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Darstellendes Spiel im Unterricht: Das Musiktheater als ein Weg der ästhetischen Bildung

©2006 Studienarbeit 36 Seiten

Zusammenfassung

Das Musiktheater, als spezielle Form des Darstellenden Spiels, verfügt über einen großen Stellenwert in der ästhetischen Bildung von Kindern und Jugendlichen, da es alle wichtigen Komponenten der ästhetischen Bildung impliziert.
Die Schüler werden durch das Musiktheater im Speziellen auf mehreren Ebenen gefördert sowohl durch Emotionen, die durch die Musik automatisch hervorgerufen werden, als auch durch die unterschiedlichen persönlichkeitsbildenden Bereiche des Darstellenden Spiels. Erfahrungen, die sie in einem Musiktheaterprojekt machen, können sie auch auf ihr alltägliches Leben übertragen. Auf der Basis ästhetischer Aspekte des Schultheaters wird das Musiktheater als ein vielseitiges Aktionsfeld beleuchtet. Neben der Entstehung des Musiktheaters, wird in diesem Buch auch auf seine Bedeutung für den Unterricht sowie auf die unterschiedlichen Formen des Musiktheaters eingegangen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2. Die Ästhetik des Schultheaters

In den folgenden Punkten werden die Grundzüge der Ästhetik und der ästhetischen Bildung dargestellt. Ästhetische Erfahrungen sind die Grundlage des Darstellenden Spiels bzw. des Musiktheaters und bedürfen daher einer näheren Erläuterung.

2.1. Definition des Begriffs Ästhetik/ aisthesis

Ästhetik bedeutet in der Ableitung vom griechischen Wort aisthesis die Lehre von der Wahrnehmung und der Sinnlichkeit, d.h. sie beschäftigt sich zunächst mit den sinnlichen Wahrnehmungen und den durch sie möglichen Erkenntnissen. Durch die sinnliche Wahrnehmung findet der Mensch sich in der Welt zurecht.

Es folgt ein Exkurs über die Bedeutung der Sinne im Zusammenhang mit Ästhetik:

Die Ästhetik, sieht man sie nun als Fähigkeit der Wahrnehmung, bezieht sich auf die Wirkung der fünf Sinne (Liebau,2005, S.69). Merleau- Ponty spricht hierbei von den klassischen fünf Sinnen. Im Fall der Sinne unterscheidet man hierbei zwischen Nahsinnen und Fernsinnen. Als Fernsinne bezeichnet man Sehen, Riechen und Hören, als Nahsinne: Tasten und Schmecken.

Eine erste Unterscheidung der 5 Sinne findet man bei Demokrit (460-370 v. Chr.) (Liebau, 2005,S. 69f). Ästhetik regt also unsere Sinne an und ruft Gefühle und Empfindungen hervor (Peez, 2001; Welsch, 1995).

Wahrnehmung kann nicht ohne Sinnesorgane erfolgen, darüber eröffnete Merleau- Ponty eine philosophische Diskussion. Er ist der Meinung, er brauche nur etwas zu sehen, um zu wissen, wie er es erreichen kann, selbst wenn er nicht weiß, wie das im Nervensystem vor sich geht (Stoller, 1995).

Aisthesis und Ästhetik unterscheiden sich – grob gesagt – insofern, als aisthesis (= griech. „Wahrnehmung“) den gesamten Bereich der Wahrnehmung

meint, während Ästhetik üblicherweise nur den Bereich der Kunst bzw. des Schönen betrifft. Der ursprüngliche Wortsinn der aisthesis bezeichnet allerdings auch die Art und Weise, wie wir Dinge wahrnehmen, empfinden und fühlen.

Ab dem 18. Jh. wurde die Ästhetik allerdings zu einem eigenen philosophischen Zweig. Sie wurde nun maßgeblich zur Philosophie der Kunst, daher würden im engeren Sinne nur Kunstwerke als ästhetisch gelten. Das würde jedoch wiederum nicht dem antiken Verständnis der aisthesis entsprechen (Peez, 2001). Ästhetik umfasst aber mehr als nur Schönheit und Künste. Sie lehnt sich also im weiteren Sinne an die griechische Bedeutung von aisthesis an (Welsch, 1995).

Wenn also etwas von uns als schön empfunden wird, muss es zunächst einmal unsere Aufmerksamkeit erregen. Dies geschieht durch automatisierte Wahrnehmungsprozesse, derer wir uns im Alltag nicht mehr bewusst sind.

Ästhetik ist aber nicht nur die Philosophie des Schönen, da man auch Begriffe wie: erhaben – interessant – phantasievoll – komisch oder auch grauenhaft – schrecklich u.ä. in ästhetischen Urteilen benutzt. Kunst ist nie nur schön, sogar moderne Künstler lehnen Schönheit als Bewertungskriterium völlig ab.

Ästhetik ist auch nicht nur die Philosophie der Kunst, denn auch die Natur kann von uns als schön erfahren werden, ebenso wie Gebrauchsgegenstände oder z.B. Städte und Geschenke schön sein können.

Aisthesis und Ästhetik sind nur sehr schlecht getrennt voneinander zu behandeln, da in der ästhetischen Auffassung immer Elemente der aisthesis vorhanden sind, wie nach Merleau- Ponty:

Die Thematisierung der Wahrnehmung wird so zu einem Programm zeitgenössischer Philosophie, dass sowohl auf eine Transformation der Philosophie als auch der lebensweltlichen Realität abzielt.“ (Stoller, 1995, S. 12)

2.2. Grundzüge ästhetischer Bildung

Im traditionellen Denken sind Bildungsprozesse überwiegend auf den schulischen Rahmen festgelegt.

Unter ästhetischer Bildung (Syn. ästhetische Erziehung, ästhetisches Lernen) hingegen versteht man die Schulung aller Sinne. Diese Schulung kann man nicht nur ausschließlich an Kunst, sondern an allen sinnlich wahrnehmbaren Phänomenen erfahren. Man geht davon aus, dass ästhetische Bildungs­prozesse schon nach der Geburt beginnen (Schäfer, 1999).

Die ästhetische Bildung soll, durch die Ausbildung der Sinne, zu einer Schärfung der Wahrnehmung führen und daraus resultiert, dass es möglich wird, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Somit wird wiederum das Denken angeregt. Wir beginnen über Dinge nachzudenken, die uns in dieser Form vorher nicht bekannt waren.

Der römische Philosoph Plotin (205-270 n.Chr.) vergleicht in folgender Metapher die Bildung mit der Bildhauerei:

"Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an; und wenn du siehst, dass du doch nicht schön bist, so tue wie der Bildhauer, der von einer Büste, die schön werden soll, hier etwas fortmeißelt, hier etwas ebnet, dies glättet, das klärt, bis er das schöne Antlitz an der Büste vollbracht hat: so meißle auch du fort, was unnütz und richte was krumm ist, das Dunkle säubere und mach es hell und lass nicht ab, an deinem Bilde zu handwerken, bis dir hervortritt der göttliche Glanz der Tugend." (Plotin, Enneade I 6,9)

Ästhetische Bildung zielt also auf die Bildung der aisthesis, d.h. auf die Bildung der sinnliche Wahrnehmung ab. Vor allem im Zeitalter der Medien ist es durch eine gewisse Verkümmerung der Wahrnehmungsfähigkeit notwendig, die Sinne wieder gezielt zu schulen. Die ästhetische Bildung beinhaltet, wie man bei Plotin feststellen kann, nicht nur die Bildung der Sinne, sondern vor allem auch die Selbstbildung des Menschen und somit auch die Bildung seiner Persönlichkeit (Peez, 2001).

Ästhetische Erfahrungen stellen den Kern der ästhetischen Bildung dar, sodass ästhetische Bildung ohne ästhetische Erfahrungen nicht möglich ist.

Der Begriff der ästhetischen Erfahrung ist nicht leicht zu definieren. Es liegt bisher keine in sich geschlossene Theorie ästhetischer Erfahrungen vor (Duncker, 1999).

Durch ästhetische Erfahrungen soll es möglich gemacht werden, eine Sinnlichkeit zu entfalten, die es möglich macht, andere Personen oder Situationen besser wahrzunehmen und zu verstehen. Eine ästhetische Erfahrung ist eine tiefe Empfindung, durch die man kurzfristig Probleme oder auch sogar die Umwelt vergisst. Man kann ästhetische Erfahrungen sowohl rezeptiv als auch produktiv machen, d.h. sowohl in der Wahrnehmung ästhetischer Objekte und Phänomene als auch im eigenen Gestalten, sei es bildnerisch, musikalisch, dichterisch oder darstellerisch. Sie treten häufig sogar in alltäglichen Situationen auf, „ die das aufmerksame Auge und Ohr des Menschen auf sich lenken, sein Interesse wecken und, während er schaut und hört, sein Gefallen hervorrufen “ (Dewey, 1980, S.11). Ästhetische Erfahrungen können zu jeder Zeit, plötzlich, ohne Vorwarnung und nicht handlungsorientiert eintreten.

Dewey erläutert die ästhetische Erfahrung am Beispiel eines Steins, der bergab rollt und dabei seine Erfahrungen macht:

Der Stein beginnt irgendwo seinen Lauf und bewegt sich, so beständig, wie es die Umstände erlauben, auf einen Ort und einen Zustand hin, an dem und in dem er Ruhe finden wird – er bewegt sich auf ein Ende zu. Lassen sie uns diesen äußerlichen Tatsachen in der Phantasie den Gedanken hinzufügen, dass der Stein sehnsüchtig das endgültige Ergebnis erwartet; dass er sich für das interessiert, was ihm auf seinem Weg begegnet – für Umstände, die seinen Lauf beschleunigen oder hemmen, je nach ihrem Einfluss auf das Ziel; das er ihnen gegenüber gemäß, der hemmenden und helfenden Funktion, die er ihnen zuschreibt, empfindet und handelt und dass schließlich das ‚zur Ruhe kommen’ als der Höhepunkt einer fortschreitenden Bewegung mit allem Voran­gegangenen verbunden ist. Dann durchliefe der Stein eine Erfahrung und zwar eine Erfahrung von ästhetischem Charakter.“ (Dewey, 1980. S.52)

Einfacher kann man ästhetische Erfahrungen mit dem „Flow-Erlebnis“ nach Csikszentmihalyi (Csikzentmihalyi, 2005) vergleichen. Bei einem Flow-Erlebnis ist der Handelnde vollständig in die Handlung vertieft, dies führt zu einem Verlust des Zeitgefühls und zur Selbstvergessenheit während der Handlung.

Am Beispiel lässt sich ein Flow-Erlebnis am geeignetsten am Spiel eines Kindes erklären. Beobachtet man ein Kind, bemerkt man häufig ein Flow- Erlebnis: Das Kind ist vollkommen in sein Spiel vertieft und bemerkt den Beobachter überhaupt nicht.

Kinder durchleben ästhetische Erfahrungen in unterschiedlichsten Zusammen­hängen.

Ästhetische Erfahrungen sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass Kinder ihre Welt erkennen und verstehen lernen. Sie müssen objektive Bewertungs­kriterien kennen lernen und ihr Urteilsvermögen muss geschult werden. Optische und akustische Reize erschweren diesen Prozess. Daher stellt ästhetische Erziehung in unserem Medienzeitalter eine große Herausforderung dar, da die optischen und akustischen Reize eine Sinnesüberflutung darstellen. Die Schule hat daher den Auftrag, diese Sinnesüberflutung zu kompensieren.

2.3. Ästhetische Aspekte des Schultheaters

Bisher gibt es kaum Untersuchungen, inwieweit die sinnliche Wahr­nehmungsbildung durch theatrale Prozesse beeinflusst wird (Liebau, 2005).Lee Strasberg (1901-1982) formuliert das Problem folgendermaßen:

"Das Geheimnis ist, sich an sinnliche Wahrnehmung zu erinnern, also zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu berühren, zu schmecken, zu riechen und kinetisch zu empfinden, das heißt, Erlebnisse im Körper zu empfinden." (Liebau, 2005, S.77)

Durch die ästhetische Bildung im Bereich der Schule, soll eine Verbesserung der ‚Schlüsselqualifikationen’ (Liebau, 2005, S.229) bewirkt werden. In diesem Fall empfiehlt es sich einen Exkurs in die anthropologischen Grundlagen der Bildungsprozesse zu machen. In diesem Zusammenhang sind fünf Begriffe zu nennen (Liebau, 2005, S.230ff):

1) Leiblichkeit

Die Leiblichkeit ist die Grundlage pädagogischen Handelns. Alle leiblichen Zustände, wie z.B. Schlaf, Rausch, Traum und Krankheit sind immer mit körperlicher Bewegung und mit der Wahrnehmung verbunden. Leiblichkeit bedeutet also die Einheit von Körper, Seele und Geist. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang drei unter­schiedliche Formen des Leibes: den Werkzeugleib (zum Arbeiten), den Sinnenleib (zum Wahrnehmen) und den Erscheinungsleib (zum Darstellen). Auch im Schultheater spielt die Leiblichkeit eine große Rolle, ebenso wie das regelmäßige Üben selbst einfacher Tätigkeiten. Das Üben eines differenzierten Gebrauchs der Sinne fördert auch eine differenzierte Wahrnehmung mit den Sinnen.

Den menschliche Umgang mit der eigenen und fremden Leiblichkeit kann man u.a., als eine der größten pädagogischen Herausforderungen sehen. Soziale Umgangsformen sollen daher durch die Ausbildung und Förderung der verschiedenen Leiblichkeiten im Schultheater verbessert werden.

2) Sozialität

Im Schultheater erfahren die Kinder Sozialität, da sie aus unter­schiedlichen gesellschaftlichen Schichten kommen. Sie benötigen pädagogische Hilfe, um bestimmte Sozialformen zu erlernen. Theater­spielen funktioniert nicht ohne das Zusammenspiel der Darsteller. Es werden bestimmte Regeln erstellt, denen die Akteure folgen müssen.

3) Historizität

Die Historizität nimmt im Bereich der Schule folgende Funktion ein:

Alle pädagogischen und kulturellen Handlungen sollten unter Berück­sichtigung geschichtlicher Rückblicke vollzogen werden. Nur so können Erfahrungen und Erkenntnisse von älteren auf jüngere Generationen weitergegeben werden. Tradition und Innovation sollten im Gleichgewicht stehen. Diese Regeln gelten auch für das Schultheater, auch hier spielt das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Generationenverhältnis eine besondere Rolle, z.B. werden antike Stücke immer wieder aufgegriffen und neu inszeniert.

4) Subjektivität

Im Schultheater spielt die Entfaltung der Subjektivität eine besonders große Rolle. Jeder Mensch ist in seiner Entwicklung und in seinem Denken und Handeln einmalig, ebenso wie in seiner Wahrnehmung. Durch die Erziehung soll den jungen Menschen nun eine Basis für ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben geschaffen werden, um diese Subjektivität beizubehalten und sie zu eigenständigen Persönlichkeiten zu erziehen. Daher verarbeitet jeder Mensch Erfahrungen und Erziehung immer im Bezug auf seine Persönlichkeit, also immer subjektiv.

5) Kulturalität

Die Bühne bietet einen Raum, jegliche reale oder irreale Gefühls­äußerungen und Lebenssituationen ungehindert auszuprobieren. Diese Situationen können im realen Leben übernommen, abgeändert oder auch abgelehnt werden. In diesem Zusammenhang ist es möglich, ästhetische Erfahrungen zu machen, die dem Menschen aufgrund seiner Kultur, sonst verborgen blieben.

Das Theater bietet somit die Möglichkeit, ästhetische Erfahrungen zu bearbeiten und zu verstehen. Ebenso die Wahrnehmung, die Interpretation und die Bewertung dieser Erfahrungen bilden eine Grundlage sozialen Handelns, die man sowohl im Theater, in der Schule oder allgemein im Umgang mit anderen Menschen beherrschen muss.

2.4. Musiktheater als vielseitiges ästhetisches Aktionsfeld

In den letzten Jahren wurde das Musiktheater mit Kinder und Jugendlichen zunehmend als große Chance für die ästhetische Erziehung entdeckt und erschlossen. Musiktheater, in all seinen Formen, wird als vielseitiges ästhetischen Aktionsfeld betrachtet. Durch die Arbeit an einem Musiktheater- Projekt wird der Bereich des sozialen Lernens positiv beeinflusst. Da jeder einzelne in seiner Funktion wichtig ist, werden Schlüsselqualifikationen gefördert und soziale Erfahrungen gemacht.

Musiktheaterarbeit in der Schule, sei es im Klassenunterricht oder in der Projektarbeit, ist in der ästhetischen Erziehung in vielerlei Hinsicht von Bedeutung. Man kann folgende Perspektiven unterscheiden (Schoenebeck, 1997):

1) Ganzheitliche Erfahrung von Musik und Theater

Um eine möglichst eindrückliche Vermittlung eines Stückes zu übermitteln, bedarf es eines zielgerichteten Arbeitens an sich selbst und an der Sache. Die ganze Person wird somit involviert.

2) Umgang mit ästhetischen Zeichensystemen

Die Arbeit an einem Musiktheater vermittelt den Spielern die Fähigkeit,

spezifische Ausdrucksmittel von Musik, Drama, Tanz, Show und den

Bilderwelten von Bühne und Kostüm kennen zu lernen und bewusst

einzusetzen.

3) Aktiver Gegenpart zu medial vermittelten Erfahrungen

Im Musiktheater werden alle Sinne sensibilisiert. Erfahrungen können

wieder am eigenen Leib erfahren werden und nicht aus zweiter Hand,

z.B. durch die Medien. Durch Musiktheater kann daher eine Wieder­belebung der Sinne erreicht werden. Die Erlebnis- und Ausdrucks­fähigkeit des Körpers kann wieder aktiviert werden.

4) Selbsterfahrung und Selbstgenuss

Die Aufführung eines Musiktheaterstückes ruft bei Kindern und Jugend-

lichen sowohl Selbstgenuss im Theaterspielen und Musikmachen hervor,

als auch Selbsterfahrung mit Musik und Theater durch die entstandenen

körperlich- sinnlichen Erfahrungen. Durch diese Faktoren entsteht die

Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit ästhetischen Phänomenen und

somit auch die Identifikation mit dem erarbeiteten Stück, was sich

wiederum positiv auf die Beurteilung dieses Stückes auswirkt.

5) Erkenntnis über die Funktion des Fiktionalen

Durch die Auseinandersetzung mit der imaginären Ebene im Musikthea-

ter wird es den Schülern ermöglicht sich eigene Emotionen und Vorstel-

lungen wieder ins Bewusstsein zu rufen. Ebenfalls wird die Möglichkeit

eröffnet, anhand imaginärer Situationen, Probleme des Alltags besser zu

bewältigen.

6) Kommunikationsfähigkeit

Ästhetische Erfahrung ist in der Musiktheaterarbeit in besonderem Maße auch soziale Erfahrung: interaktional, intersubjektiv, reflektierbar und vermittelbar. “ (Kaiser zit. nach Schoenebeck, 1997, S.8)

Durch Interaktion zwischen den Schülern werden somit Maßstäbe der

Beurteilung und daher ästhetische Kompetenzen entwickelt.

7) Ästhetische Kompetenz im Bereich des Populären

Durch die Beschäftigung mit dem Genre Musiktheater wird das Urteilsvermögen und die kritische Auseinandersetzung in diesem Bereich geschult. Schüler erwerben Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der populären Kultur, die durch reine Rezeption nicht erworben werden können.

Das Musiktheater bietet umfangreiche Möglichkeiten zum Mitmachen, um vielen Schülern ähnliche Erfahrungen zu vermitteln.

Wolfgang Roschers Konzept der polyästhetischen Erziehung zielt auf eine Multimedialität der Sinne hin. Sie basiert auf dem Zusammenwirken von Musik, Literatur und Kunst. Er beschreibt, dass ein ästhetisches Erleben nur durch Forderung und Förderung des Intellekts und der Sinne des Menschen, anhand von dazu geeignetem Material erfolgt (Schoenebeck, 1997).

Roscher formuliert in diesem Zusammenhang fünf Ziel- und Wertvorstellungen:

1. die mediale Integration (gesamtkünstlerische Aufgabenstellung)

2. die anthropologische Integration (wertungskritische Fragestellung)

3. die historische Integration ( zeitgeschichtliche Problematisierung)

4. die geographische Integration (kulturvergleichende Fragestellung)

5. die soziale Integration (gesellschaftliche Aufgabenstellung)

(Roscher zit. nach Büchter-Römer, 1996, S.228)

Der Komponist Gerhard Schedl bemerkt zum Thema Ästhetik des Musiktheaters: „ Die Oper und auch das Musiktheater ist und war zu allen Zeiten ein Genre der Sinne, des Lustgewinns, also kurz ein Theater der großen Gefühle. “ (Schedl, 2004, S.152)

Die ästhetische Herausforderung eines zeitgenössischen Musiktheaters ist seiner Meinung nach immer an Beobachtungen und die Bedürfnisse der Gesellschaft geknüpft. Diesen Grundsatz hat er auch in seinem eigenen Werk ‚Riese, Zwerge, Menschenfresser’ durchgehend berücksichtigt.

[...]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Erstausgabe
Jahr
2006
ISBN (PDF)
9783958205468
ISBN (Paperback)
9783958200463
Dateigröße
9.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Note
1
Schlagworte
Fächerübergreifender Unterricht Schlüsselqualifikation Schultheater Sinnesschulung Projektunterricht

Autor

Simone Wehmeyer, M.A., wurde 1979 in Frankfurt am Main geboren. Nach einer Gesangsausbildung an Dr. Hoch’s Konservatorium folgte ein Studium der Musikpädagogik bei Prof. Dr. Hans Günther Bastian sowie der Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main. Ihr Studium schloss die Autorin 2007 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium ab. Das künstlerische Examen im Hauptfach Gesang absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Seit 2007 leitet Simone Wehmeyer die Musikschule KlangArt sowie das Musikschule KlangArt - Fort- und Weiterbildungsinstitut und unterrichtet in den Fächern Gesang, Musiktheater, Chor, Tonsatz und Gehörbildung. Die Autorin ist neben ihrer musikpädagogischen Lehrtätigkeit auch selbst als Solistin wie auch als Mitglied und künstlerische Leitung diverser Ensembles im klassischen Bereich und im Bereich der Popularmusik tätig.
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