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Themengestaltung und Erzählformen der Exilliteratur am Beispiel von Stefan Zweigs ‚Schachnovelle‘ (1943) und Anna Seghers‘ ‚Der Ausflug der toten Mädchen‘ (1946)

©2014 Bachelorarbeit 45 Seiten

Zusammenfassung

Durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Leben einer ganzen Generation mehr als nur auf den Kopf gestellt: Tod, Krieg, Einsamkeit und Exil sind Thematiken, mit denen sich auch die Autoren dieser Zeit auseinandersetzen mussten. Stefan Zweig und Anna Seghers, zwei deutschsprachige jüdische Schriftsteller, sind Teil dieser Generation ‚Sklaven des Nichts‘. Sie wurden mit dem Antisemitismus des Dritten Reiches konfrontiert und sahen sich dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und ins Exil zu gehen.
Stellvertretend für eine ganze Generation von Autoren, denen es ähnlich ergangen ist und dank denen es die Exilliteratur als solche gibt, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Aufbau und den Thematiken der ‚Schachnovelle‘ und des ‚Ausflugs der toten Mädchen‘. Was versteht man unter dem Begriff der ‚Exilliteratur‘ und inwiefern kann man die oben genannten Texte als solche bezeichnen? Was bedeutet es für einen Autor, unter der Bedingung der Isolation und des Exils zu schreiben? Waren die Veröffentlichungsmöglichkeiten dieselben, wurde die Publikation durch das Asyl erschwert oder gar erleichtert?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Forschungslage

1.1 Exilliteratur

Genau bestimmt sind die Eckdaten der „Deutschen Exilliteratur“ bis heute nicht, allgemein anerkannt ist aber die Zeit zwischen 1933 und 1945. Der Exodus hat mit dem Reichstagsbrand am 27.2.1933 und den Judenverfolgungen begonnen.

Der Zusammenhang zwischen der „Deutschen Exilliteratur“ und dem Nationalsozialismus in Deutschland ist damit als eine für das Verständnis der Epoche als eines Stücks Literaturgeschichte maßgebliche Voraussetzung. „Deutsche Exilliteratur“ meint jene deutschsprachige Literatur, deren Autoren und in der Regel auch Verleger angesichts der nationalsozialistischen Regierung den Entschluβ faβten, Deutschland zu verlassen und einen Wohnsitz außerhalb des Machtbereichs ihres Heimatlandes zu wählen.[1]

Anders als andere Epochen, wird Exilliteratur nicht durch einen besonderen Schreibstil oder ein philosophisch-ideologisches Gedankengut, das vermittelt wird, definiert, sondern durch ein Zusammenspiel von Literatur und Zeitgeschichte. Es ist allerdings so, dass weder die Datierung noch die Beschreibung des Inhalts oder die Charakterisierung allgemein unumstritten sind.[2]

Exilliterarische Werke prangern oft an, sind politisch und apologetisch. Es handelt sich oft um Aufrufe, Warnungen, Anklageschriften, Analysen oder Dokumentationen zu den Vorgängen in Deutschland.

Zentren der Exilliteratur während des Zweiten Weltkrieges waren unter anderem Paris, Amsterdam, USA, Mexiko und Argentinien.[3]

Die einzige Botschaft, die wohl alle Werke der Exilliteratur vermitteln, ist die Ablehnung Hitlers. Laut Erich Stern gibt es vier verschiedene Arten von deutschen Emigranten: „den egozentristisch Isolierten, den heiter Resignierten, den Hasser und den Schmarotzer“.[4] [5]

„Der Verlust des alten und Kampf um einen neuen Lebensraum sind jedenfalls allgemein verbindliche Merkmale des Exils überhaupt.“[6] Weitere immer wieder aufgegriffene Typologien der Exilliteratur sind nach Werner Vordtriede das Heimweh, Krankheit und Tod aber auch der Wunsch nach der eigenen Kultur im Exil.[7]

Manche Autoren sahen im Exil die Pflicht zur weiteren Politisierung der Literatur: Entlarvung des Skandals Faschismus, Kritik seiner Ursachen und Folgen, moralische Aufrüstung des verbliebenen Widerstandsgeistes bestimmen ihr Programm. Bürgerlich-konservative Exilanten sehen sich eher einem „Zwang zur Politik“ […] ausgesetzt, den sie jedoch als notwendig akzeptieren[…].[8]

Feuchtwanger beschreibt die Exilliteratur als ein „Sicheinschlieβen in die tote Vergangenheit“ und „Sichabsperren von dem wirklichen Leben ringsum“, das die künstlerische Wirkungsmöglichkeiten stark einschränke.[9]

Diese Aussage sei aber mit Vorsicht zu genießen, da es nicht immer vollständig auf alle betroffenen Autoren zutrifft; der Kern der Aussage aber, nämlich dass die Schreibenden in einem Art Nichts hängen, das sich zwischen Abgrenzung und Anpassung bewegt, jedoch nirgendwo ihren Platz finden.

Das Nichtgelingen totaler Assimilation oder aber Isolation und die daraus resultierende Spannung zwischen Erinnerung an eine Heimat, die es in der erinnerten Form nicht mehr gibt und das Fuβfassen in einem Gastland, das erst innerlich erarbeitet werden muβ, ist eines der wenigen wesensbestimmenden Merkmale der Exilsituation […][10]

Ein weiterer Schwerpunkt der Exilliteratur ist der der Sinngebung des Emigrantendaseins. Den gesammelten Erfahrungen sollen Konsequenzen folgen: sei es der allgemeine Niedergang oder die Rückkehr und Restauration zum Alten. Die Widersprüchlichkeit der eigenen Generation soll zum einen aufgezeigt und teilweise angeprangert werden aber auch der persönliche Werdegang unter dem Faktor Krieg und Exil wird analysiert.[11]

Auch der Sprachstil ist sehr facettenreich: in der Exilliteratur finden sich sowohl Sprachreduktionen, als auch –erweiterungen, das Genregebiet reicht von romantisch bis hin zu realistisch.

Festhalten lässt sich, dass es in diesem Genre der Literatur zwar verschiedene eindeutige Strömungen und Tendenzen gibt, man allerdings kein festes Regelwerk zur Bestimmung von Exilliteratur festmachen kann. Einzig allgemeingültige Aussage zu dieser Stilrichtung ist wohl nur die, dass Exilliteratur im Exil verfasst wurde und die Verfasser die Bindung zu ihrer eigentlichen Heimat nicht gänzlich aufgeben gewollt oder gekonnt haben.

1.2 Erzählen unter der Bedingung des Exils

Schriftstellerei im Exil stöβt, was die Umsetzung und Publikationsmöglichkeiten anbelangt, auf Schwierigkeiten, aber auch die geistige Verfassung des Autors trägt mit zu den Schwierigkeiten bei. Alexander Stephan hat sich in seinem Werk Die deutsche Exilliteratur 1933-1945 unter anderem mit diesem Thema befasst. Dieser Punkt der Arbeit stützt sich auf die im oben genannten Buch vertretenen Ideen.[12]

Bereits das Auswandern an sich bereitete mehr Schwierigkeiten als von so manch einem anfänglich geglaubt: die Vertriebenen verlieβen ihr Heimatland oft ohne sich vorher um Visa, Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigungen zu kümmern und hofften auf die Gutmütigkeit der Gastländer.

Die Notwendigkeit, sich und seine Familie auf die neuen Lebensverhältnisse umzustellen, die Auswirkungen eines oft schwer definierbaren Kulturschocks und die Folgen der Trennung vom gewohnten Anschauungsmaterial und den Quellen für die literarische Arbeit – all das waren Probleme, die erst im Laufe der Jahre in den Vordergrund der Exilantenbiographien treten sollten.[13]

Die Betroffenen standen oft mit Nichts im Ausland und wussten nicht, wie sie aus ihrer Situation entkommen konnten: um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, mussten sie eine Aufenthaltsgenehmigung vorweisen, welche man wiederrum nur erlangen konnte, wenn man gültige deutsche Ausweispapiere besaβ, was aber seit der Veröffentlichung der Ausbürgerungslisten nicht mehr der Fall war. Auch die etwaige Tätigkeit in Exilunternehmen war nur ein Wehrmutstropfen,

weder die Honorare der Exilzeitschriften und die Tantiemen aus den spärlichen Theateraufführungen, noch die Einkünfte aus den Büchern, an denen man oft jahrelang unter Aufbietung aller Kräfte gearbeitet hatte, noch die Vergütung für einen Aufsatz oder eine Kritik, die man meist illegal in einem Blatt der Landespresse unterbrachte, reichten für längere Zeit aus.[14]

Stefan Zweig, selbst nicht von Geldnot betroffen, hat sich stark für die Unterstützung seiner Kollegen eingesetzt. Zusammen mit Erich Maria Remarque oder Emil Ludwig verteilten sie groβe Geldsummen zum Beispiel in Form von Arbeitsstipendien.

Bereits 1928 schloss Seghers sich der KPD an und wurde ein aktives Mitglied. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten verhaftet, was sie dazu bewog, nach ihrer Freilassung erst nach Frankreich zu fliehen, und 1934 von dort nach Österreich zu immigrieren. Von Frankreich aus beteiligte sie sich an einem wesentlichen Teil der antifaschistischen Aktionen, wie etwa die Herstellung und das gefährliche Schmuggeln von Handzetteln, Zeitschriften und Büchern nach Deutschland.[15] 1940 siedelte sie in die kommunistische Kolonie nach Mexiko über, wo sie führendes Mitglied des Heinrich-Heine-Clubs wurde. Anna Seghers stieβ in Mexiko zwar auch auf politische und kulturelle Probleme, konnte arbeits- und aufenthaltsrechtliche Probleme jedoch durch die Möglichkeit des Bestechens umgehen. Zwar erscheint Mexiko auf den ersten Blick als relativ unattraktives Auswanderungsziel, jedoch ist es so, dass die Einwanderungspolitik, zumindest bis 1942, äuβerst liberal war: nicht nur Masseneinwanderungen von Juden, sondern auch, die nicht besonders beliebten Kommunisten waren hier willkommen. Mexiko sollte später tatsächlich nach der Sowjetunion zum zweiten Exilzentrum der KPD werden.

Auch die Publikationsmöglichkeiten schwanden; so verlegten deutsche Verlage keine Bücher der Exilanten mehr und mit Kriegsausbruch erlosch auch die Tätigkeit der europäischen Exilverlage fast ganz.

Nachdem Stefan Zweig seine Werke nicht mehr im deutschen Insel Verlag publizieren konnte, tat er es, im englischen Exil lebend, für den Reichner-Verlag in Wien. Nach der Anschlieβung Österreichs an Deutschland lieβ er seine Texte in Schweden drucken und sicherte so ihren Fortbestand.

In Mexiko gründete 1942 ein Kollektiv aus überwiegend kommunistischen Autoren das Editorial El libro libre; in diesem zwischen 1942 und 1945 erfolgreichsten deutschsprachigen Exilverlag erschienen auch Werke, wie etwa Anna Seghers‘ Das siebte Kreuz. Allerdings verlief auch in diesem Verlag nicht alles reibungslos: die finanziellen Mittel waren bei der Gründung äuβerst spärlich und so waren auch die technischen Voraussetzungen für den Druck alles andere als optimal. Hinzu kam, dass Mexiko weit entfernt von allen literarischen Exilzentren lag, was die Beschaffung von Manuskripten zusätzlich erschwerte.

Aber nicht nur die Beschaffung von Arbeitsgenehmigungen und Veröffentlichung der Bücher war ein Problem. Ein Aspekt des Exils, unter dem auch Zweig zu leiden hatte, war der Kulturschock: die fremden Lebensverhältnisse und kulturellen Ansprüche wirkten sich nicht nur auf sein Gemüt und seinen Lebenswillen aus: viele emigrierte Schriftsteller kämpften mit dem psychischen Druck des Auswanderns. Stephan schreibt hierzu:

Die Spannweite der Reaktionen auf die äuβere Belastung durch das Exil reicht also von einem Extrem ins andere: von der überraschend groβen Zahl derer, die wie Paul Zech, Bertolt Brecht, Stefan Zweig und Hermann Broch schon vor 1933 mehr oder weniger bewuβt in einer Art geistigem Exil gelebt hatten, bis hin zu jenen, für die eine konkrete politische Betätigung den Aufenthalt an jedem Ort der Welt sinnvoll werden lieβ; von solchen die aus Übersee gebannt auf Deutschland starrten […] bis hin zu Arnold Zweig und Martin Buber, die i ihrem Gastland Palästina als Exilanten statt Immigranten erneut das Dasein von Ausgestoβenen fristeten.[16]

Das Exil wurde von vielen nicht als Rettung, sondern als Strafe und Qual empfunden. Sie fühlten sich entwurzelt und nirgendwo zugehörig: in Deutschland waren sie nicht mehr erwünscht, im Ausland fühlten sie sich fehl am Platz. So bekannte Zweig: „Jede Form von Emigration verursacht an sich schon unvermeidlicherweise eine Art von Gleichgewichtsstörung.“[17]

Besonders der Freitod des Stefan Zweig schlug hohe Wellen: Schriftstellerkollegen machten ihm teils Vorwürfe, dass er kapitulierte und den gemeinsamen Feind nicht genug hasste, um weiterzumachen.

Es sei allerdings betont, dass es keinen typischen Werdegang der Exilanten gibt; während die Fremde bei manchen den Zerfallsprozess, welcher bereits 1933 begonnen hatte, nur beschleunigte, waren andere, wie etwa Thomas Mann, der Meinung, sie könnten ihr Leben trotz Exil und Nationalsozialismus weiterführen wie bisher.

In der Themengestaltung fällt auf, dass viele deutsch-jüdische Schriftsteller eine Art neues, klassizistisches Formbewusstsein entwickelten. „Eine Fluchtwelle zurück in historische und vorwärts in politische Themen sprang auf. Die Autobiographie erlebte einen Boom.“[18]

Diese Tendenz ist auch bei Zweig und Seghers klar erkennbar, schaut man sich ihre Bibliographie an:

Marie Antoinette. The Portrait of an Average Woman (1932), Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam (1934), Maria Stuart (1935) oder Die Welt von Gestern . Erinnerungen eines Europäers (1942) sind nur einige Beispiele für diese Tendenz bei Stefan Zweig. Aber auch Anna Seghers ist Teil dieses Stroms, durch ihr politisches Engagement und Werke, wie etwa Der Kopflohn (1933), Der Weg durch den Februar (1935) oder Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431 (1936). Auch die Schachnovelle und Der Ausflug der toten Mädchen passen durch die Autobiographischen und politisch anprangernden Elemente zu dieser Beschreibung Stephans.

Wer sich, wie Joseph Roth, Stefan Zweig, Robert Musil und Hermann Broch schon vor 1933 vorwiegend mit einer längst untergegangenen oder untergehenden Welt bzw. mit allgemeinmenschlichen Problemen auseinandergesetzt hatte, dem vermochte das Exil nur selten neue Themen aufzuzwingen. Höchstens, daβ Stefan Zweig seinen Plan für eine Balzac-Biographie nach der Flucht aus Frankreich wegen der verlorenen Quellen fallenlieβ […]. [Gesteht] Stefan Zweig in der Schachnovelle dem Exilthema doch einmal Raum zu, scheinen Anlaβ und Absicht zudem eher vertauscht: vor die Erhellung des gegenwärtigen Zustandes durch das historische oder psychologische Beispiel schiebt sich die Veranschaulichung des typischen Falls durch Selbsterlebtes und eben Geschehenes.[19]

Auffallend ist zudem, dass die neue Inspirationsquelle, nämlich die der Gegenwartsthemen im Exil weitgehend unangetastet blieben; was erst auf den zweiten Blick einleuchtend ist. Zum einen waren die deutschsprachigen Exilanten zu sehr auf ihre Heimat fokussiert, zum anderen war es nicht selten, dass die Asylorte häufig wechselten, sich die Gelegenheit also gar nicht erst bot, sich mit der neuen Kultur und Umwelt zu befassen. Ein weiteres Problem betraf die älteren Schriftsteller: sie waren zu unflexibel, um sich neuen Themengebieten zu öffnen. Auch die potentielle Leserschaft schien dieser mögliche Aspekt der Exilliteratur wenig anzusprechen. Auch der Kontakt zu den einheimischen Autoren wurde etwa von Stefan Zweig eher gemieden.

Obwohl sich etwa Seghers, vielmehr aber Zweig, in den jeweils in dieser Arbeit behandelten Werken nicht direkt mit dem Asyl befassen, so verarbeiten sie dieses doch indirekt: „Im Vordergrund standen dabei Fluchterlebnisse, persönliche und literarische Begegnungen, das materielle Elend des Exillebens, die politischen Auseinandersetzungen, Einsamkeit und die Sehnsucht nach der Heimat.“[20]

Bezogen auf die Schachnovelle trifft dieses Zitat von Stephan klar auf die erwähnte Flucht des Dr. B., gleichzeitig aber auch auf seine, wenn auch indirekte, Resistenz gegen das Regime und die Einsamkeit in der Isolationshaft zu. Die angeführten Thesen lassen sich auch anhand vom Ausflug der toten Mädchen belegen: die persönlichen Begegnungen, welche in dem Panorama der deutschen Gesellschaft, das schlussendlich mithilfe der Klassenkameradinnen der Protagonistin gezeichnet wird, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Erfahrungen der Autorin zurückzuführen. Klar thematisiert wird durch den Tod der Figuren auch die empfundene Einsamkeit, gleichzeitig aber auch die Sehnsucht nach der Heimat, auch wenn klar ist, dass diese längst nicht mehr so ist, wie im Rückblick dargestellt.

Als leicht empfunden hat letztendlich wohl keiner der Autoren seine Arbeit im Exil. Es wurde oft gleichgestellt mit Verstummung, mangelndem Interesse seitens der Leserschaft, Isolation und letztlich dem psychischen und physischen, selbst- und gleichzeitig fremdverschuldeten Tod. All das passierte ungeachtet ihres eventuellen Erfolges, ihrer Themen, seien sie politisch, historisch oder autobiographisch. Fakt ist, dass nur die wenigsten aus ihrem Heimatland vertriebenen Schriftsteller die Kriegszeit bis 1945 überlebten.

1.3 Stellenwert der beiden Texte innerhalb des Forschungsgebietes

Sowohl Zweig als auch Seghers Werke prangern ganz klar die politischen und sozialen Umstände Deutschlands und Österreichs unter dem Nazi-Regime an.

Zweig geht auf die psychische Tortur an unter der die Figur des Dr. B zu monatelang zu leiden hat. Er stellt ein vernünftiges menschliches Wesen einem rational nicht begreifbaren Regime und einem zumindest menschlich versagendem Schachspieler entgegen. Er warnt nicht nur vor der Entmenschlichung, die seine Figur im Exil fast zu Grunde gehen lässt, sondern prangert sie an, indem er Czentovic fast schon lächerlich macht. Zuletzt klagt er durch seine Dokumentation der Gefangenschaft und der Verhöre im Hotel Metropol die Vorgehensweisen der Nationalsozialisten an.

Die politische Haltung des Autors geht ganz klar aus der Novelle hervor. Stefan Zweig wäre laut Sterns Typenkategorien wohl eher als egozentristisch isolierte Person anzusehen, da er im Exil sitzt und durch seine Depressionen in Verbindung mit dem ungeheuren Druck des Kriegs nicht mit der Situation zurecht kommt. Er rettet sich indem er den Freitod wählt, denkt aber nicht an seine soziale Rolle und Wichtigkeit, die er sich bereits vor seinem Exil aufgebaut hat.

Dr. B hat sein gesamtes altes Leben verloren: der einst angesehene Geschäftsmann findet sich in Isolationshaft wieder und erkämpft sich seinen neuen Lebensraum dadurch, dass er nicht an Einsamkeit stirbt oder in den Verhören zusammenbricht. Sein „neuer Lebensraum“[21] ist zum einen das Schachspiel, das für ihn Segen und Verdammung zugleich bedeutet, zum anderen die Befreiung aus der Haft, hervorgerufen durch das „Schachfieber“. Letzteres fällt unter die Kategorie von Krankheit und Tod von Vortriede.

Die Schiffsmetaphorik, auf die an anderer Stelle noch einmal eingegangen wird, unterstreicht das Nicht-Ankommen, zwischen Isolation und Assimilation.

Ernst Bloch hat die oben erwähnten assimilierten beziehungsweise isolierten Typen von Autoren fast schon stilisiert: „auf den Typus, der den Deutschlandhaβ bis zum Selbsthaβ getrieben hat und die Vollassimilation wohl nicht erreicht, so doch anstrebt und auf den zweiten Typus, der sein[22] „altes sein und Bewuβtsein behalten“ will, „als wäre mit der Einreise in die U.S.A. nichts geschehen.“[23]

Czentovic ist sehr klar ein Beispiel für den Ignoranten, welcher überall gleich funktioniert und welcher wohl kaum Unterschiede zwischen New York und Buenos Aires merken wird, solange es an beiden Orten Schachbretter gibt.

Dr. B hingegen wird es wohl immer unmöglich bleiben sich komplett irgendwo zu integrieren, da er durch seine unfreiwillige Isolation unter einer gewissen Spannung steht, die durch Impulse, wie etwa das Schachspielen immer wieder aufgerufen wird. Rein äußerlich ist er ein, zwar schnell gealterter, aber normaler Mann, seine seelischen Narben entstammen aber ganz eindeutig dem Krieg und dem Exil und haben aus ihm erst die Figur gemacht, die er ist.

Czentovic steht stellvertretend für eine ganze Generation, deren Verhalten oft logisch aber nicht menschlich nachvollziehbar ist. Er ist en gefühlskalter Automat, der von vielen Interpreten als Personifizierung des Faschismus angesehen wird. Er mag eine Koryphäe auf dem Gebiet des Schachs sein, ist aber menschlich unterentwickelt und zeichnet sich nur durch negative Charaktereigenschaften, wie etwa seine Arroganz, aus. Im Dritten Reich gab es ganz gewiss viele Intellektuelle, welche schulisch gebildet waren, trotzdem menschlich und emotional so verkümmert waren, dass sie sich dem Hitler-Regime anschlossen.

Die Schachnovelle zeichnet sich im Großen und Ganzen wohl eher durch Sprachreduktion aus. Czentovic redet kaum, während Dr. B auf realistische Art und Weise darstellt, wie die Monate in Gefangenschaft für ihn waren und was sie mit ihm gemacht haben.

Seghers‘ Erzählung prangert die politische Situation und ihre Folgen auch an, dies geschieht allerdings im Gegensatz zu Zweig nicht durch Konzentration auf einige wenige Charaktere, sondern durch eine Art von ihr erstellte Panorama.

Die Autorin zeigt, was der Nationalsozialismus aus den Leuten gemacht hat: Freundschaften werden durch Verrat zerstört, Resistenzler werden umgebracht, Mitläufer verlieren ihre Ehre und treiben andere vor Scham in den Tod. Nora wird zur Leiterin der Nationalsozialistischen Frauenschaft, Marianne verliert ihren Verlobten Otto, welcher im Ersten Weltkrieg fällt, und heiratet Gustav Liebig, ein engagiertes SS- und SA-Mitglied. Seghers klagt auch indirekt den Ersten Weltkrieg an: hätte dieser nicht stattgefunden, wäre ihr Verlobter dort nicht gefallen; sie hätte Liebig nie geheiratet und somit ihre ehemals beste Freundin nicht an die Gestapo ausgeliefert. Die als so paradiesisch beschriebene Rheinlandschaft wird zerstört; nichts bleibt, wie es ist.

Anna Seghers und mit ihr die Erzählerin Netty, welche starke autobiographische Züge trägt, lässt sich nicht eindeutig in Sterns Raster einfügen. Zum einen ist sie durch das Exil isoliert; das Wissen, über das sie allerdings verfügt (alle einzelnen Schicksale der mittlerweile „toten Mädchen“ und deren Partner sind ihr bekannt), macht sie doch nicht zu einer Außenseiterin. Gleichzeitig wird sie dadurch, dass sie als Einzige nicht das Schicksal ihrer Klassenkameradinnen teilt, wiederrum isoliert: sie hat überlebt.

Auf der anderen Seite hasst sie das Exil; dies bemerkt man auch ohne dass sie es ausdrücklich schreibt. Allein ihre Beschreibung Mexikos mit seinen Bäumen, die „eher zu brennen als zu blühen“[24] scheinen, zeigt ihr Unwohlsein in dieser Umgebung.

Strelkas Aussage über das Verlieren des Altbekannten und das Kämpfen um einen neuen Platz treffen vollkommen auf den Ausflug der toten Mädchen zu. Die ganze Erzählung hat eigentlich nur den Verlust zum Thema, seien es Freunde, Familie oder die Heimat. Zwar kämpft Netty nicht um einen neuen Lebensraum, sondern eher mit ihm, da sie ihren Wunsch nach der eigenen Kultur in der Fremde nicht ausleben kann. Auch die beiden anderen von Vortriede angeführten Aspekte, nämlich Tod und Krankheit werden zur Genüge thematisiert: sei es direkt durch das Mitteilen der „Todesursache“[25] oder durch das Beschreiben der unnatürlich schnell alternden Figuren:

Nicht nur das Haar der Lehrerin,[…], auch das Haar der Schülerin Sophie,[…],sollte über und über weiβ sein, als sie zusammen im vollgepferchten plombierten Waggon von den Nazis nach Polen deportiert wurden. Sophie war sogar völlig verhutzelt und veraltert, als sie in den Armen von Fräulein Sichel wie eine gleichaltrige Schwester überraschend abstarb.[26]

Durch das paradiesische Beschreiben der Rheinlandschaft betreibt Seghers nichts anderes als das von Feuchtwanger beschriebene „Sicheinschlieβen in die tote Vergangenheit“[27]. Es gelingt sowohl der Autorin als auch Netty nicht loszulassen, sie sind nicht assimiliert in ihrer neuen Umgebung und sind gedanklich noch immer an einem Ort, den es mittlerweile so nicht mehr gibt. So können sie nicht im Gastland ankommen, und stehen unter einer permanenten Spannung zwischen imaginärer und echter Welt.

Die Erzählerin versucht durch das Aufschreiben des Ausflugs die alte, heile Welt festzuhalten und zum alten zurückzukehren obschon sie sich bewusst ist, dass dies nicht möglich sein wird.

Seghers Schreibstil ist eine Mischung aus realistisch und romantisch. Zum einen beschreibt sie sehr graphisch, wie ihre Altersgenossen und die Lehrer zu Tode kommen, zum anderen sind ihre Beschreibungen des Dekors in Deutschland während dem Ausflug mit positiven Konnotationen, wie mit Ornamenten, ausgeschmückt.

2. Zu den Texten

2.1 Schachnovelle

Sein literarischer Ruhm reichte bis in die letzten Winkel der Erde – ein merkwürdiges Vorkommnis bei der geringen Popularität, deren sonst deutsches Schrifttum im Vergleich mit französischem und englischem sich erfreut. Vielleicht ist seit den Tagen des Erasmus…kein Schriftsteller mehr so berühmt gewesen wie Stefan Zweig.[28]

Zweigs anfänglicher Optimismus, durch Redekraft etwas in der Politik zu verändern, wich in den 20er und 30er Jahren einem Ohnmachtsgefühl, das ihn in Depressionen verfallen ließ. Er wollte als moralische Instanz gelten und verwies deswegen in seinen Werken oft auf die Vergangenheit und das Altertum, um dem Leser die Gegenwart vor Augen zu führen.

Als die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten 1933 stattfindet, exiliert Zweig nach London, wo er an seinen persönlichen Tiefpunkt ankommt. Er muss schmerzlich feststellen, dass er nicht, wie sein Vorbild, Erasmus von Rotterdam, „ein Mann der Mitte“ sein kann, sondern klar Farbe bekennen muss.[29]

[D]er große humanistische Traum von der Auflösung der Gegensätze im Geiste der Gerechtigkeit, die ersehnte Vereinigung der Nationen im Zeichen gemeinsamer Kultur ist Utopie geblieben, unerfüllt und vielleicht nie erfüllbar innerhalb unserer Wirklichkeit.[30]

Am 22. Februar 1942 wählt er zusammen mit seiner Frau Lotte Zweig den Freitod als Flucht vor seinen immer stärker werdenden Depressionen.[31]

Die Schachnovelle ist das letzte Werk, das Stefan Zweig verfasst hat; kurz vor seinem Selbstmord brachte er es noch eigenhändig zur Post. Eine Besonderheit des Textes ist die Einfühlsamkeit und die detailgetreue Beschreibung der Charaktere; der Autor zeichnet ein wahres Psychogramm seiner Figuren. Veröffentlicht wurde sie zunächst in Buenos Aires, 1942 dann auch im Stockholmer Emigrantenverlag Bermann Fischer.[32]

Dr. B. trägt klare autobiografische Züge Zweigs und die Beschreibung des Einbruchs des Nationalsozialismus in die althergebrachte, traditionelle und kulturträchtige Geschichte Österreichs zeigt, wie schlimm das Exil für den Autor gewesen sein muss.

Das Schachspiel nimmt eine zentrale Rolle in dem Werk ein, da es Rettung und zugleich Niedergang bedeutet: zuerst bewahrt es den Inhaftierten davor den Verstand zu verlieren, später jedoch raubt es ihm fast zweimal Letzteren.[33]

Ersterscheinung des Werkes war der 7. Dezember 1942; hierbei handelte es sich um eine limitierte Auflage. Erst ein Jahr später verlegte der schwedische Exilverlag von Gottfried Bermann die Schachnovelle.[34]

Verfasst wurde die Novelle zwischen 1938 und 1941 im brasilianischen Exil, allerdings gab es bis 2013 keine gesicherte Fassung, da er drei Typoskripte versandte. Sie waren für zwei Verleger in New York und einen Übersetzer in Buenos Aires vorgesehen, da das Werk in Amerika, Deutschland und Argentinien veröffentlicht werden sollte. Ein viertes Typoskript, das von einem Freund überlesen und „verbessert“ wurde, wurde als das Richtige angesehen.[35]

Da er von Stefan Zweig aufgefordert war, die «Schachnovelle» durchzusehen, ging Wittkowski nun davon aus, dass seine besondere Einrichtung dieses Textes auch für die Ausgaben in den anderen Sprachen als verbindlich gelten würde. Das war aber nicht der Fall.[36]

Erst 2013 kam eine kommentierte und auf einer gesicherten Textbasis beruhende Edition der Schachnovelle heraus.[37]

2.2 Der Ausflug der toten Mädchen

„Die Erlebnisse und die Anschauungen eines Schriftstellers, glaube ich, werden am allerklarsten aus seinem Werk, auch ohne spezielle Biographie.“[38]

Anna Seghers war zeitlebens eher als zurückhaltend, was ihre Biographie anging, bekannt.

Als Tochter eines Kunst- und Antiquitätenhändlers kam sie schon früh mit klassischer deutscher Literatur in Kontakt. Später entdeckt sie ihre Passion für die Werke Dostojewskijs, welche ungebändigter und leidenschaftlicher sind als die klassische bürgerliche Literatur.[39]

Diese Sentimentalität und die detailgetreue Wiedergabe der Landschaft und der Figuren, welche wohl mit ihrem Studium der Kunstgeschichte in Verbindung gebracht werden kann, finden sich auch im Ausflug der toten Mädchen wieder. Die Erzählung baut sozusagen auf Sinneseindrücken auf, wobei der Schwerpunkt auf der Optik liegt; egal ob die Frisuren der Mädchen oder die Landschaft, alles wird genauestens beschrieben, als handele es sich um ein Gemälde.

Das Pseudonym „Seghers“ legte sie sich zu nachdem sie während ihres Studiums auf einen Künstler namens Hercules Seghers stieß, welcher ein Zeitgenosse Rembrandts war und der jungen Frau wohl durch sein trauriges Schicksal im Gedächtnis blieb.[40]

Der Ausflug der toten Mädchen wurde zwischen 1943 und 1944 im mexikanischen Exil von Anna Seghers verfasst und erschien kurz nach Kriegsende, 1946 im Aurora Verlag in New York.[41]

Auch zwischen Netty und der Autorin gibt es außer dem Namen viele Gemeinsamkeiten. Beide haben sie durch den Krieg Freunde, Familie und Heimat verloren und kämpfen mit den Konsequenzen.

Der Ausflug der toten Mädchen [ist] am angemessensten wohl als ein Requiem auf verlorene Freundschaften, verlorenes Leben und eine verlorene Heimat zu lesen, dessen durchdringende Trauer nur durch die Intensität der Erinnerungsbilder gemildert wird, die eine große Künstlerin mit wenigen Strichen und Farben geschaffen hat.[42]

[...]


[1] Feilchenfeldt, Konrad: Deutsche Exilliteratur 1933-1945, S. 10.

[2] Vgl. Ebd., S. 12f.

[3] Vgl. „Seghers Anna“. J.B. Metzler: Literatur Lexikon, S. 716 ff.

[4] Vgl. Strelka, Joseph P.: Exilliteratur, S. 14f.

[5] Vgl. Stern, Eric: Die Emigration als psychologisches Problem, S. 72-88.

[6] Strelka. (Anm. 5), S. 16.

[7] Vgl. Vortriede, Werner: Vorläufige Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur, S. 564.

[8] Spies, Bernhard. Exilliteratur, S. 537ff.

[9] Zitat aus zweiter Hand, nach Strelka (Anm. 5), S. 19.

[10] Ebd., S. 22.

[11] Spies. (Anm. 9).

[12] Stephan, Alexander: Die deutsche Exilliteratur 1933-1946, S. 45-51, 83-163.

[13] Ebd., S.45.

[14] Ebd., S.48.

[15] Vgl. Roggausch, Werner: Das Exilwerk der Anna Seghers 1933-1945.

[16] Ebd., S.50.

[17] Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern, S. 466f.

[18] Stephan. (Anm. 13), S. 140.

[19] Ebd., S. 144.

[20] Ebd., S. 163.

[21] Vgl. Strelka. (Anm. 5).

[22] Ebd., S. 20.

[23] Zitat aus zweiter Hand, nach Strelka (Anm. 5), S. 21.

[24] Seghers, Anna: Der Ausflug der toten Mädchen, S. 5.

[25] Die eigentlich immer dieselbe ist, nur der Auslöser variiert.

[26] Seghers, Anna (Anm. 25), S.21.

[28] Mann, Thomas: Stefan Zweig, S. 187f.

[29] Vgl. „Stefan Zweig“. J.B. Metzler Literaturlexikon, S. 858f.

[30] Zweig, Stefan: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam, Kap. 12.

[31] Vgl. Müller, S.140f.

[32] Vgl. Heizmann: Interpretationen, S. 77

[33] Vgl. Ebd., S.1ff.

[34] Rehder, Elke: Stefan Zweig.

[35] Vgl. Renoldner, Klemens: Endlich im Original zu Lesen.

[36] Ebd.

[37] Ebd.

[38] Bock, Sigrid: Anna Seghers: Über Kunstwerk und Wirklichkeit. Bd. 2, S. 36.

[39] Vgl. Sauer, Klaus: Anna Seghers, S. 18-20.

[40] Vgl. Albrecht, Friedrich: Originaleindruck Hercules Seghers, S. 29ff.

[41] „Seghers, Anna – Der Ausflug der toten Mädchen“. Munzinger Online.

[42] Ebd.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783958206915
ISBN (Paperback)
9783958201910
Dateigröße
721 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Université du Luxembourg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Exilliteratur Stefan Zweig Anna Seghers Zweiter Weltkrieg Schachnovelle

Autor

Claudine Massard wurde 1991 in Luxemburg geboren. Nach ihrem Abitur im Jahr 2010 hat sie Germanistik studiert. Schon während des Gymnasiums entschloss Massard sich dazu, den Schwerpunkt ihrer Ausbildung auf Sprachen zu legen. Im Alter von nur 19 Jahren konnte sie bereits fünf Sprachen fließend sprechen und schreiben. Themen wie etwa der Zweite Weltkrieg oder aber die Philologie an sich liegen der jungen Autorin besonders am Herzen, was in vielen ihrer Arbeiten auffällt.
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