiert werden kann, allerdings einen Unterschied aufweist: Rollo hat die eigene Heuchelei erkannt und erträgt sie nicht mehr. Er erscheint wie ein Doppelgänger des Protagonisten,[26] die Freundschaft zwischen beiden wirkt tiefer und ehrlicher als die zwischen dem Protagonisten und den vorherigen Freunden. Während zwischen diesen überhaupt keine Kommunikation oder Interaktion stattfindet, kann der Erzähler sich über den Scherz, den Rollo sich mit einem Hippie erlaubt, kurz freuen:

und dann sehe ich, wie Rollo, während er auf ihn einredet, ihm die zwei Pillen von dem Glatzen-Hippie vorhin in seinen Pappbecher mit Chai hineinbuchsiert hat, ohne daß der es merkt. Das ist natürlich grandios.[27]

Die Empathie zwischen den beiden rührt daher, dass beide in ähnlicher psychischer Verfassung sind. Sie sind abhängig, der Ich-Erzähler ist Alkoholiker, Rollo ist tranquilizerabhängig, und beide haben einen „Knacks“[28], wie der Erzähler Rollo bescheinigt, das bedeutet, beide sind psychisch labil. Auf der Geburtstagsfeier, die ausschließlich aus oberflächlichen Heuchlern besteht, zerbricht Rollos Fassade: Er erkennt, dass all diese Leute keine echten Freunde sind, und wendet sich verzweifelt an den Protagonisten, von dem er aber keine Hilfe erwarten kann, denn dieser verschwindet, als er sich im Rollo am See selbst erkennt.[29],[30]

Anstatt Gefahr zu laufen, Gefühle von Leere zu entwickeln, äußert der Protagonist, wo es nur geht, seine Abscheu gegenüber Deutschland und seiner Geschichte. Dieses Bemühen ist der naive Versuch, von den eigenen Problemen abzulenken. Dabei spielt der Erzähler sein eigenes „modern day morality play“[31], das immer wieder den Holocaust und die Nazi-Vergangenheit Deutschlands thematisiert, die er überall und in jedem nach Belieben wiederzuerkennen scheint. Tatsächliche historische Zusammenhänge sind dabei zweitrangig: „Halt’s Maul, du SPD-Nazi.“[32]

Da diese Abscheu gegenüber Deutschland als Denkmuster für den Protagonisten gut funktioniert, reist er während des größten Teils des Romans durch ebendieses Land, anstatt es schnellstens zu verlassen:

Ich habe so ein Gefühl, als ob ich deswegen nach Frankfurt fliege, so in die Mitte von Deutschland rein, als ob ich gar nicht anders kann. Das passiert so, als ob es gar nicht zu verhindern wäre, obwohl ich mich ja weiß Gott treiben lasse und nun wirklich nicht nach Frankfurt hätte fliegen müssen […].[33]

In Wirklichkeit lässt er sich keinesfalls treiben, sondern ein innerer Drang bewegt ihn, in die Mitte dieses Landes zu fliegen, welches ihm so verhasst ist. Dort kann er sich damit beschäftigen, alles abschätzig zu beurteilen, aber gleichzeitig ist es ihm dort dann doch so unerträglich, dass er sich nicht überwinden kann, Alexander, seinen einzigen Bekannten in Frankfurt, anzusprechen, weil er ihm „fremd“[34] geworden sei. In Wahrheit überlebt sich hier sein eingespieltes Denkmuster, alles abscheulich zu finden. Er flüchtet daraufhin nicht vor der hässlichen Stadt Frankfurt, sondern vor der selbst geschaffenen erdrückenden Situation, alles schlecht finden zu müssen.

Die oberflächlich betrachtete Lösung für das Dilemma des Protagonisten ist es, aus Deutschland zu verschwinden und in die Schweiz zu reisen. Dabei ist die Schweiz eigentlich nur seine zweite Wahl, denn in Gedanken träumt er von einer einsamen Insel, die abgeschottet von der Außenwelt ist, keinen historischen Bezug zu Deutschland besitzt und nicht diese Oberflächlichkeit aufweist, die den Protagonisten selbst ausmacht.[35] Im Grunde genommen träumt er davon, aus seinem jetzigen Leben komplett zu verschwinden und ein völlig anderes zu führen.

Doch zurück zur Schweiz, die wenigstens theoretisch eine Alternative darstellen könnte: Zu Beginn des achten Kapitels, nachdem er mit dem gestohlenen – oder ausgeborgten – Porsche 912 vom Bodensee in die Schweiz gefahren ist, löst sich der Erzähler tatsächlich von der für ihn deprimierenden deutschen Geschichte los. Kleine kulturelle Unterschiede nimmt er als Indikatoren für ein ganz anderes, ein besseres Deutschland wahr. So ist der Schriftzug „Stossen“ anstelle von „Drücken“ für ihn ebenso begeisternd wie die von Kriegen verschonte Innenstadt Zürichs.[36]

Es ist so, als habe sich das ganze riesengroße Land einfach verflüchtigt, und obwohl die Menschen hier auch noch Deutsch sprechen und auf den Schildern überall deutsche Sätze stehen, scheint es mir so, als ob Deutschland nur noch eine Ahnung wäre, eine große Maschine jenseits der Grenze, eine Maschine, die sich bewegt und Dinge herstellt, die von niemandem beachtet werden.[37]

Schnell ist Deutschland zu großen Teilen aus der Wahrnehmung des Protagonisten verschwunden („weil Deutschland auf einmal nicht mehr da ist“[38] ). Er beschreibt Deutschland als „eine große Maschine“, also als eine Konzentration von Technologie, die zum Selbstzweck geworden ist und für welche die Menschen keine Bedeutung mehr haben. Die Konsequenz daraus, dass dieses Deutschland von niemandem mehr beachtet würde, entspricht Baudrillards Vorstellung, wie der Mensch dem eigenen Verschwinden zuvorkommen kann: indem er sich der Technik und seiner Geschichte entledigt und die Welt wieder real wahrnimmt. Scheinbar hat der Protagonist an dieser Stelle der Handlung sein eigenes Verschwinden überwunden.

Doch schon bald wird deutlich, dass dieser Wendepunkt in der Handlung gar keiner ist. Krachts Interesse „in images, the prominence of spatial displacement and invisibility, as well as the underlying menace of time-space compression all point to a crisis of identity in his work.“ Auch zu Beginn der Handlung in der Schweiz bleibt die Identitätskrise des Protagonisten bestehen, eine „identity formation“ ist scheinbar kurzzeitig zu erkennen, aber letztendlich wird und kann sie nicht stattfinden.[39] Krachts Figuren können mit der beschleunigten postmodernen Welt nicht zurechtkommen und die Schlussfolgerung aus dieser Tatsache ist nicht bloß ein Aussteigen, wobei das Subjekt aus der Gesellschaft flieht, um sich selbst beziehungsweise um Sinn zu finden. Vielmehr sind sie einer unabwendbaren Regression ausgesetzt, die ein Symptom gesellschaftlicher (Fehl-)Entwicklungen ist, welche dazu führen, dass der Einzelne sowie die Gesellschaft selbst sich auflösen. Die Flucht vor der Gesellschaft und der Geschichte ist die Flucht des Protagonisten vor sich selbst, aber sie ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das einzige finale Ereignis ist das Verschwinden.

3.1.1.3 Verschwinden aus dem Leben

Nachdem der Protagonist mit seiner Lebenssituation in Deutschland nicht zurechtgekommen ist, eine Identitätsfindung über die Konsumkultur nicht funktioniert hat[40], man fast nie etwas über seine Familie erfährt und die Schweiz als besseres Deutschland auch bald zu verblassen droht, bleibt ihm nur noch das Verschwinden aus dem Leben. An Vorahnungen bezüglich des Todes mangelt es in Faserland nicht. So erinnert sich der Protagonist, dass Alexander Raves einmal als „Ragnarök“[41] bezeichnet hat. Die Ragnarök ist die Götterdämmerung beziehungsweise der Untergang der Welt, also das Verschwinden schlechthin, in der nordischen Mythologie, welche der Erzähler als „Endzeit-Ereignis“[42] übersetzt. Die Ragnarök führt letztendlich dazu, dass sich „aus der Asche […], verjüngt und makelfrei, eine neue Welt, eine zweite Erde und ein junger Himmel“ erheben.[43] Weiters, und dabei wird unmittelbar auf die Handlung aus Thomas Manns Roman Der Tod in Venedig Bezug genommen, erscheinen ihm die Schausteller in München als Boten der Apokalypse:

Wenn man die Augen zusammenkneift, dann sieht es ein bißchen so aus, als ob der eine Stelzenmann der Tod wäre und der andere der Teufel. Oder Pest und Cholera. Und die Papierblumen, die sie den Menschen unter ihnen in die Hand drücken, das wäre dann der Seuchenherd.[44]

In Der Tod in Venedig steht der Tod des Protagonisten spätestens ab dem Moment fest, an dem die Pest sich in Venedig ausbreitet und er wider besseres Wissen nicht abreist. Da der Erzähler aus Faserland aber nur Oberflächliches sieht und Tiefe nicht hinterfragt, kann davon ausgegangen werden, dass diese Szenen für ihn selbst keine Bedeutung haben.

Anders verhält es sich im Umgang mit Rollo, bei dem der Protagonist bewusste Vorahnungen ob des Suizids seines Freunde hat: „[U]nd dann habe ich wieder dieses Gefühl von vorhin, diese merkwürdige Vorahnung, daß da bald etwas kommen wird.“[45]

Um solche Gedanken zu verdrängen und um nicht den Vergleich mit sich selbst stellen zu müssen, betrinkt sich der Erzähler auf Rollos Geburtstagsparty ausgiebig.[46] Dieser äußert bei der vorletzten Begegnung auf der Feier ironisch „Yo soy feliz y tu tambien [so!]“[47], weist ein Stimmungshoch auf, wie es bei suizidalen Personen kurz vor dem Selbstmord typisch ist und deutet mit „y tu tambien“ (unbeabsichtigt) an, dass ein Suizid des Protagonisten ebenfalls unmittelbar bevorsteht. Wenn Rollo anschließend am Ufer des Bodensees deprimiert vor dem Erzähler zusammenbricht, ist das ein letzter Versuch, errettet zu werden, aber es gibt für ihn gar keinen anderen Ausweg als den Tod. Der Protagonist wiederum ist unfähig, Mitgefühl zu zeigen oder zu kommunizieren, und flüchtet deshalb vor der Situation. Seine Aussage, „weil ich weiß Gott besseres zu tun habe als mir wegen Rollo ein schlechtes Gewissen zu machen“,[48] ist der hoffnungslose Versuch, sich nicht in die entstandene Leere ziehen zu lassen. In Wahrheit hat er überhaupt nichts Besseres zu tun und das ist ihm bewusst.

Dass sich nach dem Verschwinden aus Deutschland und während des Aufenthalts in der Schweiz, dem „Nicht-Deutschland“[49], schnell Ernüchterung einstellt und die anfängliche Euphorie verfliegt, wurde oben bereits angedeutet. Nur kurzzeitig erlebt der Protagonist die Schweiz gegenüber Deutschland als einen Raum mit „andere[m] Zeitmaß“, gar „wie eine Droge“.[50] Das beste Indiz dafür ist, dass der Protagonist, nachdem er kurze Zeit nüchtern gewesen ist und feste Nahrung zu sich genommen hat, Alkohol nötig hat, der ihm zuvor geholfen hat, Deutschland zu ertragen: „Ja, ich brauche unbedingt etwas zu trinken.“[51]

Although Zurich looks, smells, tastes, and feels wholly different at first, the protagonist soon discovers that an exiled existence in Switzerland promises no prolonged escape from the regime of the abject which both he and his divining rods survey as belonging solely to the province of contemporary Germany.[52]

Das ultimative Verschwinden in Faserland ist das des Protagonisten auf dem Zürichsee. Zuvor sucht er noch das Grab Thomas Manns auf dem in Dunkelheit gehüllten Friedhof, um dann erfolglos nach Zürich zurückzukehren, wie bereits Thomas Mann aus dem niederländischen Noordwijk nach Zürich zurückkehrte, um dort zu sterben. Die letzte Szene auf dem Zürcher See ist wiederum eine Anspielung auf Manns Der Tod in Venedig, indem sich nämlich der Protagonist zum Sterben mit dem Boot aufs Wasser bringen lässt – ein halbes Übersetzen –, genauso wie Aschenbach sich in die Lagunenstadt übersetzen lässt, dem Ort, der seinen Tod bedeutet.

Die Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz kann also am Ende gar nicht mehr beantwortet werden, weil der Lebenssinn des Einzelnen im Verschwinden ist,[53] daher ist der Selbstmord die logische Konsequenz. Die „erwünschte Suggestion eines radikalen Wandels“ ist gescheitert.[54]

3.1.2 1979

2001 erschien Christian Krachts zweiter Roman 1979. Dieser handelt wiederum von einem namenlosen Protagonisten. Er ist Innenausstatter und unternimmt mit seinem langjährigen Freund Christopher eine Bildungsreise durch den Nahen Osten. Die Romanhandlung setzt ein, als die beiden sich in Teheran aufhalten. Sie befinden sich auf einer glamourösen Party, auf der exzessiv Drogen konsumiert werden. Christopher berauscht sich so sehr, dass er verunfallt und in eine Klinik gebracht werden muss. Da die Reise während der iranischen Revolution stattfindet, ist die Situation für Touristen im Lande so angespannt, dass der den beiden Reisenden anvertraute Fahrer Christopher in ein nicht lizenziertes, heruntergekommenes Krankenhaus bringt, wo er seinen Verletzungen erliegt.

Der Protagonist, dem ohne Christopher eine Autoritätsperson in seinem Leben fehlt, trifft den Rumänen Mavrocordato wieder, den er auf der oben genannten Party kennen gelernt hat. Dieser nimmt sich des Protagonisten an, lädt ihn zu sich nach Hause ein und fordert ihn auf, zur inneren Reinigung den tibetanischen Berg Kailas aufzusuchen und diesen zu umwandern, obgleich diese Reise für den Protagonisten beschwerlich und abträglich werden würde.

Der zweite Teil von 1979 erzählt davon, wie der Protagonist den Kailas erst allein und dann mit einer Gruppe Wanderer, denen der dort begegnet, mehrmals umwandert, wobei er nach eigener Aussage Erleuchtung findet. Schließlich wird er von chinesischen Militärs aufgegriffen und verhaftet. Er durchläuft verschiedene Straflager, die der politischen Umerziehung dienen, denn der Protagonist wird von den Chinesen wie ein Spion behandelt. Im Lager magert er ab, erlebt ein Sein ohne irgendwelchen Besitz, läutert sich jedoch gern in den sogenannten „freiwilligen Selbstkritiken“. Am Ende stirbt er ob der unmenschlichen Zustände im Arbeitslager und äußert zuletzt, sich gebessert und niemals Menschenfleisch gegessen zu haben.

Schon zu Beginn von 1979 wird deutlich, dass hier das Verschwinden thematisiert wird: Das einleitende Zitat stammt von Jean Baudrillard und auf der ersten Seite des ersten Kapitels heißt es, dass Christopher und der Protagonist „Devo“[55] hören. Der Name dieser Band ist ein Kurzwort für „de-evolution“ und bedeutet den Rückgang der menschlichen Evolution, welcher der Bandphilosophie Devos zufolge im vollen Gange ist.[56]

Genauso wie Faserland besitzt auch 1979 eine einsträngige Handlung ohne Nebenhandlungen, wird größtenteils „chronologisch linear geschildert“[57] und ist wiederum ein „Auflösungsroman“, der davon handelt, wie der Protagonist – in vielfacher Bedeutung – immer weniger wird und welcher „mit der Auslöschung des Protagonisten endet“.[58]

Das Leben als Spaß und Unterhaltung endet für Christopher und den Ich-Erzähler in Tod und Versklavung. Christopher will den maximalen Genuss und endet im Drogenrausch; sein Freund, der Ich-Erzähler, bezahlt seine touristische Lebensmaxime, die weder Ernst noch Verantwortung kennt, mit dem Verlust seiner Freiheit. Konfrontiert mit der Gewalt von Revolution und Bürgerkrieg, bleibt ihnen nichts als eine Fluchtbewegung, an deren Ende der physische oder der psychische Tod steht. Die neue Pop-Literatur der 1990er Jahre, deren Devise sich auf den Nenner Ferien für immer bringen ließe, zeigt mit diesem Roman ihr eigenes Ende an.

Auch diesmal ist der Ich-Erzähler auf Sinnsuche, denn er ist innerlich „leer“[59], befindet sich im Gegensatz zum Protagonisten in Faserland allerdings nicht in einer statischen Umwelt, sondern inmitten einer politisch-gesellschaftlichen Revolution, die neue Werte schaffen soll. Dem Markenkult frönt er ebenfalls, doch im Iran des Jahres 1979 sind Marken den Umstehenden egal. Die teuren Schuhe, die der Protagonist noch auf seiner Wanderung trägt, bis sie auseinanderfallen, sind ihm erst wichtig, später hält er sie aber selbst für unangebracht.[60] Das Denken des Erzählers erinnert also an vielen Stellen an Faserland, zuweilen scheint er jedoch die dort vorherrschende Oberflächlichkeit überwinden zu können. Als er kurz vor seiner Reise nach Zentralasien die Stadt Teheran durchsteift, stellt er fest, dass „etwas Neues“ geschehen ist und „kein Zentrum“ mehr existiere.[61] Damit referiert er auf die Handlung des anschließend erscheinenden Romans Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten.

[...]


[1] Kracht, Christian: Faserland, 19.

[2] Kracht, Christian: Faserland, 23.

[3] Ebd., 47.

[4] Ebd., 49f.

[5] Ebd., 55.

[6] Vgl. Kracht, Christian: Faserland, 64.

[7] Ebd., 82.

[8] Ebd., 107.

[9] Ebd.

[10] Zwischen dem Wagen und den beiden Figuren, dem Protagonisten und Rollo, besteht übrigens folgende Analogie: Der 912 hat die äußere Form des legendären ersten Porsche 911, einer Ikone der Automobilindustrie, der dem Fahrer das Image eines reichen, erfolgreichen Bürgers verleiht. Der 912er verfügt allerdings nicht über einen Porsche-typischen Sechszylinder, sondern nur über einen leistungsschwachen Vierzylinder. Der Porsche 912 wird also mit seinen inneren Werten nicht den Erwartungen gerecht, die sein Äußeres weckt. Genauso verstehen sich der Protagonist und Rollo als erfolgreiche Lebemänner, die aufgrund ihrer finanziellen Stellung das Leben genießen können, doch ‚unter der Haube‘ gibt es Abstriche bei ihrer ‚psychischen Leistung‘; sie sind depressiv und suizidgefährdet.

[11] Kracht, Christian: Faserland, 146.

[12] Vgl. ebd., 151.

[13] Kracht, Christian: Faserland, 24.

[14] Langston, Richard: Escape from Germany, 54.

[15] Ebd.

[16] Domsch, Christian: Antihumaner Ästhetizismus, 171.

[17] Kracht, Christian: Faserland, 46.

[18] Vgl. Gesche, Janina: Zum Problem der Selbstfindung in Christian Krachts Roman Faserland, 328.

[19] Vgl. Domsch, Christian: Antihumaner Ästhetizismus, 165.

[20] Vgl. Schumacher, Eckard: Gerade Eben Jetzt, 33, zitiert nach: Menke, André: Die Popliteratur nach ihrem Ende, 15.

[21] Kracht, Christian: Faserland, 73.

[22] Kracht, Christian: Faserland, 38.

[23] Vgl. Forssell, Louise: ‚Wir küssen uns, und ich sehe ihr dabei in die blaugefärbten Kontaktlinsen…‘, 108.

[24] Vgl. Kracht, Christian: Faserland, 36.

[25] Rauen, Christoph: Schmutzige Unterhose wird sauberer Büstenhalter, 117.

[26] Vgl. ebd., 118.

[27] Kracht, Christian: Faserland, 113.

[28] Ebd., 122.

[29] Vgl. ebd., 144f.

[30] Rollos Suizid wird im Folgenden bei der Untersuchung des Suizids des Protagonisten genauer betrachtet.

[31] Langston, Richard: Escape from Germany, 54.

[32] Kracht, Christian: Faserland, 53.

[33] Kracht, Christian: Faserland, 63.

[34] Ebd., 67.

[35] Ebd., 57.

[36] Vgl. Kracht, Christian: Faserland, 147.

[37] Ebd., 149.

[38] Ebd.

[39] Vgl. Langston, Richard: Escape from Germany, 53.

[40] Janina Gesche stellt dar, dass die „Markenartikel [] dem Helden eine gewisse Identität und Selbstbestätigung [verschaffen] und [] ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit“ verleihen (Gesche, Janina: Zum Problem der Selbstfindung in Christian Krachts Roman Faserland, 331). Diese Identität kann aber gar keine eigene sein, denn die Konsumwelt ist für alle dieselbe. Identifiziert man sich durch sie, hat man nur dieselbe Identität wie viele andere, aber keine individuelle. Auf jeden Fall lösen Technik und Konsum Werte und Individualität ab (vgl. ebd., 337).

[41] Kracht, Christian: Faserland, 112.

[42] Ebd.

[43] Dahn, Felix und Therese: Germanische Götter- und Heldensagen, 213.

[44] Kracht, Christian: Faserland, 111.

[45] Kracht, Christian: Faserland, 128.

[46] Vgl. ebd., 130.

[47] Ebd.

[48] Ebd., 132.

[49] Bühler, Patrick und Franka Marquardt: Das ‚große Nivellier-Land‘?, 79.

[50] Vgl. Bühler, Patrick und Franka Marquardt: Das ‚große Nivellier-Land‘?, 78.

[51] Kracht, Christian: Faserland, 152.

[52] Langston, Richard: Escape from Germany, 58.

[53] Vgl. Gesche, Janina: Zum Problem der Selbstfindung in Christian Krachts Roman Faserland, 338.

[54] Vgl. Rauen, Christoph: Schmutzige Unterhose wird sauberer Büstenhalter, 126.

[55] Kracht, Christian: 1979, 17.

[56] Vgl. CLUBDEVO. Official web site of DEVO.

[57] Vgl. Birgfeld, Johannes und Claude D. Conter: Morgenröte des Post-Humanismus, 255.

[58] Vgl. Vilas-Boas, Gonçalo: Krachts 1979, 96.

[59] Kracht, Christian: 1979, 34.

[60] Vgl. Vilas-Boas, Gonçalo: Krachts 1979, 90.

[61] Vgl. Kracht, Christian: 1979, 94.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2013
ISBN (PDF)
9783956847134
ISBN (Paperback)
9783956842139
Dateigröße
819 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Popliteratur Baudrillard Aussteiger Aussteigermotiv Flucht
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Titel: Ästhetik des Verschwindens bei Christian Kracht: Zur Regression in "Faserland", "1979", "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" und "Metan"
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