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Das Marionettenmotiv in den "Nachtwachen" von Bonaventura

©2011 Magisterarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

Als das Werk „Nachtwachen“ 1804 mit dem unbekannten Autor unter Pseudonym Bonaventura erschien, bestand die Gefahr, dass dieses Werk unentdeckt bleiben könnte, da der Verlag meist die Werke von Trivialautoren veröffentlichte. Alleine der Leseneugier Jean Pauls verdanken wir, dass die Nachtwachen nicht als triviales Werk abgestempelt wurden. In einem Brief an seinen Freund Thierot fordert Jean Paul ihn auf, die Nachtwachen von Bonaventura zu lesen: „Es ist eine treffliche Nachahmung meines Giannozzo, doch mit vielen Reminiszenzen und Lizenzen zugleich.“ Somit gelangte das Werk zu den gehobenen Lesekreisen und begeisterte viele große Geister des 19. Jahrhunderts, die es als eines der genialsten Dichtwerke der Romantik einstuften. Mehr noch, die Nachtwachen sind mit ihren Themen und Motiven so modern, dass die Begeisterung des Werkes bis heute anhält. Dies beweist auch die hohe Zahl der Neuauflagen.
Nun, da „Nachtwachen“ so große Begeisterung unter den Zeitgenossen fand, war die Neugier groß, wer sich hinter dem Pseudonym Bonaventura versteckte. Die Suche nach dem wahren Autor hat viele Jahre in Anspruch genommen. Das Rätsel wurde endlich durch einen Zufall gegen Ende des 20. Jahrhunderts gelöst. Der meistgesuchte Autor der deutschen Literaturgeschichte ist der Braunschweiger August Klingemann (1777-1831), der als Theaterdirektor gearbeitet und „Faust“ erstaufgeführt hat.
Seine Vorliebe fürs Theater spürt man auch in den Nachtwachen. Es sind hier zahlreiche Themen und Motive aus der Theaterwelt mit den Leitfiguren wie Don Juan, Ahasver, Ödipus, Hamlet, König Lear auf eine kunstvolle Weise verflochten. Auch der Erzähler des Werkes, der Nachtwächter, zeigt besondere Neigung für das Theater. Er war mal ein Bänkelsänger, Theaterschauspieler und Marionettendirektor und spielte verschiedene Rollen, bevor er der Nachtwächter wurde.
Die Nachtwachen sind so vielschichtig wie wahrscheinlich kein anderes Werk in der deutschen Literatur. Das Werk besteht aus zahlreichen Bezügen, Themen und Motiven. Eine der zentralen Stellen im Werk nimmt das Marionettenmotiv ein, welches zu mehreren Leitmotiven führt. Aus diesem Motivkomplex der Marionette ergibt sich das Thema der vorliegenden Arbeit.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2.2. Entstehung der romantischen Kultur in Deutschland

„Sie musste einmal kommen, wie jede Bewegung immer wieder dann und wann einmal kommt: denn hier im Falle der „deutschen Romantik“ hatte das 18. Jahrhundert mit seiner anfangs großartig anmutenden „Aufklärung“ bis zum geistigen Keuchen übernommen, und alles Aufklärerische, welches es ganz ebenso wie das Romantische immer und je zu allen Zeiten im Wechsel gab, gibt und geben wird, musste damals so etwas wie eine Atempause haben. [ …][1]

So schön poetisch beschreibt Grolman die Geburt einer der größten geistigen Bewegungen in Deutschland, in der auch das Werk Nachtwachen entstanden ist. Es fängt alles damit an, dass am Ende des 18. Jahrhunderts die Aufklärung ihren Glanz verliert. Die Geschichte des Rationalismus und der planenden Vernunft geht zu Ende. Stattdessen treten die Begriffe wie die Phantasie, die Sehnsucht, die Utopie, das Wunderbare, das Irrationale, das Verträumte, das Unendliche, das Dunkel und die Unbegreiflichkeit in den Vordergrund.

Im Jahr 1796 nimmt Wilhelm Schlegel an der Universität Jena die Professur an und lässt sich mit seiner Frau Caroline in Jena nieder. Bei ihm zu Hause versammeln sich oft die wissbegierigen und intelligenten jungen Männer, wie Novalis, Tieck, Wackenroder, Friedrich Schlegel u.s.w., die sich über ihre Ideologien und Weltanschauung austauschen. Am 28. 8. 1793 schreibt Friedrich Schlegel an seinen Bruder:

„Ich finde es immer mehr die herrlichste Art über diesen Gegenstand, wo Vollendung im Untersuchen nicht so früh zu hoffen ist, zu den reichhaltigsten Aufschlüssen zu kommen; einer regt den andern an, eine Ansicht gebiert viele andre, und so werden wir mit dem ganzen Umfang unsres Stoffs bekannt, und entgehen der drohenden Gefahr die unendliche Natur in einen engen Begriff eindrücken zu wollen.“[2]

Die Romantiker entfernen sich der Ideologie der Aufklärung, die Welt als eine von der Vernunft bestimmte Wirklichkeit zu sehen. Sie empfinden die Welt als ein rätselhaftes, geheimnisvolles, von der Vernunft nie ganz erfassbares und berechenbares Wesen.[3] „Die Welt muss romantisiert werden“, schreibt Novalis in einem Fragment über Poetizismen. „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so roman­tisiere ich es .“ [4]

Man muss hierzu bemerken, dass Romantik nicht als eine gegen die Aufklärung gerichtete Bewegung angesehen werden darf. Besonders in der Frühphase der Romantik lassen sich die verwandtschaftlichen Züge mit der Vernunftkultur des 18. Jahrhunderts erkennen. In der Schule der Aufklärung groß gewordene Frühromantiker setzen sich mit der Aufklärung kritisch auseinander, „zum Teil in heftiger Opposition, einige von ihnen führen aber auch Ansätze der Aufklärung weiter, erweitern die Aufklärung, ja radikalisieren sie und gehen über die Aufklärung hinaus.“[5] Die Romantiker haben sich zur Aufgabe gemacht, das Denken und die Imagination aufeinander einzustimmen, was in uns und um uns geschieht, kurz gesagt, Vernunft und Phantasie miteinander zu verbinden. Novalis spricht von einem geschwister­lichen Verhältnis von Ratio und Phantasie:

„Klarer Verstand mit warmer Phantasie verschwistert ist die ächte, Gesundheits­bringende Seelenkost.“[6]

In diesem Prozess der Erweiterung und Ergänzung der Aufklärung, schwärmen die Romantiker von dem Schaffen einer neuen Epoche der Wissenschaft und Künste. Im Athenäum-Fragment 125 sagt Friedrich Schlegel:

„Vielleicht würde eine ganz neue Epoche der Wissenschaft und Künste beginnen, wenn Symphilosophie und Sympoesie so allgemein und so innig würde, dass es nichts Seltenes mehr wäre, wenn mehre sich gegenseitig ergänzende Naturen gemeinschaftliche Werke bildeten.“[7]

Athenäum, die mit der Initiative der Brüder Schlegel gegründete literarische Zeitschrift, war „das bedeutendste Mitteilungsorgan der Frühromantik“[8]. Fast alle Schriftsteller, die zu diesem Kreis gehörten, waren daran beteiligt.

Die Romantiker waren aber nicht bloß Träumer und Schwärmer. Durch Theorieentwürfe, Kritik, Polemik und durch ihre eigene Dichtung formten und setzten sie ihre Gedanken um und versuchten ihrem angestrebten Ziel, Wissenschaft, Philosophie und alle Richtungen der Kunst unter ein Dach der „romantischen Poesie“ zu bringen, Gestalt zu geben. Im berühmtesten Athenäum Fragment 116 definiert Friedrich Schlegel die „romantische Poesie“:

„Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die Schwingungen des Humors beseelen.“ [9]

Progressivität bedeutet in diesem Sinne niemals vollendet sein, denn „die romantische Dichtart ist noch im Werden“[10], sie ist offen für neue Formen und Inhalte. Und ihre Universalität beinhaltet die Aufhebung der Grenzen zwischen den Gattungen und den Künsten. Sie sollte auch alle Grenzen zwischen der Logik des alltäglichen Lebens und Arbeitens und der sonstigen freien, schöpferischen Geistestätigkeit auflösen.[11]

Die wichtigsten Auslöser dieser Änderung der Denkungsart und der Bewusstseinsbildung der jungen Generation waren in erster Linie die Französische Revolution und die zunehmende Industrialisierung. Man hoffte durch die Französische Revolution nicht nur das ungerechte Herrschaftssystem zu beseitigen, sondern auch die Herrschaft selbst. Diese Veränderung in der Politik sollte den freien Menschen schließlich zum Vorschein bringen. Die Französische Revolution als eine revolutionäre Bewegung fand in Deutschland nie den Widerhalt.[12] Sie gab aber sehr starke Impulse zur geistigen Revolution:

„Die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre, und Goethes Meister sind die größten Tendenzen des Zeitalters. Wer an dieser Zusammenstellung Anstoß nimmt, wem keine Revolution wichtig scheinen kann, die nicht laut und materiell ist, der hat sich noch nicht auf den hohen Standpunkt der Geschichte der Menschheit erhoben .“ [13]

Der Verfasser der Nachtwachen musste ein guter Kenner vom Jenaer Romantikkreis gewesen sein. Denn in seinem Roman lässt er all die Theorien und Schriften von den damals mitwirkenden Romantikern und Philosophen, wenn er das auch kritisch und parodistisch macht, einfließen. Auch die Französische Revolution nimmt einen gewichtigen Platz in seinen Nachtwachen, besonders in der fünfzehnten Nachtwache ein.

Wer war aber dieser unbekannte Schriftsteller, der sich hinter dem Pseudonym Bonaventura versteckte. Diese Frage beschäftigte jahrelang die Literaturwissenschaftler, was die Rezeptionsgeschichte der Bonaventura Forschung wesentlich geprägt hat. Dieser Frage will ich auch in dem folgenden Kapitel kurz nachgehen und für die Bonaventura-Rezeptions­geschichte wichtige Arbeiten vorstellen.

3. Der Verfasser der Nachtwachen

Rezeptions- und Wirkungsgeschichte im Überblick

Die Anonymität des Verfassers der Nachtwachen hat einen großen Aufruhr in der Bonaventura-Forschung ausgelöst. Die Forschungen des 19. und Anfang 20. Jahrhunderts beschränkten sich meistens auf die Suche nach dem unbekannten Autor. Die Nachtwachen selbst sind außerhalb der Aufmerksamkeit geblieben. Gut zwei Jahrhunderte füllt die ungelöste Frage nach dem Verfasser die Rezeptionsgeschichte der Nachtwachen. Es wurden verschiedenste Hypothesen aufgestellt, in denen meistens die „Großen“ Schriftsteller „verdächtig“[14] waren. Je nachdem, wer als Verfasser angenommen wurde, wurde der literarische Wert des Werkes meist nach den Kriterien des „vermeintlichen“ Autors beurteilt.

Der erste Verdacht fiel auf Schelling. Der Grund dieser Annahme war ein Brief von Jean Paul, den er 1805 an seinem Freund Thierot geschrieben hatte:

„Lesen Sie doch die Nachtwachen von Bonaventura, d.h. von Schelling.“[15]

Da Schelling 1802 die „Letzten Worte des Pfarrers zu Drottning“ und einige seiner Gedichte im Musen-Almanach von Tieck und Schlegel unter dem Pseudonym Bonaventura veröffentlichte, hatte Jean Paul keinen Zweifel daran, dass die Nachtwachen die Schöpfung von Schelling waren. Der Brief von Jean Paul gelangte in die Hände von Varnhagen von Else, der so von Schellings Verfasserschaft überzeugt war, dass er in seinem Tagebuch von 1843 schreibt:

„Man hat es gleichsam entdeckt, durch einen Zufall, der unter den Büchern Friedrich’s von Schlegel, die versteigert wurden, fand sich ein Exemplar, das ihm Schelling geschenkt und in das er sich als Verfasser eingeschrieben hat.“[16]

Dieses Exemplar, das Schelling Schlegel geschenkt haben soll, wurde nie gefunden. Das war mehr eine Erfindung von Varnhagen, was Franz Schulz, mit seiner sorgfältigen Untersuchung und Beweisführung bezeugt.[17] Varnhagen, da er in seinen Überzeugungen sicher ist, dass Schelling die Nachtwachen geschrieben hat, und weil seine Abneigung gegen Schelling bekannt ist, kritisiert das Werk, indem er es „ein unglaublich schwaches Erzeugnis“[18] nennt, und für Schelling, sagt er, sei es „allzu gering“[19]. Auch Kuno Fischer nimmt die Nacht­wachen unter der Lupe seiner Kritik, und indem er annimmt, dass das Werk ein apokrypher Roman Schellings sei, meint er: „Er (Schelling) hat Recht getan, das Buch der Vergangenheit zu überlassen.“[20] Diese Meinung teilten nicht alle Zeitgenossen von Bonaventura. Rudolf Haym ordnet das Werk zur „höchst barocken Dichtung“, die „ohne Zweifel zu den geistreichsten Produktionen der Romantik gehört“.[21]

Obwohl Rudolf Haym[22] die Schelling-Hypothese schon 1870 abgelehnt hat, hielt die Debatte über Schellings Autorschaft bis 1904 an. Denn Meißner[23] und Herman Michel[24] haben in den neuen Auflagen mit ihren Argumenten zu Schelling tendiert. Auf der Äußerung Hayms[25] aufbauend, griff Richard M. Mayer[26] die Hoffmann-Hypothese auf, die drei Jahre später von Gottfried Thimme[27] ausgebaut wurde. 1905 versucht Eckertz[28] die Nachtwachen Caroline Schelling zuzuschreiben. Franz Schulz hält diese Vermutung für absurd und bezweifelt, ob er überhaupt das Buch gelesen habe, denn „das Verfahren“ mit dem Eckertz die Verfasserschaft Carolines zu beweisen versucht, spreche jeder gesunden, unbefangenen Auffassung, jeder Logik und Psychologie hohn und setzte sich über die einfachsten Gebote wissenschaftlicher Kritik hinweg.[29] Franz Schulz untersucht auch die Schelling- und Hoffmann-Hypothese mit der historisch-kritischen Methode und kommt zum Entschluss, dass beide Schriftsteller von der Autorschaft der Nachtwachen auszuschließen seien. Dafür stellt er eine ganz neue Hypo­these auf, in der er den bis dahin unbekannten Schriftsteller Karl Friedrich Gottlob Wetzel als Verfasser identifiziert. Schulz wollte unbedingt beweisen, dass der zweitrangige Autor Wetzel die Nachtwachen geschrieben hat. Er missbraucht das Werk, um die eigene Überlegenheit zur Geltung kommen zu lassen und behauptet, dass die 7. NW die unbedachte technische Zerfahrenheit des Werkchens klar zum Bewusstsein bringe, für die man vergeblich irgendwelche Vorbilder und literarische Tendenzen verantwortlich machen wolle[30], und dass dem Verfasser die romantisch-ironische Rolle des Autors und die Rahmensituation heillos durcheinander laufen.[31]

Durch den motivischen und sprachlichen Vergleich zwischen Bonaventura und Wetzel, den Schulz durchgeführt hat, schien die Verfasserfrage endlich beantwortet zu sein. Aber Schulzs überzeugende Argumente haben nicht das letzte Wort in der Verfasserschaftsfrage Bona­venturas gesprochen. Wenige Jahre später wurde ein neuer Autor vorgeschlagen und zwar Brentano. Aufgrund eines Sprachvergleichs versuchte Erich Frank seine Brentano-Hypothese zu beweisen. Diese wurde zwar von Eduard Behrend[32] rasch widerlegt, aber sie hatte einen langen Widerhall in der Bonaventura-Forschung, wie z.B. bei Hermann Korff. In seinem 1959 erschienenen Buch „Geist der Goethezeit“ ist er so überzeugt von dem philologischen Indizienbeweis Franks, dass er die Brentano-Hypothese fast ohne jegliche Zweifel über­nimmt:

„Wer auch immer der Verfasser dieser Nachtwachen sei, zweifellos hat er damit ein Werk geschaffen, das zum mindesten sehr ähnlich von Brentano hätte können geschrieben sein, das in zahlreichen Einzelheiten seine persönliche Handschrift zeigt und das den Stempel innerer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Stilform früh­romantischen Geistes an der Stirne trägt.“[33]

Auch Jean Paul kam als Verfasser in Frage. Seine Werke wurden ständig mit Nachtwachen verglichen[34] und man muss sagen, eine Ähnlichkeit im Stil und in der Motivik ist nicht zu übersehen. Auch Wolfgang Kayser ordnet das Werk Jean Paul zu:

„Wir wissen noch immer nicht mit letzter Gewissheit, wer sich hinter der Maske Bona­venturas verbirgt. Solange es an Fakten fehlt und der Indizienbeweis nicht geschlossen ist, solange wir das Werk noch ganz seinem Geiste nach zuordnen können, werden wir keinem anderen näher rücken als Jean Paul.“[35]

Bei allen Übereinstimmungen zwischen Jean Paul und Bonaventura sollte man sich aber stets auch die großen Unterschiede zwischen beiden vergegenwärtigen, nämlich Jean Paul bedient sich eines bildhaft-humoristischen Stils, wovon sich die destruktiven Reflexionen Bona­venturas stark abheben.[36]

Dieser kurze Überblick der Geschichte der Bonaventura-Forschung macht es noch einmal deutlich, dass die älteren Literaturkritiker und Forscher sich auf der Verfasserfrage konzen­trierten. Dadurch hat das Werk sich dem festen Zugriff und Interesse der Forschung entziehen können. Man war vor allem bestrebt, die inhaltlichen Parallelen und Motivparallelen aufzufinden, um die Nachtwachen mit dem jeweiligen Autor in Verbindung zu bringen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann man, den Wert und Gehalt der Komposition von Nachtwachen auszuwerten.[37] Joachim Stachow kritisiert die Haltung der älteren Bonaventura-Forschung, indem er sagt, dass er nichts einzuwenden hätte, wenn man die Parallelensuche mehr unter stilistischen Gesichtspunkten, unter Berücksichtigung der Werkgattungen und Werkstrukturen vorgenommen hätte und wenn man dazu noch den geistigen Gehalt der möglichen Parallelen näher untersucht hätte.[38] Auch Dieter Arendt wirft der älteren Forschung vor, dass „die literarhistorische Mühe die Kompensation literarkritischer Unsicherheit ist.“[39]

Die Anonymität des Verfassers wurde in der neueren Forschung von einem anderen Blickpunkt aus gesehen. So erkennt z.B. Dorothee Sölle-Nipperdey hinter dem Erzähler einen allwissenden Geist, Geist der Erzählung, der durch die Maske des Erzählers mit uns spricht[40]. Zu diesem Schluss kommt sie durch Kaysers Feststellung inspiriert:

„Der Erzähler des Romans - das ist nicht der Autor, das ist aber auch nicht gedichtete Gestalt, die uns oft so vertraut entgegentritt. Hinter dieser Maske steht der Roman, der sich selbst erzählt, steht der Geist dieses Romans…“[41]

Sölle-Nypperdey war die erste, die versucht hat, die Form und Struktur der Nachtwachen eingehend zu analysieren. Ein paar Jahre später widmet auch Jeffrey L. Sammons[42] seine Dissertation der Untersuchung der Struktur des Werkes.

Wolfgang Paulsen bemängelt bei der älteren Forschung die eingehende Untersuchung des Werkes:

„Gerade vor dieser Frage nach der Form des Werkes hat die ältere Nachtwachen-Forschung, einschließlich Franz Schulz, versagt.“[43]

Er selbst ergänzt die Rezeptionsgeschichte der Nachtwachen und macht eine genauere Sprach- und Strukturanalyse des Romans. Die These von Schulz-Wetzel lehnt er ab und widmet sich der „Frage des geistesgeschichtlichen Ort[es] dieser vielumrätselten Dichtung .[44]

In „Der Poetische Nihilismus in der Romantik“ kommt Dieter Arendt zum Schluss seiner Untersuchung der Rezeptionsgeschichte und Verfasserfrage zur Erkenntnis, dass die Anonymität bzw. Pseudonymität möglicherweise gerade zur Struktur dieser Dichtung gehöre und das literarische Gewissen sich getrost mit der überaus wichtigen Einsicht zufriedengeben durfte, dass der Autor zum engeren oder weiteren Kreis der Jenaer Literatur-Kenner gehörte.[45]

In 70 Jahren rollte Jost Schillemeit[46] die Verfasserfrage neu auf. Mit Hilfe eines „Indizien­beweises“ wollte er August Klingemann als Autor identifiziert haben. Seine Arbeit löste aber eine Unruhe unter der namhaften Bonaventura-Forschung auf. Sie wollten nicht glauben, dass ein zweitrangiger Autor, der Trivialromane geschrieben hat, der Verfasser der Nachtwachen sein könnte. Wolfgang Paulsen schreibt halb skeptisch, halb bedauernd und kritisch in der Rezension zu Schillemeits Arbeit:

„Wenn Klingemann wirklich der Autor der Nachtwachen wäre, was jetzt zum min­destens wahrscheinlich gemacht worden ist, müsste man sie als ein ziemlich un­verbindliches Exerzitium in prosaischer Theatralik und Pathetik übelster Art nehmen. Unser Wissen wäre zwar bereichert, aber an Besitz wären wir verarmt.“[47]

Wäre er aber mit vorgehaltenen Revolver gezwungen zwischen Wetzel und Klingemann zu entscheiden, würde er ohne zögern Klingemann wählen, aber am liebsten würde er es bei dem altvertrauten „Bonaventura“ belassen.[48]

Auch Horst Fleig, unabhängig von Schillemeits Arbeit, ist auf Klingemann gestoßen. Er hat 300 Autoren der Klingemannschen Zeit in seine Recherche einbezogen und sie auf stilistische und sprachliche Eigenheiten ausgewertet.

Weder Schillemeits noch Fleigs Argumente waren genug für die endgültige Entscheidung der Verfasserfrage. Nach jahrelangen Spekulationen über die Autorschaft wird endlich im Jahre 1987 die Klingemann-These mit untrüglicher Beweiskraft für bewiesen erklärt. In Euphorion veröffentlichten Artikel von Ruth Haag schreibt die Autorin, dass sich in der Hand­schriftenabteilung der Amsterdamer Universitätsbibliothek in der Sammlung Diedrichs eine von 1830 datierte Liste befindet, in der sämtliche Werke Klingemanns in chronologischer Reihenfolge verzeichnet sind, unter denen auch Nachtwachen von Bonaventura, Penig Dienemann 1804 steht.[49] Trotz diesem Beweismaterial, das Klingemann ohne Zweifel als Verfasser belegt, findet Ina Braeuer-Ewers, dass zwischen Nachtwachen und einem beliebigen Klingemann Werk eine ungeheuere Diskrepanz auf inhaltlicher und stilistischer Ebene besteht. Mit großer Vorsicht äußert sie ihre Vermutung, dass Klingemann bei der Verfassung der Nachtwachen Hilfe von Clemens Brentano bekommen haben könnte und dadurch wäre er nicht der alleinige Verfasser des Werkes.[50]

Es werden wahrscheinlich immer wieder neue Ideen auftauchen, die die Verfasserfrage unter Beweis stellen werden. Diesen Spekulationen werden wir nicht mehr nachgehen und es dabei belassen, dass Klingemann zweifellos der Verfasser der Nachtwachen ist. In dem folgenden Kapitel möchte ich meine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenken, und zwar auf die Frage der Dichtung selbst und ihrer Struktur.

4. Die Strukturanalyse des Textes

In dem Nachwort zu Nachtwachen schreibt Grolmann:

„Eine literarische Kostbarkeit, ein über 100 Jahre hindurch verschollenes, recht geheimnisvolles Werk, ein Buch, schön und schwer verständlich – ein Buch, das in unreifen Händen Schaden anrichten kann, aber wertvoll und plausibel ist dem, der es fasst: Nachtwachen…“[51]

Um dieses „geheimnisvolles Werk“ ein wenig zu erforschen und seine Komplexität aufzu­hellen, ist es notwendig, erst seine Struktur zu analysieren. In der Bonaventura-Forschung haben viele den Versuch unternommen, die „Verworrenheit“ und das „Chaos“, die in der Aufbaustruktur der Nachtwachen herrschen, einigermaßen zu ordnen. Dabei sind die unterschiedlichen Ansätze entstanden, wie beispielsweise die von Sölle-Nipperdey[52], Wolfgang Paulsen[53], Jeffry Sammons[54] und Ritta Terras[55], die sich um Werkverständnis bemühen.

Auch Joachim Stachow und Dieter Arendt versuchen die Struktur der Nachtwachen zu analysieren[56]. Deren Strukturanalysen unterscheiden sich aber von den oben aufgezählten Arbeiten dadurch, dass sie durch die Struktur nicht das Werk deuten wollen, sondern sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die wesentlichen Verbindungslinien des Werkes hervortreten zu lassen, die bei Stachow im Marionettenmotiv endet und bei Arendt im „poetischen Nihilismus“.

Das gleiche Ziel habe ich für die folgende Analyse der Aufbaustruktur gesetzt. Denn wenn man herausgefunden hat, wie das Werk aufgebaut ist, und das ist unbedingt notwendig für diesen kleinen prosaischen Text, ist es einfacher, die verschiedenen Motive und ihre Merkmale herauszuarbeiten, um anschließend zum Sinn des Werkes zu gelangen.

4.1. Erzählsituation und Erzählhaltung

Bevor ich aber zum Aufbau des Werkes übergehe, möchte ich erst die folgenden Fragen beantworten und zwar ‚wer ist der Erzähler’, also welche Erzählperspektive haben wir im Werk, und ‚wie ist seine Erzählhaltung’.

Ein Erzähler namens Kreuzgang, der einsam durch die Nächte wandelt, um seinen Pflichten als Nachtwächter nachzugehen, umreißt seine Nacht- oder auch Tageserlebnisse[57]. Er figuriert als Ich-Erzähler, da er seine Autobiographie und Erlebnisse darstellt, aber gleichzeitig besitzt er einen Überblick über das gesamte Geschehen. Das beste Beispiel dafür ist die Situation in der 3 NW, als der Nachtwächter als steinerner Gast im Hause der ehebrecherischen Frau ist, sich auf ein leeres Piedestal stellt, und von dem er weiß, dass es „ für die Statue der Gerechtigkeit, die bis jetzt noch in der Arbeit, bestimmt war “ (S. 21)[58]. Hier, sagt Sölle-Nipperdey, ist dem Verfasser ein erzähltechnisches Versehen unterlaufen, da der Nachtwächter keine „erzählerische Allwissenheit“ besitze.[59] Arendt widerspricht Sölle-Niperdey und meint, dass wir zwar mit einem Ich-Erzähler zu tun haben, da er selbst mitspielt, aber er kann extrem auktorial angesprochen werden.[60] Dies sei aber kein Wider­spruch in der Erzählsituation, sagt Arendt, sondern gehöre notwendig zu allen Ich-Dar­stellungen, weil „das sich selbst schildernde Ich, wie immer es sich von sich selbst distanziert, sich doch nicht los wird.“[61] Er selbst vergleicht die Nachtwächterperspektive mit einer jede Situation überschauenden Narrenperspektive.[62]

Was die Erzählhaltung angeht: ein Einziger (Nachtwächter) steht der ganzen Welt gegenüber und demaskiert und entlarvt sie gnadenlos. Sein Tun und Erzählen ist nichts anderes als Maskenabreißen, ganz gleich ob von einzelnen Gestalten, ob von der Kirche, vom Staat, von den moralischen Werten. Dabei bleibt er auf Distanz, greift nicht ein, bleibt als Zuschauer und sieht die geschilderten Vorgänge als Schauspiel an[63]. An folgenden Beispielen lässt dies sehr gut zeigen: „Für mich war es ein interessantes Schauspiel, […]“ (S. 112) sagt Kreuz­gang, als Ophelia, da sie „die mächtige Hand des Shakespeare“ (S. 112)so stark ergriffen hatte, dass sie wahnsinnig wurde oder als die Nonne, die dafür bestraft wird, dass sie ein Kind bekommen hat, lebendig begraben wird, sagt er:

„Der Zug ward endlich durch die Säulen sichtbar – viele schweigende Jungfrauen und in der Mitte die wandelnde Braut des Todes. Der ganze Akt hätte für einen poetisch weichlich gestimmten Zuschauer etwas Schaudererregendes, eben durch die fast mechanische schreckliche Weise auf die er vollzogen wurde, gehabt, […]. Mein Gemüt indes […] wurde wenig ergriffen.“ (S. 91)

4.2. Aufbau und Struktur

Da wir die Bauformen der Erzählung geklärt haben, können wir uns dem Aufbau des Werkes zuwenden. Das Werk Nachtwachen besteht aus 16 Vigilien (Kapitel). Die 16 Vigilien oder auch Nachtwachen (NW), sind in sich geschlossene Einzelerlebnisse, in denen sowohl die Einblicke in das nächtliche Erleben des Wächters als auch in seine Vergangenheit gegeben werden. Hinsichtlich dieser Einzelerlebnisse ist das Werk in der Gesamtform strukturell nicht geschlossen, d.h. jede (NW) könnte auch alleine stehen. Zu den Nacht- und Lebensberichten des Nachtwächters kommen noch die selbstständigen Einlagen hinzu, die weder mit dem Nacht- noch mit dem Lebensbericht zu tun haben. Aufgrund oben genannter Komponenten lassen sich die 16 Nachtwachen in drei Gruppen einteilen. Zu der ersten Gruppe zählen die Erlebnisse der einzelnen Nächte des Nachtwärters, in denen sich die Elemente einer reportageartigen Erzählweise mischen, die auf die Gegenwart oder unmittelbare Vergangen­heit bezogen sind (1., 2., 3., 4., 6., 8., 10., 12., 13., und 16. Nachtwache). Den zweiten Teil der Gruppe bildet der aneinander anknüpfender Lebensbericht Kreuzgangs, der rückblickend nachgetragen wird (4., 7., 9., und 15. Nachtwachen). Und letzte Gruppe stellt die ver­schiedenen selbstständigen oder teilweise selbstständigen Einlagen dar, die den Bau des Werkes, der an sich schon kompliziert ist, noch mehr erschweren (4., 5. und 11. Nachtwache). Diese drei Gruppen sind nicht streng kapitelweise getrennt. d.h. hier haben wir keine streng zusammenhängende Handlung. Das Geschehen ist nicht einheitlich und durchgehend.

Was gebe ich doch darum, so recht zusammenhängend und schlechtweg erzählen zu können, wie andre ehrliche protestantische Dichter und Zeitschriftsteller die groß und herrlich dabei werden, und für ihre goldenen Ideen goldene Realitäten eintauschen.“ (S. 48) bemerkt Bonaventura ironisch.

Der Gang der Erzählung ist schwer fassbar. Denn er hat weder einen richtigen Anfang noch ein richtiges Ende. Die Zeit, die hier vorgegeben ist, ist keineswegs kontinuierlich. Der Leser kann mit den ersten Nachtwachen-Kapiteln kaum einen rigorosen Schluss vermuten. Die Erzählung beginnt mit dem Ende des Buches, das heißt mit dem Ende der Nachtwächter­karriere und endet mit dem Anfang seiner Lebensgeschichte. Das geschieht aber nicht chronologisch rückwärts schreitend, sondern durch die Willkür des Autors werden die Episoden aneinandergereiht, voneinander getrennt und später wieder aufgenommen. Beispielsweise in der 1. NW erfahren wir, dass Kreuzgang ein Nachtwächter ist:

Die Nachtstunde schlug; ich hüllte mich in meine abenteuerliche Vermummung, nahm die Pike und das Horn zur Hand, ging in die Finsternis hinaus und rief die Stunde ab, nachdem ich mich durch ein Kreuz gegen die bösen Geister geschützt hatte. “ (S.5)

In der 4. NW erzählt er von seiner Kindheit:

heute führte es mich auf meine eigene Geschichte, und ich blätterte, gleichsam aus Langweile, mein Lebensbuch auf “ (S. 25)

In der 7. NW setzt er die Erzählung seiner Lebensgeschichte fort:

Ich bin einmal auf meine Tollheit gekommen; nun ist aber mein Leben selbst die ärgste von allen, und ich will diese Nacht…in der Rekapitulation desselben fortfahren “. (S. 56)

Am Ende der 7. NW erfahren wir, dass er ins Tollhaus kommt, damit verweist er auf die 9. NW, die den Aufenthalt im Tollhaus darstellt. Hier bricht er aber die Erzählung wieder ab und beendet die 7 NW mit der Aussage: „ Es ist zu arg, ich mag heute nicht weiter rekapitulieren, und ich will mich schlafen legen “ (S. 65). Erst in der letzten, in der 16. NW erfahren wir von seiner Herkunft, Zeugung und Geburt. Genauso geschieht es mit der Episode der Nonne Maria. Sie wird in der 10. (NW) lebendig begraben und erst in der 11. (NW) hören wir ihre Liebesgeschichte erzählt von dem Geliebten der Nonne:

Plötzlich stieß ich auf jemand im Mantel – was ich von ihm erfuhr, gehört in die folgende Winternacht; was ich tat, noch in diese.“ (S. 90)

Trotz der immer wieder unterbrochenen Erzählung und fragmentarischen Darstellung der Lebensgeschichte Kreuzgangs, hat sie eine Linie, die wie der Faden, der „ sich still und verborgen, wie ein schmaler Strom, durch die Fels- und Waldstücke, die ich umher aufhäufte, schlingt. “ (S. 112)

Der erste Eindruck aber, den die Nachtwachen hinterlassen, ist die Strukturlosigkeit und das Chaos hinsichtlich des Aufbaus des Werkes. Die Einheit der Zeit, der Handlung und des Ortes scheint hier belanglos zu sein. Darüber macht sich Klingemann noch lustig und fügt ironisch ein:

Ich habe mich jetzt so ziemlich angekündigt, und kann das Trauerspiel nun allenfalls selbst auftreten lassen mit seinen drei Einheiten, der Zeit – auf die ich streng halten werde, damit der Mensch sich gar nicht etwa in die Ewigkeit verirrt – des Orts – der immer im Raume bleiben soll – und der Handlung – die ich soviel als möglich beschränken werde, damit der Ödipus, der Mensch, nur bis zur Blindheit, nicht aber in einer zweiten Handlung zur Verklärung fortschreite . “ (S. 76)

Die Unordnung ist das Formprinzip der Nachtwachen, die der Autor im vollen Bewusstsein vollzieht, nicht, weil er nicht „ zusammenhängend “ schreiben konnte, wie es ihm Schultz in seinen Studien vorwirft und behauptet, dass Bonaventura nur um Bogen zu füllen, alles in das Bändchen hineinstopfe und unfähig sei, seinen ursprünglichen Plan durchzuführen, launenhaft hin und her springe, und eine äußerliche Einheit festhaltend ins Abstruse verfalle.[64] Die Kritik solcher Art wie von Schulz widerlegt Brinkmann.[65] Nach seiner Ansicht, wer die chaotische Form der Nachtwachen als künstlerisches Unvermögen be­mängelt, verkennt die Absicht, der offenkundig hier waltet und vorgestellt werden soll, nämlich die Auflösung des Festgefügten und Geordneten, da hier Nacht und Nachtwache einen hintergründigeren und umfassenderen Sinn hat als Ort und Zeit der Handlung.[66] Insofern ist jedes Wort, jeder Satz, jedes Kapitel (Nachtwache) genau durchdacht und steht exakt da, wo der Autor sie haben wollte, worauf er immer wieder selbst darauf hinweist, wie am Anfang der 12. NW:

Es geht nun einmal höchst unregelmäßig in der Welt zu, deshalb unterbreche ich den Unbekannten im Mantel hier mitten in seiner Erzählung, … “ (S. 98)

In diesem Zusammenhang kann man anschließend anführen, dass es der gezielte Plan, das konzipierte Vorhaben und die von der Romantik geforderte Willkür[67] Klingemanns sind, die die Einheit und Ordnung seines Werkes immer wieder zu zerstören, einerseits um den Akzent auf das zentrale Anliegen des Werkes zu lenken, nämlich auf die Demaskierung und Entlarvung der falschen Welt, der Menschen und des Menschlichen und des eigenen Ichs, andererseits um „die Verworrenheit“, „das Chaos“ und „die Unregelmäßigkeiten“, die in der Welt herrschen, mit allen Mitteln und voller Schärfe darzustellen. Es sieht nämlich in seiner fiktiven Welt, in seiner fiktiven Erzählung genauso unregelmäßig und chaotisch aus, wie es im wirklichen Leben zugeht.

4.3. Zur Funktion der romantischen Ironie

Die Willkür ist nicht der einzige Mittel, auf das Bonaventura für die Gestaltung seines Werkes zurückgreift. Die romantische Ironie ist die zweite sein Werk bestimmende Tendenz. Liest man den oben zitierten Satz weiter, begründet Klingemann die Unterbrechung der Erzählung von dem unbekannten Mann folgenderweise:

„… es wäre nicht übel zu wünschen dass mancher große Dichter und Schriftsteller sich selbst zur rechten Zeit unterbrechen möchte, so auch der Tod in der rechten Stunde das Leben großer Männer.“ (S. 98)

Solche zynisch-ironischen Bemerkungen sind charakteristisch für die Nachtwachen, und ähnliche Stellen sind zahlreich im Werk. Kaum ein Wort ist in dem ganzen Buch ohne solch ironische Distanz gesagt. Was ist aber nun die romantische Ironie genau?[68] Der Theoretiker der romantischen Ironie ist in erster Linie Friedrich Schlegel anzusehen. Er hat ihr nicht in einer fertigen Theorie Ausdruck gegeben, sondern in verschiedenen Feststellungen. Eine davon ist im Atheneum-Fragment Nr. 305 festgehalten worden:

„Absicht bis zur Ironie, und mit willkürlichem Schein von Selbstvernichtung ist ebensowohl naiv, als Instinkt bis zu Ironie. Wie das Naive mit den Widersprüchen der Theorie und der Praxis, so spielt das Groteske mit wunderlichen Versetzungen von Form und Materie, liebt den Schein des Zufälligen und Seltsamen, und kokettiert gleichsam mit unbedingter Willkür.“[69]

Dieser Abschnitt des Fragmentes, könnte man meinen, hat dem Dichter als ein Muster für die Aufbaustruktur der Nachtwachen gedient. Denn hier gibt es reichliche Stellen mit dem Schein des Zufälligen und Seltsamen, und was das Kokettieren mit der unbedingten Willkür angeht, beherrscht sie der Autor meisterhaft, wie auch im obigen Kapitel gezeigt wurde.

Ein anderes Fragment definiert Ironie als „ein klares Bewusstsein der ewigen Agilität, des unendlich vollen Chaos.“[70] Auch in Bonaventuras Nachtwachen herrscht ein Chaos, das in der Analyse der Aufbaustruktur ganz klar gezeigt wurde. In diesem Zusammenhang kann man darauf hinweisen, dass die romantische Ironie zusammen mit der romantischen Willkür die wichtigsten Aufbaukomponenten in den Nachtwachen sind.

Die dritte Definition, die den eigentlichen Wendepunkt in der Geschichte der Ironie darstellt, lautet:

„Es gibt alte und moderne Gedichte, die durchgängig im Ganzen und überall den göttlichen Hauch der Ironie einatmen. Es lebt in ihnen eine wirklich transzendentale Buffonerie. Im Innern, die Stimmung welche alles übersieht, und sich über alles Bedingte unendlich erhebt, auch über eigene Kunst, Tugend, oder Genialität: im Äussern, in der Ausführung die mimische Manier eines gewöhnlich guten italienischen Buffo.“ [71]

Klingemann setzt die romantische Ironie ganz im Sinne des italienischen Buffo ein, um die Theorie der Frühromantik über die progressive Universalpoesie (das beste Beispiel dafür ist des Teufels Taschenbuch), aber auch die Gefühlsschwärmerei und Liebesgeschichten der Romantiker zu parodieren:

Was übrigens meinen Unbekannten betrifft, so gebe ich nach romantischem Stoffe hungernden Autoren mein Wort, dass sich ein mäßiges Honorar mit seinem Leben erschreiben ließe – sie mögen ihn nur aufsuchen und seine Geschichte beenden lassen . “ (S. 99)

Klingemann nutzt die romantische Ironie nicht nur zum Zwecke der Parodie, sondern auch für die scharfe Kritik, wie beispielsweise der klassische Griechenkult und das Zeitalter in folgendem Abschnitt das Ziel seiner bissigen Kritik ist:

O Freund, was die Kunstärzte der neuern Periode auch immer heilen und flicken mögen, sie bringen doch die von der tückischen Zeit verstümmelten Götter, wie z.B. diesen daliegenden Torso, nicht wieder auf die Beine, und sie werden immer nur als Invaliden und emeriti hier in Ruhe gesetzt verbleiben müssen. […] Ach, man soll die alten Götter wieder begraben ! “ (S. 109).

Er verschont aber auch weder die Kirche noch die Religion, weder Staat noch Justiz und seine Gerechtigkeit, weder Ehe noch die Liebe. Ebenso der zeitgenössischen Philosophie wird seine Ironie nicht erspart. Besonders Fichte wird im Monolog des wahnsinnigen Welt-schöpfers das Opfer seiner vernichtenden ironischen Kritik:

Es ist fast gefährlich für uns andere Narren, dass wir den Titanen unter uns dulden müssen, denn er hat ebensogut sein konsequentes System wie Fichte, und nimmt es im Grunde mit dem Menschen noch geringer als dieser, der ihn nur von Himmel und Hölle abtrennt, dafür aber alles Klassische ringsumher in das kleine Ich, das jeder winzige Knabe ausrufen kann, wie in ein Taschenformat zusammendrängt. “ (S. 83)

Natürlich erhebt sich Klingemann auch über seine eigene Kunst und parodiert sich selbst:

„Was gäbe ich doch darum, so recht zusammenhängend und schlechtweg erzählen zu können, wie andre ehrliche protestantische Dichter und Zeitschriftsteller die groß und herrlich dabei werden, und für ihre goldenen Ideen goldene Realitäten eintauschen. Mir ists nun einmal nicht gegeben, und die kurze simple Mordgeschichte hat mich Schweiß und Mühe genug gekostet, und sieht doch immer noch kraus und bunt aus.“ (S. 48)

In den Nachtwachen gibt es eine Vielzahl von solchen Beispielen, die im folgenden Kapitel noch mehr im Vorschein kommen. Hier kann man schon anhand dieser Beispiele festhalten, dass die Ironie das vorherrschende Prinzip der Parodie in den Nachtwachen ist und Kreuzgang, der Narr, der alle Bereiche des Lebens und das Leben selbst demaskiert, desillusioniert und entlarvt, ihr ausführendes Organ.

[...]


[1] Grolman, Adolf: Nachtwachen von Bonaventura. Nachwort

[2] Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe in 35 Bänden. Bd. 23 Hrsg. Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jasques Anstett, Hans Eichner und anderen Fachgelehrten. Paderborn, Schöningh 1958. S. 129

[3] Vgl. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hrsg. Merker und Stammler. De Gruyter Verlag, Berlin 2001. S. 578

[4] Novalis Werke. Herausgegeben und kommentiert von Gerhard Schulz. Vierte Auflage. Verlag C.H. Beck München 2001. S. 384

[5] Pikulik. S. 21

[6] Novalis: Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs. Nach den Handschriften ergänzte, erweiterte und verbesserte Auflage. Hrsg. Paul Kluckhohn und Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Kohlhammer, Stuttgart 1960. S. 560

[7] Schlegel, Friedrich: Athenäums Fragmente und andere Schriften. Auswahl und Nachwort von Andreas Huyssen. Philip Reclam jun. Stuttgart 1978. S 93

[8] Behler, Ernst: Frühromantik. Walter de Gruyter. Berlin, New York, 1992. S.10

[9] Schlegel, Friedrich: Athenäums Fragmente und andere Schrifte. Philip Reclam jun. Stuttgart 1978. S. 90

[10] Ebenda

[11] Vgl. Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre. Carl Hanser Verlag, München 2007. S. 59

[12] Arendt, Dieter: Der poetische Nihilismus in der Romantik. Band I. Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972,

S. 18

[13] Friedrich Schlegel: Athenäums Fragmente und andere Schriften. S. 99

[14] Solche Ausdrücke wie „Verdächtig“, die aus der kriminalistischen Sprache stammen, werden oft unter den Literaturwissenschaftler benutzt. Wie der folgende Satz von Eckertz zeigt „Schelling ausschaltend und doch die ihn so sehr belastende Überlieferung einigermaßen wahrend, wollen wir Caroline Schelling-Schlegel in Untersuchungshaft nehmen.“ Eckertz: Nachtwachen von Bonaventura. Ein Spiel mit Schelling und Goethe gegen Schlegels von Caroline. In: Zeitschrift f. Bücherfreunde IX, 1905. S. 234

[15] Jean Paul: Sämtliche Werke. S. 20

[16] Karl A. Varnhagen von Ense: Tagebücher. Bd. 2. Leipzig 1861. S. 206

[17] Schulz, Franz: Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura. Untersuchungen zur deutschen Romantik. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1909. S. 13

[18] Varnhagen. S. 206

[19] Ebenda

[20] Fischer, Kuno: Geschichte der neueren Philosophie. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Schellings Lehre. Band 6. Zweites Buch. Verlagsbuchhandlung von Friedrich Ballermann, Heidelberg 1877. S. 681, Anm. 2

[21] Haym, Rudolf: Die romantische Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977. Anm. S. 636

[22] Haym hat die Vermutung geäußert, dass in den Nachtwachen „Einzelne naturphilosophische Anspielungen und ein Übergewicht ernster und tiefsinnigster Reflexion auf Schelling führen könnte. Die Einmischung Jean-Paulscher Töne indes, dass Grelle mancher Erfindung, wie z. B. die Auftritte im Narrenhaus und auf dem Kirchhof, deuten mehr auf die spätere romantische Schule, auf einen Dichter , halb in der Weise Arnim’s und Brentano’s, halb in der Weise T.A. Hoffmann’s. Die Schelling’sche Autorschaft wird mir über dies durch die Ehebruchsgeschichte des dritten Abschnittes, deren Heldin eine Caroline ist, endlich auch dadurch unwahrscheinlich, dass der vornehme Schelling sich schwerlich in die Gesellschaft solcher Autoren wie Franz Horn, Küchelbecker, K. Nicolai, Jul. Werden, Vulpius u.s.w. begeben haben dürfte.“ Dazu: Rudolf Haym: Die romantische Schule. Anm. S. 636

[23] Dazu: Vorwort: Nachtwachen von Bonaventura. Bibliothek deutschen Curiosa. Ludwig, Lindau 1877

[24] Nachtwachen von Bonaventura. Hrsg. Herman Michel. In: Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts. Bd. 133. Berlin 1904

[25] Haym nannte ja in seiner vorsichtigen Äußerung (Anm. 30) ein paar Schriftsteller, unter anderem auch Hoffmann. Es war aber nie seine Absicht, und dies geht von seiner Formulierung hervor, einem von ihm genannten Dichter Autorschaft zuzuschreiben.

[26] Mayer, Richard M.: Nachtwachen von Bonaventura. In: Euphorion 10 (1903) S. 578f

[27] Thimme, Gottfried: Nachtwachen von Bonaventura. In: Euphorion 13 (1906) S. 159-184

[28] Eckertz: Nachtwachen von Bonaventura. Ein Spiel mit Schelling und Goethe gegen die Schlegels von Caroline. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 9, 1905. H. 6, S. 234-249

[29] Franz Schulz: Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura. S. 157

[30] Vgl. Schulz: Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura. S. 129

[31] Vgl. Ebenda. S. 131

[32] Behrend, Eduard: Rezension zu Clemens Brentano Nachtwachen von Bonaventura. Hrsg. Von Erich Frank. Heidelberg 1912. In: Euphorion 19, 1912. H. 2. S. 796-813

[33] Korff, H.A.: Geist der Goethezeit. Versuch einer ideellen Entwicklung der klassisch-romantischen Literaturgeschichte. Teil 3, Frühromantik. Neunte unveränderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1977. S. 205

[34] Michel, Herman (1904); Max Rouchê: Bonaventure ne serait-il pas Jean Paul lii-même? In: Etudes Germaniques 24 (1969) S. 329-345

[35] Kayser, Wolfgang: Das Groteske. Seine Gestaltung in Malerei und Dichtung. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg 1957. S. 67

[36] Vgl. Hoffmeister, Gerhard: Bonaventura: Nachtwachen (1804/05). In: Romane und Erzählungen der deutschen Romantik. Hrsg. Paul Michael Lützeler. Reclam, Stuttgart 1981. S. 196

[37] Gölz, Siegried: Die Formen der Unmittelbarkeit in den Nachtwachen von Bonaventura. Diss. Frankfurt am Main. 1955; Joachim Stachow: Studien zu den Nachtwachen von Bonaventura unter besonderen Berücksichtigung des Marionettenmotivs. Diss. Hamburg. 1957

[38] Vgl. Stachow. S13

[39] Arendt, Dieter: Die Nachtwachen des Bonaventura. In: Der poetische Nihilismus in der Romantik. Studien zum Verhältnis von Dichtung und Wirklichkeit in der Frühromantik. Band II. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1972. S. 486

[40] Dorothee Sölle-Nipperdey: Untersuchungen zur Struktur der Nachtwachen von Bonaventura. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1959. S. 105

[41] Wolfgang Kayser: Wer erzählt den Roman? Neue Rundschau 68, 1957. S. 457

[42] Jeffrey L. Sammons: Die Nachtwachen von Bonaventura. A structural interpretation. Mouton &Co, London, the Hague, Paris 1965

[43] Paulsen, Wolfgang: Bonaventuras Nachtwachen im literarischen Raum. Sprache und Struktur. In Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 9, 1965. S. 498

[44] Ebenda. S 452

[45] Arendt, Dieter: Die Nachtwachen des Bonaventura. In: Der poetische Nihilismus in der Romantik. S. 489

[46] Schillemeit, Jost: Bonaventura der Verfasser der Nachtwachen.. Verlag C.H. Beck, München. 1973

[47] Paulsen, Wolfgang: Germanic review 49, 1974. S. 240

[48] Ebenda

[49] Haag, Ruth: Noch einmal: Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura. Euphorion 81. 1987, S. 295

[50] Vgl. Braeuer-Ewers, Ina: Züge des Grotesken in den Nachtwachen von Bonaventura. Ferdinand Schöningh. Paderborn, München, Wien, Zürich, 1995. S. 13

[51] Nachwort von Grolmann zu „Nachtwachen von Bonaventura“. Hrsg. Adolf von Grolman. S. 169-170

[52] Sölle-Nipperdey, wie schon oben gesagt, hat als Erste die Struktur der Nachtwachen eine gründliche Formanalyse unterzogen. Dazu: Sölle-Nipperdey, Dorothe: Untersuchungen zur Struktur der Nachtwachen von Bonaventura.

[53] Paulsen, Wolfgang: Bonaventuras Nachwachen im Literarischen Raum. Sprache und Struktur.

[54] Jeffry Sammons kritisiert Sölle-Nipperdeys Strukturanalyse: „The materials presented in the Nachtwachen are a chaotic, uncontrolled potpourri; the autor has written down anything that came into his head in the order in witch it occurred to him, and the division into nightwatches, their order and indeed their number is a matter of chance and not of artistic intent. Now if this is in fact true, Sölle-Nipperdey’s study can stand as written, but if it is not true, some basic revision of attitude toward the work is required. I assert that it is not true, and that there is in fact artistic meaning in the external form of the Nachtwachen.” Und er selbst ordnet die 16. Vigilien der Nachtwachen in fünf Kreisen, nämlich: 1. Kreis: Nachtwache 1-5; 2. Kreis: Nachtwache 6-8; 3: Kreis: Nachtwache 9-11; 4. Kreis: Nachtwache 12-14; 5. Kreis: Nachtwache 15 und 16. Jeder Kreis fängt mit einer Satire an, der dann durch ansteigendem Nihilismus, Verzweiflung und Bitterkeit in die Richtung Katastrophe führt wie z.B. 5NW: Die Tragödie von Don Juan und Ponche; 8NW: Dichterselbstmord; 11NW: lebendig begrabene None; 14 NW: Kreuzgangsaufenthalt im Tollhaus und Ophelias Tod; 16 NW: Absage an das Leben. Dazu: Sammons, Jeffry: Die Nachtwachen von Bonaventura. A structural interpretation.

[55] Nach Sammons Arbeit ist Terras die Parallele zwischen Juvenal und Bonaventura aufgefallen. Juvenal war ein römischer Satirendichter, der sechzehn Hexameter-Satiren hinterließ, die in fünf Bücher aufgeteilt waren. Ähnlich wie Kreuzgang übt Juvenal in diesen Satiren gnadenlose und pessimistische Kritik an verschiedenen Gesellschaftszuständen aus. Dazu: Terras, Ritta: Juvenal und satirische Struktur der Nachtwachen von Bonaventura. In: German Quarterly 52 (1979) S. 18-29

[56] Dazu: Joachim Stachow: Studien zu den Nachtwachen von Bonaventura mit besonderer Berücksichtigung des Marionetten Motivs. Hamburg, 1957; Dieter Arendt: Der poetische Nihilismus in der Romantik. Tübingen, 1972

[57] In der 13. Nachtwache wird Frühlingsmorgen beschrieben, d.h. es werden nicht nur Nacht- sondern auch die Tageserlebnisse dargestellt.

[58] Bonaventura: Nachtwachen. Hrsg. Wolfgang Paulsen. Philipp Reclam jun. Stuttgart 2005 – Alle weiteren Zitatnachweise (im fortlaufenden Text durch Seitenangaben in Klammern) beziehen sich auf diese Ausgabe.

[59] Vgl. Sölle-Nipperdey. S. 16

[60] Vgl. Arendt. S. 499

[61] Ebenda

[62] Ebenda. S.500

[63] Vgl. Sölle-Nipperdey. S. 22

[64] Schulz, F. S. 125

[65] Brinkmann, Richard: Nachtwachen von Bonaventura. Kehrseite der Frühromantik? In: Die deutsche Romantik. Poetik, Formen und Motive. Hrsg. Hans Steffen. Vandenhoeck&Ruprecht Verlag, Götingen 1967

[66] Ebenda. S. 139

[67] Friedrich Schlegel schreibt in seinem Atheneum-Fragment 116, dass „die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide.“ Dazu: Friedrich Schlegel „Atheneums“- Fragmente und andere Schriften. S. 91

[68] Bis Friedrich Schlegel die Ironie romantisierte, wurde sie in einer Encyclopedie von 1765 als eine einfache Redefigur definiert, mit der man das Gegenteil des Gesagten vermittelt. Dazu: Ernst Behler: Frühromantik. S.248

[69] Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. S.172, 217

[70] Ebenda S. 263

[71] Ebenda S. 152

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Erscheinungsjahr
2011
ISBN (PDF)
9783955495466
ISBN (Paperback)
9783955490461
Dateigröße
374 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
2
Schlagworte
Romantik romantische Ironie Marionette schwarze Romantik
Produktsicherheit
BACHELOR + MASTER Publishing
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Titel: Das Marionettenmotiv in den "Nachtwachen" von Bonaventura
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