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Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Reduzierung von Fehlzeiten: Kosten - Nutzen - Praxisbeispiele

©2010 Diplomarbeit 50 Seiten

Zusammenfassung

Durch den immer mehr wachsenden Konkurrenzdruck müssen sich Unternehmen überlegen, wie sich Wettbewerbsvorteile erreichen lassen, um am Markt erfolgreich zu sein.
Die Ressource Mensch trägt dazu einen erheblichenTeil bei. Die Frage wird aufgeworfen, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um hier noch produktiver zu werden. Neben den breits erfolgreichen Maßnahmen der Personalentwicklung steht die Frage im Raum, ob ein Unternehmen produktiver wird, wenn es in ein betriebliches Gesundheitsmanagement investiert, um damit die kranheitsbedingten Fehlzeiten zu reduzieren.
Dieses Fachbuch soll aufzeigen, welche positiven oder auch negativen Effekte die Einführung eines BGM haben kann. Zudem wird erarbeitet, ob sich in Anbetracht des Kosten-Nutzen-Faktors eine Einführung unter betriebswirtschaftlicher Betrachtung lohnt. Aber auch andere Auswirkungen, wie beispielsweise Effekte auf das Betriebsimage, werden recherchiert, um eine möglichst präzise Antwort auf die folgende zentrale Fragestellung zu geben: "Welche kurz- und mittelfristig umsetzbaren Strategien gibt es für Unternehmen zur Reduzierung der krankheitsbedingten Fehlzeiten im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements?"

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1.3 Kostenentwicklung im Gesundheitswesen

Wenn die Gesundheitsausgaben als Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betrachtet werden, ist in den Jahren von 1970 bis 1975 eine deutliche Kostensteigerung festzustellen. Hingegen ist nach 1975 bis heute der Anteil, wie auch in anderen Industrienationen, relativ konstant geblieben. Ähnliches gilt auch für die Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen im Verhältnis zum BIP. Wenn jedoch die Ausgaben mit der Bruttolohn- und Gehaltssumme (BLG) verglichen werden, ergibt sich bis heute eine Steigerung. Die Steigerung der Beiträge bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist daher in der ungünstigen Entwicklung der Gesamt- Beitragseinnahmen begründet und nicht unbedingt in gestiegenen Gesundheitsausgaben.[1] Das Einnahmenproblem resultiert aus der hohen Arbeitslosigkeit, Leistungsrücknahmen bei den Renten, Maßnahmen der Frühverrentung und einer Kostenverschiebung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen.[2]

Die Beitragssätze in den gesetzlichen Krankenversicherungen entwickelten sich von 10,5 Prozent in 1975 auf 14,2 Prozent in Jahre 2005. Der in den Gutachten von 1995 und 1998 für das Jahr 2010 prognostizierte Beitragssatz von 14 Prozent wurde bereits in Jahr 2002 erreicht.[3] Aktuell wurde durch Einführung des Gesundheitsfonds der Beitragssatz ab 2009 für alle Kassen auf einheitliche 15,5 Prozent festgelegt. Dieser Beitragssatz wurde zum 01.07.2009 im Rahmen des Konjunkturprogramms zunächst wieder auf 14,9 Prozent gesenkt.

Durch die höheren Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden aber nicht nur die Versicherten belastet, sondern durch die gestiegenen Arbeitgeberanteile zur Krankenversicherung auch die Unternehmen. Dies bedeutet einen Anstieg der Arbeitskosten für die Unternehmen und damit negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. Daher ist es aus Unternehmersicht wie auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen wichtig, weitere Beitragssteigerungen zu verhindern.[4]

Unter Berücksichtigung des demografischen Wandels gehen selbst optimistische Prognosen für das Jahr 2040 von Beitragssätzen von über 20 Prozent aus.[5] Diese Prognosen basieren allerdings auf Annahmen, denen die derzeitigen Verhältnisse im Gesundheitssystem zugrunde liegen. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass durch aktives Handeln die Situation verbessert werden kann. So verbessert sich nach neuen Studien der Gesundheitszustand der älteren Menschen in den USA wesentlich. 65- jährige sind deutlich gesünder als noch vor 10 Jahren. Durch eine bessere Prävention kann diese Entwicklung, die auch für Deutschland angenommen werden kann, noch beschleunigt werden.[6] Wenn durch zielgerechte Prävention die chronischen Erkrankungen reduziert werden, würde dies zu einer starken Kostenentlastung führen. In diese Richtung zielt eine aktive und präventive Gesundheitsförderung, die den Eintritt chronischer Erkrankungen in späteren Lebensphasen verschieben kann.[7]

Gegensteuern können die Unternehmen durch aktive Maßnahmen der Gesundheitsförderung, die von den Kranken- und Unfallversicherungen durch Bonusmodelle finanziell unterstützt werden können.[8] Dadurch ergibt sich für die Unternehmen in diesem Bereich eine Chance durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung, positive Wirkeffekte auf Mitarbeiterseite zu erzielen und gleichzeitig auch die eigene Kostensituation zu verbessern. Zusätzlich bewirkt dieses Handeln auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene eine Dämpfung der gesamtvolkswirtschaftlichen Gesundheitsausgaben.[9]

Entwicklung der Gesundheitsausgaben in Deutschland (nominal)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung der Gesundheitsausgaben in Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2009

1.4 Zielsetzung der Arbeit

Untersucht werden soll neben dem klassischen betrieblichen Gesundheitsmanagement, ob es betriebswirtschaftlich sinnvoll sein kann, neue Wege in diesem Bereich zu gehen, also beispielsweise, ob es sich unter betriebswirtschaftlicher Betrachtung lohnt, eine Ernährungsberatung oder ein Sportangebot anzubieten, in der Hoffnung, damit die Fehlzeiten zu reduzieren. Die klassischen Ansätze werden geprüft mit dem Ziel, eine eindeutige Empfehlung an die Unternehmen zu geben, ob die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagement unter den verschiedenen Gesichtspunkten sinnvoll ist.

2 Möglichkeiten des betrieblichen Gesundheitsmanagement

2.1 Klassische Ansätze

Die Ansätze des betrieblichen Gesundheitsmanagements sollen sich um die gesundheitlichen Belange der Mitarbeiter kümmern. Aus diesem Grund hat der Fehlzeiten-Report 2008 insgesamt 16041 Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen befragt, welche Gesundheitsangebote für sie von besonderem Interesse sind. Es waren Mehrfachantworten möglich. Die Ergebnisse dieser Befragung entnehmen Sie bitte nachfolgender Grafik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wichtigste Gesundheitsangebote für die Mitarbeiter

In Anlehnung an: Badura/ Schröder/ Vetter, Fehlzeitenreport 2008, (2009), S. 99

Diese Grafik zeigt, dass viele Mitarbeiter eine Einführung in ein betriebliches Gesundheitsmanagement befürworten würden. Auf einige der Punkte wird im nächsten Teil genauer eingegangen.

2.1.1 Suchtberatung und Bewältigung

Jeder siebte Arbeitnehmer hat ein massives Alkoholproblem, 10 Prozent der Arbeitnehmer gelten als alkoholgefährdet, 5 Prozent der Arbeitnehmer sind alkoholkrank.[10] Sicherlich ist hier die Dunkelziffer noch etwas höher und andere Suchterkrankten sind auch noch nicht mit aufgeführt. Des Weiteren ist ein Arbeitnehmer mit Alkoholproblemen im Schnitt 16x so oft krank als die restlichen Arbeitnehmer und bringt auch bei Anwesenheit nur 75 Prozent der Normalleistung.[11] Durch die häufigeren Krankheitstage entstehen dem Unternehmen natürlich höhere Kosten. Aber nicht nur das ist ein wichtiger Gesichtspunkt, auch die Fürsorgepflicht müssen die Führungskräfte einhalten. All diese Faktoren befürworten die Einführung einer betrieblichen Suchtberatung. Kleinere Betriebe können sich externe Berater suchen. Die erkrankten Mitarbeiter müssen aber unterstützt werden. Auch Programme zur Raucherentwöhnung können sinnvoll sein, denn ein nikotinabhängiger Mitarbeiter hat nicht nur ein höheres Gesundheitsrisiko, er legt auch häufiger Pausen ein, um sein Verlangen nach Nikotin zu decken. Absolute Rauchverbote führen zwar dazu, dass der betreffende Mitarbeiter weniger raucht, aber zu lange Pausen zwischen den einzelnen Nikotingaben wirken sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Ein betriebliches Programm zur Nikotinentwöhnung macht also doppelt Sinn.

Selbstverständlich gibt es noch weitere Suchtprobleme von Mitarbeitern außer Alkohol und Nikotin, hier sind nur die häufigsten genauer beschrieben.

2.1.2 Konfliktmanagement

Konflikte in Betrieben sind Spannungssituationen, in denen zwei oder mehrere voneinander abhängige oder aufeinander angewiesene Personen oder Parteien versuchen, ihre jeweils eigenen Vorstellungen, Interessen oder Ziele zu vertreten oder durchzusetzen. Die Konfliktparteien sind sich dabei ihrer Gegnerschaft bewusst. Die Austragung wird in der Regel durch negative Emotionen und Affekte begleitet. Der verständliche Wunsch nach einem konfliktfreien Betrieb ist unrealistisch und auch nicht wünschenswert.[12]

Ein Konflikt besteht aus drei Merkmalen:

- Gegensätzlichkeit,
- Betroffenheit
- Auseinandersetzung

Die Gegensätzlichkeit, also die Unvereinbarkeit zweier oder mehrerer Personen, macht den Kern des Konflikts aus.[13] Wird ein Konflikt innerhalb eines Unternehmens nicht beseitigt kann es sein, dass sich daraus Mobbing ergibt.

Ein betriebliches Konfliktmanagement kann hier ansetzen und die Konflikte zwischen den Mitarbeitern präventiv verhindern oder einen bereits bestehenden Konflikt stoppen.

Grundsätze und Vereinbarungen, die einvernehmlich geschaffen und bekannt gegeben werden, wirken sich auch auf die individuelle Konfliktkompetenz aus. Hierzu können unter anderen zählen:[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Grundsätzliche Vereinbarungen beim Konfliktmanagement

eigene Grafik, in Anlehnung an: Rudow, Das gesunde Unternehmen – Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz, Personalpflege, (2004), S. 152 f.

Die Vorbeugung von Konflikten als Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagement ist daher so wichtig, weil besonders anhaltende, latente Konflikte einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter und somit auf Fehlzeiten, Arbeitsmotivation, Betriebsklima, Fluktuation, Unternehmensimage und in der Folge auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens haben.[15]

2.1.3 Stressbewältigung

Stress wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat chronischen Stress zur größten Gesundheitsgefahr unseres Jahrhunderts erklärt. In Deutschland leidet jeder Dritte dauerhaft unter stressbedingten Symptomen. Viele Erkrankungen, von Rückenschmerzen über Magenbeschwerden bis hin zum Herzinfarkt, können direkt oder indirekt auf Stress zurückgeführt werden.[16]

Folgen von chronischem Stress können sein:

- Bluthochdruck
- Muskelschwäche
- chronische Müdigkeit
- Diabetes
- Konzentrations- und Hirnleistungsschwäche
- Depression
- Magen- und Darmentzündungen
- Osteoporose
- Impotenz, Libidoverlust,
- erhöhtes Erkrankungsrisiko durch geschwächte Immunabwehr

All diese Folgen sind weder für den Arbeitnehmer, noch, durch den dadurch erhöhten Krankenstand, für den Arbeitgeber wünschenswert.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, zur Bewältigung des Stresses durch Arbeit, Familie, Privatleben, Hektik und vieles mehr, sich einen Gegenpol zu schaffen. Dieser Gegenpol muss auf Entspannung ausgerichtet sein.[17] Deshalb ist es durchaus sinnvoll um ein Maximum an Arbeitsleistung und ein Minimum an krankheitsbedingten Fehlzeiten zu bekommen, die Vermittlung von Entspannungstechniken zur Stressbewältigung in das betriebliche Gesundheitsmanagement mit einzubauen.

Entspannungstechniken sind beispielsweise autogenes Training, progressive Muskelspannung, Meridian-Energie-Techniken (MET), Meditation, Yoga, Pilates und einiges mehr.

Auch Sport baut Stress ab und ist deshalb zu empfehlen. Auf die Möglichkeiten eines Unternehmens, Sport- und Bewegungsprogramme anzubieten, gehe ich später noch genauer ein.

2.1.3.1 Autogenes Training

Autogenes Training ist eine Methode der Selbstbeeinflussung, der Autosuggestion. Dabei wird das Ziel verfolgt, sich selbst in einen Zustand der Entspannung zu versetzen. Autogenes Training ist in verschiedenen Lebenssituationen einsetzbar und soll ein Gleichmaß zwischen Spannung und Entspannung herstellen. Auf diese Weise kann gesundheitlichen Störungen vorgebeugt werden, insbesondere solchen, die aus Stresssituationen und anhaltenden Spannungszuständen entstehen. Beim autogenen Training gibt es verschiedene Übungen wie die Schwere- oder Wärmeübung. Die betreffende Person versetzt sich selbst in einen total entspannten Zustand. Die Grundstufe kann von jedem ohne Probleme selbst erlernt werden. Zum Erlernen gibt es eine Menge Therapeuten, aber auch Hochschulen bieten kostengünstige Kurse an.[18] Betriebe könnten im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ebenfalls Kurse hierzu anbieten oder sich Trainer von außerhalb holen, um die gesundheitsfördernden Eigenschaften für die Arbeitnehmer zu ermöglichen.

2.1.3.2 Progressive Muskelspannung

Durch Entspannungstechniken wird nicht nur Stress abgebaut, sondern das Gehirn wird auch sensibilisiert und kann so neu auftretenden Stress wesentlich schneller erkennen und vermeiden.

Die progressive Muskelentspannung wurde im Jahre 1938 von dem Psychologen Edmund Jacobsen in Amerika entwickelt. In den 60er Jahren kam diese Entspannungstechnik nach Deutschland.

Sie ist die wohl bekannteste Entspannungstechnik zur Verminderung und Prävention von Stress. Sie ist einfach zu erlernen und wirkt oft schon nach der ersten Anwendung sehr positiv.

Das Prinzip der progressiven Muskelentspannung ist einfach. Verschiedene Muskelpartien werden angespannt und nach kurzer Zeit wieder losgelassen. Durch diesen Kontrast der Muskelspannung nimmt man die eintretende Entspannung wesentlich intensiver wahr, als ohne vorherige Anspannung.

Die progressive Muskelentspannung kann man unter fast allen Bedingungen einsetzen. Sei es abends vor den Einschlafen, während einer Besprechung, in Angstsituationen, bei Prüfungssituationen, im Büro, im Zug/ Flugzeug oder während einer kurzen Rast bei einer langen Autofahrt und vieles mehr.[19]

Auch hier kann das Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements Kurse zum Erlernen anbieten und/ oder sich externe Trainer holen.

2.1.3.3 Yoga

Yoga beinhaltet langsame, konzentrierte Atem- und Gymnastikübungen und ist schnell zu erlernen. Dadurch werden Muskeln gelockert, Gelenke geschmeidig gemacht sowie der Kreislauf und die Konzentration gestärkt. Power- bzw. Hatha- Yoga sind die verbreitetsten Formen. Yoga ist eine alte indische Wissenschaft, die Körper und Geist gleichzeitig beansprucht, trainiert und fördert.[20] Das Sanskrit- Wort “Yoga” bedeutet “Vereinigung”, ein harmonisches Zusammenspiel von Körper und Geist in allen Aspekten des Lebens. Die positiven Auswirkungen einer regelmäßigen Yoga- Praxis sind weitreichend: Von Stressabbau über Stärkung der Muskulatur, Verbesserung der Haltung, Kräftigung des Rückens bis zur Stärkung des Immunsystems und des Selbstwertgefühls.[21]

2.1.3.4 Pilates

Pilates ist eine sanfte, aber überaus wirkungsvolle Trainingsmethode für den Körper und auch den Geist, ein systematisches Körpertraining, erfunden und entwickelt von Joseph H. Pilates. Einzelne Muskeln oder Muskelpartien werden ganz gezielt aktiviert, entspannt oder gedehnt. Nicht die Quantität, sondern die Qualität der Pilates- Übungen zählt und die Atmung wird mit den Bewegungen koordiniert. Besonderes Augenmerk gilt der Körpermitte. Das Training der Tiefenmuskulatur im Becken und in der Taille verbessert die Beweglichkeit. Becken und Schulterbereich lassen sich dadurch noch freier gegeneinander verdrehen. Durch die Aktivierung dieses Kraftzentrums werden Taille und Hüfte - sozusagen als Nebenwirkung - schlanker. Pilates bringt Muskeln und Gelenke wieder in Schwung, ohne sie zu belasten. Wer Pilates trainiert, ändert bald seine Bewegungs- und Haltungsgewohnheiten und nimmt so das Training mit in den Alltag.[22]

2.1.4 Gesundes Kantinenessen

Das Essen in der Kantine ist ungesund, hat kaum Nährstoffe mehr und macht eher noch krank und träge. Das ist die allgemeine Meinung über Kantinenessen. Zum großen Teil stimmt das auch, doch muss es nicht zwangsläufig so sein. Eine Studie mit 1535 Teilnehmern von Men´s Health hat ergeben, dass bei 34 Prozent das Essen in der Kantine allenfalls mittelmäßig ist, bei 7 Prozent sogar richtig schlecht. Gutes und gesundes Essen gab es nur bei 20 Prozent. Überhaupt keine Kantine haben 39 Prozent.[23]

Da ist es kein Wunder, dass sich nach dem Essen während der Arbeitszeit 38 Prozent müde, 26 Prozent vollgestopft und 12 Prozent unbefriedigt fühlen.[24]

Dabei ist gesundes Essen der wichtigste Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden. Mit gesundem Kantinenessen würde sich nicht nur der Krankenstand verbessern, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Die Kosten für das Unternehmen sind gering, da die Angestellten ihr Essen in den allermeisten Fällen selbst bezahlen. Nur ein einmaliger Arbeitsaufwand wäre erforderlich, um einen geeigneten Anbieter für gesundes Kantinenessen zu finden.

2.1.5 Gesundheitszirkel

Gesundheitszirkel sind Arbeitsgruppen (z.B. eine Berufsgruppe eines Arbeitsbereiches), in denen Arbeitsbelastungen thematisiert und Vorschläge zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen erarbeitet werden.

Ein Gesundheitszirkel wird jeweils für eine Abteilung oder einen Arbeitszusammenhang des Betriebes gebildet. Ihm gehören ca. 4 bis 6 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. In der Regel gehören auch ein unmittelbarer Vorgesetzter sowie ein Betriebsratsmitglied dazu. Arbeitsschutzexperten, wie Betriebsarzt oder Fachkraft für Arbeitssicherheit oder spezielle Fachleute, werden von den Zirkelmitgliedern ggf. zu bestimmten Fragen eingeladen. Entscheidend in den Zirkeln ist die Mitarbeiterbeteiligung. Die Beschäftigten sind die Experten für die Belastungen an den Arbeitsplätzen. Die Mitarbeiter sollten freiwillig in dem Zirkel arbeiten und das Vertrauen ihrer Kollegen haben.[25]

Es hat sich als sehr hilfreich erwiesen, die Zirkelsitzungen von einem neutralen Moderator leiten zu lassen. Gesundheitszirkel können im Betrieb flächendeckend oder auch in bestimmten Problembereichen projektbezogen eingesetzt werden.

Zu den Aufgaben von Gesundheitszirkeln gehören zum einen das Erkennen und Bewerten von gesundheitsbelastenden Arbeitsbedingungen. Diese können eine Gefährdung beispielsweise durch Gefahrstoffe oder sicherheitstechnisch unzureichende Maschinen sein. Auch ergonomische Belastungen haben oft einen hohen Stellenwert. Vor allem aber ergeben sich bei Mitarbeiterbeteiligung Erkenntnisse über Probleme mit der Arbeitstätigkeit, der Arbeitsorganisation oder über mangelnde soziale Unterstützung, z.B. durch unzulängliches Führungsverhalten oder fehlende Informationen.

Zum anderen gehört zu den Aufgaben eines Gesundheitszirkels das Erarbeiten von Verbesserungsvorschlägen. Hierbei sollte darauf Wert gelegt werden, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen konkret dargestellt sind.[26]

2.2 Neue Ansätze

Zu den neuen Ansätzen im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements gehören weiterführende Überlegungen. Beispielsweise setzt das klassische betriebliche Gesundheitsmanagement auf ein gesundes Kantinenessen. Die neuen Ansätze gehen weiter. Nicht nur die Mahlzeiten in der Kantine sollen gesund sein, sondern dem Mitarbeiter sollte so viel Wissen über gesunde Ernährung vermittelt werden, dass er sich und seine Familie auch in seiner arbeitsfreien Zeit gesund ernährt. Deshalb ist eine betriebliche Ernährungsberatung durchaus sinnvoll. Auch betriebliche Sport- oder Bewegungsprogramme sind relativ neue Ansätze, denn es ist davon auszugehen, dass ein Arbeitnehmer während der Arbeitszeit eher Sport treiben wird, als in seiner Freizeit.

[...]


[1] Vgl.: Meinhardt/ Schulz, Kostenexplosion im Gesundheitswesen, Wochenbericht des DIW Berlin (2003), Ausgabe 7, S. 105-109

[2] Vgl.: Jahresgutachten 2002/ 03 der Sachverständigenrat, Zwanzig Punkte für Beschäftigung und Wachstum, (2002)

[3] Vgl.: Kruse, Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, (2003), S. 42

[4] Vgl.: Kruse Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, (2003), S. 33

[5] Vgl.: Hof, Auswirkungen und Konsequenzen der demographischen Entwicklung für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung, (2001)

[6] Vgl.: Lauterbach/ Stock, Zwei Dogmen der Gesundheitspolitik - Unbeherrschbare Kostensteigerungen durch Innovation und demographischen Wandel, (2001), S. 7

[7] Vgl.: Lauterbach/ Stock, Zwei Dogmen der Gesundheitspolitik - Unbeherrschbare Kostensteigerungen durch Innovation und demogrphischen Wandel, (2001), S. 9

[8] Vgl.: SGB VII, (1996), § 1, Abs. 1

[9] Vgl.: Baumanns, Unternehmenserfolg durch betriebliches Gesundheitsmanagement - Nutzen für Unternehmen und Mitarbeiter, (2009), S. 19, 20

[10] Vgl.: http://www.muench-training.de/sb_unternehmen.html, Stand: 10.03.2009

[11] Vgl.: http://www.muench-training.de/sb_unternehmen.html, Stand: 10.03.2009

[12] Vgl. Wenchel, Psychische Belastungen am Arbeitsplatz – Ursachen, Auswirkungen, Handlungsmöglichkeiten, (2001), S. 57

[13] Vgl.: Schäffer- Külz/ Konradt, Personal fördern - Personalerhaltung, Konfliktmanagement, Gesundheitsmanagement, (2009), S. 23

[14] Vgl.: Rudow, Das gesunde Unternehmen – Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz, Personalpflege, (2004), S. 152 f.

[15] Vgl.: Rudow, Das gesunde Unternehmen – Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz, Personalpflege, (2004), S. 152 f.

[16] Vgl.: http://www.mdr.de/hauptsache-gesund/4796191.html, Stand: 10.03.2010

[17] Vgl.: http://www.bioreduction.de/entspannungstechniken.htm, Stand: 10.03.2010

[18] Vgl.: http://bioreduction.de/forum/viewtopic.php?f=21&t=19, Stand: 10.03.2010

[19] Vgl.: http://bioreduction.de/forum/viewtopic.php?f=21&t=19, Stand: 10.03.2010

[20] Vgl.: http://www.guss-net.de/01_Gesundheit_un ... niken.html, Stand: 05.03.2010

[21] Vgl.: http://www.airyoga.de/32.html, Stand: 05.03.2010

[22] Vgl.: http://www.pilates.de/was-ist-pilates/, Stand: 05.03.2010

[23] Vgl.: http://www.menshealth.de/food/gesunde-lebensmittel/vernichtendes-urteil-ueber-deutsche-kantinen.102181.htm, Stand 11.03.2010

[24] Vgl.: http://www.menshealth.de/food/gesunde-lebensmittel/vernichtendes-urteil-ueber-deutsche-kantinen.102181.htm, Stand 11.03.2010

[25] Vgl.: http://www.hamburg.de/contentblob/116910/data/bgf03-pdf.pdf, Stand: 13.04.2010

[26] Vgl.: http://www.hamburg.de/contentblob/116910/data/bgf03-pdf.pdf, Stand: 13.04.2010

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2010
ISBN (PDF)
9783956847219
ISBN (Paperback)
9783956842214
Dateigröße
7.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Berlin
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
Betriebswirtschaftslehre Fehlzeitenmanagement Fehlzeit Krankheit Personalmanagement

Autor

Thomas Zoch, B. A., wurde 1974 in Berlin geboren. Sein Studium der Betriebswirtschaftslehren mit dem Schwerpunnkt Personalmanagement schloss er im Jahr 2011 erfolgreich ab. Schon frühzeitig im Studium widmete er sich der Problematik der krankheitsbedingten Fehlzeiten und deren Reduzierung.
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