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Hooliganismus: Spiegel der Gesellschaft

©2005 Studienarbeit 42 Seiten

Zusammenfassung

Gewalt ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und existiert in den verschiedensten Formen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der physischen Gewalt bei Fußballzuschauern.
Der Fußball ist in Deutschland ein Sport für viele Millionen Menschen, die ihn in ihrer Freizeit als aktive Spieler betreiben oder ihn als begeisterte Stadion- oder Fernsehzuschauer mitverfolgen. Die Vereine der 1. Fußballbundesliga verzeichneten in der Saison 2004/2005 einen Zuschauerschnitt von über 37.000 Besuchern pro Spiel.
Wochenende für Wochenende sind demnach tausende Menschen unterwegs, um in der Atmosphäre der Fußballarenen einen Hauch von Abenteuer, Nervenkitzel und Risiko zu erleben, oder sich im Umfeld des Stadions bei gewalttätigen Ausschreitungen selber Spannungserlebnisse zu verschaffen. Fußballfanspezifisches Verhalten reicht von stiller und genießender Teilhabe bis hin zu enthusiastischer Begeisterung, von humoristischen Gesängen und Choreographien bis hin zu provokativer Häme, verletzenden Verbalattacken und mehr oder weniger ernsthaften körperlichen Auseinandersetzungen.
Bei den Stadionbesuchern handelt es sich folglich nicht um eine homogene Masse, sondern um abgrenzbare Gruppen - aufgrund ihres verschiedenen Verhaltens während des Spiels, ihrer Kleidung und ihres Standortes in den Sitz- und Stehplatzbereichen.
Die vorliegende Arbeit zur Subkultur der Hooligans basiert vor allem auf der Methodik der Literaturanalyse. Weiterhin nutzt der Autor das Mittel der Internetrecherche sowie der Videoanalyse.
Es ist also festzuhalten, dass die Arbeit eine reine Analyse bisheriger Veröffentlichungen zum Thema darstellt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2. Begriffe

2.1. Der Begriff: Gewalt

Elias stellt in seinem „Prozess der Zivilisation“ heraus, dass Gewalt in der mittelalterlichen Gesellschaft andere Assoziationsfelder aufwies, als das heute der Fall ist. Die Einstellung zur Gewalt zeichnete sich durch eine gewisse Un­bekümmert- und Ungehemmtheit aus. Gewalttätige Handlungen - genannt werden nur physische Formen - waren weit verbreitet und wurden gesellschaftlich akzeptiert.

Die Einstellung zur Gewalt unterlag im Zuge des Zivilisationsprozesses einem Wandel. Physische Gewalt wurde zunehmend einem zivilisatorischen Selbst­zwang untergeordnet, führte sowohl zu einer Tabuisierung als auch negativen Behaftung des Gewaltbegriffs.[1]

Die Durchsetzung des Gewalttabus zog die Tendenz zur Expansion des Begriffs mit sich. Nach Neidhardt erstreckt sich diese Erweiterung auf den Einbezug der psychischen Komponente, die Entpersonalisierung des Akteurs und die Auf­weichung der Differenz zwischen illegalen/illegitimen und legalen/legitimen Gründen der Gewalt. Neidhart sieht die Erweiterung des Gewaltbegriffs ebenfalls in Beziehung mit dem Zivilisationsprozess.[2]

In der wissenschaftlichen Diskussion existieren Argumente für und wider einen eng bzw. weit gefassten Gewaltbegriff.

Galtung lehnt einen eng gefassten Gewaltbegriff - als Angriff auf Leib und Seele - ab, weil in der Gesellschaft Strukturen bestehen, die unabhängig von Personen Gewalt beinhalten. Gewalt liegt seiner Ansicht nach dann vor, „wenn Menschen so beeinflußt werden, daß ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung. […] Gewalt wird hier definiert als die Ursache zwischen dem Potentiellen und Aktuellen, zwischen dem, was hätte sein können, und dem, was ist. Gewalt ist das, was den Abstand zwischen dem Potentiellen und dem Aktuellen vergrößert oder die Verringerung des Abstandes erschwert.“[3]

Weiterhin differenziert Galtung zwischen personaler und struktureller Gewalt. Zur Verdeutlichung unterscheidet er hierbei in sechs Dimensionen von Gewalt:[4]

1. Tritt physische oder psychische Gewalt auf?
2. Wird negativ oder positiv auf ein Objekt Einfluss genommen?
3. Gibt es ein Objekt, das verletzt worden ist, oder nicht?
4. Gibt es ein handelndes Subjekt (eine Person) oder nicht?
5. Ist die Gewalt intendiert?
6. Ist die Gewalt manifest oder latent?

Nach Aussage von Rammstedt bezieht sich Gewalt im engeren Sinne auf den Einsatz von physischer Stärke. Zudem beruht die Selbstverständlichkeit, mit der Gewalt als Mittel verwendbar erscheint, zu einem großen Teil auf der Annahme, dass Gewalt erwartet wird. „Und mit der Erwartungserwartung von Gewalt wird Gewalt zur sozialen Interaktion.“[5]

Die interpretative konstruktivistische Perspektive der Gewaltforschung betrachtet Gewalt als eine soziale Konstruktion, die der Interpretation durch Täter, Opfer und mehr oder weniger unbeteiligter Dritter unterliegt.[6]

Kuhnke kommt in seiner Längsschnittstudie zur Gewalttätigkeit Jugendlicher zum Schluss, dass Gewalt keine konstante persönlichkeitsgebundene, sondern eher eine situativ bedingte Handlungsweise darstellt.[7]

Nach Ansicht von Heitmeyer vermittelt Gewalt Erlebnisse sozialer Zusammen­gehörigkeit, Körperlichkeit, von Risiko und von Partikularität in einer anonymen und immer komplexer werdenden Gesellschaft.[8]

Der in dieser Arbeit verwendete Begriff von Gewalt wird eng gefasst und beschreibt körperliche Gewalt gegen eine andere Person. Dabei wird die Gewalt auf der einen Seite zur Erlangung von Macht, auf der anderen Seite zum sinn­haften Erleben angewandt. Die psychische Komponente der Gewalt im Sinne von Neidhardt/Galtung bleibt in dieser Arbeit vernachlässigt.

2.2. Der Begriff: Subkultur

Der Begriff Subkultur wird allgemein definiert als eine kulturelle Gesellungsform bzw. ein kultureller Zusammenhang einer Teilgruppe, die sich von der Gesamt­gesellschaft mehr oder weniger abweichend in Lebensstil, Wert- und Normen­vorstellungen verhält.[9]

In der Begriffsgeschichte zeigt sich bei verschiedenen Ansätzen ein starker Bezug auf Alters-, Rassen- oder Standesunterschiede. Die ersten Ansätze einer Sub­kulturtheorie entstanden in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts aus der Chicagoer Schule, die versuchte, kriminelle Jugendgangs und Banden in den Großstädten der USA zu untersuchen. Für die Mitglieder der Chicagoer Schule lag die Ursache der (abweichenden) Subkultur der Unterschicht in der Ablehnung der dominierenden Mittelklassestruktur.[10]

Nach Böhnisch sind Subkulturen sozialstrukturelle Mechanismen, die es arran­gieren, dass unterschiedliche, teilweise widersprüchliche und sich auf gleicher Ebene ausschließende Normen nebeneinander bestehen können. Auf der einen Ebene steht das Streben nach Zugehörigkeit zum Gesamtsystem, dessen basale Normen geteilt werden, auf der anderen Ebene die Identifikation mit den sub­kulturellen Werten der dem Gesamtsystem entfernten Teilkulturen.[11]

Jugendkulturen als eine Art spezieller Subkultur sind nach Ansicht Bernhardt Schäfers ein Ausdruck von Eigenständigkeit, einem eigenen Lebensgefühl und einer eigenen Werthaltung, welches in der Jugendphase ausgebildet wird. Die zunehmende Bedeutung der Jugendkulturen begann nach Schäfer in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts[12], der Zeit, als sich auch im Zuschauerverhalten beim Fußballsport wesentliche Veränderungen vollzogen und die Fanblockbildung einsetzte.[13]

Dieter Baacke fasst die unterschiedlichen Jugendkulturen zu drei Szenen zu­sammen: a) die peer group Szene mit Orientierung an bestimmter Musik und Modestilen; b) die Szene der Protestbewegung und c) die Action-Szene, in deren Mittelpunkt das Erlebnis steht. Im weiteren Verlauf beschreibt Baacke die Jugendlichen, die der dritten Szene angehören als Jugendliche mit niedrigem Bildungsabschluss und entsprechend geringeren Zukunftschancen.[14] Somit zeigt sich bei Baacke ein milieuspezifischer Blickwinkel.

Ferchoff löst sich von einer milieuspezifischen Zuordnung. Die Entstehung einer Subkultur lässt sich für ihn stets an gesamtgesellschaftlichen Veränderungen erklären und somit zeittypisch manifestieren. Nach Ferchoff definiert sich die Kultur aus externen Strukturbezügen, gesamtgesellschaftlichen Bewegungen oder ist auf der Basis objektiver Lebensbedingungen erklärbar.[15] Diese Er­weiterung des Subkulturansatzes wird in diese Arbeit mit aufgenommen.

Der Begriff Subkultur wird für diese Arbeit definiert als eine kulturelle Ge­sellungsform, die sich in ihren Lebensstilen, Wert- und Normenvorstellungen von der Gesamtkultur unterscheidet, jedoch ohne eine milieu- oder klassen­spezifische Betonung.

2.3. Die Begriffe: Hooligan und Hooliganismus

Im Jahr 1898 wurde der Begriff Hooligan zum ersten Mal nachweisbar in einer englischen Tageszeitung gebraucht.[16] Der Ursprung des Begriffes lässt sich jedoch nicht genau festlegen. Ek gibt zwei Möglichkeiten der Abstammung: Zum ersten könnte sich der Begriff auf eine irisch-stämmige Familie namens Houlihan beziehen, die landesweit wegen ihrer gewalttätigen und trinkfesten Familien­mitglieder bekannt war und in irischen und schottischen Volksliedern besungen wurde. Zum zweiten könnte Hooligan aus einer missverständlichen Übernahme von „Hooley´s gang“ entstanden sein, einer Bande jugendlicher Straßen­krimineller. Doch nicht nur auf der britischen Insel und in Irland lassen sich etymologische Wurzeln entdecken, auch im slawischen Sprachraum findet sich seit 1900 der Begriff Hooligan.[17]

Um die Jahrhundertwende wurde der Begriff Hooligan von den Medien für Straßenkriminelle und Männer, die durch starken Alkoholkonsum und gewalt­tätiges Verhalten aufgefallen waren, verwendet.[18]

Seit den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts in England, rund zehn Jahre später in Deutschland wurde der Begriff Hooligan auf Personen bezogen, die im Umfeld von Fußballspielen durch gewalttätige Aktionen gegen Personen und Sachen auffielen.[19] Eingeführt durch die Medien und deren Berichterstattung über britische Hooligans, verliehen sich gewaltbereite deutsche Fußballzuschauer schnell den Begriff selbst als Ehrentitel, um sich von anderen Stadionbesuchern zu unterscheiden.[20]

In den neunziger Jahren blieb der Bezug von Hooliganismus zum Fußballsport erhalten, auch wenn in der Berichterstattung über abweichendes Verhalten bei anderen Sportarten ebenfalls die Begriffe Hooliganismus und Hooligan verwendet wurden. So wurde beispielsweise von Tennis-Hooligans gesprochen, die während dem ATP-Tennisturnier in Wimbledon im Jahr 2000 Werbeplakate von teil­nehmenden Tennisspielerinnen von Bushaltestellen abrissen.[21] Eine solche Er­weiterung des Begriffs ist jedoch nach Auffassung des Autors überzogen.

Die Begriffe Hooligan und Hooliganismus werden für diese Arbeit enger gefasst und auf den Begriff der Subkultur bezogen. Hooliganismus wird also als Subkultur verstanden, deren Mitglieder im Umfeld von Fußballveranstaltungen gewalttätig in Erscheinung treten.

3. Hooliganismus beim Fußball als Subkultur

Nach Untersuchungen von Pilz lassen sich die Anhänger von Fußball­mann­schaften in drei Gruppen klassifizieren: Die so genannten konsumorientier­ten Fußballzuschauer stammen eher aus der Mittel- und Oberschicht, sind orientiert am Fair play und wollen beim Stadionbesuch ein gutes Spiel sehen. Die Gruppe der fußballzentrierten Zuschauer - auch Kuttenfans genannt - stammt überwiegend aus unteren sozialen Schichten. Die Personen dieser Gruppe haben eine starke Bindung an den jeweiligen Verein und die Mannschaft. Die erlebnis­orientierten Zuschauer schließlich haben ein hohes Stimulationsbedürfnis. Für diese Gruppe ist die Suche nach Anregung das Hauptmotiv für den Besuch des Stadions. Nach Pilz stammen die Hooligans vor allem aus dieser Gruppe.[22]

Zur Unterscheidung gewalttätiger Fußballzuschauer wird vor allem von den Polizeibehörden die Einteilung in so genannte A-, B- und C-Fans verwendet, die ebenfalls auf der Basis des Fanforschers Gunter A. Pilz entstanden ist. Unter A-Fans versteht man ausschließlich am Sport interessierte friedliche Fußball­zuschauer. Die gewaltgeneigten Zuschauer, die sich bei Gelegenheit und häufig unter Alkoholeinfluss an aggressiven Auseinandersetzungen beteiligen, werden als B- Fans bezeichnet. Zur Kategorie der C-Fans werden Jugendliche und junge Männer gezählt, die Fußballspiele mit der Absicht zur Gewaltausübung besuchen - Hooligans.[23]

3.1. Zusammensetzung der Subkultur

Ein offensichtliches Merkmal von Stadionbesuchern ist das Geschlecht. Frauen spielen zahlenmäßig eine eher untergeordnete Rolle, in der Subkultur der Hooligans sind Frauen überhaupt nicht vertreten.

Pilz schätzt die Anzahl der Hooligans in Deutschland inzwischen auf unter 3000, in den neunziger Jahren bezifferte er sie noch auf 4000 bis 6000.[24]

Die überwiegende Zahl der Mitglieder der Hooligangruppen ist nach Ansicht von Ek zwischen 16 und 25 Jahren.[25] Etwas größer liegt die Altersspanne nach Angaben der Polizei, demnach ist die Mehrheit der Hooligans zwischen 15 und 30 Jahren alt. Vereinzelt treten jedoch auch ältere Mitglieder der Hooligans in Erscheinung, die teilweise über 40 Jahre alt sein können, die so genannten „Althools“.[26]

Entgegen den allgemeinen Vorurteilen bezüglich der sozialen Herkunft sind unter den Hooligans kaum - zumindest nicht überpräsentiert - Arbeitslose zu finden. „Die Arbeitslosenquote unter Fans und Hooligans entspricht exakt dem bundes­deutschen Durchschnitt.“[27] So sind von 58 in Hannover zum Harten Kern gehörenden Hooligans 18 Studenten, 4 Selbständige und 7 Arbeitslose zu finden; und von 94 in Berlin zum Harten Kern gehörenden Hooligans 19 Studenten, 8 Akademiker (2 Mediziner, 5 Diplom- Ingeneure, 1 Jurist), 11 Selbständige und 5 Arbeitslose vertreten. In beiden Hooligangruppen verfügt mehr als die Hälfte der Mitglieder über einen Realschulabschluss oder Abitur.

Die so genannten C-Fans rekrutieren sich aus allen Sozialschichten, unter ihnen befinden sich nach Meinung von Pilz viele Abiturienten, Studenten, Jugendliche und junge Männer in guten beruflichen Positionen.[28] „Zehn Prozent der C-Fans haben Abitur, 45 verfügen über die mittlere Reife, 35 über einen Hauptschul­abschluss, die restlichen zehn Prozent haben die Schule vorzeitig verlassen.“[29]

Bei Hooligans handelt es sich überwiegend um gut situierte und finanziell unabhängige Personen, die im sonstigen Leben wenig auffallen.[30] So schrieb beispielsweise „Der Spiegel“ in einem Artikel nach den Ausschreitungen deutscher Hooligans bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich: „Bei den Krawallen in Lens waren Betriebswirte, Facharbeiter, Künstler und Studenten ebenso beteiligt wie Kleinunternehmer und Familienväter.“[31]

Die Subkultur der Hooligans basiert nach Aussagen von Meier auf keiner über­geordneten politischen Ideologie, so dass sie sich aus verschiedenen Subkulturen wie Punks, Skinheads oder Personen, die keiner anderen Subkultur angehören, zusammensetzt.[32]

Ek hat bei seiner Analyse der Subkultur deutscher Hooligans in den neunziger Jahren herausgefunden, dass hinsichtlich des Vorherrschens rechtsradikaler Einstellungen und Äußerungen keine generelle rechtsradikale Ausrichtung nach­zuweisen ist. Jedoch ist es seiner Ansicht nach nötig, zwischen Hooligans aus Alt- und Neubundesländern zu unterscheiden. Er differenziert hierbei zwischen drei unterschiedlichen Arten von Hooligangruppen: Gruppen in den alten Bundes­ländern mit hohem und mit niedrigem Ausländeranteil und Gruppen aus den neuen Bundesländern ohne Ausländer.

Bei Hooligangruppen mit hohem Ausländeranteil und Integration von Ausländern ist, so Ek, das Problem fremdenfeindlicher Einstellungen der Gesamtgruppe von vorneherein nicht gegeben. Dies schließt jedoch in Ausnahmefällen rechtsradikale Tendenzen nicht aus.

Bei Gruppen mit niedrigem Ausländeranteil stellt sich die Problematik rechtsradikaler und fremdenfeindlicher Einstellung in stärkerem Maße, jedoch gibt sich die Gruppe in ihrer Gesamtheit unpolitisch und geht „sogar gewaltsam gegen rechtsradikale Vereinnahmungsversuche vor.“[33]

Bei Hooligangruppen aus den neuen Ländern stellt sich nach Ansicht von Ek die Problematik rechtsradikaler Gesinnung am deutlichsten. Es sei jedoch eine Ausnahme, dass diese Einstellungen von einer Gesamtgruppe dargestellt werden, vielmehr hat sich auch in den neuen Bundesländern eine unpolitische Grundein­stellung durchgesetzt.[34]

In einer Stichprobe mit 33 Hooligans zwischen 17 und 44 Jahren haben Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst herausgefunden, dass 81% der Befragten in ihrem Leben Fußball gespielt haben, und zwar zumeist aktiv im Verein (62%). 36% spielten auch noch zum Zeitpunkt der Befragung regelmäßig Fußball. Die Be­hauptung, Hooligans seien eigentlich gar nicht am Fußball interessiert, sondern benutzen den Sport nur als Plattform für ihre gewalttätigen Konfrontationen, verneinen Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst. Nach deren Einschätzung kann man insbesondere bei Traditionsvereinen eine sehr intensive Bindung der Hooligans mit ihrem Verein feststellen. Tendenziell wird jedoch in größeren Städten wie beispielsweise Berlin und Hamburg eine geringere Vereinsbindung beobachtet.[35]

Nach Meinung von Ek fehlt den neueingestiegenen Jugendlichen im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Hooligans, die sehr fußballinteressiert und über die sportliche Entwicklung ihrer Vereine bestens informiert sind, oftmals der Fußballbezug, da sie den Anschluss an die Hooligangruppen zumeist nur wegen deren Gewaltbekenntnis suchen.[36]

„Das Ergebnis ist mir scheiß egal. Ich gehe nicht wegen des Fußballspiels hin, verstehen sie, was ich meine? Das Ergebnis interessiert hier niemanden.“[37]

Die jungen, neu mobilisierten Hooligans kennen, so Heitmeyer, nicht die geschichtliche Bedeutung des Sports, haben keine langjährige emotionale Bin­dung an den Verein und treten so individueller auf. Die jüngeren Hooligans ohne traditionelle Bindung zum Verein (re)agieren mit gesteigertem Aktionis­mus, kurzfristig und ungebunden.[38] „Dem Fußball wird dabei nur eine Neben­rolle zugebilligt, er dient als Plattform, die Vereine müssen als Unterscheidungs­merkmal für die rivalisierenden Gruppen herhalten.“[39]

Über den Gebrauch von Alkohol und Drogen äußern sich Hooligans unter­schiedlich. Während viele Hooligans in Interviews davon sprechen, nüchtern in die Ausschreitungen zu gehen, um volle Konzentration und Kampffähigkeit zu besitzen, erklären andere Mitglieder von Hooligangruppen und Szenekenner diese Nüchternheit als eine Mär oder eine zum Teil selbst stilisierende Aussage. Nach Ansicht Meiers gehören nicht nur Alkohol, sondern auch Drogen wie Extasy, Speed und Kokain zur Szene dazu, wenn auch Hooligans die Drogen nicht benötigen, um eine Hemmschwelle zu überspringen.[40]

Ek ist der Ansicht, dass Alkohol zwar von Hooligans gerne getrunken wird, jedoch bei so genannten Matches oder Fights[41] aus Effektivitätsgründen auf Konsum verzichtet wird. Dies gilt seiner Aussage nach nur eingeschränkt für Drogen, die gerade bei Auswärtsfahrten konsumiert werden. Haschisch, Kokain und synthetische Drogen werden hierbei bevorzugt.[42]

3.2. Ehrenkodex als Wertmaxime?

Innerhalb des Differenzierungsprozesses zur Subkultur der Hooligans bildete sich neben einem eigenem Kleidungsstil und einem hooliganspezifischem Jargon auch eine Art Wertsystem heraus. Dieser Ehrenkodex der Hooligans soll die gewalt­tätigen Ausschreitungen normativ in einem geregelten Rahmen halten und be­inhaltet nach Ek allgemein:

- den Verzicht auf einen Einsatz von Waffen. Die Schlägereien sollen nur mit Faustschlägen und Fußtritten geführt werden, um einerseits zu sehen, welche Hooligans die körperlich stärksten sind und um andererseits schwere Körperverletzungen möglichst zu vermeiden.
- das Nichtangreifen gegnerischer Hooligans, sofern diese entweder besiegt am Boden liegen, oder aber klar in einer Unterzahl sind. Schlägereien werden zwischen zahlenmäßig möglichst gleich starken Gruppen an­gestrebt.
- den Verzicht auf Strafanzeigen und Kooperation mit der Polizei. Erleiden Hooligans Verletzungen durch die Auseinandersetzungen, ohne dass gegen das Gebot des Waffenverzichts verstoßen wurde, sollen sie beim nächsten Zusammentreffen selbst für eine Revanche sorgen.
- die Nichtbeeinträchtigung Unbeteiligter. Die Schlägereien sollen nur zwischen Hooligangruppen ohne Beteiligung anderer Fußballzuschauer stattfinden. Angriffe auf Nichthooligans, insbesondere auf die anderen Stadionbesucher, sind dem Ehrenkodex gemäß verboten.[43]

Zwangsläufig stellt sich nun die Frage, inwieweit diese Regeln bei gewalttätigen Auseinandersetzungen eingehalten werden. Im Rahmen der Stichprobe mit 33 Hooligans zwischen 17 und 44 Jahren haben Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst herausgefunden, dass mehr als ein Drittel der befragten Hooligans den selbst gesetzten Ehrenkodex in der Regel befolge. Ein weiteres Drittel orientiere sich nur gelegentlich daran. Eine Minderheit gibt an, sich nur selten oder zu keiner Zeit an diesen Regeln orientiert zu haben. Gleichzeitig betonen diese Personen, dass der Ehrenkodex tatsächlich niemals verbindlich gewesen sei. Von einem Teil der befragten Hooligans wird die Auffassung vertreten, dass die Einhaltung des Kodexes in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen habe und vor allem jüngere Mitglieder der Hooligangruppen zu einer Brutalisierung der Auseinandersetzungen beigetragen hätten.[44]

Tabelle: Einhaltung des Ehrenkodexes bei abgesprochenen und

spontanen Fights (in % )[45]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach Aussagen von Ek wurde der selbst gesetzte Ehrenkodex in der Realität der Auseinandersetzungen von den Hooligans oftmals nicht befolgt. Seiner Ansicht nach lassen sich gerade in der Selbstdarstellung der Hooligans in ihren eigenen Publikationen schwere Verstöße gegen den selbst gesetzten Kodex aufzeigen. Darin wurde häufig der Einsatz von Leuchtkugeln, Steinen, Gürteln, Zaunlatten, Baseballschlägern, Billardkugeln und sogar Messern beschrieben und das Nachtreten auf schon am Boden liegende dargestellt.[46]

„Prinzipiell stehen auch die Auseinandersetzungen außerhalb der focussierten Aktivitäten der Fußballrandale - also der Auseinandersetzungen der Hooligans untereinander - unter dem Anspruch der Regeln eines fairen Kampfspiels. Außer Kraft gesetzt werden diese Regeln dann jedoch immer wieder mit dem Hinweis darauf, daß die anderen, die Gegner, sich auch nicht daran halten würden. Hier zeigt sich ein spezifisches Problem der reduzierten Perspektivenreziprozität dieser Gruppe: Sofern diese auf der Ebene der Spielregeln, der Normen angesiedelte kooperative Reziprozität versagt, lösen die Jugendlichen dies Problem nicht auf der Ebene einer metakommunikativen Auseinandersetzung mit diesen Regeln oder Normen […]. Vielmehr fallen sie gleichsam auf eine Stufe zurück, […] nach dem Motto: „Wie du mir, so ich Dir“, also als „ganz strikt praktizierte Ver­geltung“.“[47]

Insbesondere bei Fußballspielen im Ausland war nach Meinung von Ek der Ehrenkodex außer Kraft gesetzt. Dies lag seiner Ansicht nach einerseits am Fehlen einschränkender Verhaltensregeln bei den Hooligangruppen in anderen Staaten. Andererseits war das Nichtbefolgen des Ehrenkodexes im Ausland auch in der Eigendynamik der Krawalle begründet, bei denen jeweils mehrere hundert deutsche Hooligans beteiligt waren.[48]

Die Ereignisse, die in den Medien veröffentlicht wurden, zeigen, wie fragwürdig mittlerweile die Existenz eines Ehrenkodex ist.[49]

3.3. Hooligankarrieren

Der Einstieg in die Hooligan-Szene erfolgt nach Untersuchungen von Lösel, Bliesener, Fischer, und Pabst meist über eine Zeit als fußballzentrierter Fan bzw. Kuttenfan. Danach kommt es zu einer allmählichen Annäherung an die gewalt­tätigen Gruppierungen. Mehr als zwei Drittel der Hooligans werden durch Bekannte oder Freunde in ihre späteren Hooligangruppierungen eingeführt. Das Einstiegsalter liegt nach Lösel, Bliesener, Fischer, und Pabst zwischen 13 und 22 Jahren.[50]

Durch ihren Charakter als eher lose Gruppierungen ohne Vereinsstruktur kommt es zu einer Mitgliedschaft durch aktive Teilnahme und Bewährung in heiklen Situationen wie etwa Schlägereien. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hooligangruppe wird nach Ansicht von Ek demnach nicht durch einen einzelnen Beitrittsakt, verbunden etwa mit einer Mutprobe, vollzogen.

Für einen Neueinsteiger gilt es, sich durch Taten und das Beweisen von Zu­verlässigkeit einen Namen in der Gruppe zu machen und Prestige zu erwerben.

Auf diese Weise wächst man in die Gemeinschaft hinein und wird als Mitglied anerkannt.[51]

Die Gruppen der Hooligans setzen sich aus Mitläufern und dem Harten Kern zusammen. Der Harte Kern einer Gruppe beherbergt nach Meinung von Ek 20 bis 50 Personen.[52] Bei brisanten Spielen oder so genannten Highlights kann die Gruppe durch Mitläufer, andere gewaltbereite Personen sowie durch Ex-Hooligans auf bis zu 250 Personen anwachsen.

Während die Mitläufer eher sporadisch an den Aktivitäten der Hooligans teilnehmen, verbleibt der Harte Kern teilweise über Jahre in der Gruppe. Um in einer Gruppierung zur Führungspersönlichkeit aufzusteigen bzw. um von der Gruppe als Anführer akzeptiert und anerkannt zu werden, müssen neben organisatorischen Kompetenzen auch ein hohes Maß an Kampfbereitschaft und –erfahrung vorliegen.[53]

Die Führungspersonen, die sich aus dem Harten Kern rekrutieren, übernehmen die Planung und Organisation im Vorfeld einer Auseinandersetzung. Dies geschieht bei geplanten Auseinandersetzungen über die Kontaktaufnahme zu den nament­lich bekannten Anführern rivalisierender Hooligangruppen entweder im Vorfeld oder direkt am Tag des Fußballspiels im Stadion.

Die Anführer spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, sich am Spieltag der Beobachtung und Überwachung der Polizei zu entziehen, um die rivalisierende Hooligangruppe zu treffen. So werden beispielsweise aus­wärtige von einheimischen Hooligans per Mobiltelefon durch die Stadt zum vereinbarten Treffpunkt gelotst. Anreisende Hooligans versuchen sich durch verschiedene Anfahrtswege und Transportmittel einem Zugriff der Polizei zu entziehen.

Nach Ansicht von Meier sind Hooligans „lose organisiert und treffen sich in Kneipen und Bars.“[54] Um die Auseinandersetzungen zu planen, benutzen sie das Internet sowie das Mobiltelefon, auch um der Polizei aus dem Weg zu gehen. Diese Auseinandersetzungen werden Stunden oder Tage im Voraus geplant, wobei sich auch spontane Fights ereignen können.[55]

Es existieren freundschaftliche Verbindungen zwischen den Hooligangruppen, so dass bei Ausschreitungen Mobs mit mehreren hundert Mann, bestehend aus Allianzen verschiedener Gruppierungen, aufeinander treffen können.[56] Nach Ansicht von Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst sind die Verbindungen von Hooligangruppierungen von lang tradierten Rivalitäten geprägt, jedoch seien Allianzen heute eher wechselnd und instabil. An dieser Stelle machen sich die polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen[57] - z. Bsp. die lückenlose Beobachtung und Begleitung durch szenekundige Beamte - bemerkbar, die eine Verfestigung von Gruppenstrukturen und den Aufbau neuer Verbindungen erschweren. Stabile Allianzen ließen sich demnach nur noch bei Althools beobachten, die auf langjährige Verbindungen mit anderen Hooligangruppen und deren Mitgliedern zurückschauen können.[58]

Auf internationaler Ebene schließen sich bei Spielen der deutschen Fußball­nationalmannschaft verschiedene Hooligangruppen zu einem nationalen Mob zusammen, auch wenn diese sich beispielsweise ein paar Wochen zuvor bei einem Bundesligaspiel noch kämpfend gegenüberstanden, und suchen die Auseinander­setzung mit den Hooligans anderer Länder.

Ziel der Hooligangewalt ist das Testen der kämpferischen Geschicklichkeit, es soll bewiesen werden, welche Gruppierung die mutigsten und kampfstärksten Mitglieder hat und dadurch in der Lage ist, die gegnerische Gruppe in die Flucht zu schlagen oder zum Weglaufen zu bringen. Ein gutes Abschneiden einer Gruppierung bei einer Schlägerei ist verbunden mit der Stärkung des eigenen Rufes innerhalb der Hooliganszene.[59] Für die Mitglieder der Subkultur ist der Hooliganismus „ein Sport, ein Mannschaftssport.“[60]

Gewalthandlungen zwischen den Mitgliedern einer Hooligangruppe werden abgelehnt, um nicht durch innere Konflikte den Zusammenhalt und die gemein­same Gruppenstärke zu beeinträchtigen. Die Gruppe der Hooligans basiert auf Kameradschaft und gegenseitigem Einstehen in Kampfsituationen.[61] Auseinander­setzungen von Hooligans finden immer in der Gruppe gegen andere Hooligan­gruppen statt. Kämpfe zwischen Einzelnen oder Wirtshausschlägereien zählen für die Hooligans nach Aussagen von Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst nicht zum Hooliganismus.[62]

Bohnsack, Lösel, Schäffer, Städtler und Wild sprechen von „episodaler Schicksalsgemeinschaft“: „Indem Solidarität und habituelle Übereinstimmung zugleich mit einem - wenn auch prekären - Respekt erworben werden können, erscheint diese im Cliquenaktionismus inszenierte episodale Schicksals­gemeinschaft als funktionales Äquivalent zum Vergleichshorizont einer in Gemeinsamkeiten der Sozialisationsgeschichte fundierten Schicksals­gemein­schaft.“[63]

Für die Autoren wirkt das Gefühl der Gemeinschaft auf die individuelle Stärke und Sicherheit der Hooligans: „Der situative Aktionismus der Hooligans ist Grundlage ihrer Zusammengehörigkeit, der Solidarität, der „Kameradschaft“ in der Clique. Er verbindet die Jugendlichen episodal zu einer Schicksalsgemein­schaft. Aus der nicht antizipierbaren Entwicklung der Situation des Kampfes, die sich verlaufskurvenförmig entwickelt, resultiert ein Aufeinanderangewiesensein, das man in ähnlicher Weise im Sport findet oder in der erzwungenen Schicksals­gemeinschaft von Soldaten. Entsprechend ist hier von „Kameradschaft“ die Rede.“[64]

Andererseits stellt der Mob, zu dem sich verschiedene Hooligangruppen alliieren, eine anonyme Masse dar, „innerhalb dessen ist die persönliche Bekanntschaft und individuelle Identifizierbarkeit der Beteiligten zunächst bedeutungslos und z. T. auch unerwünscht.“[65]

Manche Hooligans machen Kampfsport, Krafttraining oder gehen ins Fitness­studio. Zusätzlich bereiten sie sich auf die gewalttätigen Konfrontationen vor, indem sie einen Mundschutz tragen, sich die Hände tapen oder Handschuhe anziehen, um Gelenke und Kapseln zu schützen, wie professionelle Kampf­sportler. Diese Methoden verdeutlichen, wie selbstverständlich die gesuchte Auseinandersetzung ist.[66]

Pilz spricht in diesem Zusammenhang von zwei Identitäten der Hooligans: Zum einen die bürgerliche Alltagsidentität, zum anderen die subkulturelle Identität, welche auch strikt voneinander getrennt werden.[67] Ein Beispiel hierfür ist das Mieten von Autos für die Reise zu möglichen Ausschreitungen im Ausland oder in entfernt liegenden Städten, damit bei einer Überwachung durch die Polizei keinerlei Rückschlüsse auf die bürgerliche Identität gezogen werden können.

Einerseits gehen die Hooligans im Alltag ihren geregelten Tätigkeiten nach, besuchen beispielsweise die Schule und führen ein bürgerliches Leben. Anderer­seits nehmen sie am Wochenende ihre Rolle als Mitglieder der Subkultur des Hooliganismus wahr und streben nach gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Gleichgesinnten, um „am Spieltag aus ihrer Alltagsexistenz ausbrechen“[68] zu können.

„Der Fußball ist wie ein zweites Privatleben. Ich kann mit meiner Freundin weggehen, da hab ich meine Sonntagshose an, da geh´ ich essen ganz fein, geh´ ins Kino ganz fein, sitz abends daheim und guck Fernsehen. Und dann gibt´ s wie ein Bildschnitt, dann schlaf´ ich eine Nacht, steh´ morgens auf und dann ist Fußballtime. Dann guck´ ich halt wo ich gut kann, wo geht ´ne Party ab.“[69]

Im Rahmen der Diskussion zur Gewaltbereitschaft der Hooligans müssen nach Ansicht von Ek zwei entscheidende Punkte hervorgehoben werden: Zum einen stellt, im Gegensatz zur medialen und eigenen Darstellung der Hooligans, die tatsächliche körperliche Auseinandersetzung einen Ausnahmefall dar. Den Hooligan-Alltag beschreibt Ek als ein „Draufrennen und Wegrennen“[70] mit verbundenen längeren Joggingläufen, um sich für den bevorstehenden Fight in eine günstige Ausgangsposition zu bringen und einem eventuellen Hinterhalt vorzubeugen. Weiterhin erschwert die ständige Bewegung der Hooligans die Überwachung und Beobachtung durch die Polizei.

Zum anderen ist nach Aussagen von Ek bei Konfrontationen zwischen Hooligans zu beobachten, dass sich bei den Schlägereien mit teilweise mehreren hundert Beteiligten nur wenige Hooligans wirklich prügeln. Zumeist sind es nur wenige Mitglieder vom so genannten Harten Kern, die in vorderster Reihe Tritte und Schläge austauschen, während die restlichen Hooligans mit ihrer Anwesenheit und dem bloßen Zuschauen zufrieden sind.[71]

Beim Ausstieg aus der Hooliganszene spielt das Alter eine wesentliche Rolle. Die Hooligans beschreiben in den von Lösel, Bliesener, Fischer und Pabst geführten Interviews den Prozess meist so, dass sie aus familiären oder beruflichen Gründen die Risiken einer strafrechtlichen Verurteilung nicht mehr in Kauf nehmen können. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Ausstieg nicht zwangsläufig als eine völlige Abkehr aus der Hooliganszene erfahren wird. Sowohl die Experten als auch die Hooligans selbst betonen, dass ein erhöhtes Risiko bei besonderen Gelegenheiten, den so genannten Highlights, beispielsweise gegen Lokalrivalen, durchaus wieder in Kauf genommen wird.[72]

[...]


[1] vgl. von Felten. 2000. S. 31

[2] Ebd. S. 32

[3] Galtung. 1975. S. 9

[4] vgl. Galtung. 1975. S. 10ff.

[5] Rammstedt. 1992. S. 49

[6] vgl. von Felten. 2000. S. 38

[7] vgl. Kuhnke. 1995. S. 168

[8] vgl. Heitmeyer. 1995. S. 22

[9] vgl. Meier. 2001. S. 10

[10] vgl. Meier. 2001. S. 10 und Böhnisch. 2001. S. 56f.

[11] vgl. Böhnisch. 2001. S. 57

[12] vgl. Schäfer. 1994. S. 66ff. und S. 177

[13] vgl. Meier. 2001. S. 45

[14] vgl. Baacke. 1999. S. 9ff.

[15] vgl. Ferchhoff. 1990. S. 15

[16] vgl. Ek. 1996. S. 31

[17] vgl. Ek. 1996. S. 31

[18] vgl. Meier. 2001. S. 9

[19] vgl. Ek. 1996. S. 31

[20] vgl. Meier. 2001. S. 9

[21] Ebd. S. 9f.

[22] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 10

[23] Ebd. S. 11

[24] vgl. Blaschke, Köster in „11 Freunde“. Ausgabe 11/ 2004. S. 30

[25] vgl. Ek. 1996. S. 73

[26] vgl. Blaschke, Köster in „11 Freunde“. Ausgabe 11/ 2004. S. 31

[27] Pilz. 1995. S. 112

[28] vgl. Pilz. 1998. S. 134

[29] Blaschke, Köster in „11 Freunde“. Ausgabe 11/ 2004. S. 31

[30] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 74f.

[31] ohne Angabe des Autors in „Der Spiegel“. Ausgabe 27/ 1998. S. 91

[32] vgl. Meier. 2001. S. 59

[33] Ek. 1996. S. 144

[34] vgl. Ek. 1996. S. 142ff.

[35] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 61 und S. 121

[36] vgl. Ek. 1996. S. 138

[37] Hooligan in „Achtung Hooligans! Die brutale Welt der Fußballfanatiker“, arte, 07.06.2005

[38] vgl. Heitmeyer, Peter. 1988. S. 49f. und S. 91ff.

[39] vgl. Blaschke, Köster in „11 Freunde“. Ausgabe 11/ 2004. S. 32

[40] vgl. Meier. 2001. S. 63

[41] szeneübliche Begriffe für gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Hooligangruppen

[42] vgl. Ek. 1996. S. 142

[43] Ebd. S. 75

[44] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 125f.; vgl. auch: S. 13

[45] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 125

[46] vgl. Ek. 1996. S. 75

[47] Bohnensack, Loos, Schäffer, Städtler, Wild. 1995. S. 30f.

[48] vgl. Ek. 1996. S. 76

[49] vgl. den Fall Nivel 1998. S. 3

[50] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 120

[51] vgl. Ek. 1996. S. 72f.

[52] Ebd. S. 73

[53] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 122ff.

[54] Meier. 2001. S. 60

[55] vgl. Meier. 2001. S. 60f.

[56] vgl. „Freund- Feind- Atlas der deutschen Fan und Hooligan- Szene 1989“. Gehrmann, Schneider. 1998. S. 67ff.

[57] vgl. S. 29f.

[58] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 123

[59] vgl. Ek. 1996. S. 74 und S. 139

[60] Blaschke, Köster in „11 Freunde“. Ausgabe 11/ 2004. S. 31

[61] vgl. Meier. 2001. S. 61

[62] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 121

[63] Bohnensack, Loos, Schäffer, Städtler, Wild. 1995. S. 29

[64] Bohnensack, Loos, Schäffer, Städtler, Wild. 1995. S. 87

[65] Ebd. S. 26

[66] vgl. Meier. 2001. S. 61f.

[67] vgl. Pilz. 1998. S. 134

[68] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 11

[69] Hooligan zitiert nach Pilz. 1998. S. 134

[70] Ek. 1996. S. 76

[71] vgl. Ek. 1996. S. 76

[72] vgl. Lösel, Bliesener, Fischer, Pabst. 2001. S. 152f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2005
ISBN (PDF)
9783956849466
ISBN (Paperback)
9783956844461
Dateigröße
5.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dresden
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Gewalt Subkultur Fussballfan Soziologie Fussballrowdy

Autor

Patrick Seigerschmidt schloss sein Studium der Erziehungswissenschaften in Fachrichtung Sozialpädagogik/Sozialarbeit an der Technischen Universität Dresden im Jahr 2009 mit dem Diplom ab. An der TU Dresden arbeitete er am Lehrstuhl für Sozialpädagogik und Sozialisation der Lebensalter im Bereich Männerforschung und ergänzte seine wissenschaftliche Tätigkeit parallel dazu mit einem Engagement in der Fachstelle Jungen- und Männerarbeit Dresden. Heute lebt der Autor mit seiner Familie in der Schweiz bei Zürich und widmet sich beruflich der Pädagogik in Kinder- und Jugendheimen.
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Titel: Hooliganismus: Spiegel der Gesellschaft
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