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Gelingendes Leben: Eine philosophische Untersuchung

©2013 Bachelorarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

Seit es Menschen gibt, machen sie sich Gedanken über ein gelingendes Leben.
Welche Faktoren spielen eine tragende Rolle, welche sind beeinflussbar, welche nicht? Was ist Lebenskunst? Und in welchem Zusammenhang steht hier die philosophische Lebenskunst zum gelingenden Leben? Viele Menschen sind auf der Suche dem Sinn des Lebens und oft startet die Reflexion über den Zweck des Daseins in der Pubertät und taucht in schweren Phasen wieder auf, insbesondere den melancholischen. Ich möchte den o. g. Fragen nachgehen, sie mit Hilfe
philosophischer Werke untersuchen und der nebulösen Silhouette eines gelungenen Lebens eine
Kontur geben. Hier orientiere ich mich vorwiegend an den Überlegungen des Philosophen Wilhelm Schmid, der sich der Lebenskunstphilosophie angenommen hat. Gelegentlich werden verschiedene Philosophen bzw. Wissenschaftler aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu Wort kommen, um der Mehrperspektivität zu dieser Thematik gerecht zu werden. Und eins ist sicher: Lebenskunst kann alle betreffen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Familiäre Startbedingungen

Wenn ein Kind zu Beginn seines Lebens bereits Anerkennung und Wertschätzung erfährt, so stärkt das sein lebensbegleitendes, starkes Selbstwertgefühl. Dies bildet sich anfangs vorwiegend in der Familie, die ihr Kind wertschätzt. Eine Stärkung des Selbstwertgefühls führt dazu, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte kompetent zu bewältigen.[1] Und dazu brauchen Kinder wiederum Gelegenheiten. Die bekommen sie bspw., wenn es sich um Geschwisterkinder handelt, denn hier bekommen sie die Chance das Teilen zu lernen, Konflikte konstruktiv auszutragen und diese zu bewältigen. Ein weiterer Vorteil ist zudem, dass sich jüngere Geschwisterkinder an den älteren orientieren und hier einen Entwicklungsimpuls bekommen.

Sprösslinge aus geschiedenen Familien bringen jedoch oft ungünstige Voraussetzungen mit ins Leben, so stellten die Sozialpsychologen Paul Amato und Alan Booth (Pennsylvania State University) in ihrer Langzeitstudie[2] fest, dass diese Kinder ein geringeres Selbstwertgefühl, schlechtere schulische Leistungen und schwächere soziale Beziehungen aufwiesen. Hinzu kommt, dass sie weniger Gelegenheiten dazu haben, Gefühle zu zeigen oder ihre Bedürfnisse mitzuteilen, was wiederum später schlechte Voraussetzungen für eine gelingende Partnerschaft darstellt. Ausgleichen können sie dies, wenn sie sich im Laufe der Entwicklung auf ihre eigenen Stärken besinnen, um diese zu mobilisieren. Eine Möglichkeit zur Kompetenzentwicklung stellt z. B. das Schulfach Glück dar.[3]

Soziodemografische Merkmale

„Das auf Gelderwerb gerichtete Leben hat etwas Unnatürliches und Gezwungenes an sich, und der Reichtum ist das gesuchte Gut offenbar nicht. Denn er ist nur für die Verwendung da und nur Mittel zum Weck.“[4] Aristoteles

Brandstätter postuliert, dass eine grundlegende Schulbildung eine wichtige Ressource zur weiteren Entwicklung darstellen kann z. B. bezüglich des beruflichen Werdegangs.[5] Durch die Aneignung einer kritischen Kompetenz divergieren dementsprechend auch die Glückserwartungen von bildungsnahen bzw. bildungsfernen Menschen.

Geld macht glücklich, so lautet die geläufige Meinung. Aber wie sieht es nun mit der Wirklichkeit aus? Schmid weist darauf hin, dass ein Einkommen glücklich machen kann, wenn man bspw. in einer finanziellen Not verharrt.[6] Finanzielle Mittel können auch zur Ausweitung der Lebensmöglichkeiten oder zur Befreiung unerwünschter Abhängigkeiten dienen und das Bedürfnis nach Sicherheit zufrieden stellen. Da wird der finanzielle Verdienst zu einem Mittel zum Zweck, um Glücksmomente zu erleben, wie bereits Aristoteles postulierte (s. o.). Mit Bezug zum Verhalten lässt sich sagen, dass die „Programmierung“ auf Geld weniger hilfsbereit macht. So fand die Psychologin Kathleen Vohs (University of Minnesota) im Jahr 2006 heraus, dass sich Menschen, die auf Geld programmiert (Priming [7] ) waren, weniger hilfsbereit zeigten, sich von anderen isolierten und knappere Hilfestellungen an Hilfesuchende gaben.[8] Der Philosoph Montaigne überkam ein Gefühl der Furcht, wenn er auf Reisen war, sobald er viel Geld dabei hatte. So beschäftigen ihn Gedanken über die Sicherheit der bereisten Wege ebenso, wie die Vertrauenswürdigkeit seiner Mitreisenden: „Mein Geist kam nicht mehr davon los.“[9].

Um das Einkommen zu thematisieren, so heißt es etwa nicht, dass ein hohes Gehalt auch mit einem ständig ansteigendem Glücksempfinden korreliert. Zwar zeigen sich bei niedrigem bis mittlerem Einkommen schon eine ansteigende Anzahl von erlebten Glücksmomenten, aber auch diese Progression stößt an ihre Grenzen. In einer Studie von 2010 werteten die Forscher Kahneman (Princeton University) und Deaton (Princeton University) Daten von mehr als 450.000 US-Bürgern aus. Sie fanden heraus, dass das Einkommen sehr wohl die Lebenszufriedenheit und Glücksmomente begünstigen kann, allerdings bis zu einem jährlichen Einkommen von ca. 58.000 Euro.[10] Denn von da an unterscheiden sich die Anzahl der Glücksmomente zwischen Viel- und Normalverdiener nicht mehr, während die Lebenszufriedenheit weiter ansteigt.

Aber diese Menge von Glücksmomenten lassen sich darüber hinaus auch vermehren und zwar in dem man das Geld für andere ausgibt. Das fand die Psychologin Elizabeth Dunn (University of British Columbia) et al. im März 2008 heraus.[11]

Der Umgang mit Geld ist eine andere Sache, auf die Schmid hinweist.[12] Denn ein Maßhalten ist unentbehrlich zur Bewahrung der erlangten Freiheit von Armut. Hartmut Köhler kommentiert das Defizit, Maß halten zu können, im vierten Höllenkreis des Inferno (Göttliche Komödie): Die Maßlosigkeit differenziert sich in die

„[…] komplementären Lastern Habgier und Verschwendung […]. In Bezug auf sein Hab und Gut kann der Mensch sich nach zwei Seiten verfehlen, und es geht, gut aristotelisch, um die schwierige Wahrung der rechten Mitte.“[13].

Um die Sicherheit der Freiheit zu gewährleisten, kann es hilfreich sein ein „Vorrat“ zu besitzen, ein Sparguthaben, um etwaigen unerwarteten, finanziellen Schicksalsschlägen vorzubeugen. Der philosophische Schriftsteller Baltasar Gracián äußert sich zu diesen Rücklagen in seinem 134. Aphorismus:

„[Vor Armut, M. J.] […] schütze man sich durch etwas im Vorrat und mache es zu einer Hauptlebensregel, die Veranlassungen des Guten und Bequemen doppelt zu haben.“[14].

Summa summarum gibt es eine Reihe von soziodemografische Faktoren:

- die Zufriedenheit des Individuums mit seiner schulischen Bildung
- die Zufriedenheit mit der beruflichen Tätigkeit
- die Zufriedenheit dem Einkommen.

Und Fragen, die sich hieraus ergeben: Stimmt die Erwartung mit der Realität überein oder gibt es eine vertretbare bzw. eine absolute Divergenz? Bei welchem Faktor kann ich ein Defizit feststellen? Kann ich diese „Fuge“ noch durch eigenes Zutun schließen?

5. Philosophische Lebenskunst

„Künste sind Brücken über Abgründe. Aus abgründigen Erfahrungen gehen sie hervor und auf sie versuchen sie Antworten zu finden.“ [15] Schmid

Die Kunst der Lebenskunst

Der Philosoph Wilhelm Schmid hat einen Großteil seiner Lebenszeit damit zugebracht, die philosophische Lebenskunst wieder zu rehabilitieren. Seiner Meinung nach ist der Begriff der Lebenskunst zunehmend konturenloser und ähnlich dem Begriff des Glücks mehrdeutig interpretierbar geworden. Er unterstreicht, dass die philosophische Lebenskunst nicht als ein leichtes, unbekümmertes Leben zu verstehen ist, sondern als eine bewusste, überlegte Lebensführung.[16]

Schon Sokrates behauptete, dass ein ungeprüftes Leben nicht lebenswert sei.[17] Die philosophische Lebenskunst kann hierzu als ein verlässliches Werkzeug dienen, um dem achtsamen Leben auf die Spur zu kommen. Denn sie ist nicht nur einer akademischen Zielgruppe vorbehalten, sondern für jeden Menschen gleichermaßen praktikabel. Ausdrücklich betont Schmid den Begriff der Kunst in Lebenskunst und setzt einen Willen des Interessierten voraus, sich auf den Weg zu machen, der wie ein Maler, das Bild

„[…] zuerst vor seinem inneren Auge sieht und schließlich daran arbeitet, immer wieder einem Detail sich widmet, immer wieder einen Schritt zurücktritt, um aus der Distanz den Gesamtzusammenhang zu sehen.“[18].

Dieses ständige Arbeiten am Selbst ist eine ständige Prüfung seines eigenen Lebens, das ständige Korrigieren der angestrebten Richtung mit dem selbstbestimmten Ideal einer Lebensführung als Vorgabe. Aber es bedarf hier einige Termini näher zu beleuchten.

Begriff der Freiheit

Die subjektive Freiheit in der Moderne ist größer denn je zuvor, aber das bringt nicht nur Vorteile. Denn die Anzahl von Entscheidungen, die wir nun treffen müssen, sind gestiegen und dies führt zwangsläufig zu einer individuell-konstruierten Lebensführung. Wilhelm Schmid unterscheidet zwischen verschiedenen Freiheiten:

- Freiheit von religiöser Bindung
- Freiheit von politischer Bindung
- Freiheit von ökologischer Bindung
- Freiheit von ökonomischer Bindung
- Freiheit von sozialer Bindung

Frei ist man von religiöser Bindung, denn wir haben die Entscheidungsfreiheit unsere Religion selbst zu wählen. Jedoch eröffnet sich mit dem Wegfall eines vorstrukturierten Systems, wie der Religion, ein erneutes Vakuum bezüglich der Erklärung unserer Welt. Was geschieht nach dem Tod ohne die religiösen Jenseitsvorstellungen? Wer liefert nun eine Erklärung zu den kleinen und großen Lebens- und Sinnfragen? Nur unschwer ist es zu erkennen, dass nun neue „Arbeit“ entsteht, diese Lücke nun sinnvoll zu füllen. Gleiches gilt für die Freiheit einer politischen Bindung, denn nun liegt es an uns, wenn gewollt, unsere Rechte gegenüber einer Fremdbestimmung geltend zu machen. Die Befreiung von der Bevormundung jedoch lässt ein weiteres Loch entstehen, denn auch Autonomie[19] heißt wohlüberlegtes Handeln. Neue Fragen entstehen: Was soll ich tun? Wo will ich hin? Wie gestalte ich nun mein Leben?

Wenn nun die Technologie so weit fortgeschritten ist, dass man nicht mehr die Vorgaben der Natur berücksichtigen muss, liegt eine Freiheit von ökologischer Bindung vor. Wie ist meine ökologische Haltung zu definieren? In welchem Einklang mit der Natur gedenke ich nun zu leben?

Und während der Befreiung von der ökonomischen Bindung den Fokus auf die freigesetzte wirtschaftliche Tätigkeit liegt, wird das Individuum bei der Freiheit von sozialer Bindung von der Masse der Gesellschaft losgelöst. Und so verwirft auch die moderne Emanzipation überholte Moralvorstellungen, erzwungene Rollenverteilungen und splittet Großfamilien in Kleinfamilien, diese in Patchworkfamilien und isoliert letztendlich den Familienlosen in ein Singledasein.[20]

Der Begriff der Arbeit

Der Terminus Arbeit wird heutzutage eher im Zusammenhang mit der Erwerbsarbeit assoziiert, was ihm oft eine negative Konnotation einbringt. Denn gilt sie zwar als „bürgerliche Option“[21], sie hat aber eher einen verpflichtenden Charakter, denn zum Lebensunterhalt benötigt man ein ausreichendes Einkommen, um seiner Verantwortung nachzukommen bspw. die Familie zu versorgen. Diese wiederum braucht ein Zuhause, sei es in einer Miet- oder Eigentumswohnung oder gar einem Haus ggfs. zur Miete. Diese finanzielle Last liegt damit, im Falle einer Familie, auf den Schultern der Eltern. Sie sind dazu allerdings nur bedingt gezwungen, denn eine Option der kynischen Lebensweise stände ihnen auch offen, um sich weitgehend wirtschaftlich autarkisch zurückzuziehen. Denn ein Kyniker, wie bspw. Diogenes, minimierte seine Ansprüche auf ein Minimum. Eine solche Lebensweise ist leichter zu realisieren, wenn man alleine unterwegs ist ohne eine Verantwortung gegenüber seinen eigenen Kindern. Denn will man den Nachkommen eine bestmögliche Bildung ermöglichen, so ist man ebenfalls, jedenfalls in Deutschland, auf finanzielle Mittel angewiesen und in alten Kleidern möchte man seine Kinder auch nicht zur Schule schicken, zwecks der Wichtigkeit zur sozialen Integration in die Klasse.

Zudem entwickelt sich im Falle der Arbeitsnegation ein Gefühl der Leblosigkeit, so Schmid, eine Erfahrung der Sinnlosigkeit, die sich destruktiv intrasubjektiv im Selbst manifestieren und ausweiten kann. Denn bspw. die Auszahlung von Arbeitslosengeld „ohne“[22] etwas dafür zu tun, lässt den Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen in sich zusammenfallen und eine eigene Unzufriedenheit mit der Situation entstehen. Diese mündet oft in eine Haltung des Zynismus auf die Welt oder gar des Selbsthasses.[23]

Aber auch während eines aktiven Arbeitsverhältnisses kann es zu einer Erfahrung von Sinnlosigkeit führen, denn auch hier kann ein Zusammenhang oder mehrere Zusammenhänge verloren gehen, bspw. über Hinterfragung der Tätigkeit bezüglich eines „Wozu?“. Denn auch wenn man ein (unzureichendes) Einkommen mit nach Hause bringt, so hat man manchmal das Gefühl als „Maschine“ zu agieren, für eine Tätigkeit, die einem widerstrebt. Glücklicher sind da die Menschen, die in ihrem favorisierten „Traumberuf“ beschäftigt sein dürfen, denn hier tritt das Einkommen (materieller Sinn) oft eher in den Hintergrund zu Gunsten der Tätigkeit (ideeller Sinn). Während nun Sinn in der Beschäftigung zu sehen Energien mobilisieren kann, raubt Sinnlosigkeit letztere und macht kraftlos und krank. Im schlimmsten Fall kann es zum chronischen Stresssyndrom (Burnout [24] ) führen, das eine Besinnung auf die derzeitige Situation einfordert.[25]

Eine andere Perspektive zum Begriff der Arbeit einzunehmen kann einen ersten Schritt darstellen, diesen Terminus positiver zu konnotieren, statt mit dem negativ-belegten Begriff aus der Industriegesellschaft, Arbeit als Aufgabe, die gemäß Stellenbeschreibung zu erfüllen ist. Schmid bietet eine moderne Definition an, dass Arbeit als etwas wahrgenommen wird, was im Leben zu leisten ist, um ein bejahenswertes Leben führen zu können und das betrifft nicht nur den Bereich der Erwerbsarbeit.

So differenziert er[26]:

- Arbeit an sich selbst
- Arbeit an Freundschaft
- Familienarbeit
- Bürgerarbeit
- Muße als Arbeit
- Erwerbsarbeit
- Lebensarbeit

Die Arbeit bildet das Fundament, aller folgenden Variationen und meint den persönlichen Gestaltungsprozess. Das sich Kümmern um Freundschaften stellt sicher, dass die Verbindungen zu den Beteiligten nicht vernachlässigt und als Energieressource im Gespräch oder der aktiven Freizeitgestaltung gepflegt werden. Die Familienarbeit gilt als größte, systemische Herausforderung, denn hier sind nicht nur soziale Akteure (Beziehungs- und Erziehungsarbeit) beteiligt, sondern auch diverse „Ableger“ von Arbeit z. B. Hausarbeit, Organisationsarbeit.

In der sinnstiftenden Bürgerarbeit findet man den Zugang zu anderen in Form von sozialen Diensten oder Selbsthilfe. Sie kann alleine für sich schon für Sinnstiftung sorgen. Die Arbeit an der Muße gilt mancherorts noch am wenigsten nachvollziehbar, ist aber unentbehrlich, um neue Kräfte zu schöpfen. In der aktiven Passivität liegt nun nicht mehr das Tun im Fokus, sondern das Lassen. Nur die Erwerbsarbeit ist entbehrlich und kann von den anderen Variationen kompensiert werden.

Eine Lebensarbeit vereint die einzelnen Modifikationen zu einem Gesamtbild. Sie begreift sich als „Akt der Gestaltung des Lebens“[27], hier wird am Selbst gearbeitet und alles, was hier erfahren wird, wirkt auf das Selbst zurück und prägt den Charakter.

Ein erster Schritt bezüglich der differenzierten Arbeiten, die zu leisten ist, ist es, in ihnen einen Sinn zu erkennen, also Zusammenhänge herzustellen. Welche Bedeutsamkeit hat diese Arbeit für mich, welche jene? Bleibt keine Zeit, um darüber zu reflektieren, bietet die Moderne, im Falle bspw. der Erwerbsarbeit, die Möglichkeit einer Auszeit (Sabbatical ), die fern dem betriebsamen Alltag an diesen teleologischen[28] Zusammenhängen „stricken“ lässt. Thoreau trat seine „Auszeit“, die er auch als Selbstexperiment beschrieb, 1845 in der Nähe des Waldensees an und vermerkte dazu:

„Ich bin in den Wald gezogen, weil mir daran lag, bewußt [sic] zu leben, es nur mit den wesentlichen Tatsachen des Daseins zu tun zu haben. Ich wollte sehen, ob ich nicht lernen könne, was es zu lernen gibt, um nicht, wenn es ans Sterben ging, die Entdeckung machen zu müsse, nicht gelebt zu haben. Ich wollte kein Leben führen, das eigentlich kein Leben ist, dazu war es mir zu kostbar. Ich wollte intensiv leben, dem Leben alles Mark aussaugen, so hart und spartanisch leben, daß [sic] alles die Flucht ergreifen würde, was nicht Leben war […]“[29].

Auch wenn sich eine Bedeutung vielleicht nicht auf den ersten Blick bei einem Beschäftigungsverhältnis finden lässt, so sind diese doch möglich z. B. sich der sozialen Zusammenhänge bewusst zu werden. Denn um den funktionellen Aspekt sozialer Netzwerke zu erweitern, können Arbeitskollegen das Potenzial einer Kooperative im besten Fall sogar zu einer Freundschaft bieten.

Die Erfahrung einer Orientierungslosigkeit oder Sinnlosigkeit entsteht dort, wo diese teleologischen Zusammenhänge fehlen, die sozialen Zusammenhänge bei der Tätigkeit nicht entstehen und im ungünstigsten Fall auch die privaten Beziehungen zerbrechen. Bei einem Verlust von Sinn ist es daher ratsam, so Schmid, die Arbeitszeit ggfs. zur Teilzeit zu reduzieren, um Zusammenhänge außerhalb des Beschäftigungsverhältnisses zu suchen und zu knüpfen. Im Vordergrund versteht sich die eigentliche Lebensarbeit als einer Arbeit am ideellem Sinn, um sie als Teil des Lebens wahrnehmen zu können.[30] Aber geht das überhaupt in unserer schnellen Leistungsgesellschaft oder ist es alles nur ein Akt der Willenskraft? Um die Wahrnehmung geht es im folgenden.

Der Mythos der beschleunigten Welt

Es gibt viele populärwissenschaftliche Literatur, die sich damit beschäftigt, dass alles schneller geworden ist: das Leben, die Kultur, die Geschichte oder sogar die Zeit selbst. Viele haben das Gefühl, nicht mehr „mithalten“ zu können und bekommen häufig ein Gefühl des „Abgehetztseins“. Doch erfahren wir wirklich eine Beschleunigung des Lebenstempos?

Eher scheint es so zu sein, dass Menschen versuchen mehr Aktivitäten in eine bestimmte Zeitspanne zu integrieren, um „Zeit zu sparen“. Ein Gefühl der Atemlosigkeit entsteht, so Schmid.[31] Kinder scheinen diesem Phänomen des Hetzens anfangs noch trotzen zu können, wenn sie ganz unberührt von den Plänen der Eltern ihrer Beschäftigung nachgehen. Bei Aktivitäten, die seitens der Erzieher, zeitlich knapp kalkuliert werden, kann es da zu psychischen und physischen Stressreaktionen bei den Eltern kommen. Sogenannte Schutzräume für Kinder gewähren ihnen den nötigen Raum und die Zeit, um über die Welt zu staunen oder stressfrei spielen zu können z. B. der Kindergarten, -hort, -spielplatz. Oft bieten die Großeltern ebenfalls einen Schutzraum für ihre Enkel.

Dass es zu einer generalisierten Beschleunigung des Lebenstempos gekommen ist, das dementiert der Soziologe Hartmut Rosa (Universität Jena). Zwar sind die technologischen Fortschritte exponentiell gestiegen und die Menschen transportieren, kommunizieren und produzieren schneller als je zuvor, aber dies beeinflusst nur positiv die Geschwindigkeit des Lebenstempos.[32] Die Menschen transportieren, kommunizieren und produzieren aber jetzt auch mehr als früher und dadurch entsteht die das Gefühl der Zeitnot, so Rosa. Dank der Email kommunizieren die Akteure nicht nur schneller, sondern auch viermal mehr als zu Zeiten der Briefpost und durch die Möglichkeit einen Personenkraftwagen zur Fortbewegung zu nutzen, begeben sich die Menschen auch häufiger auf (Fern-)Reisen. Eine Entschleunigung des Tempos im Straßenverkehr entsteht nun, infolge der vielen Verkehrsmittel, in Form des Staus. Signifikanter zeichnet sich da jedoch eine subjektiv-empfundene Beschleunigung im sozialen Wandel ab.

Eine ständige Veränderung der Lebensumstände (Beziehungsmuster, Wohnungs- oder Arbeitsplatzwechsel) zwingt die Menschen immer wieder Rejustierung. Hinzu kommt die „kürzere Halbwertzeit“[33] bezüglich der Informationen, die infolge des technischen Fortschritts ständig von den Betroffenen neu aktualisiert werden müssen. Es kommt zur Steigerung des individuellen Lebenstempos durch die Ausführung von mehr Aufgaben in einer gewissen Zeitspanne, außerdem mehr Ereignisse zur gleichen Zeit durchzuführen (Multitasking) und die Verkürzung von Pausen bzw. Leerzeiten, um noch mehr Verpflichtungen nachzukommen.

Wir überbrücken natürliche Geschwindigkeitsgrenzen, sodass auch, dank des künstlichen Lichts, nachts gearbeitet werden kann. Rosa stellt auch fest, dass Kinder und Jugendlicher besser mit bspw. dem Multitasking zurechtkommen als Erwachsenen.[34]

Entschleunigungsinseln finden sich z. B. in Wellnesseinrichtungen, doch eine dauerhafte Nutzung dieser Beschleunigungshemmer, führt unweigerlich dazu „alle Anschlüsse zu verpassen und keine Wiedereintrittschance zu erhalten.“[35] Auch wenn es im Leben mal schneller, mal langsamer zu laufen scheint, auch das Gefühl des Zufriedenseins ist ein ständiges Auf und Ab.

Essenzielle Polaritäten

Um das Glück der Fülle selbst zu erfahren, bedarf es der spektrumsreichen Polarität. Ein Leben kann nicht nur aus dauerhaftem Glücksempfinden bestehen. Erst das Extrem des Unglücklichseins auf der einen Seite entsteht ein Maßstab und wiegt das Glücklichsein auf der anderen Seite auf. Der bilaterale Aufbau des Lebens wie z. B. Erfolg-Misserfolg, Fröhlichsein-Traurigsein ist unentbehrlich. Dazu Seneca:

Der Begriff läßt [sic] sich auch so fassen, daß [sic] wir den als glücklichen Menschen bezeichnen, dem Gutes und Übles dasselbe bedeuten wie gute und schlechte Gesinnung.“[36]

Schmid hält es für wichtig, die ungelebten Extreme gelegentlich aufzusuchen, um der Polarität bzw. die Fülle des Lebens nachzukommen, denn eine Vernachlässigung des einen Extrems führt schnell zu einer Übersättigung auf der anderen Seite.[37] Und, um so mehr das eine Extrem gesucht wird, desto heftiger wird der Rückstoß der anderen Seite erfolgen, so Schmid weiter. Der Autor nennt dieses Hin- und Herschwingen zwischen den Extremen das „Atmen“[38] zwischen den Polen.

Das Unglücklichsein bspw. beflügelt gegebene Konstellationen in Frage zu stellen und kritisch über sie nachzudenken. Wenn aber Liebesbeziehungen in eine Verbindung treten, mit der Erwartung einer andauernden Zufriedenheit? Dazu resümiert Wilhelm Schmid: „Beziehungen, die ein immerwährendes Wohlfühlglück realisieren wollen, sind rasch am Ende.“[39] und er mahnt vor realitätsfernen rein positiven Erwartungshaltungen. Je höher diese in der Beziehung gesetzt werden, desto härter wird die Erfahrung einer entgegengesetzten Erkenntnis.

Eine Akzeptanz der Polaritäten des Lebens kann hingegen eine allgemeine Zufriedenheit begünstigen. Die Erwartungshaltung, dass auch schlechte Zeiten kommen werden, nimmt ihnen den Überraschungsmoment. Bezüglich der konstruktiven Funktion des Unglücklichseins hört man oft von großen Künstlern, die in melancholischen Zeiten wahre Wunderwerke erschufen.

Viele Glücksratgeber schlagen Bewältigungsstrategien vor, um die unerwünschte Melancholie zu überwinden. Aber ist das überhaupt notwendig, wenn nicht sogar kontraproduktiv? Diese Lebenstrauer hat ihren Ursprung im Liebeskummer, der Sehnsucht, der Arbeitsstellenverlust oder aber auch in der unerwarteten Entspannung nach langatmigen Arbeitsanstrengungen, die plötzlich erledigt sind und nun ein Vakuum hinterlassen. Eltern erleben oft ein Gefühl der melancholischen Leere, nachdem ihre Kinder eigene Wege beschreiten. Viele Jahre haben sie ihre Nachkommen bis in die Adoleszenz begleitet und dann bekommen ihre Kinder „Flügel“ und verändern schlagartig das intrafamiliäre Netzwerksystem in seiner Form. Denn nun fällt der Blick wiederum zurück auf das Liebespaar und die sozialen Prioritäten müssen neu rejustiert werden. Die freigewordene Zeit muss anders eingeteilt werden, eine alte Beziehungsarbeit wird rehabilitiert, die die seit vielen Jahren zurückgetreten war. Manche Paare stürzen nun in eine unvorhergesehene Frage, über die vorher nicht reflektiert wurde: Was passiert, wenn die Kinder aus dem Haus sind?

Auch die Erschöpfung von der unentwegten Lebensfreude kann eine Ursache für Melancholie darstellen. Schmid konstatiert jedoch auch, dass die Betroffenen für ihren Zustand dankbar sein sollten. So denken diese, meist kreative, Menschen tiefgründiger über ihr Leben und andere existenzielle Fragen nach.[40] Auch ein gelegentlicher Perspektivwechsel ist gewinnbringend.

Das Leben als Spiel sehen

Wilhelm Schmid hält es auch für naheliegend, dass Leben als Spiel zu denken.[41] So soll es Freude bereiten, ohne die Erfahrung einer Enttäuschung jedoch auszuschließen. Diese Allegorie schließt ein Experimentieren und Auszuprobieren unter der Berücksichtigung der Bedürfnisse der Anderen (Regeln) ein. Im Gegensatz zum Leben weist das Spiel eine feste Struktur auf, die der eigenen Freiwilligkeit einer Partizipation obliegt. Bezüglich des Lebens hingegen wird der fakultative Aspekt ausgeschlossen (abgesehen vom Freitod), aber es bleibt form- und beeinflussbar[42] und im Gegensatz zum Spiel ist ein Neuanfang im Leben nur bedingt möglich, um etwas besser machen zu wollen. Aber es bleibt eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst.

Arbeit am Ich

In erster Linie beginnt die Lebenskunst bei dem Individuum selbst. Erst wenn man sich ausreichend um sein eigenes Selbst gekümmert hat (Selbstsorge), kann man sich dem sozialen Umfeld (Fürsorge) zuwenden. „Aus der Selbstsorge erwächst die Sorge für andere, jedoch auf der Grundlage selbst gewählter und nicht fremdbestimmter Aufmerksamkeit.“[43]. Erst dann kann man sich seiner Außenwelt widmen, denn „[…] nur der, der den Umgang mit sich selbst zu gestalten weiß, ist fähig zur Gestaltung des Umgangs mit anderen.“[44]. Und wenn die bewusste Selbstbeziehung dann zum unbewusstem Selbstverständnis geworden ist, folgt der zweite Schritt, der unausweichlich ist, die Beziehung zu anderen zu unterhalten, denn erst sie spiegeln das für uns essenzielle Fremdbild wieder: Wie nimmt uns unser soziales Umfeld wahr?

So wird aus dem Wir ein Ich, dass in seiner Existenz nun bestätigt wird.

Fundament Kern-Selbst

Nach Schmid wird die Selbstverwirklichung auf das Fundament des „Kern-Selbst“[45] (persönlichen Lebensregeln) angelegt. Es besteht im Wesentlichen aus sieben Eckpunkten[46]:

1. Die wichtigsten Beziehungen der Liebe und der Freundschaft
2. Die wenigen Erfahrungen, die fester Bestandteil des Selbst bleiben sollen
3. Die Idee, der Traum ,der Glaube, der besondere Weg und vielleicht das bestimmte Ziel des Lebens; die Sehnsucht, aus der das Selbst fast allein bestehen kann.
4. Die bestimmten Werte, die besonders geschätzt werden sollen.
5. Die bestimmten Charakterzüge und Gewohnheiten, die sorgsam zu pflegen sind.
6. Auch die spezifische Angst, die Verletzung, das Trauma, wodurch das Selbst sich im Kern definiert.
7. Vor allem aber „das Schöne“, an dem das Selbst sich orientieren kann.

Diese werden in regelmäßigen Abständen in der Selbstbesinnung kritisch geprüft.

„Das Schöne“ definiert Schmid als individuell Bejahenswertes aus z. B. den Bereichen: des Berufes, ein bestimmtes Hobby, bestimmte Gedanken etc. „Schön ist etwas, das Sinn macht“[47]. Auch exogene Faktoren wie z. B. Menschen, Gemeinschaften oder die Religion können das Kern-Selbst beeinflussen. Ein intrinsischer[48] Motivator kann das fokussierte „Lebensziel“ darstellen, der große Traum, das große Ziel. Wichtig ist eine individuelle Kohärenz im Kern-Selbst, die sinnstiftend fungiert und bejahenswert aufgenommen wird. Eine innere Integrität geht der äußeren Integrität voraus, denn erst wenn man mit sich in „Einklang“ ist, kann man sich anderen Menschen zuwenden. Die biblische Äußerung im Matthäusevangelium: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie DICH selbst“[49] betont ausdrücklich den Vorrang der inneren Integrität.

Gelegentlich kann es vorkommen, dass das Selbst vereinzelte Eckpunkte vernachlässigt. Dem sollte möglichst schnell in einer Rejustierung nachgekommen werden, damit nicht noch weitere Punkte ihre feste Position im Kern-Selbst verlieren. Denn dann kann es zu einer temporären Orientierungslosigkeit führen, die zwischen den Eckpunkten die Zusammenhänge lösen können. Dann entsteht ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Nach Außen hin kann sich dies in Verstimmungen gegenüber dem sozialen Umfeld widerspiegeln, die wiederum zur Verbitterung über das Leben führen. In einem ersten Schritt kann hier, nach Schmid, nach für sich Bejahenswertem Ausschau gehalten werden, um neue Energie zu schöpfen und den Dysbalancen anschließend in der Selbstbesinnung bzw. der Introspektion auf den Grund zu gehen.

Die Selbstfreundschaft

Nachdem sich nun ein Kern-Selbst im eigenen Ich etabliert hat, kann eine Freundschaft zu sich selbst erblühen, ein Ja zu sich selbst. Und wie eine intersubjektive Freundschaft gepflegt werden sollte, so trifft dies in verstärktem Maße auf die intrasubjektive Freundschaft zu. Auch hier gilt, um die Qualität der Verbindung zu wahren, eine Aufrichtigkeit in der Kommunikation bzw. Selbstbesinnung zu sich selbst, das schließt eine Akzeptanz von negativen Seiten, die ihr kleines Intermezzo im Leben geben, mit ein z. B. im Bereich der Gefühle (Hass, Wut, Zorn, Traurigkeit, Neid, Eifersucht etc.). Aristoteles dachte bereits in seiner Nikomachischen Ethik über die selbstbezogene Freundschaft nach, die damals mit Selbstliebe gleichgestellt worden war: „Jeder ist sich selbst der beste Freund, und darum soll man auch sich selbst am meisten lieben.“[50]. Er differenziert den Fokus des krankhaften Narzissmus, der stark selbstbezogen ist, von einer lebensnotwendigen Freundschaft mit sich selbst, die die Basis für die Zuwendung zu anderen Menschen darstelle. Wilhelm Schmid nennt diese Art der Selbstbeziehung auch die „ altruistische Selbstliebe[51]. Erst wenn die Bedürfnisse des eigenen Selbst berücksichtigt worden sind, kann eine altruistische Beziehung zu anderen gedeihen. Ebenso erkannte Adolph Freiherr von Knigge die Wichtigkeit einer solchen Selbstliebe für das Dasein und warnte dem Umgang mit anderen den Vorzug vor der Selbstfreundschaft zu geben. Mit zunehmender Vernachlässigung des eigenen Ichs entfernt man sich weiter von sich selbst und er appellierte:

„Hüte Dich also, Deinen treusten Freund, Dich selber, so zu vernachlässigen, daß [sic] dieser treue Freund Dir den Rücken kehre, wenn Du seiner am nötigsten bedarfst.“[52].

Ist gilt also als ein wichtiges Fundament der Lebenskunst, sich selbst zu akzeptieren und darüber hinaus sich selbst zu lieben, ohne einen Narzissmus zu hineinzuinterpretieren.

Geistige Haltungen

Die anthropologische Selbsterkenntnis, die bereits über dem Eingang zum Tempel von Delphi mahnte „Erkenne dich selbst“, war vorwiegend ein Appell an die Tugend der Demut, denn die Menschen sind sterblich, sie sind verletzlich und gebrechlich, keinesfalls göttlich oder allmächtig. Diese Erkenntnis über den Menschen diente der Einsicht in die Schwäche des Selbst. Als Basiserkenntnis betonte sie die Vergänglichkeit von scheinbar gesichertem Wissen und die Subjektivität von Wissen (Wissen kann nicht objektiv sein, denn:

„[…] alle Erkenntnis, […] ist abhängig vom menschlichen Zugriff, von menschengemachten Instrumenten und Methoden, von der Perspektive und Blickrichtung der jeweiligen Forschung, geleitet von Interessen.“[53] )

Hinzu kommen die zweifelhaften Begrifflichkeiten, mit denen z. B. der Terminus „Unbewusstes“ deklariert und verwendet wird. Viele Termini ändern sich im Laufe der Forschung oder werden in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Aus den laufenden Aktualisierungen, Überarbeitungen, Umdeutungen vereinzelter Begrifflichkeiten können Missverständnisse entstehen.

Summa summarum stellt die Wissenschaft keine absolute Wahrheit dar, sondern nur eine vorübergehend aktuelle. Diese Erkenntnis sensibilisiert zur Vorsicht mit absoluten Meinungen.

Das Ziel ein perfektes Selbst anzustreben sollte demnach verworfen werden, denn es ist nicht möglich dem nachzukommen und raubt langfristig nur unnötig Energieressourcen. In den Fokus sollte aber eine geistige Vorwegnahme der Zukunft erfolgen. Was damit gemeint ist, erklärt der folgende Absatz.

Vorausdenken

Der Philosoph und Biograf Plutarch (45‑120 n. Chr.) unterstrich eine Form des Vorausdenkens (lat. praemeditātiō)[54] als geistige Haltung, um negativen Erfahrungen entgegenzutreten:

„[…] der hat den größten Gewinn von seinen gegenwärtigen Gütern, denn standhaft und unerschütterlich wie er ist, fürchtet er nicht, daß [sic] ein Verlust für ihn untragbar wäre. Wir kennen den Ausspruch des Philosophen Anaxagoras beim Tode seines Sohnes: ‚Ich wußte [sic], daß [sic] ich einen Sterblichen gezeugt hatte.’ Diesen Ausspruch können wir nicht nur bewundern, sondern ihn uns ähnlich für jeden Schicksalsschlag formulieren […]“[55].

Auch Homer nennt ein weiteres Beispiel des abfedernden Vorausdenkens bei Odysseus. Denn als dieser bei seiner Heimkehr von seinem Hund erkannt wird, vergießt er Tränen, während sich diese bei dem Wiedersehen mit seiner Frau Penelopeia vermissen lassen:

„Dennoch standen die Augen wie Horn ihm oder wie Eisen

Unbewegt in den Wimpern; mit Absicht verbarg er die Tränen.“[56].

Denn wohl war Odysseus auf die Begegnung mit seiner Frau vorbereitet, aber nicht auf die freudige Begrüßung seines Hundes.

Man kennt solche Vorüberlegungen auch aus dem Alltag, in dem man sich verschiedene Szenarien in Gedanken ausmalt und erwünschte Reaktionen auf sie mental einübt. Das Durchspielen von Worstcase-Szenarien simuliert gedanklich die schlimmsten Ereignisse und mögliche Konsequenzen z. B. vor einem Bewerbungs- bzw. Prüfungsgespräch, vor der ersten Verabredung, vor einer öffentlichen Rede und kann ihnen den (unerwünschten) Überraschungsmoment nehmen. Aber was ist mit negativ-assoziierten Geisteshaltungen wie dem Pessimismus?

Pessimismus und Zynismus

In einem Beitrag von Hans Zippert, der ehemalige Chefredakteur der Satirezeitschrift „Titanic“, schildert dieser sein Leben in ständiger Begleitung seiner pessimistischen Grundhaltung.[57] Durch fortlaufendes Negativdenken konnte er unzählige Glücksgefühle erleben, denn zu seiner Überraschung wurde es oft besser als er glaubte. Und so genießt er seinen seelischen Dauerzustand, denn seine misstrauischer Art konnte ihm in vielen Fällen helfen, kritischer über bestimmte Dinge zu reflektieren. Der Psychologe Joseph Forgas (University of New South Wales in Sydney, Australien) fand 2009 in einer Studie heraus, dass missmutige Probanden eine bessere Gedächtnisleistung aufwiesen im Vergleich zu ihrer gut gelaunten Kontrollgruppe.[58] Ebenfalls ließen sich Erstere in einer darauf folgenden Studie, ihr Gedächtnis nicht so schnell manipulieren.[59] Der Sozialpsychologe Herbert Bless (Universität Mannheim) konnte bei den Pessimisten feststellen, dass sie skeptischer sind und überlegter handeln. Erst von einer schlüssigen Argumentation ließen sie sich überzeugen.[60] Bezüglich der Risikobereitschaft gingen die schlecht gelaunten Probanden eher ein Wagnis ein, als ihre Kontrollgruppe.[61] Die Forscher Chuang und Chang erklärten dieses Verhalten damit, dass die missmutigen Testpersonen er gewillt sind, an ihrer Situation etwas zu verändern und damit sind sie auch bereit, ein höheres Risiko einzugehen.

Auch wenn der Pessimismus auf den ersten Blick eine erstrebenswerte Haltung suggeriert, so ist doch festzuhalten, dass die schlecht gelaunten Probanden oft eisern an ihren Überzeugungen festhielten, während ihre positiv gestimmten Kollegen eher zum Kompromiss bzw. zur Kooperation bereit waren.

Offenheit und Vertrauen

Ganz anders ist es da eine Haltung der Offenheit, die zu kultivieren erstrebenswert ist, denn wir sind soziale Lebewesen und abhängig von unseren Mitmenschen. Die „Menschen suchen nach Wärme, und im Austausch und in der Reibung mit Anderen, körperlich, seelisch und geistig, ist sie am ehesten zu finden.“[62], so Schmid. Eine Aufgeschlossenheit gegenüber des Wandels von Wissen zu bewahren kann der Offenheit ebenso förderlich sein, so meint Aurel:

„Wenn mich jemand widerlegen und davon überzeugen kann, daß [sic] mein Denken oder Tun nicht richtig ist, dann werde ich meinen Standpunkt mit Freuden ändern.“[63]

Den Begriff des Vertrauens in seinem Leben dauerhaft zu integrieren, kann einen konstruktiven Verlauf begünstigen, so Hüther in einem Beitrag von 2004[64]. Angefangen mit dem Selbstvertrauen, in die eigenen Fähigkeiten, was zu Stärkung des Selbstwertgefühls einhergehen kann, ist eine Ausweitung der Vertrauenshaltung in sein soziales Umfeld ebenfalls von Bedeutung, um eine intensivere Beziehung unterhalten zu können. Wenn dann auch ein Vertrauen in die Welt existiert, in deren Sinnhaftigkeit und des Geborgen- und Gehaltenseins in ihr, so ist eine sinnvolle Grundlage geschaffen. Die Entwicklung dieses bedingungslosen Vertrauens setzt bereits in der Kindheit erwachsene Vorbilder voraus, die weder selbst verunsichert sind noch ständig verunsichert werden, denn „Angst ist die Folge von Verunsicherung.“[65]. Eine innere Einstellung und Haltung im Nachhinein zu verändern gelingt laut Hüther nur, in dem man den Betroffenen einlädt eine neue Erfahrung zu machen, ihn dazu ermutigt und inspiriert sich wieder auf den Weg als Entdecker und Gestalter zu machen.[66] Destruktiv kann sich da der ewige Vergleich mit dem reichen Nachbarn auswirken.

Vergleiche

Der direkte Vergleich mit anderen ist selbst nicht möglich, denn wir sind alle Individuen, mit einer eigenen Geschichte, mit eigenen Idealen, soziokulturellen Hintergründen und unterschiedlichen physiologischen Körpern. Das wäre so, als wenn man Äpfeln mit Birnen vergleicht. Ein Mensch ist weder besser noch schlechter als sein Mitmensch, denn sie sind unvergleichliche Unikate.

„Was wir nicht haben, sollte in unseren Augen nicht an Wert gewinnen […]. Es schielt also jeder immer nur auf das, was ihm noch fehlt, und er verpaßt [sic] es dadurch, mit dem glücklich zu sein, was er hat.“[67].

Mit diesen Worten lenkt der Philosoph Plutarch den Blick auf sich selbst und den eigenen Bereich. Er betont beim Anblick von Beneidenswertem die Augen dafür zu öffnen, was sich hinter der glänzenden Fassade verbirgt, allzumenschliche Alltagsprobleme. Denn mit einer solchen Einstellung durch das Leben zu gehen, würde eine dauerhaft unglückliche Haltung begünstigen, die ständig nach Besserem Ausschau hält und nicht zufrieden zu stellen ist. Diese neidvollen Gedanken würden die Seele durch ihre Negativität „verfärben“, wie es Marc Aurel beschreibt, und die Seele wird die „Farbe“ der Gedanken annehmen.[68] „Der große Hinterhältige, der nie von Kaisers Wohnsitz die scheelen Augen abwendet aller Welt Verderben[…]“[69].

Statt also den Blick des Defizits auf andere zur richten, kann es konstruktiver für das Selbst sein, den Fokus auf die positiven Erinnerungen der Vergangenheit[70] zu lenken, um den Gedanken zu einer Haltung der Dankbarkeit hin zu lenken, für bereits erfolgreich Geglücktes.

Perspektivwechsel

„Ich bin auf ein wüstes, trostloses Eiland ohne alle Hoffnung auf Befreiung verschlagen. […] Aber ich lebe und bin nicht, wie alle meine Geführten, ertrunken.“ [71]

aus Robinson Crusoe

In seinem Roman lässt Defoe Robinson Crusoe in einem konstruktiven Sinne seine gegenwärtige Situation reflektieren. Um aus seiner schlechten Verfassung zu gelangen, bewertet Robinson die Situation aus einer anderen Perspektive.

Um die egoistische Betrachtungsweise zu verlassen, kann es sinnvoll sein, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, um die eigene Erfahrung zu relativieren und zu objektivieren, so Schmid.[72] Er differenziert zwei Methoden des Perspektivwechsels, den gedanklichen Nachvollzug und die mentale Einfühlung in die Betrachtungsweise des anderen. Jedoch weist Schmid auch daraufhin, dass eine absolute Einfühlung nur in die eigene Gefühls- und Gedankenwelt möglich ist. Bei der Einnahme der Perspektive anderer ist lediglich eine Annäherung erreichbar.

Aber ein Perspektivwechsel kann auch ganz unbewusst erfolgen bspw., wenn man sich verliebt, denn plötzlich ist ein (Er-)Leben von Sinn fühlbar. Eine positive, optimistische Grundhaltung baut sich gegenüber der Welt auf, fast schon eine weltfremde, romantische Attitüde. Und das Gegenteil ist der Fall, bei einer Absenz von Liebe, die Welt erscheint schwärzer, bitterer, liebloser und manchmal folgt eine zynische Einstellung zu ihr.

Gandhi war in viele soziale Kontroversen involviert und darauf angewiesen, die Perspektive zu wechseln, um sein Gegenüber zu verstehen. Später reflektierte er über das menschliche Verhalten, in seinem Buch, das in Tagebuchform geschrieben wurde: „Der Mensch und seine Tat sind zwei verschiedene Dinge.“[73].

Er schloss daraus:

„Während eine gut Tat stets Billigung und ein böse Tat Mißbilligung [sic] hervorrufen sollte, verdient der Täter der Tat, ob gut oder böse, immer Respekt oder Mitleid, je nach Lage des Falls. ‚Hasse die Sünde und nicht den Sünder’ ist ein Gebot, das, so leicht es zu verstehen ist, doch nur selten verwirklicht wird, und deshalb breitet sich das Gift des Hasses in der Welt aus.“[74].

Gandhi trennt damit klar das Verhalten von dem Menschen. Es hilft sich bewusst zu machen, was dem anderen in einer emotional-aufgeladenen Gesprächssituation fehlt, welches lebensnotwendige Bedürfnis bisher nicht berücksichtigt worden ist. Bei Schulz von Thun fußt die Einfühlung in seinen Gesprächspartner auf der Suche nach den Selbstoffenbarungs-Anteilen[75], bei Rosenberg auf der Ermittlung der unerfüllten Bedürfnisse (z. B. nach Sicherheit, Wertschätzung etc.)[76].

Ein anderer, der sich den Perspektivwechsel zum konstruktiven (überlebenswichtigen) Instrument macht, war Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie und der Existenzanalyse. Frankl wurde 1942 als Jude in das Getto Theresienstadt deportiert, um von dort aus in das KZ Ausschwitz und in das KZ Dachau gebracht zu werden. Er verlor seine Frau, seinen Bruder und seine Eltern. In seinem Buch äußert er sich zu einem „Trick“ (wie er es nannte), den er immer dann anwandte, wenn es ihm schlecht ging. Dazu visualisierter er seine Zukunft, in der er psychologische Vorträge zu den Erfahrungen im Konzentrationslager hielt. Er stellte sich die Details vor: „[…] vor mir ein interessiert lauschendes Publikum in gemütlichen Polstersitzen […]“[77] und schaffte es so seine gegenwärtigen Leiden zu reduzieren:

„[…] mit diesem Trick gelingt es mir, mich irgendwie über die Situation, über die Gegenwart und über ihr Leid zu stellen, und sie so zu schauen, als ob sie schon Vergangenheit darstellte und ich selbst, mitsamt all meinem Leiden, Objekt einer interessanten psychologisch-wissenschaftlichen Untersuchung wäre, die ich selber vornehme.“[78].

Im Jahr 1999 legten die Psychologen Zimbardo und Boyd (Stanford University) eine Studie vor, die die Zeitperspektive im Fokus hatte. Sie fanden heraus, dass der differenzierte Umgang mit Zeit menschliches Verhalten positiv bzw. negativ beeinflussen konnte.[79] Sie erweiterten die Zeiteinteilung der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, um verschiedene Varianten zu einem neuen Konzept (Zimbardo Time Perspective Inventory, auch ZTPI)[80]:

- Past-Negative
- Past-Positive
- Present-Hedonistic
- Present-Fatalistic
- Future
- TranscendentalFuture

Zuerst sollten die einzelnen Zeitperspektiven differenziert werden. Während die negative Vergangenheit (Past-Negative) die schlechten Erinnerungen aufleben lässt z. B. vergangene negative Erfahrungen, unerfüllte Bedürfnisse, bereute Entscheidungen, nimmt die positive Vergangenheit (Past-Positive) die guten Erinnerungen in den Fokus z. B. nostalgisches Schwelgen in der Vergangenheit („die guten alten Zeiten“), bejahenswerte sich wiederholende Familienrituale und –traditionen. Somit wird im ersten Fall in der Gegenwart eine eher negative Haltung und im zweiten Fall eine eher positive Haltung aufgebaut. In der hedonistischen Gegenwart (Present-Hedonistic) nimmt man eine leichtsinnige („ devil may care[81] ), risikoreiche Attitüde ein (z. B. Glücksspieler), während in der fatalistischen Gegenwart (Present-Fatalistic) eine hilflose, hoffnungslose geistige Haltung präsent ist (z. B. bei Depressiven). Die zukunftsorientierte Perspektive (Future) repräsentiert eine Haltung die auf die Zukunft ausgerichtet ist, d. h., man überdenkt ggfs. bestimmte Konsequenzen, ernährt sich bspw. bewusst gesund und vermeidet gesundheitsschädigendes Verhalten.

Menschen die vorwiegend in einer Zeitperspektive der „transzendentalen Zukunft“ (TranscendentalFuture) leben, glauben meist an eine Existenz nach dem Tod im spirituellen Sinne. Ihre Zukunftsorientierung geht weit über das Leben hinaus und ist oft religiös geprägt z. B. der Glaube an das Paradies (Christentum, Islam u. a.).

Mit dem Analyseinstrument ZTPI (Zimbardo Time Perspective Inventory) war es den Forschern nun möglich, anhand eines Fragenkatalogs die einzelnen Zeitperspektiven den Personen prozentual zuzuordnen. Mit diesen Erkenntnissen hatte sie nun Anhaltspunkte, um an verschiedenen positiven Betrachtungsweisen zu arbeiten.[82] So konnten nun Therapeuten bewusst z. B. die schwach-ausgeprägte „positive Vergangenheit“ (Past-Positive) der Patienten anhand vorhandener unberücksichtigter, positiver Erinnerungen erarbeiten.

Wie kann nun der philosophische Lebenskünstler von diesem Verfahren profitieren? Die Vorteile eines solchen psychologischen Konzeptes in Gänze zu besprechen ist in dieser philosophisch-orientierten Arbeit unangemessen und so beschränke ich mich auf eine vereinfachte Zusammenfassung.

Um ein gelungenes Leben führen zu können, sollte lt. Zimbardo und Boyd ein ausgeglichenes Verhältnis der Zeitperspektiven angestrebt werden (A Balanced TP [Time Perspective, M. J.]). Wenn man bspw. eine stark-ausgeprägte Haltung der positiven Vergangenheit etabliert, kann dies das Selbst über Raum und Zeit hinweg mit der Familie und deren Tradition verbinden und das Gefühl der persönlichen Identität bestärken.[83] Eine moderat-ausgeprägte, zukunftsorientierte Geisteshaltung kann seelische Antriebskräfte freizusetzen, mit denen man neue Ziele angehen kann.[84] Und letztendlich kann eine, ebenfalls, moderat-ausgeprägte Zeitperspektive des „Gegenwartshedonismus“ das Selbst im „Hier und Jetzt“ neue Kräfte schöpfen lassen, Lebensfreude erleben und sinnliche Erfahrungen machen.[85]

Aus dem Grund, dass nicht alle Menschen religiös gesinnt sind, bleibt hier der Faktor der transzendentalen Zukunft in der Zusammenstellung unberücksichtigt. Dennoch kann ein religiöser Glaube eine starke Antriebskraft darstellen, um im positiven Sinne z. B. praktizierte Nächstenliebe zu leben oder aber auch im negativen Sinne um militante Fundamentalisten zu mobilisieren. Religiöse Menschen sind aber aufgrund ihres Glaubens nicht per se immer gute Menschen. Dafür ist die Konfession kein Garant, sowie auch positives Denken nicht immer konstruktiv ist.

[...]


[1] Vgl. ebenda, S. 49.

[2] Vgl. amato, p. R./ Booth, a. 1997: A Generation at Risk: Growing Up in an Era of Family Upheaval. Cambridge: Harvard University Press.

[3] Siehe Kap. 3. „Glück ist erlernbar – Das Schulfach „Glück“.

[4] aristoteles 2009: Nikomachische Ethik. 1. Aufl. Köln: Anaconda Verlag, S. 13.

[5] Vgl. Brandtstädter 2011, S. 30.

[6] Vgl. schmid, W. 2004: Mit sich selbst befreundet sein. 1. Aufl.. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 164.

[7] Priming = Visuelle Reize, die sehr kurz unbewusst (unterschwellig) dargeboten werden und Auswirkungen auf die Wahrnehmung das Verhalten zu einem späteren Zeitpunkt haben. Es beeinflusst ggfs. die Bewertung oder die Beurteilung eines neuen Reizes. (Vgl. hagendorf H./ krummenacher, J./ Müller, H.-J./ Schubert, T. 2011: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit.Allgemeine Psychologie für Bachelor. 1. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag, S. 45.)

[8] Vgl. Kathleen D. Vohs, K. D./ Mead, N. L./ Goode, M. R.: The Psychological Consequences of Money. In: Science 314/2006. S. 1154-1156.

[9] Montaigne, m. de 2007: Von der Kunst, das Leben zu lieben. Übersetzt, ausgewählt und herausgegeben von Hans Stilett. 4. Aufl. Frankfurt am Main: Eichborn Berlin, S. 157.

[10] Vgl. kahneman, D./ deaton, A.: High income improves evaluation of life but not emotional well- being. In: Proceedings of the National Academy of Science 107/2010. S. 16489‑16493.

[11] Vgl. Dunn, E. W./ Aknin, L. B./ Norton, M. I.: Spending Money on Others Promotes Happiness. In: Science 319/2008. S. 1687-1688.

[12] Vgl. schmid 2004, S. 165.

[13] dante 2010, S. 104.

[14] Gracián, B. 2005: Handorakel und Kunst der Weltklugheit. 1. Aufl. Köln: Anaconda Verlag, S. 59.

[15] schmid 2004, S. 47.

[16] Vgl. schmid 2004, S. 9.

[17] Vgl. platon 2008: Apologie des Sokrates. griechisch/deutsch. Stuttgart: Philipp Reclam Jun., S. 77.

[18] schmid 2004, S. 48.

[19] Gessmann definiert Autonomie wie folgt: „[…] (v. griech. autonomía, >Unabhängigkeit<), in der Antike ein politischer Begriff, der die innere und äußere Freiheit im Gegensatz zur Fremdherrschaft bezeichnet. Bei Sophokles (Antigone V. 821) wird A. allerdings auch schon im Sinne persönlicher Unabhängigkeit beschrieben. Seit I. Kant. meint A. v. a. vernünftige Selbstbestimmung im Sinne moralischer Freiheit, Selbstgesetzgebung nach den verbindlichen Regeln praktischer Vernunft.“

(Gessmann, m. 2009: Philosophisches Wörterbuch. 23. Aufl. Stuttgart: Alfred Kröner; Stichwort Autonomie.)

[20] Vgl. schmid 2004, S. 11-12.

[21] Ebenda, S. 157.

[22] Die verpflichtende Besuche von Vorstellungsgesprächen, Weiterbildungsmaßnahmen etc. seitens der Arbeitsagentur werden zum Zwecke der Verdeutlichung ausgeklammert.

[23] Vgl. schmid, S. 158.

[24] In ihrem Beitrag Burnout -Syndrom definieren Sonneck und Fengler den Burnout als „[…]emotionale Erschöpfung, Distanzierung von anderen Menschen und ihren Problemen (Depersonalisierung) sowie Leistungsunzufriedenheit bzw. reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit und Leistungseinbuße.“ (Sonneck, G./ Fengler, J. 2007: Burnout-Syndrom. In: Wörterbuch der Psychotherapie. Hrsg. von gerhard stumm/ alfred pritz. 1. Aufl. Wien: Springer, S. 104-105.)

[25] Vgl. schmid 2004, S. 159-160.

[26] Vgl. Ebenda, S. 160-161.

[27] Ebenda, S. 161.

[28] „Teleologie (zu griech. télos, >Ziel, Zweck<, u. lógos, >Wort, Lehre<), Lehre von der Zielausrichtung von Naturprozessen oder menschlichen Handlungen. Telelogische Deutungen können Geschehen als zweckorientiert beschreiben und ihnen mit einer solchen Beschreibung zugleich einen Sinn oder Wert zusprechen.“ (Gessmann 2009; Stichwort Teleologie.)

[29] thoreau, H. D. 2005: Walden.Ein Leben mit der Natur. 4. Aufl. München: dtv, S. 100-101.

[30] Vgl. schmid 2004, S. 162-163.

[31] Vgl. schmid 2004, S. 97.

[32] Vgl. rosa, hartmut 2010: Dynamisierungund Erstarrung indermodernen Gesellschaft. Das Beschleunigungsphänomen. In: Der Mensch – Evolution, Natur und Kultur. Hrsg. von jochen oehler. 1. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag, S. 286-287.

[33] Ebenda, S. 292.

[34] Vgl rosa, hartmut 2010: Dynamisierungund Erstarrung indermodernen Gesellschaft. Das Beschleunigungsphänomen. In: Der Mensch – Evolution, Natur und Kultur. Hrsg. von jochen oehler. 1. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag, S. 296.

[35] Ebenda, S. 299.

[36] seneca, L. A. 1984: Philosophisch Schriften und Briefe. Herausgegeben und aus dem Lateinischen übertragen von Heinz Berthold . 1. Aufl. Frankfurt am Main: Insel Verlag, S. 86.

[37] Vgl. schmid 2004, S. 267‑269.

[38] Ebenda, S. 267.

[39] schmid, w. 2012: Unglücklichsein. Eine Ermutigung. 1. Aufl. Berlin: Insel, S. 49.

[40] Vgl. Von Urs, m.: Glück wird überschätzt. Glücksforscher Schmid. In: Die Zeit 37/2012. S. 54.

[41] schmid 2004, S. 54‑66.

[42] Siehe hierzu Kap. 5. „Gestaltungsprozess“.

[43] schmid 2004, S. 75.

[44] Ebenda, S. 17; Hervorhebung im Original.

[45] ebenda, S. 102.

[46] Vgl. ebenda, S. 102‑103.

[47] schmid 2004, S. 103.

[48] Funke und Vaterrodt-Plünnecke definieren den Begriff der intrinsischen Motivation wie folgt: „Intrinsische Motivation ist immer dann im Spiel, wenn eine Person eine Aufgabe interessant findet und die Ausübung der Tätigkeit an sich als ‚belohnend’ empfunden wird. Intrinsische Motivation findet sich oft bei Künstlern, die Bilder malen, obwohl sie nicht davon leben können, oder bei Dichtern, die Gedichte schreiben, die nicht publiziert werden. Intrinsisch motivierende Aufgaben sind dadurch gekennzeichnet, daß [sic] sie eine bestimmte Herausforderung bieten, die mit den Fähigkeiten einer Person in Einklang stehen. Diese Aufgaben dürfen weder zu einfach noch zu kompliziert sein. Zu leichte Aufgaben führen zur Langeweile, zu schwere rufen Angst hervor.“ (Funke, J./ Vaterrodt-Plünnecke, B. 1998: Was ist Intelligenz?. 1. Aufl. München: C. H. Beck, S. 86f.)

[49] Mt 22.39, Hervorhebung durch den Verfasser.

[50] Aristoteles 2009, S. 258.

[51] schmid 2004, S. 114, Hervorhebung im Original.

[52] Knigge, Freiherr von 1977: Über den Umgang mit Menschen. Herausgegeben von Gert Ueding. 1. Aufl. Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, S. 82.

[53] schmid 2004, S. 85.

[54] „Prä|me|di|ta|ti|on die; -, -en <aus gleichbed. lat. praemeditatio zu praemeditari »etw. vorher bedenken«>: Vorüberlegung, das Vorausdenken (Philos.)“ (Duden 2007: Das große Fremdwörterbuch. 4. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]; Stichwort Prämeditation.)

[55] plutarch 2000: Die Kunst zu leben. Ausgewählt und übersetzt von Marion Giebel. 1. Aufl. Frankfurt am Main und Leipzig: Insel, S. 38.

[56] homer 11979: Odyssee. Übersetzt von Roland Hampe. 1. Aufl. Stuttgart: Philipp Reclam jun., S. 320.

[57] Vgl. Zippert, h.: Mein Leben als Miesepeter. In: GEO Wissen 47/2011. S. 156-161.

[58] Vgl. Forgas, J. et al.: Can Bad Weather improve Your memory?An unobtrusive field study of natural mood effects on real-Life memory. In: Journal of Experimental Social Psychology 45(1)/2009. S. 254-257.

[59] Vgl. Forgas, J. et al.: M ood Effects On Eyewitness Memory. Effective Influences On Susceptibility To Misinformation.. In: Journal of Experimental Social Psychology 41(6)/2005. S. 574-588.

[60] Vgl. bless, H. et al.: Mood and Persuasion. In: Personality and Social Psychology Bulletin 16(2)/1990. S. 331-345.

[61] Vgl. Chuang s.-C./ Chang, C.-L.: The Effects of Mood and Openness-to-Feeling Trait on Choice. In: Social Behavior and Personality: an International Journal 35(3)/2007. S. 351-358.

[62] schmid, w. 2013: Dem Leben Sinn geben. 1. Aufl. Berlin: Suhrkamp Verlag, S. 10.

[63] aurel, marc 1997: Selbstbetrachtungen. Übertragen von Arno Mauersberger. 1. Aufl. Augsburg: Bechtermünz Verlag, S. 73.

[64] Vgl. Hüther, g.: Die Bedeutung sozialer Erfahrungen für die Strukturierung des menschlichen Gehirns. Welche sozialen Beziehungen brauchen Schüler und Lehrer? In: Zeitschrift für Pädagogik Jahrgang 50 4/2004, S. 492.

[65] Vgl. hüther, G./ Schmid, B.: Der Innovationsgeist fällt nicht vom Himmel. Kreativität in Menschen und Organisationen aus neurobiologischer und systemischer Sicht. In: Die Organisation in Supervision und Coaching 3/2009. S. 132.

[66] Vgl. Hüther, G. (März 2010): Erfahrungslernen, Persönlichkeitsentwicklung und Angstbewältigung. Vortrag und Seminar aus der Reihe: "Ein Tag mit..." von Auditorium Netzwerk, Freiburg im Breisgau. [Video-Mitschnitt Auditorium Netzwerk]

[67] plutarch 2000, S. 27-28.

[68] Vgl. aurel, marc 1997: Selbstbetrachtungen. Übertragen von Arno Mauersberger. 1. Aufl. Augsburg: Bechtermünz Verlag, S. 59.

[69] dante, a. 2010, S. 201.

[70] Im Kap. 3. „Glück ist erlernbar – Das Schulfach ‚Glück’“ habe ich bereits das Konzept der Past-Positive (positiven Vergangenheit) von Zimbardo und Boyd angesprochen.

[71] defoe, D. 2008: Robinson Crusoe. 1. Aufl. Köln: Anaconda Verlag, S. 85.

[72] Vgl. schmid, w. 1998: Philosophie der Lebenskunst.Eine Grundlegung. Sonderausgabe. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 297.

[73] ghandi, m. k. 1982: Eine Autobiographie oder Die Geschichte meiner Experiment mit der Wahrheit.. 1. Aufl. Berlin: Union Verlag, S. 321.

[74] Ebenda.

[75] schulz von thun, f. 2008: Miteinander reden.Störungen und Klärungen. 46. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, S. 58.

[76] rosenberg, m. b. 2010: Gewaltfreie Kommunikation.Eine Sprache des Lebens. 9. Aufl. Paderborn: Junfermann Verlag, S. 73-77.

[77] frankl, v. E. 2002: …trotzdem Ja zum Leben sagen.Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. 22. Aufl. München: dtv, S. 120.

[78] frankl 2002, S. 120.

[79] zimbardo/Boyd 1999, S. 1271-1288.

[80] Vgl. ebenda.

[81] Ebenda, S. 1275.

[82] Vgl. zimbardo/Boyd 1999, S. 1278, Table 5.

[83] „[The, M. J.] past (positive) focus establishes their roots with tradition and grounds their sense of personal identity […]”. (Ebenda, S. 1285.)

[84] „The future focus gives people wings to soar to new heights of achievement […]”. (Ebenda.)

[85] “[…] the present (hedonistic) focus nourishes their daily lives with the playfulness of youth and the joys of sensuality […]”. (Ebenda.)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2013
ISBN (PDF)
9783956847660
ISBN (Paperback)
9783956842665
Dateigröße
673 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
gutes Leben Lebenskunst glückliches Leben Glück existenzielle Fragen
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing

Autor

Marco José, geb. 1978, begann sich während der Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis in einer Klinik existenzielle Fragen über die Zukunft zu stellen und befasste sich mit philosophischen Werken. Spätestens nach der Geburt seiner ersten Tochter entschied er, das perspektivlose Arbeitsverhältnis aufzulösen und seinen Traum zu verwirklichen: zu studieren, um mit Kindern arbeiten zu können. José holte sein Abitur 2008 über den zweiten Bildungsweg nach und setze sein Vorhaben Schritt für Schritt um. Derzeit studiert er an der Universität Koblenz-Landau – Campus Koblenz Grundschulpädagogik mit den Fächern Deutsch und Ethik.
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Titel: Gelingendes Leben: Eine philosophische Untersuchung
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