Roşia Montană und der Kampf um ihr ökologisches Gleichgewicht: Europas größtes Goldvorhaben in Rumänien - Eine Gradwanderung zwischen Ökologie und Ökonomie
Zusammenfassung
Im Fokus der vorliegenden Arbeit steht die Textanalyse. Hierfür werden repräsentative Textteile von Zeitungsartikeln herangezogen, um deren Wortfelder zu analysieren. Durch diese Analysen kann am Ende der Arbeit geschlussgefolgert werden, wie sich die rumänische Sprache in Dilema veche und Adevarul zum Thema ‘Rosia Montana’ gestaltet, um damit auch einen Einblick in die derzeitige sprachliche Gestaltung der rumänischen Zeitungslandschaft zu geben.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
3. Kurze Vorstellung der zu analysierenden Zeitungen
3.1. Dilema veche
Die Wochenzeitung Dilema veche wurde 2004 als Nachfolgerin des ehemaligen Kulturmagazins Dilema gegründet. Der ehemalige Kulturminister und anerkannte Intellektuelle Andrei Pleşu leitet die Zeitung, er „möchte seinem Blatt einen kulturellen, soziologischen, auch politischen, vor allem aber europäischen Ton geben“ (vgl. Presseurop.eu 2012). Als Leitsatz übernimmt die Zeitung das Zitat eines großen rumänischen Schriftstellers, Ion Luca Caragiale: "Sînt vechi, domnule!".
Die Leserschaft von 41.000 Personen (54,8% davon sind Frauen) hat zu 59% einen höheren Bildungsabschluss, 43,2% der Leser haben eine Führungsposition inne, beziehen ein Einkommen über 500 EUR sind zwischen 25 und 55 Jahren alt (vgl. Studiul Naţional de Audienţa 2010-2011). In Relation zum durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 351 Euro, stellt das ein höheres Einkommen in Rumänien dar (vgl. Ro Connect 2012). Man kann von einer Zielgruppe reden, die der höheren Bildungsschicht zuzuordnen ist, dementsprechend gliedern sich auch ihre Interessen, wie Abbildung 3 verdeutlicht. Die Leser und Leserinnen der Wochenzeitung sind kulturell sehr interessiert, knappe 60% gehen häufig ins Theater oder zu Konzerten, über 80% hören gerne und oft Musik und 43,5% besuchen Museen und Galerien (siehe Abbildung 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Cititori „Dilema veche“ 2010-2011, Daten: Fokus, Studiul Naţional de Audienţa, eigene Tabelle.
Rund 40% der 41.000 Rezipienten beziehen die Zeitung in Bukarest, was aufgrund des dortigen Sitzes des Verlags auch naheliegend scheint. Die zweitgrößte Bezugsgruppe sind mit 20% Leser und Leserinnen aus Transilvannien, etwa 15% beziehen in Muntenien und Moldova die Zeitung, das Schlusslicht bilden Maramuresch, Banat, Dobrogea und Oltenien mit 2-4% an Lesern (vgl. Studiul Naţional de Audienţa 2010-2011).
Abbildung 4 veranschaulicht das Deckblatt der Zeitung, passend zum Thema dieser Bachelorarbeit, „Roşia Montană şi noi“, dessen Angelegenheit eine Ausgabe gewidmet wurde und die hier auch analysiert werden soll.
Abbildung 4: Titelblatt Dilema veche 2013.
Die Wochenzeitung ist ein Teil der Adevărul Holding, eines der größten Medienunternehmen Rumäniens mit Besitz vieler Print- und TV-Medien.
3.2. Adevărul
Auch die zweite Zeitung, deren Texte in dieser Arbeit analysiert werden sollen, ist Teil des unter 3.1. erwähnten Imperius und nennt sich Adevărul. Die Adevărul Holding gehört dem rumänischen Ölmagnaten und Gründer der Liberaldemokratischen Partei in Rumänien (Partidul Naţional Liberal = PNL) Dan Costache "Dinu" Patriciu (vgl. Wikipedia 1, 2014).
- ist eine seit 1888 bestehende landesweite Tageszeitung, mit Sitz in Bukarest. Der Gründer Alexandru Beldiman kritisierte mit Hilfe der Zeitung das rumänische Königshaus von Carol I. Die Zeitung musste deshalb im Laufe der Zeit immer wieder eingestellt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Titelblatt Adevărul 2011.
1951 wurde sie von den neuen kommunistischen Machthabern vollständig verboten, sie erschien jedoch 1989 wieder und galt als Nachfolgerin der kommunistischen Parteizeitung Scînteia. Nach dem politischen Umbruch von 1989 unterstützte Adevărul die neugegründete linke und aus Ex-Mitgliedern der sozialistischen Nomenklatura bestehende Partei Front zur Nationalen Rettung (Frontul Salvării Naționale = FSN). Sie nannte sich Scînteia Poporului mit denselben Redaktionsmitgliedern wie vor 1989, weshalb die Zeitung die antikommunistische Opposition sehr kritisch betrachtete (vgl. Wikipedia 9, 2014).
Später ging sie auf Distanz, hatte einen Schwerpunkt auf Kultur und Literatur und wurde unter dem neuen Namen Adevărul Literar și Artistic herausgebracht. 2006 wurde sie schließlich von dem bereits genannten Dan Patriciu aufgekauft. Heute erscheint die Zeitung in einer Auflage von 125.000 Stück von Montag bis Sonntag und vertritt eher liberal-konservative Interessen (vgl. bpb 2005-2014, presseurop.eu 2012).
4. Methodik
Nach einer ersten Sichtung der Onlineartikel von Dilema veche und Adevărul scheint eine auszugsweise Schilderung von charakteristischen Textausschnitten die geeignetste Methode, um die Lexeme in der aktuellen rumänischen Zeitungsberichterstattung zu analysieren. Vorwiegend werde ich mich dabei auf die Etymologien der Substantive beschränken, bei besonders repräsentativen Textbesonderheiten kann es jedoch sein, dass auch auf andere Satzglieder näher eingegangen wird. Mitunter sollen auch grammatikalische Besonderheiten hervorgehoben werden, es folgt ein Vergleich der Wortfelder und Wortentlehnungen, mit einer abschließenden statistischen Veranschaulichung der Textbesonderheiten.
Um das Ergebnis der Untersuchung nicht zu verfälschen, soll ein Querschnitt der Onlineartikel untersucht werden. Dabei werden die Kernbegriffe der Diskurse, also die thementragenden Worte, hervorgehoben und besprochen. Die in den Texten vermuteten Slawismen, Turzismen, Latinismen, Französimen, Italienismen, Ungarismen, Russismen, Germanismen und Gräzismen werden als solche gekennzeichnet und farblich unterschieden. Der Fokus liegt auf dem nominalen Bereich, vor allem Substantiva werden erörtert, wobei nach Relevanz auch Adjektiva und Verben analysiert werden. Bei mehrfacher Nennung desselben Lexems in einem oder in mehreren Texten folgt keine weitere Markierung und Begriffsbestiummung. Eine mögliche Methode, wie diese Häufigkeit der Lexeme veranschaulicht werden könnte, wird in Kapitel 7 aufgezeigt, wo das Programm „Wordle“ hierfür herangezogen wird.
Die Aktivitäten, Bewertungen und Bezeichnungen, die im Zusammenhang mit dem Projekt RMGC stehen, sind in der Auswahl der Kernbegriffe von besonderem Interesse. Den Aspekten EU, Staat und Gesellschaft wird daher genauer nachgegangen, da diese Akteure den Diskurs um das Projekt tragen. Es werden sowohl Texte der Protagonisten (RMGC, stat, NGO) als auch der Antagonisten (protestatari) herangezogen.
Auch soll dem Thema Gender Aufmerksamkeit zuteil werden, welches nach einer ersten Sichtung der Zeitungsartikel als semantisch repräsentatives Phänomen gilt.
Wo nicht anders ausgewiesen verwende ich in der Analyse der Wortentlehnungen die Onlineversion von DEX[1] (dex-online.ro).
5. Die etymologisch-lexikalischen Schichten des Rumänischen
Im Vergleich zu den Termini Substrat und Superstrat ist der Begriff Adstrat in der sprachwissenschaftlichen Tradition nicht immer einheitlich definiert. Sora (2009: 323) versucht folgende Begriffsbestimmung: „Unter den ersten beiden [Substrat und Superstrat] versteht man Einflüsse, die zur Herausbildung einer Sprache beitragen und vertikal wirken, letzteres hingegen [Adstrat] trägt nicht zur Bildung, sondern zur Bereicherung und eventuell zu kleineren oder größeren Veränderungen einer Sprache bei und wirkt horizontal.“ Der rumänischen Sprache liegen Elemente des lateinische Strats, des thrako-dakischen Substrats und des slawischen Superstrats zugrunde (vgl. Iliescu 2002: 146). Das Adstrat wird verstanden als „asamblul de elemente pătrunse, pe diverse căi, într-o limbă, după constituirea acesteia ca idiom“ (Bidu-Vrănceanu zitiert nach Sora 2009: 323). Zum Adstrat liesen sich also alle übernommenen Worte in der Textanalyse (siehe Punkt 6) zählen. Der rumänische Wortschatz ist aufgrund der geopolitischen Lage des Rumänischen von der Antike bis zur Moderne äußerst bunt. Laut einer Untersuchung von Macrea 1961, der den rumänischen Lehnwortschatz im DLRM[2] verfolgte, entfallen die Quellen des rumänischen Wortschatzes auf:
38,42% französischer Herkunft,
7,98% altslawischer Herkunft,
3,62% türkischer Herkunft,
2,39% stammen aus dem Schriftlatein, rund 2,5% sind neugriechischer, ungarischer und bugarischer Herkunft,
weniger als 2% entfallen auf Bulgarisch, Deutsch, Italienisch, Bulgarisch-Serbisch
(vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 88).
Iliescu konstatiert in Bezug auf den rumänischen Wortschatz, dass das Englische langsam das Französische als wichtigste Fremdsprache verdrängt, was ihrer Aussage zufolge auch schon im rumänischen Schulunterricht festgestellt wird. Allgemein sind morphologische und semantische Lehnprägungen nach internationalem oder allgemein westlichem Muster in der gesprochenen Sprache, wie in Massenmedien zu finden (vgl. Iliescu 2002: 163). Dieser Umstand ist daher auch für diese Bachelorarbeit von großem Interesse, wo dem Lehnwortschatz besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, und eine etymologische Statistik der Zeitungsberichterstattung analysiert wird. Dieser Aspekt ist „für die rumänische Sprache besonders erhellend, da der rumänische Wortschatz […] im Laufe seiner Entwicklung durch eine große Zahl von Entlehnungen aus den unterschiedlichsten Adstratsprachen bereichert wurde“ (Metzeltin, Winkelmann 1989: 87).
Sora (2009: 324f) unterscheidet in Anlehnung an Iliescu drei Kriterien in der Klassifizierung der Adstratsprachen:
- Der Einfluss beruht auf Nachbarschaft (bulgarisch, serbisch, ukrainisch, polnisch, ungarisch, romisch).
- Der Einfluss beruht auf direkt oder indirekt ausgeübter politisch-administrativer Macht der Sprecher der Adstratsprache (deutsch, russisch, türkisch).
- Der Einfluss beruht auf dem politischen oder kulturellen Prestige der Adstratsprache (slawonisch, griechisch, Latein, romanisch, anglo-amerikanisch).
Obige Klassifizierung der Adstratsprachen zeigt bereits eine Übersicht der Kontaktsprachen im Rumänischen, im Folgenden möchte ich noch eine nähere Begriffsbestimmung um die Verwendung der Adstratsprachen in dieser Arbeit vornehmen. Anglizismen werden in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Lăzărescu als Oberbegriff für lexikalische Einheiten englischer Herkunft verstanden, unabhängig davon, ob sie konkret der britischen oder der amerikanischen Varietät entlehnt wurden und auch unabhängig vom jeweiligen Entlehnungsweg und von ihrer Integrationssituation (vgl. Lăzărescu 2009: 405).
Latinismen fanden historisch betrachtet erst 1780 ihren Weg ins Rumänische, als die Siebenbürgische Schule Slawismen, Turzismen, Gräzismen und Ungarismen durch latinisierende Formen ersetzen wollten. Auch im 19. und 20. Jahrhundert haben „Latinisten“ diesen Weg fortgesetzt und so sind manche Latinismen auch auf diese Weise ins Rumänische gelangt. Neben der siebenbürgischen Region kam es auch in den anderen Regionen Rumäniens zwar zu keiner Re-Latinisierung, aber zu einer Re-Romanisierung. Daraus resultierten Divergenzen in der Schriftsprache zwischen Siebenbürgen einerseits und der Moldau und der Walachei andererseits (vgl. Schroeder 1989: 353). Als Latinismen werden in dieser Arbeit dem Lateinischen entstammendes Wortgut, sowohl ererbtes, als auch entlehntes und bildungssprachliches, bezeichnet. Für diese Arbeit ist die lateinische Herkunft der in Frage kommenden Wörter mehr von Relevanz als der jeweilige Weg der Entlehnung.
So verhält es sich auch mit den zahlreichen Romanismen, die in dieser Arbeit in ihre derzeitige Kategorisierung aufgeschlüsselt werden. So sind es vor allem Französismen und Italienismen, deren Entlehnungshäufigkeit in der Textanalyse festgestellt wird. Vor allem die von Frankreich ausgehenden politischen Ideen und das Interesse an der französischen Kultur, gepaart mit der Geringschätzung der südosteuropäischen Nachbarvölker gestaltete die rumänische Sprache im 19. Jahrhundert gravierend um. Schroeder spricht in diesem Zusamenhang über eine „irrige (auch von Franzosen propagierte) Annahme einer Blutsverwandtschaft der Rumänen mit Franzosen und Italienern“ (Schroeder 1989: 353).
Vom Romanismus streng zu unterscheiden ist jedoch der Terminus Romismus, den ich für romische Entlehnungen, bei Schroeder als „Zigeunerwörter“ bezeichnet, verwende (vgl. Schroeder 1989: 152). Diesen wird vor allem im Bereich der Jugendsprache, deren lexikalische Aspekte auch in der aktuellen Zeitungsberichterstattung auftreten können, verwendet.
Die in den Texten vermuteten Ismen werden in der Textanalyse als solche gekennzeichnet, Sora konstatiert hierbei auch die Relevanz von früheren oder aktuellen Machtpositionen der Gebersprache. Im Gegensatz zum als menschlich, harmonisch und erhaben wirkenden Latein scheinen altslawische Elemente eher negativ konnotiert. Dieser Umstand wird jedoch subjektiv unterschiedlich wahrgenommen, Lüder und Miron sins etwa der Meinung, dass „die slawischen Elemente […] stilistisch die Patina des Altehrwürdigen suggerieren können [im Gegensatz zu türkischen Entlehnungen], die das Gebiet des Buffonesken besetzen oder zur Erlangung pejorativer Effekte benutzt werden“ (Lüder, Miron 1992 zitiert nach Sora 2009: 338f). Das gilt auch für das Ungarische, Türkische und Griechische, dessen Lehnwörter eher abwertenden Charakters waren, jedoch durch die Formelhaftigkeit der totalitären Sprache seit 1989 als direkte, farbige, oft aggressive und überspitzte Sprache in den Medien wieder gebräuchlich sind.
Bei der Begriffsbestimmung von Neologismen kann man auf Wortneuschöpfungen verweisen, „die sich im allgemeinen Sprachgebrauch noch nicht vollständig duchgesetzt haben“ (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 90). Der Terminus Neologismus wurde im Rumänischen soweit erweitert, dass mittlerweile sämtliche Wörter darunter verstanden werden, die seit Ende des 18. Jahrhunderts entlehnt wurden, bzw. die sich durch Derivation[3] oder Komposition[4] selbst gebildet haben.
Schmid (2008: 2f) unterscheidet in der Entstehung von Neologismen folgende Bedingungen:
1. „[Lexikalization:] the structural perspective on the development of the properties of the word itself;
2. [Institutionalization:] the socio-pragmatic perspective on the spread of familiarity of a word in a speech community;
3. [Concept-formation:] the cognitive perspective on the formation and entrenchment of a concept associated with the word in the minds of the members of a speech community.“
Metzeltin und Winkelmann erweitern diese Definition, da sie die Entlehnungswege von Wörtern in einen komplexeren Rahmen setzen, weil sich auch die Semantik der Lehnwörter in der Empfängersprache verändern kann (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 86).
Neologismen unterscheiden sich von Internationalismen insofern, als dass sie „in mehreren, meist genetisch verwandten Sprachen vorkommende Wörter [sind], die eine gleiche oder ähnliche Bedeutung und zusätzlich eine gleiche oder ähnliche Form bzw. eine mehr oder weniger abgewandelte lautliche, grammatikalische und orthographische Gestalt haben“ (Stankevičienė 2011: 5). Internationalismen sind also in fast jeder Sprache verständlich, was auf Neologismen nicht zutreffen muss, wobei diese durch das vermehrte Auftreten von Anglizismen durchaus in vielen Ländern verstanden werden können.
6. Textanalyse
Um die sprachliche Gestaltung der beiden Zeitungen Dilema veche und Adevărul entsprechend analysieren zu können, werden repräsentative Textfragmente verschiedener Artikel abgebildet. Wortentlehnungen werden markiert, um anschließend weitere Auffälligkeiten besprechen zu können. Zur Bestimung der Wortentlehnungen, die im Rumänischen adaptiert wurden, dient zur Veranschaulichung folgende Farbzuordnung:
französisch
deutsch
englisch
slawisch
lateinisch
neugriechisch
italienisch
russisch
bulgarisch
polnisch
ungarisch
unbekannt
6.1. Textfragmente aus Dilema veche
TEXT 1
„‘Poluarea (Din fr. polluer) cu metale (Din fr. métal, germ. Metall) a solului (Din sl. solŭ, Din fr. sol, lat. solum) în zona (Din fr. zona) minieră Roşia Montană‘
Exploatarea (Din fr. exploiter) zăcămîntului (Din zăcea (după fr. gisement)) aurifer (Din fr. aurifère, lat. aurifer) de la Roşia Montană s-a făcut de peste 2000 de ani (Lat. anno), cu atestare din perioada (Din lat. periodus, ngr. períodos, fr. période) dacilor şi apoi a romanilor. A continuat în perioada medievală, pînă în prezent. Pe parcursul (fr. parcours) timpului, exploatarea aurului s-a făcut, în funcţie de evoluţia tehnologiei (Din fr. technologie), prin extracţie (Din fr. extraction, lat. extractio) direct din filoane, prin spălarea nisipurilor aluvionare şi apoi prin exploatări în galerii(Din fr. galerie, it. galleria, germ. Galerie) subterane (După fr. souterrain, lat. subterraneus) sau în cariere (Din fr. carrière). În urma acestor lucrări, în masivele (Din fr. massif, germ. Massiv) Cîrnic, Cetate, Orlea şi Ţarina au rămas numeroase halde (Din germ. Halde) de steril, care au o mare concentraţie (Din fr. concentration) de minerale (Din fr. minéral, lat. mineralis) şi metale (Din fr. métal, germ. Metall).
Cu timpul, pe aceste vechi halde de steril s-a format un strat (Lat. stratum) de sol (Din fr. sol, lat. solum) cu vegetaţie (Din fr. végétation, lat. vegetatio). În prezent, localitatea (Din fr. localité) Roşia Montană se suprapune, în mare parte, peste vechile exploatări şi halde.
[…] Aceste metale grele din sol afectează (Din fr. affecter) atît vegetaţia, cît şi animalele domestice şi implicit oamenii care consumă produsele de această provenienţă. În aceste condiţii (Din fr. condition) de poluare, iniţiativa (Din fr. initiative) de a dezvolta agroturismul (fr. agro-tourisme, engl. agro-tourism) în zonă este nefondată.“
(Muntean Lucian 2013, Dilema veche Nr. 501)
Text 1 von Lucian Muntean aus der Zeitung Dilema Veche Nr. 501 weist eine hohe Präsenz an Französismen in dem analysierten Kernwortschatz auf. Maria Iliescu konstatiert in ihrer Auseinandesetzung mit dem Rumänischen in der Wieser Enyklopädie des europäischen Ostens, dass der englische Einfluss das Französische als wichtigste Fremdsprache verdrängt. Vor allem in Massenmedien, die sich auf Wirtschaft, Sport, Kino, Fernsehen, Elektronik und moderne Musik beziehen, sei dieser Umstand aufällig (vlg. Iliescu 2002: 163). Iliescus Analyse lässt sich in Text 1 schwer nachvollziehen, wobei der Artikel einen eher technisch- wissenschaftlichen Charakter aufweist und sich somit stilistisch nicht zwingend an Anglizismen bedienen muss.
Auffällig sind in Text 1 die deutschen Entlehnungen, die dem Berg- und Metallbau zuzuordnen sind (galerii, masivele, halde, metale). Nach Iliescu ist der Einfluss der deutschen Terminolgie im Bereich des Bergbauwesens und der Technik den Deutschsprachigen (aus dem Rheinland, Kärnten und der Steiermark), die nach 1686, als Siebenbürgen unter österreichische Verwaltung kam, zuzuordnen (vgl. Iliescu 2002: 162). Das Lexem halde, das sich aus der deutschen Halde herleitet, ist mir dabei besonders aufgefallen, da mir die deutsche Bedeutung vorerst nicht bekannt war. Eine darauffolgende Internetrecherche ergab, dass es sich dabei um künstlich aufgeworfene Hügel handelt, die aus dem ausgeräumten, wertlosen Material bestehen, das beim Abbau von Rohstoffen anfällt (vgl. Wikipedia 2, 2014). Unter der Verwendung „Müllhalde“ konnte ich diesem Ergebnis folgen, eine Trennung dieses Kompositums war mir bis dato im Deutschen nicht geläufig.
Ein weiteres interessantes Lexem ist agroturismul, ein Kompositum, dessen Kontaktsprache nicht eindeutig feststellbar ist. DEX weist das Französische „agro-tourisme“, sowie das Englische „agro-tourism“ auf. Es ist einer wirtschaftlich-touristischen Sparte unterzuordnen, der Begriff zur Entwicklung des ländlichen Raumes existiert als solcher noch nicht lange und stellt daher eine lexikalische Neubildung dar. Mit der Endung –ul für den bestimmten Artikel scheint dieses neologistische Wort jedoch schon zu einem gewissen Grad an das rumänische Sprachsystem adaptiert worden zu sein.
TEXT 2
Pe scurt, despre Roşia Montană
Din toată disputa (Din fr. disputer, lat. disputare) extrem de încinsă din ultima vreme în legătură (Lat. ligatura) cu Roşia Montană, lipsesc (sau apar foarte puţin – şi sînt apoi rapid reduse la tăcere) vocile (Din lat. vox, vocis) geologilor (Din fr. géologue), singurii specialişti (Din fr. spécialiste) care au cu adevărat multe de spus în problema (Din fr. problème, lat. problema) asta. Şi, ca de obicei (Din bg. običaj), mi se pare că sîntem din nou afundaţi într-o luptă (Lat. luctare) pe viaţă (Lat. vivitia) şi pe moarte (Lat. mors, tis) între „alb şi negru”, între „rai şi iad”. Tot ca de obicei, toată lupta se desfăşoară într-o mlaştină (Din sl. mlaština) legislativă, atîta timp cît contractul (Din fr. contrat, lat. contractus) RMGC cu Guvernul (Cf. it. governo, fr. gouverne(ment)) nu a fost dat publicităţii (Din fr. publicité) (cel puţin – nu la ora la care scriu acest articol(Din fr. article, lat. articulus)).
Nu pot să nu îmi pun mai multe întrebări (Lat. interroguare):
- Cînd au fost calculate redevenţele (Din fr. redevance) şi toate formele (Din fr. forme, lat. forma) de plată către statul (Din it. Stato, lat. status) român au fost luate în calcul (Din fr. calcul, lat. calculus) toate resursele (Din fr. ressource)– extrem de valoroase – din zonă? Sau se aruncă în faţă (Lat. pop. facia) doar aurul (Lat. aurum) şi argintul (Lat. argentum)?
[…]
- Există mai multe posibilităţi (Din fr. possibilité, lat. possibilitas, -atis) de extragere a minereurilor (Din fr. minerai). De ce neapărat doar cu cianură (Din fr. cyanurer)?
- Sînt autorii proiectului chiar atît de lacomi (Din sl. lakomŭ) încît economiile făcute prin utilizarea metodelor (Din fr. méthode, lat. methodus, germ. Methode) de exploatare cele mai ieftine (dar cu cel mai mare risc de mediu) să îi împingă în blocajul (Din fr. blocage) actual? Sau există alte cauze?
(Stănica Adrian 2013, Dilema veche Nr. 501)
Text 2 wirkt sehr argumentativ, Fakten werden dargelegt und gegenübergestellt. Bei dem Einsatz der Begriffe Guve rnul (Din it. governo, fr. gouverne(ment)) und sta tul (Din it. Stato, lat. status) fällt jeweils die italienische Entlehnung auf. Dass beide Lexeme auch dem Italienischen entstammen, ist für mich auffällig, da die ca. 700-800 Italianismen der aktuellen rumänischen Sprache hauptsächlich dem kulturellen Bereich (Musik) und dem Bankwesen angehören (Sora 2009: 334). Es scheint jedoch so, dass auch einzelne Begriffe des modernen Staates in gewisser Weise italienisch geprägt sind.
Französismen und Latinismen sind anteilsmäßig gleichermaßen vertreten, gänzlich fehlen Anglizismen in diesem Text. Die zwei Slawismen mlaştină (Din sl. mlaština) und lacomi (Din sl. lakomŭ) sind mit ihrer Bedeutung „Sumpf“ und „gierig“ eventuell der Feststellung von Călinescu einzuordnen, wonach das mit der jeweiligen Herkunftssprache verbundene Fremdbild analysiert wird. Die slawischen Wörter sind Călinescu zufolge düster und grotesk: „Multe cuvinte arată infirmităţi sufleteşti şi trupeşti şi sînt apte pentru pictarea monstruosului. […] Alte cuvinte trezesc teroarea mişcărilor tulburi de adunări umane, […] calamităţile […], cu sonuri ce înspăimîntă […] sau intră în lumea haoticului, a groazei infernale şi escatologice“ (Călinescu 1982 zitiert nach Sora 2009: 337f). Wie verdeutlicht wird, bekommen Entlehnungen aus Sprachen, deren Sprecher sich in einer Machtposition befanden, leichter abwertenden und ironischen Charakter (vgl. Sora 2009: 341).
Die Abkürzung RMGC (Roşia Montană Gold Cooperation) möchte ich auch noch anführen, da die Autorin des Artikels dem Leser vorwegnimmt, die Bedeutung der Abkürzung zu kennen. Die Anführung der Abkürzung lässt den Schluss zu, dass sich RMGC als eigenständiges Wort etabliert hat und als Neologismus bezeichnet werden kann.
TEXT 3
"România are nevoie de 30 de Roşii Montane"
- dezbatere cu Dragoş TĂNASE, directorul companiei Roşia Montană Gold Corporation -
- „Proiectul (Din germ. Projekt, lat. projectus) de la Roşia Montană este foarte bine gîndit, foarte robust, am selectat cianura (Din fr. cyanurer) cu cele mai bune firme (Din germ. Firma) de inginerie (Din it. ingegnere, Cf. rus. injener, fr. ingénieur, germ. Ingenieur) care propun cea mai bună tehnologie din lume pentru astfel de exploatări, am îmbunătăţit semnificativ proiectul faţă de varianta (Din fr. variante) lui iniţială, din toate punctele de vedere, începînd de la aspectele (Din fr. aspect, lat. aspectus) de mediu (Din lat. medium), obiectivele (Din fr. objectif) de patrimoniu (Din lat. patrimonium, fr. patrimoine). (...) Marea lor majoritate (fr. majorité, lat. maioritas, germ. Majorität) sînt incluse în zone (Din fr. zona) protejate, în afara proiectului minier (Din fr. minier). Am acordat sume (Din lat. summa, pol. suma) semnificative pentru protejarea (Din fr. protéger, lat. protegere), pentru amenajarea (Din fr. aménager) lor muzeistică şi convertirea (Din fr. convertir, lat. convertere) lor în obiective de dezvoltare (după lat. disvolvere) durabilă (Din fr. durable, lat. durabilis) în localitate (Din fr. localité). Propunerea de patrimoniu este, din punctul nostru de vedere, cea mai importantă propunere pe investiţii (Din germ. Investion, rus. investițiia) private în patrimoniul României, care va rămîne comunităţii (lat. communitas, după fr. communauté, it. comunità). […]
- Îngrijorarea (Din bg. griža) oamenilor (Din lat. homo) cum că cianura va ajunge în pînza freatică este legitimă. Este o chestiune (Din fr. question, lat. quaestio, -onis) pe care noi am studiat-o cu foarte mare atenţie şi am gîndit un proiect care elimină orice fel de risc (Din fr. risque). […]
(Textfragmente aus der Fernsehsendung „Adevărul Live“ vom September 2013, erschienen in Dilema veche Nr. 501)
In dem Mitschnitt eines Fernsehauftrittes mit dem Direktor der RMGC und dem ehemaligen Finanzminister, Dragoş Tănase, fällt das etymologisch in DEX nicht eindeutig zuordenbares Lemmata pînza auf.
Die Wortentlehnungen (v.a. Französismen und Latinismen) heben sich im Vergleich zu Text 1 und 2 nicht grundlegend ab, etwas heterogener scheinen die Gebersprachen des übrigen Kernwortschatzes. So sind deutlich mehr Germanismen (Proiectul, firme, majoritate, inginerie, investiţii) zu verzeichnen, aber auch Russismen (inginerie, investiţii). Eventuell ist diese Heterogenität auch dem Umstand zu entnehmen, dass Herr Tănase für ein multinationales Unternehmen arbeitet. Ungarische, bulgarische und polnische Lehnwörter können so in Text 3 festgestellt werden. Allerdings wird hier festgehalten, dass die RMGC einer kanadischen Firma zugehörig ist, in der Englisch bzw. Französisch als Verkehrssprache angenommen wird. Interessant ist, dass keine Anglizismen im Text auftauchen, wohinter auch eine Strategie um die Verwendung einer möglichst autochtonen Sprache vermutet werden kann. Dieser Sprachgebrauch könnte dazu beitragen, dass sich Kritiker des Projekts mit seiner Wortwahl authentifizieren können und dem kanadischen Bergbauunternehmen weniger Apathie entgegenbringen. Allgemein wird im Bereich der Wirtschaftskommunikation in Rumänien bei grenzüberschreitenden Handelsgeschäften den landestyischen Denk- und Handlungsweisen zunehmende Aufmerksamkeit geschenkt. Von deren Beachtung und Berücksichtigung erwartet man sich Erfolg im globalen Geschäft (vgl. Pfeifer 2009: 86).
Auffällig sind auch die Phrasen din toate punctele de vedere, din punctul nostru de vedere, die sich im Laufe des Textes mehrmals wiederholen. Eine Art Objektivität könnte dabei dem Leser bzw. Hörer suggeriert werden, was Tănases vormaliges Berufsbild des Politikers durch seinen sprachlichen Ausdruck widerspiegelt: „Die öffentliche Ausrichtung der politischen Kommunikation hat auch zur Folge, dass die sprachlichen Anforderungen an die politischen Akteure steigen. […] Oft entsteht daher der Eindruck, dass sie – mediengerecht verpackt – immer die gleichen Phrasen und Worthülsen von sich geben. Mediale Erfahrung und rhetorische Geschultheit gehören somit zu den Kernkompetenzen politischer Akteure“ (Girnth 2010).
TEXT 4
Cine protestează?
[…]
Complementar, activistul (Din rus. aktivist) Tom Gee defineşte recent contraputerea (counterpower) ca fiind abilitatea (fr.habilité, lat. habilitas, -atis) lui B de a înlătura puterea (Lat. potere) de la A. Putem să continuăm şi noi pe această linie (Din lat. linea, it. linea, germ. Linie, fr. ligne) explicit „intuitivă“ de abordare a puterii. […]
În rîndul (Din sl. rendŭ) contraputerilor, feminismul (Din fr. féminisme, rus. feminizm), de pildă (Din magh. példa), se luptă cu reprezentanţii (Din fr. représentant) patriarhalismului (Din fr. patriarcal), postumanismul (Din fr. humanisme, germ. Humanismus) – cu cei ai specismului, hater -ii – cu elitele (Din fr. élite) etc. […]
Prima soluţie este aceea de minimalizare (fr. minimal): protestatarii (Din fr. protestataire) vor fi consideraţi doar o mînă de bezmetici (Din ucr. bezmatok) sau, termenul de „golan“ (Din sl. golŭ) avînd deja copyright (engl. copyright), nişte hipsteri (Din engl. hipster) caraghioşi. Cealaltă variantă (Din fr. variante) constă în diabolizare (fr. diaboliser): ecoterorişti, stîngişti (după rus. levațkii), vînduţi (Lat. vendere) (nu are importanţă cui) sau marionete (Din fr. marionette) ale opoziţiei (Din lat. oppositio, -onis, fr. opposition, germ. Opposition). […] Pentru a atinge aceste obiective tactice, metodele represive se mondializează, de la interzicerea măştilor (Din fr. masque, germ. Maske) […] şi stabilirea (Din lat., it. stabilire) unei agende (lat. agenda) stricte de desfăşurare (Lat. disfasciolare), la folosirea (Din ngr. ófelos) dronelor (Din engl. drone). În cunoştinţă (după fr. connaissance) de cauză (Din lat. causa, fr. cause), protestatarii imaginează contrastrategii (contra+ Din fr. stratège, lat. strategus) de eludare (Din fr. éluder, lat. eludere) la limita (fr. limiter, lat. limitare) acestei „legalităţi“( Din fr. légalité): happening ( Cuv. engl.) în loc de protest (lat. protestum, it. protesto), improvizaţii (Din fr. improvisation) în loc de discurs (Din fr. discours, lat. discursus), fără lideri (Din engl., fr. leader) în loc de reprezentativitate (fr. représentativité), trasee (Din fr. tracé) aleatoare în loc de spaţii (Din ngr. spathí) fixe etc. […]
Vintilă Mihăilescu este antropolog, profesor la Şcoala Naţională de Ştiinţe Politice şi Administrative.
(Mihăilescu Vintilă 2013, Dilema veche Nr. 514.
Nach der Lektüre von Forschungen zur aktuellen sprachlichen Gestaltung des Rumänischen erweist sich Text 4 als Paradebeispiel des derzeitigen Forschungsstandes, obwohl oder gerade weil der Text von einer Wissenschaftlerin verfasst wurde. Die Verfasserin ist Anthropologin und Professorin für Politikwissenschaften und nähert sich dem Thema auch sehr theoretisch. Abstrakta wie feminismul, patriarhalismul, specismul, postumanismul werden dabei aufgegriffen, denen vor allem ihre französische Gebersprache gemein ist. Außer das Lexem specismul, das dem deutschen Konzept des Speziesismus entspricht. Es besagt, dass die Unterteilung in Spezies sozial konstruiert sei und wird dem britischen Psychologen Richard Ryder zugrundegelegt (vgl. Wikipedia 3, 2014). Als Gebersprache wird in diesem Fall daher das Englische angenommen.
Auffällig ist der Einsatz von Anglizismen (copyright, hipsteri, dronelor, happening, lideri), der bisher in dieser Form in keinem Zeitungsartikel festzustellen war (siehe Texte 1-3). Die Lexeme contraputerea und hater-ii sind meiner Erkenntnis nach ebenfalls englischen Wortentlehnungen zuzuordnen, auch wenn sie so im DEX noch nicht vermerkt wurden. Bei contraputerea wird die englische Bedeutung sogar im Originaltext von der Verfasserin in Klammern dazugesetzt und kursiv markiert. Auch hater-ii steht kursiv im Text, was auf selbiges schließen lässt. Metzeltin und Winkelmann geben in der Adaptierung von Lehnwörtern die Zeit und den strukturellen Abstand von Spender- und Empfängersprache zu bedenken. Nur wenn sich Entlehnungen im rumänischen Sprachgebrauch halten können, werden sie sprachlich adaptiert (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 85). Bei den Wörtern hipsteri, dronelor, lideri und contraputerea lässt sich dieser Umstand aufgrund des Adaptionsfortschrittes schon feststellen. Anders bei copyright, happening und hater-ii, wo noch keine Anpassung an das rumänische Sprachsystem stattgefunden hat: „Schwer sprechbare Lautverbindungen können durch Weglassung eines Lautes oder durch Einschub von Übergangslauten vereinfacht werden, und die Schreibung des Lehnwortes wird an die einheimische Orthographie angepaßt“ (Metzeltin, Winkelmann 1989: 84). Rein lautlich wurden die Lexeme noch nicht ins Schriftbild adaptiert, auch fehlt bei copyright und happening die entsprechende Fallbestimmung mittels Artikel.
Allgemein gestaltet sich Text 4 sprachlich sehr vielfältig, was auch an der bunten Farbzuordnung der Gebersprachen des Textfragments verdeutlicht wird, S. Puşcariu spricht von einem „buntscheckigem Aussehen“ der rumänischen Sprache (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 82). Die vertretenen Russismen activistul und feminismul scheinen aufgrund der derzeitien demokratiepolitischen Lage in Russland interessant: „In Russland sind zwei Themen noch immer mit einem Stigma behaftet: Das sind die LGBT[5] -Rechte und der Feminismus. Sie stehen irgendwo in der hintersten Ecke und sind mit den allerschlimmsten Vorurteilen belegt“ (Kosterina 2012). Iliescu verortet das Russische nur als Vermittler, da alle Entlehnungen im Russischen selbst französischen Ursprung hatten (vgl. Iliescu 2002: 162). Der russische Einfluss auf das Rumänische ist generell sehr gering, trotz der indirekt ausgeübten Macht in den Jahren des Kommunismus (1945-89): „Zum einen war die marxistische Terminologie bei den Russen ebenfalls französischen Ursprungs, zum anderen wurden Lehnprägungen oder Periphrasen für die Wiedergabe der verschiedenen sowjetischen Institutionen mit rumänischem Wortmaterial gebildet“ (Iliescu 2002: 162).
Interessante Termini sind weiter ecoterorişti und stîngişti. Letzteres, weil es im Sinne einer Lehnübersetzung ins Rumänische kam. Das russische „levațkii“ für „die Linken“ entspricht dem rumänischen „stîngişti“, jedes Glied wurde so übersetzt mit dem rumänischen „stâng“ und dem Suffix –işti. Das tritt bei nicht-romanischen Sprachen sehr selten auf und ist an dieser Stelle besonders hervorzustreichen, insbesondere aufgrund der eben besprochenen Besonderheit der seltenen russischen Wortentlehnugen (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 85).
Ecoterorişti setzt sich zusammen aus dem französischen terrorisme mit dem Präfix eco- und dem Suffix –işti, die Encyclopedia Britannica verweist auf die erstmalige Nennung des Wortes im Jahr 1987. Der Definition nach ist unter diesem Begriff gemeint: „sabotage intended to hinder activities that are considered damaging to the environment“ bzw. „political terrorism intended to damage an enemy's natural environment“ (vgl. Encyclopedia Britannica 2014).
TEXT 5
"De-a lungul anilor, au încălcat legea şi statul român, dar şi compania"
[…] Documentele (Din fr. document, lat. documentum) oficiale legate de Roşia Montană Gold Corporation – ţinute multă vreme la secret (Din fr. secret, lat. secretus) – au fost făcute publice în ultima vreme, printre altele şi datorită unor investigaţii (Din lat., it. investigare) jurnalistice laborioase ( www.riseproject.ro ). Monica Macovei este de profesie avocat. A condus multă vreme, pînă să ajungă ministru (Din lat. minister, -tri, fr. ministre) al Justiţiei (Din fr. justice, lat. justitia) şi apoi eurodeputat ( fr. eur/o + fr. député, it. deputato), Asociaţia (Din fr. association) pentru Apărarea Drepturilor Omului – Comitetul (Din rus. komitet, fr. comité) Helsinki. […]
Să ne întoarcem la eventualele despăgubiri (Din sl. paguba) pe care statul (Din it. Stato, lat. status) român le-ar putea datora investitorului (Din fr. investir, lat. investire), dacă proiectul va fi respins. Premierul (Din fr. premier) Ponta a avansat nişte sume fabuloase...
Aşa cum am mai spus, e inadmisibil ca prim-ministrul (Din lat. primus +Din lat. minister, -tri, fr. ministre) să ofere nişte argumente, să ajute partea (Lat. pars, -tis) adversă – adică RMGC – într-un astfel de posibil proces. Dacă va da statul în judecată, RMGC se va folosi cu siguranţă (Din ngr. síghuros ) de acea afirmaţie (lat. affirmatio) în care premierul însuşi recunoaşte că statul român a greşit. […]
Alte posibile ilegalităţi (Din fr. illégalité) se referă la creşterea perimetrului (Din fr. périmètre, ngr. perímetros, germ. Perimeter) de explorare şi exploatare prin diverse acte adiţionale. Apoi, la faptul că Gabriel Resources Ltd., companie (Din fr. compagnie, it. compagnia) offshore, a acordat împrumuturi repetate, de aproximativ 500 de milioane de dolari, şi a finanţat (Din fr. financer) compania statului Minvest SA, cu aproximativ 40 de milioane de dolari. […]
Monica Macovei este eurodeputat (PPE). În perioada 29 decembrie 2004 – 5 aprilie 2007 a fost ministru al Justiţiei.
Matei Martin 2013, Dilema veche Nr. 501
Monica Macovei verwendet in dem Interview von Text 5 synonym zu premierul von dem französischen premier das Lexem prim-ministrul, das sich aus dem lateinischen primus und minister, -tri, bzw. aus dem französischen ministre zusammensetzt. Das rumänische ist eine sehr synonymreiche Sprache, wegen seiner reichen Schichtung, der Integrierung der Dialekte und der häufigen polysemischen Differenzierungen (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 97). In diesem Fall gehe ich mit den Wörtern premierul und prim-ministrul von einer diastratisch konnotierten Synonymie nach Metzeltin und Winkelmann aus, da die Lexeme zwei verschiedenen Gebersprachen unterliegen, jedoch in derselben syntagmatischen Position austauschbar sind (vgl. dies. 1989: 97).
Wie bei dem Komposita eurodeputat, das sich aus den Französismen eur/o und député bzw . aus dem Italienischen deputat bildet, scheint auch dem Lexem prim-ministru ein Präfixoid vorangestellt mit dem Unterschied, dass bei letzterem ein Bindestrich verwendet wird. Derartige Komposita fanden sich auch schon in den Texten 1-3, wo ecoterorişti oder agroturismul verzeichnet wurden, beide ohne Bindestrich. Aber auch Komposita, die mittels Präpösitionen verbunden sind, wie etwa ministru al Justiţiei oder mina de aur sind zu beobachten. Zu begründen könnte dies sein mit unterschiedlichen Formen der Adaptierung, die auffällig sind und variieren. Ebenso verhält es sich mit companie offshore, welches eigentlich als companie-ofşor lautsprachlich verschriftet werden müsste. Ausschlaggebend könnte hier der zeitliche oder strukturelle Abstand in der Adaptierung der Spendersprache sein.
Die Zeitungsfragmente in Text 4 und 5 geben am Ende des Artikels eine kurze Information über die Autorin wider: „ Vintilă Mihăilescu este antropolog, profesor la Şcoala Naţională de Ştiinţe Politice şi Administrative. Monica Macovei este eurodeputat (PPE). În perioada 29 decembrie 2004 – 5 aprilie 2007 a fost ministru al Justiţiei.“ Eine Textbesonderheit ist hier die absolute Negation der Tatsache, dass es sich bei den Interviewpartnerinnen um weibliche Akteurinnen handelt. Um diesen Umstand erläutern zu können, muss deklariert werden, dass in Rumänien eine Unterrepräsentation von Frauen in Vorstandspositionen gegeben ist, die Europäische Kommission spricht von 10% Frauen in Führungspositionen haben hingegen eine Rate von 29,0%, was unter dem EU-Durchschnitt von 33% liegt: „In contrast to the EU-trend, the unadjusted gender pay gap in Romania has increased but still remains below the EU-27-average. In Romania, women earned on average 12,5% less than men in 2010 (EU-27: 16.4%)“ (EU-Kommission 2012: 4). Unter anderem kann eine Überrepräsentation von Männern zur Folge haben, dass derartige Belange um die Negation von weiblichen Berufsbezeichnungen im aktuellen Zeitungs- und Gesellschaftsdiskurs vorherrschen. Abbildung 5 verdeutlicht diese Thematik, und zeigt den Wandel in der Wahrnehmung von Führungskompetenzen zwischen Mann und Frau. Wurden Frauen in den 80ern teilweise noch mehr Qualitäten in ihrem Führungsgeschick zugetraut als Männern, ist es zur Jahrtausendwende über 1,5 Mal weniger der Fall, wie uns Abbildung 5 zeigt. Die Tatsache dieses Wandels schlägt sich auch im Parlament nieder: „The proportion of women in the Romanian Parliament dropped from more than 34% after the 1985 elections to around 3% in the Chamber of Deputies and 1% in the Senate after the 1990 elections“ (Curşeu, Boroş 2011: 301).
Abbildung 5: Unterschiede in der Wahrnehmung von Führungsqualitäten. Quelle: Curşeu, Boroş 2011:307.
Das Fehlen von Frauen in wichtigen Positionen von Wirtschaft und Politik scheint sich auch linguistisch darzustellen, indem die Substantive ihrer Berufsbezeichnugnen nicht entsprechend dekliniert werden. Die rumänischen Medien, selbst Dilema veche mit ihrer aufgeklärten Zielgruppe, scheinen hier für den Anspruch, an der gesellschaftlichen Benachteiligung von Frauen etwas verändern zu wollen, nicht sensiblisiert genug zu sein.
6.2. Textfragmente aus Adevărul
TEXT 6
2013, anul în care societatea civilă a învins politica
[…] Barbu a fost huiduit într-un club (Din fr., engl. club) din Centrul Vechi al Capitalei, unde participase la o dezbatere şi a declarat ulterior că opozanţi (Din fr. opposant) ai proiectului (Din germ. Projekt, lat. projectus) minier i-au spart luneta maşinii, motiv pentru care le-a reproşat că “se poartă ca nişte neofascişti (Din fr. néo-fasciste)”. […]
La începutul (Lat. incipere) lunii decembrie, premierul Victor Ponta s-a aflat la Cluj-Napoca, unde a participat la manifestaţiile (Din fr. manifestation) organizate cu prilejul inaugurării (Din fr. inaugurer, lat. inaugurare) celui mai mare campus (Din engl. campus) teologic din ţară (Lat. terra).
Ponta a fost huiduit de mai multe persoane care protestau faţă de proiectul Roşia Montană şi care purtau o pancartă (Din fr. pancarte) cu textul: “Republica (Din it. republica, fr. république) minieră RMGC”. În timp ce oamenii huiduiau (Cf. bg., scr. ujdo), reprezentanţii (Din fr. représentant) Bisericii au început să cânte (Lat. cantare) colinde. […]
Marin Iulia, Adevărul vom 2.1.2014
Der Jahresrückblick von Iulia Marin wirkt wie ein sprachwissenschaftlicher Prototyp der bisherigen Ergebnisse dieser Arbeit. Vermehrt tauchen französiche Entlehnungen (opozanţi, luneta, neofascişti, manifestaţiile, inaugurării, pancartă, Republica, reprezentanţii) auf, das Kompositum neofascişti aus dem Französischen néo-fasciste, wird dabei ohne Bindestrich übernommen.
Bulgarismen (huiduiau, prilejul) und Anglizismen (campus, club) treten in gleicher Anzahl auf, wobei ich mir das Lexem huidui trotz der Tatsache, dass es ein Verb und kein Substantiv darstellt, angeschaut habe. Da es mir auch von der Semantik her nicht bekannt war, und es auch lautlich interessant schien, ist es daher im Textfragment markiert. Anführen möchte ich dabei auch noch meinen Gedanken in der semantischen Klärung des Wortes, da ich vom deutschen „ Hui !“ ausging, was als positiv zu bewerten gewesen wäre und im totalen Widerspruch zum rumänischen Lehnwort „ a huidui “ (auspfeifen) stünde. a huidui und a cănta scheinen beides Verben zu sein, die im Rahmen der Protestkultur, über die in Text 6 berichtet wird, von Relevanz zu sein.
TEXT 7
Adevărul despre noii revoluţionari (Din fr. révolutionnaire). Cine sunt şi ce vor liderii (Din engl., fr. leader) protestelor (Din fr. protester) care au cuprins România
În ecuaţia protestelor din ultimele luni, Mihail Bumbeş (32 de ani, foto dreapta) n-a fost doar unul dintre oamenii (Din lat. homo) cu portavocea (Din it. portavoce) în mână. A iniţiat pe Facebook evenimentul (Din fr. événement) din 1 septembrie (prima duminică în care s-a ieşit în stradă), a venit cu ideea marşurilor (Din fr. marche, germ. Marsch) prin cartiere, care a însemnat momentul de apogeu al mişcării. […]
“Acel teaser (engl., fr. teaser) a contribuit foarte mult la mobilizarea oamenilor care au ieşit în stradă pe 1 septembrie”, spune Bumbeş. […]
Sunt multe organizaţii-fantomă (Din germ. Organisation, fr. organisation, rus. organizațiĩa + Din fr. fantôme) care derulează tot felul de proiecte, fac tot felul de combinaţii de care nici dracul nu ştie. Şi e foarte greu, pentru că decredibilizează tot mediul (Din lat. medium) ONG-istic. […]
Concret, „Miliţia Spirituală” a obţinut o finanţare de 30.000 de dolari (engl., fr. dollar) din partea CEE Trust („Trust for Civil Society in Central and Eastern Europe”), o platformă (Din fr. plate-forme) de ONG-uri finanţată, între alţii, de magnatul (Din lat. magnatus. Cf. germ. Magnat, fr. magnat) american George Soros, prin care a comandat la IMAS un studiu sociologic amănunţit despre mecanismele (Din fr. mécanisme, germ. Mechanismus) care i-ar face pe tineri să se implice în acţiuni (Din fr. action, lat. actio, -onis) civice. […]
Aşa că, în vara acestui an, „Miliţia (Din lat. militia, rus. milicÿa) Spirituală” a mai obţinut o finanţare de la CEE Trust (75.000 de dolari), graţie căreia a derulat proiectul CRIM, o şcoală de activism (fr. activisme) civic bazată pe creativitate, care şi-a propus „să asambleze laboratoare sociale alternative capabile să stimuleze dialogul (Din fr. dialogue, lat. dialogus) civic între participanţi (Din fr. participant)”. […]
Aşa a pus bazele (Din fr. base, rus. baza) platformei (Din fr. plate-forme) „Uniţi salvăm”, care s-a implicat şi în protestele anti Roşia Montană, şi în cele de la Pungeşti, şi în cele din ultimul week-end (Cuv. engl.), când s-a ieşit în stradă împotriva modificării Codului (Din fr. code) Penal. […]
„Vor urma alegeri, vor apărea nişte oameni, inclusiv la europarlamentarele (din euro- + Din fr. parlementaire, it. parlementario) de anul viitor probabil că vor candida unii. Din punctul meu de vedere miza (Din fr. miser) e 2020. Speranţa (Din it. speranza) mea e ca din rândul (Din sl. rendŭ) societăţii civile care se formează acum să apară noi partide (După fr. parti), care să dea naştere unei altfel de clase (Din fr. classe, germ. Klasse) politice”.
Voinea Mihai 2013, Adevărul vom 18.12.2013
Text 7 ist aufgrund der Fülle an Informationen etwas länger abgebildet worden. Der Artikel beschäftigt sich mit dem Wirken von Mihail Bumbeş, der die sogenannte „neue Protestkultur“ Rumäniens, wie im Artikel beschrieben, mitträgt. Für diese Arbeit ist der Artikel besonders interessant, da er einerseits die linguistischen Besonderheiten der Akteure und Akteurinnen des zivilen Ungehorsams aufzeigt, andererseits gibt Mihail Bumbeş mit seiner Verwendung von Sprache auch einen Hinweis auf aktuelle Entwicklungen der Jugendsprache[6] in Rumänien.
Lăzărescu schreibt dem derzeitigen Stand der rumänischen Jugendsprache vor allem Wortentlehnungen aus dem Englischen und Romischen zu. Jedoch sind die „Anglizismen dem rumänischen Sprachsystem größtenteils noch nicht angepasst, so dass beispielsweise ein Adjektiv wie cool trotz der strengen und recht komplizierten Kongruenzregeln, die es im Rumänischen beim attributiven und im Unterschied zum Deutschen sogar beim prädikativen Gebrauch von Adjektiven gibt, unflektiert bleibt“ (Lăzărescu 2006: 94). Festzustellen ist dies auch in Text 7, wo die Wortentlehnungen teaser und week-end auch noch nicht angepasst wurden. In DEX findet sich jedoch unter dem Suchbegriff teaser durchaus auch die Schreibweise tízăr, was auf einen fortgeschrittenen Stand in der Adaptierung des Lehnwortes schließen lässt. Die Zweigleisigkeit in der Verwendung zeigt, dass die lautliche und orthographisch angepasste Form tízăr bei erfolgreicher sprachlicher Adaption erhalten bleiben wird.
Die Integration der Entlehnugen aus dem Romani ist im Gegensatz zu englischen Wortentlehnungen auf allen Ebenen der Sprache festzustellen, insbesondere auf der phonetischen und der morpho-syntaktischen. „Etyma aus dem Romani haben im rumänischen Argot und darüber hinaus in der Jugendsprache mit Hilfe autochthoner Wortbildungsmittel ganze Wortfamilien und sogar idiomatische Redewendungen zustande kommen lassen“ (Lăzărescu 2006: 96). Leider konnten derartige Lehnprägungen in Text 7 nicht festgestellt werden, wobei die sogenannten „zigeunerischen[7] “ Bestandteile des Rumänischen fast ausschließlich auf die Jargons und den Argot[8] beschränkt sind, was auf die niedrige soziale Stellung dieses Bevölkerungsteils zurückzuführen ist. Der Umstand, dass keine Romismen im Text aufscheinen, kann einerseits an der fehlenden Kenntnis meiner Quellen, andererseits an dem Thema liegen, dass doch einen gewissen Anspruch an einer „gehobeneren Sprache“ hat, um seriös und glaubhaft für die Leserschaft zu erscheinen.
Der Begriff lideri wurde zwar bereits an anderer Stelle als neologistische Erscheinung englisch/französischen Ursprungs (engl., fr. leader) erwähnt, allerdings möchte ich dessen etymologische Bedeutung noch näher analysieren. So wäre mir anstelle von lider auch conducător als Synonym bekannt, welches eine „persoană sau organ care conduce un stat, un partid, o organizație, o instituție, o întreprindere etc“ (DEX 2014). bezeichnet und somit ein ebenso treffender Terminus wäre. Insbesondere, da er im Vergleich zu lider auch die feminine Form conducătoare zulässt. Jedoch verhält es sich im Rumänischen ebenso wie im Deutschen mit dem Wort Führer oder wie im Spanischen caudillo, welche politisch vorbelastet sind.
„It was first employed as an additional title by King Carol II during the final years of the National Renaissance Front regime, and soon after employed by Marshal Ion Antonescu as he assumed dictatorial powers after September 14, 1940.[…] The title was revived during the Communist rule of Romania by President Nicolae Ceauşescu, starting in the period after 1968, at a time when the Romanian Communist Party grew in membership but decreased in importance (in front of Ceauşescu's personality cult). It was used in parallel with the rarer cârmaci ("helmsman"), in turn borrowed from similar rhetoric in communist states such as North Korea and Maoist China“ (Wikipedia 4, 2014).
Wie im Deutschen wird dieser Terminus daher vermieden und aus dem Englischen entlehnt, da er negativ konnotiert ist. Dieser Umstand lässt sich auch bei einer Recherche im Wörterbuch feststellen, wo das Lemma Führer in der deutsch-rumänischen Übersetzung nicht aufscheint, sondern nur als Leader mit lider übersetzt wird. Umgekehrt wird conducător in der rumänisch-deutschen Translation durchaus vermerkt als Leiter, Führer im Deutschen (vgl. Lăzărescu 2007).
Hervorstechend sind auch in diesem Text 7 wieder die Komposita, welche keine Logik in ihrer schriftlichen Darstellung aufweisen. Als Genitivkonstruktion (liderii protestelor, bazele platformei), mit Bindestrich (organizaţii-fantomă) oder mittels Affixen (europarlamentarele) scheint die Wortbildung eher willkürlich, wobei Iliescu der Zusammensetzung einen selteneren Gebrauch voraussagt, als der Prä- und Suffigierung (vlg. Iliescu 2002: 156). Als besonders spannend fällt mir in Text 7 die Adaption der rumänischen Entlehnung platformă aus dem französichen plate-forme auf, wo die graphemische Ebene nicht übernommen wurde und so naheliegt, dass die Adaption über die gesprochene Sprache erfolgte. Dieser Umstand wäre sehr untypisch, da der größte Teil des französischen Lehngutes über die geschriebene Sprache erfolgte (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 85).
Schließlich sind auch noch die Abkürzungen ONG-istic, IMAS, CRIM und CEE erwähnenswert, da sie teilweise in einer sehr selbstverständlichen Art und Weise verwendet werden und sich in den Text einfügen. Auffällig ist, dass bei ONG und CEE keine Erklärung der Abkürzungen erfolgt, der Autor scheint davon auszugehen, dass sie dem Zielpublikum geläufig sind. Abkürzungen mit Anfangsbuchstaben breiten sich immer mehr aus, meint auch Iliescu (vgl. Iliescu 2002: 156). Im DEX finden sich folgende Erläuterungen der Abkürzungen:
O.N.G., O.N.G.-uri s. n. (pub.) organizație non-guvernamentală
C.E.E. V. Comunitatea Economică Europeană
IMAS und CRIM werden durchaus als Organisations- bzw. Projektnamen im Text näher beschrieben, wobei hier auch angemerkt wird, dass die Betitelung von Organisationen und Projekten durch Anfangsbuchstaben eine Besonderheit darstellt, die vor allem auch im westlichen Raum weit verbreitet ist. Mir fallen dazu Beispiele ein wie etwa die EU, UNO, WHO, etc.
TEXT 8
Eco-anarhişti, fiţi feminişti! Măcar azi
[…] Criticii (Din fr. critique, lat. criticus) au vorbit despre protestatari (Din fr. protestataire) de duminică, despre hipsteri (Din engl. hipster) şi cât de cool (Cuv. engl.) e să-ţi dai check-in de la protest, despre eco-anarhişti (Din fr. anarchiste, rus. anarhist, germ. Anarchist) şi despre fascişti (Din it. fascista, fr. fasciste), Soros sau ruşi. Despre cum sute de mii de oameni n-au ieşit în stradă când au fost afectaţi direct de tăierile de salarii (Din fr. salaire, lat. salarium) din epoca Boc dar iată, i-a apucat civismul (Din fr. civisme) taman acum, pentru Roşia Montană de parcă de-aia n-are proletarul (Din fr. prolétaire) român bani de mici şi bere. […]
Violenţa (Din fr. violent, lat. violentus, it. violento) domestică, violenţa sexuală, hărţuirea sexuală şi alte forme de violenţă sistemică ca rasismul (Din fr. racisme. Cf. rus. rasizm), homofobia, sărăcia (Din bg., sb. sirak), limitarea libertăţii de reproducere şi accesul neadecvat la servicii de sănătate sunt câteva din nedreptăţile care îngrădesc vieţile femeilor în mod special.
„[…] De la jurnalistul (Din fr. journaliste) care face rating (Din engl. rating) pe seama violenţei, prezentând-o drept divertisment (Din fr. divertissement). De la toţi cei care râd în hohote la bancuri (Din fr. banc) cu viol (Din fr. viol). De la toţi cei care gândesc « a meritat-o, sigur a făcut ea ceva ». De la rudele, vecinii şi prietenii care sfătuiesc femeia să-l ierte ca să nu se facă ea de ruşine” - se arată în manifestul (Din lat. manifestum, fr. manifeste) evenimentului. […]
Manole Petre Florin, Adevărul vom 25.11.2013
Text 8 lehnt sich an Text 4 an, in dem auf ähnliche Protagonisten zurückgegriffen wurde. In Text 8 sind dies: hipsteri, eco-anarhişti und fascişti, in Text 4 spricht der Autor von hipsteri, ecoterorişti, stîngişti und vînduţi. Gemeint sind jeweils die Aktivisten und Aktivistinnen in der Gegenbewegung zu dem RMGC-Projekt. Die Personenbezeichnungen sind multilingual besetzt, hipsteri aus dem Englischen, eco-anarhişti wurde dem Französischen, Deutschen und Russischem entlehnt, und schließlich fascişti dem Französischen und Italienischem. Interessant auch hier, dass die Komposita eco-anarhişti aus Text 8 und ecoterorişti aus Text 4 mit dem Präfix eco - einmal mit, und einmal ohne Bindestrich gebildet werden, was einmal mehr für die willkürliche Bildung neologistischer Komposita spricht.
Die in den Texten 1-8 vorkommenden Italienismen violenţa, fascişti, portavocea, europarlamentarele, Speranţa, Republica, statul, eurodeputat, investigaţii, stabilirea, protest, comunităţii, inginerie zeugen großteils von einem politischen Register. Italienischen Lehnwörtern wird jedoch eine Einordnung in die Musik-, Bank- oder der Militärterminologie zugeschrieben, was in den analysierten Texten nicht bestätigt werden konnte (vgl. Iliescu 2002: 163).
Die Lexeme check-in und homofobia sind in DEX keiner Gebersprache zuzuordnen, wobei ersteres aufgrund der linguistischen Ähnlichkeit meiner Erkenntnis nach eine englische Wortentlehnung darstellt und aufgrund ihres frühen Status‘ als lexikalische Neubildung noch nicht in das Onlineverzeichnis aufgenommen wurde. Dieser Umstand macht sich auch durch die fehlende lautsprachliche Verschriftlichung bemerkbar.
Bei dem Begriff homofobia[9] scheint es ähnlich zu sein, wobei er unter dem Oberbegriff „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ mit den Begriffen Rassismus, Sexismus oder Xenophobie eine Einheit bildet (vgl. Wikipedia 6, 2014). Letztere Begriffe scheinen durchaus in DEX auf und stellen allesamt Neologismen dar, die vor allem im letzten Jahrhundert an Bedeutung gewannen. Dass der Begriff homofobia weder in DEX aufscheint, noch in aktuellen Wörterbüchern zu finden ist, ist aufgrund der sozialwissenschaftlichen Ähnlichkeit zu den anderen Termini für mich schwer erklärbar und lässt viel Raum für eine politisch motivierte Interpretation dieser Tatsache.
6.3. Gegenüberstellung und Bewertung der Ergebnisse
6.3.1. Vergleich der beiden Zeitungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Wortentlehnungen in Dilema veche und Adevarul 2014 in absoluten Zahlen, eigene Tabelle.
Abbilung 6 verdeutlicht die Verwendung der Lehnwörter in den zwei analysierten Zeitungen Dilema veche und Adevărul. Hierfür habe ich ausschließlich die in den Textfragmenten markierten Lexeme herangezogen, in der absoluten Gesamtanzahl sind das 303 Wörter, es fehlt also eine exakte statistische Auswertung des gesamten Textmaterials. Da ich mich bemüht habe, in den Textausschnitten vor allem jene Lehnwörter zu untersuchen, die besonders auffällig sind, wären es meiner Einschätzung nach noch mehr Französismen und Latinismen, die in obiger Abbildung zu verzeichnen sind, da ich diese aufgrund ihrer Unauffälligkeiten nicht gänzlich markiert habe.
Es wird bei Abbildung 6 auch gut veranschaulicht, dass bei Dilema veche mehr Latinismen auftauchen, bei der Tageszeitung Adevărul treten fast so viele Anglizismen wie Latinismen auf. Das deckt sich mit meiner Einschätzung nach der Lektüre der Texte. Anzumerken ist hier jedoch, dass bei Dilema veche mehr Texte untersucht worden sind, was die Aussagekraft des Vergleichs trüben könnte. Dilema veche verschreibt sich jedoch einem „älteren“ und dadurch eventuell als seriöser wahrgenommenen Stil, was schon alleine die Beibehaltung des diakritischen Zeichens î statt â zeigt, und sich auch auf den vermehrten Einsatz von Latinismen niederschlagen könnte.
Die französischen Wortentlehnungen stehen bei dem Vergleich der statistischen Auswertungen in Abbildung 6 an der Spitze, was sich mit der Untersuchung Macreas deckt, die auf Basis des DLRM[10] fast 40% Lemmata französischer Herkunft feststellte, die anderen Adstratelemente erreichten bei seiner Statistik höchstens 3,62%. (vgl. Sora 2009: 335)
6.3.2. Analyse der Ergebnisse
Durch die Kenntnis von Abbildung 6 scheint die allgemeine Aufstellung der Empfängersprachen in der Adaption von Lehnwörtern bei Abbildung 7 nicht mehr sehr verwundernswert. Jedoch scheint eine prozentuale Angabe des gesamten gesichteten Materials aussagekräftiger und seriöser, die farbliche Zuordnung in dem Kreisdiagramm von Abbildung 7 entspricht auch jener in den analysierten Textfragmenten.
Wie bereits besprochen folgen den Französismen an erster Stelle die lateinischen Wortentlehnungen, markant sind noch deutsche Lehnwörter mit 7%-igem Anteil. Dass sich Italienismen und Anglizismen ein Auftreten von beiderseits 5% teilen, scheint auch erwähnenswert. Oft gibt es bei den Italienismen in den untersuchten Textfragmenten jedoch mehrere Gebersprachen, während Anglizismen sehr eindeutig dem anglo-amerikanischen Raum zugeordnet werden können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Prozentuelle Aufteilung der Gebersprachen 2014, eigene Tabelle.
[...]
[1] Dicționare ale limbii române, 2014.
[2] Dicţionarul limbii romîne moderne, 1958.
[3] Als Derivation wird das wichtigste Wortbildungsverfahren des heutigen Rumänisch bezeichnet, mittels Prä- oder Suffigierung werden Wörter neu gebildet, wobei die Anzahl der rumänischen Präfixe im Vergleich zu den Suffixen sehr begrenzt ist. (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 86)
[4] Darunter versteht man die Zusammenfügung zweier oder meherer selbstständiger Wörter zu einer neuen lexikalischen Einheit. (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 86)
[5] Lesbian, Gay, Bisexual, Trans
[6] Einen einheitlichen Fachbegriff für die Sprechweise der Jugendlichen gibt es in der rumänischen Linguistik bis dato nicht. Es begegnen Begriffe wie jargonul adolescenţilor, jargonul tinerilor, argoul tinerilor, limbajul tinerilor, etc., wobei diese Sprechweise bald als Jargon, bald als Argot oder als Langage und die Sprachverwender entweder als Jugendliche oder als Adoleszenten bezeichnet werden (vgl. Lăzărescu 2006: 91).
[7] Dem Lexem „Zigeuner“ wird ein abwertender Charakter zugespochen, politisch korrekt wäre derzeit der Terminus „Roma“. Geht man davon aus, dass alle Roma Romani sprechen und sich selbst als Roma bezeichnen, wäre das Wort „Roma“ für alle Betroffenen zulässig. Vor allem im südosteuropäischen Raum werden dadurch aber die Gruppen der Sinti, Manuš, Xoraxan, Bajeschi, Rudari, etc. unter einem für sie nicht zutreffenden Ethnonym bezeichnet. „Roma“ stellt in diesem Fall vermehrt eine Fremdbezeichnung dar und dient der Schwächung ihrer Selbstbezeichnung und dadurch ihres Identitätsmerkmals (vgl. Kahl 2011).
[8] „Der Begriff wird […] für jede Form von Gruppensprachen genutzt, die teils absichtlich von der Standardsprache abweicht, um eine Art Geheimsprache zu ermöglichen. Das führt zum Teil dazu, dass Begriffe häufiger neu geprägt werden, wenn Wörter in die Umgangssprache Einzug halten (Wikipedia 5, 2014).
[9] „Das Wort „Homophobie“ wurde in den 1920ern für kurze Zeit in der gemischten lateinisch/griechischen Zusammensetzung als „Angst vor dem Mann“ (Homo – lat. „Mann“; phóbos – gr. „Angst“) verwendet. Der Soziologe und Männerforscher Michael Kimmel verwendete es in dieser Zusammensetzung im Jahre 1997 und meinte damit die aktuelle ultimative Angst von Männern vor anderen Männern, dass sie ihn als zu wenig maskulin bloßstellen würden“ (Wikipedia 6, 2014).
[10] Dicţionarul limbii romîne moderne, 1958.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Erstausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783958206571
- ISBN (Paperback)
- 9783958201576
- Dateigröße
- 1.8 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Wien
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Note
- 2
- Schlagworte
- Rumänien Sprachwissenschaft Dilema Veche Adevarul Umwelt