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Branding: Die Bedeutung von Markennamen und -logos in der strategischen Markenführung

©2002 Studienarbeit 34 Seiten

Zusammenfassung

Das Thema Branding ist aktueller denn je. Dies hat verschiedene Gründe. Durch den Trend zu Unternehmensfusionen und -aufkäufen stellt sich zwangsläufig die Frage, ob man durch eine Neumarkierung der fusionierten Unternehmen die Marketinginvestition nachhaltig bündeln kann. Des Weiteren spielen im Rahmen der Internationalisierung und Standardisierung der Marketingmaßnahmen eine einheitliche Namensgebung, Logogestaltung und Verpackung eine wichtige Rolle. Es geht darum, den zunehmend mobiler werdenden Konsumenten in unterschiedlichen Ländern ein einheitliches Markenbild zu vermitteln. Hierdurch kommt es zu mehr oder weniger starken Veränderungen des Branding. Vor diesem Hintergrund setzt sich dieses Buch mit der Bedeutung von Branding in der strategischen Markenführung auseinander.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.1. Begriff

Beschäftigt man sich mit dem Branding, so gilt es, diesen Begriff zunächst theoretisch zu erfassen. Im Folgenden werden daher verschiedene Definitionen aus der Marketingliteratur aufgezeigt und diskutiert.

Für Gotta bedeutet Branding „...die Zusammenfassung einer Mixtur aus rationalen und nicht rationalen Werten, die durch den zu entwickelnden, warenzeichenrechtlich schutzfähigen Markennamen in Deutschland, Europa oder weltweit identisch repräsentiert werden kann.“ [1] Diese Definition setzt lediglich am Markennamen an und vernachlässigt gänzlich den Aspekt des Markenlogos. Sie erscheint im Rahmen dieser Arbeit zu eng gefasst.

Gemäß Esch und Langner kann man unter Branding „...alle Maßnahmen verstehen, die dazu geeignet sind, ein Produkt aus der Masse gleichartiger Produkte herauszuheben und die eine eindeutige Zuordnung von Produkten zu einer bestimmten Marke ermöglichen.“[2] Konkret gehören zu diesen Maßnahmen die Gestaltung von Markennamen und Markenlogo sowie die Produkt- und Verpackungsgestaltung.[3] Da neben dem Markennamen eben das Markenlogo sowie die Produkt- und Verpackungsgestaltung wesentlich zu einer wirksamen Markierung und zum Markenaufbau beitragen, erscheint dieser Definitionsansatz am schlüssigsten und soll als Grundlage für die folgenden Ausführungen dienen. Im Rahmen dieser Arbeit werden jedoch aufgrund der Themenstellung lediglich die Aspekte Markenname und Markenlogo berücksichtigt.

2.2. Ziele

Sollte die Markierung von Produkten dem Konsumenten früher als Hinweis für Qualität dienen, so verfolgt sie auf den Massenmärkten der Gegenwart weitaus komplexere Ziele: „Das eigene Produkt soll mittels der Markierung aus einer Menge gleichartiger, austauschbarer Produkte hervorgehoben werden und eine Charakteristik erhalten, die eine eindeutige Zuordnung des Produktes zur Marke ermöglicht und die letztlich dazu beiträgt, daß das Produkt den konkurrierenden Angeboten vorgezogen wird.“ [4] In der Flut von gleichartigen Produkten, die sich funktionell nicht mehr voneinander unterscheiden, trägt die Markierung also dazu bei, daß das Produkt aus dem Meer der anonymen Leistungen hervorsticht und in dem Konsumenten bestimmte Assoziationen hervorruft, wodurch der Konsument zum Kauf des Produktes angeregt wird. Kurz auf den Punkt gebracht soll die Markierung dem Produkt „...ein einzigartiges, kaufrelevantes Image verleihen.“ [5]

Obwohl hier nur von Produkten gesprochen wird, gelten diese Ziele natürlich ebenso im Bereich der Dienstleistungen.

2.3. Anforderungen

Im Hinblick auf die Gestaltung einer Marke sind gewisse Anforderungen zu beachten, die eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Markengestaltung bilden.

Wie in Kapitel 2.2. schon erwähnt, ist ein Ziel der Markierung, das Produkt oder die Dienstleistung aus der Flut der anderen Leistungen hervorzuheben. Hierzu ist es zunächst einmal notwendig, daß das Markenzeichen wiedererkannt wird. Der Prozeß des Wiedererkennens setzt jedoch voraus, daß das Markenzeichen schon einmal wahrgenommen wurde. Um ein schnelles Wiedererkennen des Markenzeichens zu gewährleisten muß dieses zum einen diskriminationsfähig und zum anderen prägnant sein. Unter dem Begriff der Diskrimination versteht man die Unterscheidung. Hierzu ist es notwendig, daß die Elemente der Markengestaltung charakteristisch für die Marke sind und sich in genügendem Maße von der Konkurrenz abheben. Dies wird durch differenzierende Formen, Farben und Hervorhebungen ereicht. Neben der Diskrimination ist jedoch auch die Prägnanz von Markenname und Markenlogo für ein schnelles Wiedererkennen von großer Bedeutung. Eine bessere Prägnanz läßt sich durch Einfachheit (z.B. geschlossene und symmetrische Formen), Einheitlichkeit (z.B. farblich und graphisch wenig strukturierte Flächen) und Kontrast (z.B. durch angrenzende Farben die sich auf dem Farbkreis gegenüberliegen) herstellen.[6] Abbildung 1[7] zeigt wie sich die Prägnanz der Marken- und Firmenzeichen im Zeitablauf erhöht hat.

Ein schnelles Wiedererkennen der Marke alleine genügt jedoch noch nicht. Vielmehr sollen, im Rahmen der Markengestaltung dem Konsumenten auch die positionierungsrelevanten Assoziationen der Marke vermittelt werden. Die Positionierung der Marke sollte sich also in ihrem Namen, ihrem Logo und ihrer Verpackung widerspiegeln.[8]

3. Markennamen

Nachdem im Kapitel 2 die Grundlagen des Branding erläutert wurden, soll sich dieses Kapitel ausführlich mit den Markennamen als Bestandteil des Brandings beschäftigen. Hierzu soll zunächst in Kapitel 3.1. auf ihre Bedeutung eingegangen werden. Danach werden in Kapitel 3.2. die verschiedenen Namenskategorien vorgestellt, bevor in Kapitel 3.3. die unterschiedlichen Ziele der Namensgebung erläutert werden. Kapitel 3.4. wird sich mit den verschiedenen Namensstrategien befassen. In Kapitel 3.5. werden die Aufgaben des Markennamens erläutert und Kapitel 3.6. setzt sich mit den unterschiedlichen Anforderungen auseinander, die an einen guten Markennamen zu stellen sind. Schließlich wird Kapitel 3.7. auf die Entwicklung von Markennamen eingehen.

3.1. Bedeutung

Durch die steigende Angebotsvielfalt und die zunehmende Globalisierung gewinnen die Markennamen heutzutage zunehmend an Relevanz. Sie dienen dem Konsumenten auf diesen immer komplexer werdenden Märkten als Orientierung, während sie gleichzeitig Charakter und Gefühlswelt der Marke widerspiegeln.[9]

Gerade durch die zunehmende Informationsflut bekommt der Name eines Produktes einen hohen Stellenwert, da er das Produktkonzept kommuniziert und dem Produkt somit Persönlichkeit verleiht.[10] Der für ein Kochtopfsortiment entwickelte Name Black Steel kommuniziert, daß es sich hierbei um ein sauberes, starkes Produkt handelt, welches stilvoll selbst schwersten Kocharbeiten gewachsen ist.[11]

Während sich die verschiedenen Elemente des Marketingmix nach Belieben variieren lassen, z.B. durch einen neuen Werbeauftritt oder durch eine neue Packungsgestaltung, kann eine Änderung des Markennamens nicht ohne einen Identitätsverlust einhergehen. Ein neuer Name für ein bestehendes Produkt verschafft dem Produkt gleichzeitig eine neue Identität. Hieran läßt sich gut erkennen, daß der Prozeß des Namensgebung einen strategischen Charakter aufweist.[12]

Gerade wegen ihrer Identitätsfunktion gehören die Markennamen inzwischen zum wertvollsten Unternehmenskapital. So kaufte Nestlé den Mineralwasserhersteller Perrier für 2,5 Milliarden US Dollar. Dieser hohe Preis wurde dabei nicht für das Produkt Mineralwasser sondern für die mit dem Markennamen „Perrier“ verbundene Identität gezahlt.[13]

3.2. Kategorien

Markennamen lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien kategorisieren. Am sinnvollsten erscheint die Kategorisierung nach der Art und Weise, wie die Produktcharakteristika vermittelt werden. Latour unterscheidet hier zwischen beschreibenden, assoziativen und frei erfundenen Namen. Die beschreibenden Namen charakterisieren das Produkt durch ein Substantiv (z.B. Kinderschokolade), durch ein Verb (z.B. Wash & Go) oder durch ein Adjektiv (z.B. Speedy für ein Auto). Das Problem der beschreibenden Namen ist, daß sie das Produkt in seiner Essenz einschränken und daß sie meist nur schwer schutzfähig sind. Assoziative Namen wecken bei dem Konsumenten eindeutige Assoziationen und suggerieren einen Produktbezug, ohne ihn konkret zu nennen. Dabei unterscheidet man in lexikalisierte und abgeänderte assoziative Namen. Lexikalisierte Namen werden ohne Änderung aus dem Wörterbuch entnommen. Gerade im Parfumbereich finden sich viele lexikalisierte Namen, wie z.B. Iceberg, Poison und Opium. Die abgeänderten Namen sind leicht modifizierte Begriffe wie z.B. Tigra (leitet sich von Tiger ab). Die frei erfundenen Namen sind neue Buchstabenkombinationen. Sie sollen ihre Wirkung hauptsächlich durch ihren Klang entfalten. Wenngleich frei erfundene Namen keine direkten Anspielungen oder Assoziationen implizieren, müssen jedoch auch hier gewisse linguistische als auch phonetische Anforderungen beachtet werden, damit bestimmte Attribute mit ihnen verbunden werden. So gab das Unternehmen Lejaby einem Dessous den exotisch klingenden Namen „Iloé“, welcher die Themen Erotik und Zärtlichkeit vermitteln soll.[14]

Kohli, LaBahn und Thakor kennen mit den generischen und willkürlichen Namen zwei weitere Kategorien. Es muß jedoch erwähnt werden, daß generische Namen (z.B. Seife für Seife) nicht unter Warenzeichenschutz stehen und daher nicht weiter beachtet werden müssen. Als Beispiel für die Kategorie der willkürlichen Markennamen wird der Name Camel für Zigaretten genannt.[15]

Während sich die frei erfundenen Namen im Vergleich zu den beschreibenden und assoziativen Namen durch eine bessere juristische Schutzfähigkeit auszeichnen, haben sie jedoch den Nachteil, daß sie beim Konsumenten keine direkten Vorstellungen auslösen. Es erfordert daher einen höheren Kommunikationsaufwand, um den Markennamen in den Köpfen der Konsumenten zu verankern.[16]

3.3. Ziele

Im Rahmen der Namensgebung können unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Herstatt unterscheidet hier in psychologisch bedingte Ziele, rechtliche Ziele sowie Handhabungsziele. Dabei ist zu beachten, daß diese Ziele je nach Situation von unterschiedlicher Bedeutsamkeit sind. Psychologisch bedingte Ziele sind unter anderem die Erzielung eines hohen Aktivierungsgrades, eine schnelle und verwechslungsfreie Wahrnehmung, eine hohe und langfristige Gedächtniswirkung. Die rechtlichen Ziele beziehen sich auf den rechtlichen Schutzumfang des Markennamens. Dabei spielen vor allem räumliche (national oder international), sachliche (breite oder enge Benutzungsrechte) und zeitliche Faktoren eine Rolle. Die Handhabungsziele beziehen sich auf Aspekte wie z.B. grafische Umsetzbarkeit oder Integrierbarkeit in Claims.[17]

3.4. Strategien

Bezüglich des Markennamens gibt es verschiedene Strategien, deren Anwendung situationsbedingt erfolgt. Im Folgenden sollen die Strategien kurz erläutert werden:[18]

Individualnamensstrategie: Mit der Individualnamenstrategie verfolgt das Unternehmen das Ziel, seinen ungleichartigen Produkten jeweils ein individuelles Image zu verleihen und somit systematisch unterschiedliche Marktsegmente anzusprechen. Diese Strategie verfolgt der Procter & Gamble Konzern (z.B. Ariel, Dash).

Dachnamensstrategie: Während die Individualnamensstrategie recht kosten- und zeitintensiv ist, da der Konsument hinsichtlich des Angebots erst konditioniert werden muß, sollen bei der Dachnamensstrategie die bestehenden, positiven Assoziationen auf das Neuprodukt übertragen werden. Diese Strategie verfolgt z.B. Nivea, die unter diesem Namen eine Vielzahl von Körperpflegemitteln vermarktet. Hier besteht jedoch die Gefahr, daß der Dachname durch einen Neuproduktflop geschädigt werden kann.

U + P – Namensstrategie: Diese Strategie kombiniert den Unternehmensnamen mit dem Produktnamen. Voraussetzung für den Erfolg dieser Strategie ist, daß sich das Neuprodukt harmonisch in das bestehende Leistungsspektrum einfügen läßt. Beispiele für die U + P –Strategie sind insbesondere bei Automobilherstellern zu finden z.B. Ford Escort und Fiat Uno. Problematisch sind hier jedoch wie auch bei der Dachnamensstrategie die Auswirkungen eines Produktflops.

P + Z – Namensstrategie: Im Rahmen dieser Strategie wird dem Produktnamen eine Zusatzbezeichnung gegeben, um auf eine besondere Eigenschaft des Produktes zu verweisen und sich somit gegenüber der vergleichbaren Konkurrenz abzugrenzen. Beispiele hierfür sind Ariel Ultra oder Persil Megaperls.

Alpha-numerische Namensstrategie: Diese Strategie scheint gerade bei Hight Tech Gütern, die sich durch einen kurzen Lebenszyklus auszeichnen, sehr angebracht. Es wäre hier viel zu aufwendig für jede noch so kleine Produktinnovation einen neuen Namen zu kreieren. Diese Strategie wird häufig in der Autoindustrie verfolgt (z.B. Z3).

3.5. Aufgaben

Markennamen dienen dazu, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. So können sie zu der Positionierung der Marke einen wesentlichen Beitrag leisten. Als Beispiel sei hier Smirnoff Wodka genannt. Obwohl Smirnoff Wodka in den USA hergestellt wird, gewinnt der Konsument den Eindruck, daß es sich hierbei um einen russischen Wodka handelt. Namen können jedoch auch bei der Differenzierung von homogenen Produkten helfen. So wies Chevron darauf hin, daß sein Benzin den Zusatzstoff Techron enthält. Hätte Chevron lediglich darauf hingewiesen, daß sein Benzin einen Reinigungsstoff enthält, der den Motor sauber laufen läßt, so hätte dies einen geringeren Effekt zur Folge gehabt. Neben der Positionierung und Differenzierung können Namen zu der Bearbeitung unterschiedlicher Marktsegmente beitragen. Toyota führte daher die Automarke Lexus ein, mit der speziell der obere Bereich des Automobilmarktes bedient werden soll. Es wäre schwer gewesen dieses Marktsegment unter dem Namen Toyota zu bearbeiten, da bei den Konsumenten zu diesem Namen ein Image bestand, welches zwar den Eindruck von Zuverlässigkeit vermittelte, gleichzeitig jedoch auch den eines Massenproduktes. Der Name Toyota hätte sich nicht mit dem Bild eines Luxuswagens vereinbaren lassen. Zuletzt können Namen jedoch auch dazu dienen, ein besonders charakteristisches Image zu verleihen. Mit der Kleidungsmarke No Fear wird eine bestimmte, individuelle Identität geschaffen, die ihren Zuspruch bei einem Personenkreis mit einem bestimmten Lebensstil findet.[19]

3.6. Anforderungen

Im Hinblick auf die Entwicklung eines geeigneten Markennamens sind die folgenden Anforderungen zu beachten:[20]

Eigenständigkeit: Ein Markenname muß dem Produkt einen individuellen Charakter verleihen. Um dies zu erreichen ist es notwendig, daß die Produktbezeichnung von den gängigen Markennamen innerhalb einer Branche abweicht. Leider ist oft das Gegenteil der Fall, denn wer seinen Brotaufstrich Nutoka oder Nusspli nennt, zeigt somit nicht nur, daß es bei dem Prozess der Namensgebung an Kreativität mangelte sondern, daß man Nutella imitieren möchte.

Seriosität: Da ein Markenartikel beim Konsumenten zur Vertrauensbildung beiträgt und Qualität impliziert ist es zudem wichtig, daß der Name sich durch eine gewisse Seriosität auszeichnet. Dies muß nicht zwangsläufig mit Einbußen hinsichtlich der Originalität des Namens einhergehen.

Innovationskraft: Damit sich der Konsument einem Produkt nähert muß zuvor seine Aufmerksamkeit gewonnen werden. Hier kann ein ungewöhnlicher, innovativer Name dazu beitragen, daß das Interesse des Konsumenten geweckt wird und er sich das Produkt näher betrachtet.

Merkfähigkeit: Eine Kaufhandlung für ein beworbenes oder empfohlenes Produkt kann nur dann stattfinden, wenn der Name des Produktes im Gedächtnis des Konsumenten präsent ist. Daher muß sich der Markenname durch eine gute Merkfähigkeit auszeichnen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Yahoo.

Juristische Schutzfähigkeit: Die juristische Schutzfähigkeit ist wohl mit die wichtigste Anforderung an einen guten Markennamen. Um dieses Kriterium zu erfüllen, ist es wichtig, daß der Name eine gewisse Unterscheidungskraft besitzt. Je mehr also mittels eines Namens ein Produkt beschrieben werden soll, desto unwahrscheinlicher ist es, daß der Name beim Deutschen Patentamt zur Registrierung zugelassen wird.

Die hier aufgeführten Anforderungen, zwischen denen teilweise Zielkonflikte bestehen, verdeutlichen, daß es sich bei dem Prozeß der Namensentwicklung um eine hoch komplexe Aufgabe handelt, die man heutzutage nicht mehr nebenbei erledigen kann.

3.7. Die Entwicklung von Markennamen

Der komplexe Prozeß der Namensentwicklung hält für die Unternehmen von der Entwicklung bis zu der rechtlichen Absicherung des geeigneten Namens eine Vielzahl von Fehlerquellen und Hindernissen bereit. Es ist daher nicht verwunderlich, daß es dabei immer wieder zu „Unfällen“ kommt. Kraft Jacobs Suchard hatte z.B. bei der Einführung des Schokoladenproduktes „Lila Stars“ nicht daran gedacht, daß in Italien der Name „Star“ ein rechtlich geschützter Name eines großen Lebensmittelherstellers ist. Lancia hingegen hatte in England Probleme mit der Einführung ihres neuen Modells „Dedra“. Dieser Name erinnerte zu sehr an „dead“, was für den Verkauf eines Autos nicht gerade förderlich ist. Diese Beispiele zeigen, daß es sich hinsichtlich der Entwicklung von Markennamen empfiehlt eine Namensagentur zu engagieren, die allen relevanten Aspekten des Namensfindungsprozeßes Beachtung schenkt.[21] Hier beschäftigen sich Fachleute aus den Bereichen Marketing, Marktforschung, Linguistik, Psychologie und Markenrecht mit der Namensfindung und -sicherung.[22]

Von der Definition der Namensstrategie bis zu der endgültigen Sicherheit, daß dieser Name auch die alleinigen Rechte in den entsprechenden Markenregistern hat, ist ein Zeitbedarf von mindestens einem halben Jahr einzuplanen.[23] Gerade deswegen ist es notwendig, daß die Entwicklung eines geeigneten Markennamens so früh wie möglich ansetzt. Idealerweise ist dies der Zeitpunkt in dem die Produktidee entsteht.[24]

Im Folgenden sollen die einzelnen Stationen der Namensentwicklung beschrieben werden. Kapitel 3.7.1. beschreibt die Maßnahmen, die der eigentlich Kreation von Markennamen, mit welcher sich Kapitel 3.7.2. beschäftigt, vorgelagert sind. In Kapitel 3.7.3. soll dann näher auf die Namenstests eingegangen werden.

3.7.1. Vorbereitende Maßnahmen

Zu Beginn des Prozeßes der Namensentwicklung steht das Briefing der Namensagentur durch das Unternehmen. Hier muß die Namensagentur zum einen über die Unternehmensphilosophie und zum anderen über konkreten Aspekte des neuen Produktes informiert werden. Diese betreffen die Positionierung des Produktes, eine qualitative Zielgruppendefinition, Absatzwege, Absatzländer sowie der geplante Einführungszeitraum. Daneben gilt es noch, die markenstrategischen Aspekte (z.B. Dachmarke, Monomarke) zu beachten und in welcher Relation Marke und Hersteller gesehen werden.[25]

Nachdem die Namensagentur gebrieft wurde, werden zunächst die Konkurrenznamen analysiert. Hierbei helfen in den meisten Ländern Datenbanken, die alle registrierten Marken für Produkte oder Dienstleistungen gelistet haben. Dieses System bietet mehrere Vorteile, da es alle existierenden Marken darstellt, egal ob diese schon genutzt werden oder noch nicht, gleichzeitig kann hier aber auch durch die Charakteristik der Markennamen ein Rückschluß auf die Positionierung der Mitbewerber gewonnen werden. Es geht also darum, die Namensstrategie der Mitbewerber zu erkennen und diese Erkenntnis bei der Entwicklung des eigenen Markennamen mit einzubeziehen.[26] Abbildung 2[27] verdeutlicht die Bereiche, die von von Geländewagen besetzt werden.

Bevor es nun konkret an die Entwicklung des Markennamen geht, müssen vorher noch die Dimensionen bestimmt werden, die das Markenimage kennzeichnen. Durch das Markenimage soll die Marke einen Platz im Gedächtnis des Konsumenten oder einer bestimmten Zielgruppe erhalten.[28] Abbildung 3[29] zeigt das semantische Umfeld der Marke MEIN MILD`OR.

3.7.2. Kreation des Markennamen

Nachdem die vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen sind, beginnt der eigentliche Prozeß der Namensentwicklung. Jetzt beginnen die Kreativen der Namensagentur mit der Suche nach dem geeigneten Namen. In diese Suche werden meist auch die Partneragenturen im Ausland miteinbezogen.Hat man eine breite Auswahl an möglichen Namen erreicht, so werden diese auf die vorher festgelegten Kriterien überprüft.[30]

Um aber zunächst eine hohe Bandbreite an möglichen Namen zu erhalten, bietet es sich an, verschiedene Kreativitätstechniken anzuwenden. Mit dem Brainstorming sei hier nur eine Möglichkeit genannt. Es erfolgt in der Regel mit 5 Teilnehmern und es sind bestimmte Regeln zu beachten. So darf keine Kritik an den verschiedenen Ideen geübt werden, es sollen möglichst viele und wilde Ideen gesammelt werden und die verschiedenen Ideenansätze sollen fortgeführt werden.[31] Abbildung 4[32] soll den Ablauf des Brainstormings verdeutlichen.

Letztlich wird die menschliche Kreativität durch den Einsatz von speziell entwickelten Computerprogrammen und internen Datenbanken ergänzt. Dabei werden die gesammelten Vorschläge in Silben zerlegt und wieder zusammengesetzt.[33]

Nachdem eine Vielzahl von möglichen Namen zusammengetragen wurden, selektieren die Spezialisten die Begriffskreationen in drei Stufen. So werden zunächst aus der Masse der entwickelten Wörter diejenigen ausgewählt, die den vorher festgelegten Kriterien genau entsprechen. Anschließend kommt es zu einer juristischen Recherche, bei der die Begriffe auf nationale und internationale identische Marken- bzw. Firmennamen abgefragt werden. Hierdurch kommt es erneut zu einer Reduktion der möglichen Namen. Diesem Vorgang schließt sich eine Prüfung auf Internetfähigkeit an, da inzwischen eine Vielzahl von Domain- Namen bereits von Unternehmen belegt sind. Den Schluß bildet eine linguistische

Detailrecherche. Hier werden die Namen nochmals auf ihre internationalen Bedeutungen und Assoziationen überprüft. Rufen einige Namen in anderen europäischen Ländern nicht die gewünschten oder falsche Assoziationen hervor, so werden sie verworfen und die Anzahl der möglichen Namen reduziert sich erneut.[34]

[...]


[1] Gotta (1994), S. 775

[2] Esch/Langner (2001), S. 441

[3] vgl. Esch/Langner (2001), S. 442

[4] Esch/Langner (2001), S. 441

[5] Esch/Langner (2001), S. 441

[6] vgl. Behrens (1994), S. 201 f.

[7] vgl. Abbildung 1, im Anhang S. 25

[8] vgl. Esch/Langner (2001), S. 442 f.

[9] vgl. o.V. (2002a), S. 2

[10] vgl. Halstenberg (1996), S. 100

[11] vgl. Aaker (1992), S. 220

[12] vgl. Herstatt (1994), S. 754

[13] vgl. Kohli/LaBahn/Thakor (2001), S. 453

[14] vgl. Latour (1996), S. 94

[15] vgl. Kohli/LaBahn/Thakor (2001), S. 457

[16] vgl. o.V. (2002b), S. 3

[17] vgl. Herstatt (1994), S. 760 f.

[18] vgl. Halstenberg (1996), S. 101 ff.

[19] vgl. Kohli/LaBahn/Thakor (2001), S. 459

[20] vgl. Kircher (2001a), S. 478 ff.

[21] vgl. Sommer (1994), S. 162

[22] vgl. o.V. (2002c), S. 1 f.

[23] vgl. Kircher (2001b), S. 1

[24] vgl. Sommer (1994), S. 160

[25] vgl. Gotta (1994), S.783

[26] vgl. Latour (1996), S. 101 ff.

[27] vgl. Abbildung 2, im Anhang S. 25

[28] vgl. Latour (1996), S.103

[29] vgl. Abbildung 3, im Anhang S. 26

[30] vgl. Gotta (1994), S. 784

[31] vgl. Bugdahl (1998), S. 53

[32] vgl. Abbildung 4, im Anhang S. 26

[33] vgl. Kircher (2001a), S. 487

[34] Ebenda, S. 487

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2002
ISBN (PDF)
9783956849480
ISBN (Paperback)
9783956844485
Dateigröße
7.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Erfurt
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1
Schlagworte
Markenmanagement Brand Management Markenpositioinierung Naming Markenidentität

Autor

Stephan Zinn wurde 1976 in Heidelberg geboren. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaft an der University of Applied Science Erfurt schloss der Autor im Jahre 2004 erfolgreich mit ‘sehr gut’ ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor in einer großen Werbeagentur und in renommierten Marktforschungsinstituten umfassende Erfahrungen in der Markenführung. Die hierbei gesammelten Erkenntnisse motivierten ihn, sich der Thematik Branding zu widmen. Heute arbeitet der Autor als Head of Marketing Communication in einem Telekommunikationsunternehmen.
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